Ein Baum, der Orang-Utans zusammenbringt

Ein Baum, der Orang-Utans zusammenbringt

In den Regen­wäl­dern von Borneo wächst eine Viel­zahl von Pflanzen, die Orang-Utans gerne fressen: Blumen, Pilze, das Mark von Ästen, Gräser, Blätter, Rinde, Insekten, Honig, manchmal auch Eier – und natür­lich frische Früchte. Einige Lieb­lings­speisen der Wald­men­schen haben wir schon in früheren Arti­keln vorge­stellt. Beson­ders span­nend ist dabei, dass der viel­sei­tige Spei­se­plan die Orang-Utans auch vor Erkran­kungen zu schützen scheint, denn einigen Pflanzen werden medi­zi­ni­sche Wirkungen zugeschrieben.

Eine dieser Pflanzen ist die in Kali­mantan heimi­sche Sang­kuang (Dracon­to­melon dao), auf Deutsch: Drachen­apfel. Es handelt sich dabei um einen Baum, der bis zu 45 Meter hoch werden kann, große, breit gefie­derte Blätter trägt und essbare, apri­ko­sen­große Früchte von gelb­lich-grüner Farbe.

Die Früchte riechen – zumin­dest für uns Menschen – muffig und haben einen über­wäl­ti­gend sauren Geschmack, sind jedoch bei Frucht­fle­der­mäusen und auch bei Orang-Utans äußerst beliebt. Von den in Kali­mantan heimi­schen Menschen wird der Drachen­apfel unter anderem zum Würzen von Fisch­ge­richten verwendet und um Durch­fall zu behandeln.

Orang-Utan Jaka im Baum
Ein Wieder­sehen mit Jaka, den wir 2018 ausge­wil­dert haben

Im Regen­wald über­nehmen die Sang­kuang-Bäume eine wich­tige Funk­tion, da sie oftmals entlang von Flüssen wachsen und dort wie eine Barriere gegen Erosion wirken. Leider ist auch das Holz der Bäume sehr begehrt.

Sang­kuang-Bäume bieten auch Schutz – nicht nur den Orang-Utans!

Dass die Bäume so groß werden, ist ein weiterer Grund, warum Orang-Utans sie so sehr lieben: Weit oben über dem Wald­boden sind sie ziem­lich sicher vor mögli­chen Gefahren und haben alles gut im Blick.

Bei einer Patrouille durch den Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya hat unser Team zwei Orang-Utans beob­achtet, die sich stun­den­lang an Sang­kuang gütlich getan haben. Dabei sind sie mit lautem Rascheln durch die Baum­kronen geklet­tert und haben sich von einem Ast zum nächsten gehan­gelt, auf der Suche nach weiteren reifen Früchten.

Orang-Utan im Baum
Beim Naschen der Sang­kuang-Früchte kommen sich Miri (Foto) und Jaka näher

Bei den beiden handelte es sich um Miri, eine 23-jährige Orang-Utan-Dame, die im Dezember 2016 ausge­wil­dert wurde, und Jaka, ein 18-jähriges Männ­chen, dem wir im Januar 2018 im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya die Frei­heit geschenkt haben.

Unsere Ranger beob­ach­teten Miri und Jaka mehrere Stunden lang

Sie schienen nicht nur die Sang­kuang-Früchte zu genießen, sondern auch die Gesell­schaft des jeweils anderen. Wenn ein Orang-Utan-Weib­chen und ‑Männ­chen Futter mitein­ander teilen und offen­sicht­lich die Nähe des anderen suchen, dann ist das für unser Team immer ein Grund zur Hoff­nung: Viel­leicht haben die beiden Nach­wuchs gezeugt?

Unser Team ist nach dieser erfolg­rei­chen Patrouille jeden­falls sehr glück­lich und beschwingt in unser Camp zurückgewandert.

Helfen auch Sie, diesen faszi­nie­renden Lebens­raum und seine gewal­tige Arten­viel­falt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.

TryMoin Rain­fo­rest Day

TryMoin Rain­fo­rest Day

  • Wann? 11.Mai, von 12:00 bis 22:00 Uhr
  • Wo? August­straße 35, 10119 Berlin

Sie trinken Kaffee, Moin Coffee spendet: Kaffee­lieb­haber können für den Kaffee so viel bezahlen, wie sie möchten. 100% der Einnahmen werden an BOS Deutsch­land e.V. für das Projekt Lebens­wald gespendet. Und damit der Kaffee richtig Spaß macht, wird mit einem DJ für Live-Musik gesorgt.

Wir freuen uns auf Euch!

Ayu ist längst kein Baby mehr

Ayu ist längst kein Baby mehr

Orang-Utan-Kinder bleiben sehr lange bei ihren Müttern: Bis zu acht Jahre sind die beiden unzer­trenn­lich. Im Alter von sechs Jahren scheint Ayu nun beweisen zu wollen, wie selb­ständig und unab­hängig sie schon ist.

Ayu ist die Tochter von Lesan und – vermut­lich – Hamzah. Beide Eltern wurden vor rund zehn Jahren im Kehje Sewen Wald ausge­wil­dert und dort wurde auch Ayu geboren. Inzwi­schen ist sie sechs Jahre alt, ein Teen­ager sozu­sagen, und unsere Post Release Moni­to­ring-Teams beob­achten, dass sie allmäh­lich damit beginnt, sich von ihrer Mutter abzu­na­beln. Und das macht sie richtig gut!

BIs vor wenigen Monaten noch blieb Ayu immer dicht an Lesans Seite, kuschelte sich in ihre Arme und wurde von unseren Teams sogar noch dabei beob­achtet, wie sie an Mama Lesans Brust trank.

