Im November 2022 sind Cimon, Guldtop und Oneng aus unserem Rettungszentrum auf die Salat Islands umgezogen. Sind die drei Orang-Utans gut angekommen?
Ende letzten Jahres haben wir einen fantastischen Meilenstein unserer Arbeit gefeiert: Wir konnten den 500. Orang-Utan auswildern. Nur wenige Tage davor durften drei unserer Schützlinge auf die Vorauswilderungsinseln umziehen – ein fast genauso bedeutsamer Tag. Denn auf den Salat Islands, einer Fläche von rund 2.000 Hektar, befindet sich unsere Walduniversität und unser Seniorenheim, ein weltweit einmaliger Ort.
Obwohl die Fahrt auf die Salat Inseln recht kurz ist – nur eineinhalb Stunden mit dem Auto und eine weitere per Boot – startete das BOS-Team am 12. November 2022 bei Sonnenaufgang und wie immer mit einem Nasenabstrich für den COVID-Test in unserem Rettungszentrum Nyaru Menteng. Die drei Orang-Utans sitzen in Transportboxen, die nun sicher auf der Ladefläche des BOS-Pick-Ups verstaut werden.
Orang-Utan Cimon kehrt auf die Salat Islands zurück
Für Cimon markiert der Umzug bereits den zweiten Anlauf: Er hat schon einmal auf den Salat Inseln gelebt, zeigte damals jedoch nicht die nötigen Fähigkeiten, die er braucht, um allein in der Inselwildnis zurecht zu kommen. Als Cimon dramatisch an Gewicht verloren hatte und im Kampf mit einem anderen Orang-Utan-Männchen unterlag, trafen unsere Tierärzte die Entscheidung, ihn erst einmal zurückzuholen ins Rettungszentrum.
Dieses Mal scheint nun alles anders. Cimon strotz wieder vor Gesundheit, bringt ein gutes Gewicht mit – und er ist vorbereitet. Als unser Team auf der Plattform von Badak Besar, der Hauptinsel der Salat Islands, die Tür der Transportbox öffnet, schwingt sich Cimon lässig und entspannt auf den nächstgelegenen Baum.
Betreutes Wohnen für Oneg auf Badak Kecil Island
Auch Oneg, die seit dem Jahr 2008 unseren Waldkindergarten und die Waldschule besucht hat, ist schon einmal auf eine Vorauswilderungsinsel umgezogen. Leider konnte sie sich weder auf Palas Island noch auf Kaja Island allein behaupten, so dass wir sie für weitere Lektionen im Orang-Utan-Survivaltraining zurück in unser Rettungszentrum holten.
Diesmal haben wir für sie als neue Heimat die besonders geschützte Insel Badak Kecil ausgesucht. Badak Kecil ist das Ergebnis langjähriger Arbeit der BOS Foundation, auf das wir sehr stolz sind: Es ist die weltweit erste Schutzinsel für nicht auswilderbare Orang-Utans. Auf 104 Hektar Fläche finden unsere Sorgenkinder, die zu traumatisiert, körperlich eingeschränkt oder zu alt sind für eine Auswilderung sind, einen nahezu wilden Lebensraum in natürlicher Regenwaldvegetation. Gleichzeitig haben unsere Ranger auf Badak Kecil weiterhin ein Auge auf sie und versorgen sie weiterhin regelmäßig mit Futter.
Ob Oneg nun auf dieser Insel bleibt oder sich doch als fit genug für die Auswilderung beweisen kann, bleibt abzuwarten. Ihr Umzug auf die Insel verläuft jedenfalls wie im Bilderbuch – bis auf den frechen kleinen Makaken, der ihr etwas Futter unter der Nase wegschnappt. Gutes Selbstbehauptungstraining also für unsere Orang-Utan-Dame.
Guldtop wird auf der Insel bereits erwartet
Ziemlich aufregend wird es dann beim dritten Stopp unseres Teams an diesem Tag. Als das Boot den Anlegesteg erreicht, wird es dort bereits von einem männlichen Orang-Utan erwartet, der in einem Baum am Strand sitzt: Happy. Der 14-Jährige ist im Juni 2022 auf die Vorauswilderungsinsel umgezogen und scheint nun eine extra Futterlieferung zu erwarten.
Keine guten Voraussetzungen für Guldtop, um auf der Insel anzukommen, denn die Begegnung mit einem anderen Orang-Utan birgt immer ein gewisses Konfliktpotenzial. Eine andere Plattform als Ausweichmöglichkeit gibt es allerdings nicht. Also muss sich unser Team schnell etwas überlegen.
