Ein Waisen­haus für Orang-Utans

Ein Waisen­haus für Orang-Utans

Sie lieben und sie streiten, sie spielen und sie lernen: Die tieri­schen Stars der Doku­men­ta­tion „Ein Waisen­haus für Orang-Utans“ unter­scheiden sich in zahl­rei­chen Charakter-Eigen­schaften und Verhal­tens­weisen kaum von mensch­li­chen Heranwachsenden.

Hautnah erzählt die briti­sche Serie von 2014 so von der tägli­chen Freude und auch dem emotio­nalen Leid der rund 30 haarigen Bewohner dieses Zufluchts­ortes für verwaiste Orang-Utans.
Gezeigt werden die ersten beiden Folgen.

Folge 1: 11:35
Folge 2: 11:50

Aus dem Alltag unserer Tierärzte

Aus dem Alltag unserer Tierärzte

In der dritten Ausgabe des Podcasts #OUCast berichtet eine unserer Tier­ärz­tinnen aus Samboja Lestari von ihrer Arbeit mit den Orang-Utans. Wir erfahren, worauf sie bei ihren haarigen Pati­enten beson­ders achten muss und wie die COVID-Pandemie ihren Arbeits­alltag beinflusst.

Hier geht es zum dritten Inter­view aus der Reihe #OUCast.

Die erste Folge des #OUCasts, in der Dr. Jamartin Sihite, der CEO der BOS Foun­da­tion über die Heraus­for­de­rungen des Orang-Utan-Schutzes in Zeiten der Corona-Pandemie berichtet, ist hier zu hören. In Folge zwei erklärt der stell­ver­tre­tende CEO der BOS Foun­da­tion Dr. Anton Nurcahyo, welche Rolle die roten Menschen­affen für den Regen­wald und seine anderen Bewohner spielen

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Der schreck­liche Schreck vom Schlammloch

Der schreck­liche Schreck vom Schlammloch

Einmal als Baby­sitter für die BOS Foun­da­tion zu arbeiten – für viele ein echter Traumjob. Auch wenn dies an sechs Tagen die Woche harte Arbeit bedeutet. Dazu Schlamm, Schweiß, Insek­ten­at­ta­cken und nicht immer sanfte Orang-Utan-Kinder. Dennoch: Tag für Tag inmitten unser Wald­schüler zu sein, ist mehr als ein Geschenk. Und ein unter­halt­sames noch dazu. Heute erzählt uns Baby­sit­terin Dessi Sida­butar eine ihrer Lieblingsanekdoten.

„Buah yoooo! Beni, Valen, Noni, Lala! Buah yooooo “, schallte der Ruf der Baby­sit­te­rinnen durch die Wald­schule von Nyaru Menteng. Die Obst­mahl­zeit für Gruppe 5 war ange­richtet. In null Komma nichts purzelten die kleinen Orang-Utans herbei. Denn für einen leckeren Obst­snack wird auch das span­nendste Spiel unter­bro­chen. Suzanne, Lala, Kejora und Langit klet­terten schnell herunter von den hohen Bäumen, auf denen sie sich gerade noch vergnügt hatten. Aus einer anderen Rich­tung näherten sich Noni, Yutris, Valen­tino und Meryl. An diesem Tag hatten die Baby­sit­te­rinnen kleine Beutel, gefüllt mit Bananen, Melonen und Mais als Nach­mit­tags­im­biss mitgebracht.

Ein Imbiss lockt Waldschulgruppe 5 von den Bäumen
Ein Imbiss lockt Wald­schul­gruppe 5 von den Bäumen

 Doch plötz­lich fing Noni an zu rennen. Hektisch blickte sie über ihre Schulter zurück. Sie schien total verängs­tigt. Die anderen Orang-Utans wurden neugierig und schauten sich bei den Büschen um, von denen Noni gekommen war. Es waren hohe, dichte Büsche und dahinter befand sich eine tiefe Pfütze, die die jüngeren Orang-Utans norma­ler­weise meiden. 