Mit einer Ananas, einem echten Leckerbissen für den Orang-Utan, lockt einer der Ranger Happy weg, während der Rest des Teams zügig die Transportbox vom Boot entlädt.
Happy ist allerdings schneller. Statt die Ananas in Ruhe zu futtern, kehrt er mit dem Obst in der Hand schnell an den Ort des Geschehens zurück. Offensichtlich will er nicht verpassen, was da aus der Box zum Vorschein kommt, und lässt sich auch nicht weiter von unserem Team ablenken.
So bleibt uns nichts anderes übrig als Guldtop unter den aufmerksamen Augen von Happy freizulassen. Und kaum verlässt sie die Box, stürzt Happy sich auf sie…
Wir halten die Luft an. Haben wir die Situation unterschätzt?
“Lari, Guldtop!” (auf Deutsch: “Lauf, Guldtop!”) ruft der Kollege an der Box und die Orang-Utan-Dame klettert tatsächlich in Windeseile auf den nächsten Baum. Happy hinterher. Und schon legt er einen Arm um Guldtop. In diesem Moment wird uns alles klar.
Guldtop ist ein Weibchen – und Happy offensichtlich schockverliebt.
Sein Verhalten ist nicht etwa aggressiv, sondern sehr interessiert. Das merkt auch Guldtop, die sich nun wieder vom Baum herunter und auf die Plattform hangelt, wo ein paar Leckerbissen auf sie warten.
Happy weicht ihr die ganze Zeit nicht von der Seite und statt sich selbst etwas Obst zu schnappen, bleibt sein Arm die ganze Zeit auf Guldtops Schulter liegen. Guldtop scheint es zu gefallen: Sie zeigt keinerlei Anzeichen von Stress, ganz im Gegenteil.
Als unser Boot von der Insel ablegt, schickt Happy uns einen Blick hinterher, der zu sagen scheint: „Das ist jetzt meine Freundin, damit da ja kein Missverständnis aufkommt.”
Wie sich Cimon, Oneng und Guldtop wohl seitdem eingelebt haben? Wir sind schon gespannt auf den nächsten Bericht unserer Ranger von den Vorauswilderungsinseln!
Damit wir unsere Arbeit langfristig finanzieren können, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen. Jede Spendehilft – den Orang-Utans und dem Regenwald!
Der Kehje Sewen Wald ist jedesmal wie eine Wundertüte, wenn unsere Ranger auf Patrouille gehen. Welchen Orang-Utans werden sie wohl heute begegnen? Werden sie überhaupt Orang-Utans begegnen? Wie ausführlich werden sie diese beobachten können? Und vor allem: Welche Neuigkeiten und Erkenntnisse werden die Ranger mitbringen, die am Abend in der Teamrunde besprochen werden können?
An jenem Tag bestand das Team aus Yusuf und Fathur, die nach dem Frühstück zu einer Routinepatrouille aufbrachen. Den ganzen Vormittag streiften sie bei besten Wetterverhältnissen durch den Kehje Sewen Wald und bekamen trotzdem keinen einzigen Orang-Utan zu Gesicht. Um die Mittagszeit machten sie eine kurze Pause und beratschlagten sich.
Zwei erwachsene Orang-Utans zusammen – das ist bemerkenswert.
Kaum waren sie wieder aufgebrochen, entdeckten sie zwei Orang-Utans, die sich dicht beieinander in der Krone eines Baumes aufhielten. Zwei erwachsene Orang-Utans zusammen – das ist auf jeden Fall bemerkenswert!
Schnell konnten Yusuf und Fathur einen der beiden als Long identifizieren. Long ist ein Orang-Utan-Weibchen, das wir 2015 in Kehje Sewen ausgewildert haben. Bei dem zweiten Orang-Utan handelte es sich um ein unbekanntes Männchen.
Unser Team beobachtete die beiden eine ganze Weile: Die Orang-Utans knabberten Rinde von einem Brotfruchtbaum (Artocarpus), aßen Lianen und Rattan. Später fanden sie auf einem anderen Baum Früchte, die sie genüsslich verspeisten.
Erst gemeinsames Essen, dann kuscheln
Long und ihr Begleiter aßen jedoch nicht nur zusammen, sie legten sich anschließend auch hin und ruhten sich aus. Dabei fühlten sie sich ganz offensichtlich sehr wohl miteinander, suchten die Nähe des anderen und berührten sich immer wieder gegenseitig.
Mit dem Geturtel war es jedoch schlagartig vorbei als die beiden Orang-Utans unsere Ranger entdeckten.
Mit lauten Kussgeräuschen (kiss-squeaks) zeigten sie sehr deutlich ihren Unmut über die Anwesenheit von Menschen. Was natürlich ein absolut artgerechtes Verhalten ist. Und ganz ehrlich: Wer will schon gerne beobachtet oder gar unterbrochen werden, wenn ein Date so vielversprechend läuft?
Unsere Ranger ließen die beiden daher alleine und begaben sich zurück ins Camp.
Zum Internationalen Frauentag möchten wir eine inspirierende Mitstreiterin aus dem BOS-Team in Indonesien vorstellen: Nur Syamsiah.
Seit 2016 arbeitet Nur als Community Development Coordinator, also als Koordinatorin für die Gemeindeentwicklung, für die BOS-Waldschutzfirma RHOI in Ost-Kalimantan. Nur hat bei ihren täglichen Aufgaben zwar nicht direkt mit Orang-Utans zu tun, ihre Arbeit wirkt sich jedoch unmittelbar auf den Schutz dieser Spezies aus. Denn Orang-Utan-Schutz kann nur gelingen, wenn wir die Menschen einbeziehen, die traditionell „Tür an Tür” mit ihnen leben und ihnen regelmäßig auf ihren Feldern und in ihren Gärten begegnen, woraus potenziell Konflikte entstehen können. Nur ein Mensch, der sich nicht um seine eigene Lebensgrundlage sorgen muss, wird sich auch für den Arten- und Umweltschutz interessieren.
Orang-Utan-Schutz bedeutet auch: die benachbarten Communities einbeziehen
„Meine Arbeit gibt mir das Gefühl, wirklich etwas für den Orang-Utan-Schutz bewirken zu können”, sagt Nur. „Meine Aufgabe mag klein sein, aber eines weiß ich: Nicht jeder Mensch hat die Chance, diese Erfahrungen zu machen.”
Wir finden: Klein ist Nurs Rolle in der BOS-Waldschutzfirma RHOI nun wirklich nicht. Jede Woche besucht sie die von RHOI unterstützten Dörfer im Bezirk Muara Wahau. Dort leben Angehörige des Wehea-Dayak-Stammes, welche zu den Ureinwohnern Borneos gehören.
Zu ihrer Arbeit gehört es, die Gemeinden auch bei der Bildungsarbeit zu unterstützen: Dabei geht es sowohl um die Kultur und Traditionen der Wehea-Dayak, um Gesundheitsaspekte als auch darum, alternative Einkommensmöglichkeiten für die Menschen zu erschließen.
Eine starke Frau: Auch Nur ist an ihren Aufgaben gewachsen
„Ich bin keine ausgebildete Lehrerin”, erzählt Nur. „Ich musste in diesem Bereich sehr viel dazulernen – und zwar schnell!” So gehört es zum Beispiel zu ihren Aufgaben, Unterrichtsstunden in den Dörfern im Bereich der Umweltbildung abzuhalten. „Ich musste auch lernen, wie ich mit Schülern umgehe, die mir nicht zuhören oder sich daneben benehmen”, erinnert sie sich schmunzelnd.
Anfangs hatte Nur ziemlichen Respekt vor dieser Aufgabe und war sich sogar unsicher, ob sie ihr gewachsen sein würde. Unterstützung bekam sie von ihren Kolleginnen und Kollegen, die ihr mit Erfahrung und konkreten Tipps zur Seite standen. So entschied sich Nur, ins kalte Wasser zu springen und die Chance, die die Arbeit bei RHOI für sie bedeutet, zu ergreifen.
„Die Arbeit mit den Gemeinden kann ziemlich herausfordernd sein”, sagt sie heute, sieben Jahre später. Das liegt unter anderem daran, dass all die Menschen, mit denen Nur in der Bildungsarbeit umgeht, darunter viele Erwachsene, ihre eigenen Erfahrungen mitbringen und ganz individuelle Persönlichkeiten sind.
„Inzwischen habe ich verstanden, dass diese Arbeit einfach Zeit braucht.” – Nur Syamsiah
Wir sind stolz darauf, Nur Syamsiah in unserem Team zu haben, die unermüdlich auf das immer nächste Etappenziel hinarbeitet und stets das große Ganze im Blick behält: Die lokalen Communities dabei zu unterstützen, eine Lebensgrundlage und ein Einkommen zu entwickeln, welche nicht den Lebensraum der Orang-Utans beeinträchtigt. Und damit die letzten Orang-Utans auf Borneo vor dem Aussterben zu bewahren.