Ein kurzer Blick hinter die Blät­ter­hecke genügte – und auch Suzanne, Lala, Langit, Kejora, Yutris, Meryl und Valen­tino flitzten so schnell sie konnten. Nur weg von den Büschen. Trost konnte den aufge­brachten kleinen Orang-Utans nur ein ordent­li­ches Grup­pen­ku­scheln spenden. Angkasa und Taymur, die gerade erst bei der Gruppe einge­troffen waren, ließen sich von der Aufre­gung anste­cken und eilten eben­falls panisch auf ihre Baby­sitter zu. Doch was war da nur los?

Trostkuscheln der aufgebrachten Waldschüler
Trost­ku­scheln der aufge­brachten Waldschüler

Die Baby­sitter mussten der Sache auf den Grund gehen. Lauerte hinter den Büschen womög­lich eine ernst­hafte Gefahr? Beim Näher­kommen hörten sie ein leises Plät­schern hinter den Büschen. Vorsichtig schauten sie hinter das Buschwerk…und brachen in lautes Lachen aus. Denn in der Pfütze plantschte eine gar nicht schreck­liche Kreatur – sondern der Spaß­vogel Beni! Er genoss voll­kommen entspannt ein Bad im kühlen Wasser. Aber irgendwie hatte er es geschafft, all seinen Klas­sen­ka­me­raden einen gehö­rigen Schre­cken einzujagen. 

Beni aber war sich keiner Schuld bewusst, selbst die große Angst seiner Freunde bekam er nicht einmal mit. Und auch die lachenden Baby­sit­te­rinnen irri­tierten ihn kein Stück. Er tauchte einfach ein Stück tiefer ab in seinem Wasser­loch und planschte fröh­lich weiter.
Doch so ein Bad macht eben auch hungrig. Und so gesellte sich Beni schließ­lich doch noch zu seinen inzwi­schen wieder entspannten Kumpels, schnappte sich eine Portion Obst und tat, als wäre nichts passiert.
Beni, Du bist schon echt ’ne Marke.

Beni bei seiner Lieblingsbeschäftigung
Beni bei seiner Lieblingsbeschäftigung

 

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In die Falle getappt

In die Falle getappt

In Zusam­men­ar­beit mit der Univer­sity of British Columbia und der Bogor Agri­cul­tural Univer­sity hat die BOS Foun­da­tion Ende 2019 im Auswil­de­rungs­wald Bukit Batikap mit der ersten Phase zu einer neuen wissen­schaft­li­chen Studie über die Nutzung von Kame­ra­fallen begonnen. Jetzt liegen erste Ergeb­nisse vor.

Seit 2012 haben wir 183 Orang-Utans im Schutz­wald von Batikap ausge­wil­dert. Die neuen Wilden haben wir seither vor allem mithilfe der implan­tierten Funk­sender über­wacht und so eine Menge Daten zu ihren Verhal­tens­mus­tern gesam­melt. So konnten wir einschätzen, wie gut sich die reha­bi­li­tierten Menschen­affen an ihren neuen Lebens­raum ange­passt haben. Das Problem: Die Lebens­dauer der Batte­rien in den Sendern ist begrenzt – und inzwi­schen bei vielen Tieren abge­laufen. Also suchten wir nach anderen, neuen Möglich­keiten, unsere Schütz­linge besser im Auge behalten zu können und so auch lang­fristig mehr über ihr Leben im Regen­wald zu erfahren.

Jacqui und Ginting installieren Kamerafalle BAT020 in Batikap
Jacqui und Ginting instal­lieren Kame­ra­falle BAT020 in Batikap

Also haben wir uns mit der Univer­sity of British Columbia (UBC) in Kanada und der Bogor Agri­cul­tural Univer­sity (Institut Perta­nian Bogor — IPB) in Indo­ne­sien zusam­men­getan. In der gemein­samen Pilot­studie haben wir nun einige Kame­ra­fallen aufge­stellt, um einen ersten Test­lauf zu machen. Damit wollen wir heraus­finden, ob diese sich viel­leicht als kosten­güns­tiges, nicht-inva­sives Forschungs­in­stru­ment zur Unter­stüt­zung unserer Moni­to­ring­ar­beit nach den Auswil­de­rungen eignen.
Es ist das erste Mal, dass wir in unseren Auswil­de­rungs­wäl­dern Kame­ra­fallen instal­lieren. Und noch wissen wir nicht, ob sie wirk­lich für unsere Forschungs­zwecke ausrei­chen. Aber einige Vorteile zeigen sich schon jetzt: Dadurch, dass wir mit ihnen den poten­zi­ellen Kontakt zwischen Orang-Utans und Menschen redu­zieren, mindern wir auch gleich­zeitig das Risiko, Krank­heiten zu über­tragen und in die wilden Popu­la­tionen einzuschleppen. 

Die versteckte Kamera
Die versteckte Kamera

Die ersten Ergeb­nisse der Pilot­studie sehen viel­ver­spre­chend aus. Ende Februar brachte ein gemein­sames Team der BOS Foun­da­tion und der UBC insge­samt 30 Kame­ra­fallen im Wald von Bukit Batikap an. Diese sammeln nun Daten, die uns zeigen sollen, wie sich die Orang-Utans im Wald verteilt haben, wie hoch die aktu­elle Popu­la­ti­ons­dichte ist und wie groß die lang­fris­tige, indi­vi­du­elle Über­le­bens­rate ist. Es hängt viel davon ab, ob die Kameras genü­gend Daten aufzeichnen werden – und wie gut sich die Orang-Utans (und anderen Tiere) benehmen können. Denn insbe­son­dere ausge­wil­derte reha­bi­li­tierte Orang-Utans neigen zu großer Neugier und Erfin­dungs­reichtum, wenn sie etwas Neues entde­cken. Hoffen wir also, die Kameras halten dem Stand. 

Orang-Utan (Zakia)
Orang-Utan (Zakia)

Obwohl wir noch ganz am Anfang unserer Forschungs­ar­beit stehen, können wir doch schon einige Erfolge aufweisen. So konnten wir Aufnahmen von einigen Orang-Utans machen, darunter Mardi­anto (ausge­wil­dert im August 2015) und Zakia (ausge­wil­dert im April 2016). Aber auch eine Viel­zahl weiterer Tier­arten gingen uns in die Kame­ra­falle, darunter Malai­en­bären, Nebel­parder, Leopard­katzen, Marmor­katzen, Makaken, Weiß­stirn­lan­guren, Bart­schweine, Munt­jaks, Pango­line und viele mehr. Es ist für uns etwas ganz Beson­deres, die vielen im Verbor­genen lebenden und extrem scheuen Wild­tier­arten zu sehen, die alle in unserem Orang-Utan-Schutz­wald Bukit Batikap leben. Ein Jahr lang werden wir nun regel­mäßig die Kameras über­prüfen, die Daten abrufen und SD-Karten und Batte­rien wechseln. 

Nebelparder
Nebelparder
Buntmarder
Buntmarder
Malaienbär
Malaienbär
Muntjak
Muntjak
Bartschweine
Bartschweine

Auch im Corona-Lock­down geht die Arbeit unserer Beob­ach­tungs­teams – unter strengen Hygie­ne­maß­nahmen – im Wald von Batikap weiter. Doch jetzt werden sie von den 30 Kame­ra­fallen unter­stützt, die im gesamten Gebiet neue Daten für uns sammeln.
Wir danken Jacqui Sunder­land-Groves (UBC), Melki Deus Purba, Mhd Andri Lesmana Ginting und dem Moni­to­ring­team in Batikap sowie dem Biologen Eko Prasetyo (Tyo) und Gloria Mang­ga­la­gita (BOSF) für ihre Unter­stüt­zung bei der Durch­füh­rung dieser wich­tigen Studie!