„Sei enthusiastisch und höre nicht auf, für den Orang-Utan-Schutz zu kämpfen”, lautet Nurs Motto. „Denn gute und wahrhaftige Absichten werden immer positive Resultate bewirken!”
In der täglichen TV-Quatsch-Flut wird gerne übersehen, dass es doch noch wirklich gute und wichtige Investigationssendungen gibt. In diesem Falle brachten die Recherchen innerhalb der ARD-Sendung schwer nachvollziehbare Handlungen des TÜV Rheinlands zutage. Da wurden dem Papier/Palmölkonzern APP vom TÜV entsprechende Zertifikate verpasst, obwohl lokale NGOs schon lange über Landraub und Menschenrechtsverletzungen, bis hin zu Morden an Kritikern, berichten. Ein starkes Stück, sind wir doch über Jahrzehnte im Glauben aufgewachsen, dass der TÜV besonders genau hinschaut, und nicht zuletzt deswegen der TÜV ein internationaler Zertifizierer wurde. Made in Germany. Schnell wurde dies zu einem lukrativen Geschäftsmodell. Viel hilft viel, denn gerade der deutsche Verbraucher vertraut noch sehr dem TÜV, kennt er ihn ja noch von strengsten Untersuchungen in der Autowerkstatt inklusive Schweißperlen, ob die geliebte Familienkutsche es noch einmal schafft.
Wie oft wurde mit einer gewissen Überheblichkeit in Richtung Indonesien geschaut, von wegen „warum holzen die nur ihren eigenen Regenwald ab“, nun bekommen wir noch das deutscheste aller Siegel obendrauf. Dieser Hochmut war bei weit weniger als ein Prozent verbliebener „Wildnis“ in Deutschland schon immer schräg, nun zeigt sich aber sogar, dass wir mehr Teil des Problems sind als erwartet. Apropos: Auch deutsche Naturschutzorganisationen schmücken sich mit bunten TÜV-Siegeln, an dieser Stelle wünschte ich mir sehr gerne weitere Erklärungen.
Mittlerweile hat sich der TÜV Rheinland auch schon bei uns gemeldet und eine Gegendarstellung auf ihrer Website hinterlegt. Fairerweise verlinken wir auch diese.
Bei einer Patrouille im Kehje Sewen Wald begegnete eines unserer Post-Release Monitoring Teams dem halbwüchsigen Bungaran, der auf den ersten Blick ganz alleine unterwegs zu sein schien. Eine aufregende Entdeckung!
Auf den zweiten Blick stellte sich heraus, dass Mama Signe ganz in der Nähe war. Doch unser Team beobachtete mit Freude, wie sicher und selbständig sich der gut siebenjährige Bungaran durch den Wald bewegte.
Es ist für männliche Orang-Utan-Kinder völlig normal, sich schon in einem etwas jüngeren Alter von etwa sechs oder sieben Jahren Stück für Stück von ihren Müttern zu emanzipieren. In diesem Fall macht uns das ganz besonders glücklich: Die Ende 2016 gemeinsam mit dem damals einjährigen Bungaran ausgewilderte Signe hat inzwischen ihr zweites Baby zur Welt gebracht und beweist sich seitdem in zweifacher Hinsicht als kompetente Orang-Utan-Mutter. Sie sorgt gut für ihr Kleines und bringt ihrem Teenager-Sohn weiterhin all die Dinge bei, die er noch braucht, um schließlich alleine im Dschungel zurecht zu kommen.
Unser PRM-Team, bestehend aus Pel, Emen und Jeje sowie dem Tierarzt Dr. Made, konnte Bungaran eine ganze Weile beobachten.
Bungaran blieb zwar in der Nähe von Signe, sie interagierten jedoch nur wenig miteinander. Signe war vielmehr damit beschäftigt, sich um das Baby in ihren Armen zu kümmern und das schien für den großen Bruder Bungaran völlig in Ordnung zu sein.
Neugierig und geschickt bewegte sich der Teenie-Orang-Utan durch die Baumkronen und suchte dabei nach Futter. Mit großem Erfolg! Wie schnell er fündig wurde und wie viele verschiedene Pflanzen er futterte, war für unser Team ein weiterer Beweis dafür, wie viel ihm Mama Signe bereits beigebracht hat.
Bald wird Bungaran wohl ganz eigene Wege gehen. Bis dahin kann er sich noch das ein oder andere von seiner Mama abschauen. Und selbst ein Vorbild für sein kleines Geschwisterchen sein, das noch viel, viel lernen muss.
Danke, dass Sie unsere Arbeit für Tiere wie Signe und Bungaran unterstützen. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regenwald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.
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