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Keine neuen Wilden

Keine neuen Wilden

Eigent­lich hätten unsere Kollegen in Samboja Lestari und Nyaru Menteng gerade alle Hände voll zu tun. Denn viele Orang-Utans in unseren Schutz­zen­tren haben ihre Reha­bi­li­ta­tion erfolg­reich abge­schlossen und sind mehr als bereit, ihr neues Leben im geschützten Regen­wald zu beginnen. Doch daraus wird jetzt nichts. 

Denn die welt­weite Corona-Pandemie hat all unsere Pläne zunichte gemacht. Schon Anfang des Jahres gab das indo­ne­si­sche Umwelt­mi­nis­te­rium die Order aus, vorerst keine Auswil­de­rungen mehr durch­zu­führen, um eine mögliche Ausbrei­tung des gefähr­li­chen Virus in wilde Popu­la­tionen zu verhin­dern. Und zwar nicht nur unter Orang-Utans, sondern womög­lich auch unter anderen ende­mi­schen und bedrohten Tier­arten im Wald. 

Tief in den Regenwald bringen wir unsere neuen Wilden
Tief in den Regen­wald bringen wir unsere neuen Wilden

Auch ohne die Order der Regie­rung wäre es für uns undenkbar, in der aktu­ellen Situa­tion mit einer Auswil­de­rung solch ein Risiko einzu­gehen. Dennoch ist es bitter: Etwa 450 Orang-Utans leben zurzeit in unseren Zentren und viele von ihnen warten schon lange darauf, ihr Leben in Frei­heit beginnen zu können. 468 reha­bi­li­tierte Menschen­affen konnten wir seit 2012 in unseren drei Auswil­de­rungs­wäl­dern ansie­deln. Auf diesem Weg wollten wir weiter­gehen. Doch nun wurden wir ausge­bremst. Und niemand kann sagen, wie lange dieser Zustand andauern wird.

Dr. Jamartin Sihite bei einer Auswilderung vor zwei Jahren
Dr. Jamartin Sihite bei einer Auswil­de­rung vor zwei Jahren

Schon einmal mussten wir elf Jahre warten, ehe wir ab 2012 wieder Tiere auswil­dern konnten. Damals standen uns einfach keine Auswil­de­rungs­flä­chen zur Verfü­gung. „Das möchten wir auf gar keinen Fall noch einmal durch­ma­chen“, erklärt Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foun­da­tion. „Unsere Zentren waren damals voll­kommen über­lastet. Eine echte Heraus­for­de­rung für Tier und Mensch.“ Dennoch: höchste Prio­rität hat die Sicher­heit der Orang-Utans. „Wir setzen so lange mit den Auswil­de­rungen aus, bis wir sicher sein können, dass unseren Schütz­lingen und den anderen Tieren im Wald keine Gefahr droht. Bis dahin bauen wir auf unser starkes Netz­werk, das uns auch in Krisen­zeiten unter­stützt, einschließ­lich der Regie­rung, den lokalen Gemein­schaften und unseren Part­nern und Unter­stüt­zern auf der ganzen Welt.“

Die ist auch drin­gend notwendig. Denn zur Ausnah­me­si­tua­tion in unseren Schutz­zen­tren durch die verschärften Hygie­ne­re­geln und der Angst, dass das Virus dennoch einen Weg in unsere Stationen finden könnte, steigt der wirt­schaft­liche Druck mit jedem Tag. Bei dras­tisch gestie­genen Kosten aufgrund von Preis­an­he­bungen gerade bei der Schutz­aus­rüs­tung, fehlen uns seit Monaten die Einnahmen durch Besu­cher. Und auch die Spen­den­be­reit­schaft sinkt welt­weit aufgrund der ange­spannten wirt­schaft­li­chen Lage. „Dies ist eine heraus­for­dernde Zeit für uns“, erklärt Jamartin Sihite.

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