Als uns Ayu das letzte Mal im Wald begeg­nete, bot sich unserem Team jedoch ein ganz anderes Bild: Ganz selbst­be­wusste turnte die Kleine durch die Bäume, schau­kelte an Ästen und entfernte sich dabei oft ein ganzes Stück von ihrer Mutter.

Für junge Orang-Utans stellt das ein ziem­li­ches Risiko dar, denn sie sind auf ihre Mütter ange­wiesen, lernen immer noch von ihnen. Ayu ist jedoch offen­sicht­lich schon soweit, ihre Kraft und erlernten Fähig­keiten alleine zu erproben.

Selbst­ver­tei­di­gung auf Orang-Utan-Art

Je älter und reifer Ayu wird, desto deut­li­cher zeigt sie auch ihre Abnei­gung gegen­über Menschen, die sich ihr nähern wollen – unser PRM-Team eingeschlossen.

Als unsere Ranger Ayu das letzte Mal begegnet sind und sie vorsichtig beob­achten wollten, wurde die Sechs­jäh­rige richtig wütend: Sie brach Äste von den Bäumen und warf sie nach den mensch­li­chen Beob­ach­tern. An einem anderen Tag war Mama Lesan dem Camp recht nah gekommen und auch das machte Ayu unruhig: Als unser Team vorsich­tige Blicke in ihre Rich­tung warf, wurde sie eben­falls ärgerlich.

Und das ist gut und genau richtig so! Denn diese Abnei­gung wird Ayu hoffent­lich künftig davor schützen, sich zu nah an mensch­liche Sied­lungen heran­zu­wagen und dabei in mögliche Konflikte zu geraten. Außerdem hat Mama Lesan inzwi­schen ein weiteres Baby zur Welt gebracht, und kümmert sich nun intensiv um das kleine Geschwisterchen.

Wir sind stolz auf Ayus Entwick­lung und Fort­schritte und können es nicht abwarten, viel­leicht das ein oder andere ihrer Aben­teuer im Wald beob­achten zu können!

Danke, dass Sie unsere Arbeit für Tiere wie Ayu und Lesan unter­stützen. Jeder Beitrag hilft.

Warum im Dschungel geschossen wird

Warum im Dschungel geschossen wird

Alle Mitar­beiter unseres Post-Release-Moni­to­ring-Teams, die im Kehje Sewen Wald im Einsatz sind, müssen eine Quali­fi­ka­tion besitzen, die auf den ersten Blick viel­leicht unge­wöhn­lich erscheint: Sie alle müssen gut und ziel­si­cher schießen können.

Bevor Sie sich jetzt wundern: Es handelt sich ausschließ­lich um Betäu­bungs­ge­wehre! Mit diesen unter­stützt das PRM-Team unsere Tier­ärzte, wenn diese einen ausge­wil­derten Orang-Utan unter­su­chen müssen. Für eine solche Unter­su­chung muss das Tier zunächst vorsichtig betäubt werden.

Orang-Utans geben in freier Wild­bahn äußerst schwie­rige Ziele ab. Deshalb ist es so wichtig, dass unsere Mitar­beiter echte Scharf­schützen mit Adler­augen und einer ruhigen, treff­si­cheren Hand sind. Die Tiere dürfen nämlich nur an den Armen, Beinen oder im Fett­ge­webe auf ihrem Rücken getroffen werden. Ein Treffer auf dem Bauch oder Brust­korb des Orang-Utans könnte mögli­cher­weise innere Verlet­zungen zur Folge haben.

Tradi­tio­nelles Blas­rohr statt Betäubungsgewehr

Wenn der zu betäu­bende Orang-Utan sich in etwas weiterer Entfer­nung befindet, dann nutzen unsere Mitar­beiter ein Luft­ge­wehr. Lieber jedoch arbeiten sie mit einem Blas­rohr – einer tradi­tio­nellen Waffe des indi­genen Volkes der Dayak, mit dem sie durch schnelles, kräf­tiges Pusten einen Pfeil auf den Orang-Utan schießen.

Kürz­lich hat unser Team einen Wett­be­werb veran­staltet, um fest­zu­stellen, wer von ihnen der geschick­teste und beste Schütze mit dem Luft­ge­wehr sowie mit dem Blas­rohr ist. Es war nicht nur ein Wett­streit, sondern auch eine ausge­zeich­nete Übung für alle.

Schulung für anästhetische Betäubung von Orang-Utans
Dr. Mutia erklärt den korrekten Umgang mit den Waffen

Gemeinsam berei­tete das Team den Wett­kampf vor, präpa­rierte die Waffen und auch die Ziel­scheiben. Dann erklärte Tier­ärztin Dr. Mutia die Spiel­re­geln sowie noch einmal den korrekten Umgang mit Gewehr und Blasrohr.

Der Wett­kampf der Scharfschützen

Die Stim­mung war toll und der Wett­kampf wurde sehr fair ausge­tragen. Jeder Schütze, der einen guten Treffer landen konnte, wurde begeis­tert bejubelt.

Übung für anästhetische Betäubung von Orang-Utans
Gefragt sind ein scharfes Auge und eine ruhige Hand

Schließ­lich standen die Gewinner fest: Yunus J mit 32 Punkten, Emen mit 29 und Rofinus mit 27. Herz­li­chen Glück­wunsch! Auf euch alle können sich die Tier­ärzte verlassen, wenn das nächste Mal ein Orang-Utan medi­zi­ni­sche Hilfe benötigt.

Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.

Hanung zieht um

Hanung zieht um

Manchmal beob­achtet unser Post-Relase Moni­to­ring Team (PRM) bei seinen Patrouillen durch die Auswil­de­rungs­wälder, dass ein von uns ausge­wil­derter Orang-Utan sich wieder­holt mensch­li­chen Sied­lungen nähert. Ein solches Verhalten ist gefähr­lich, denn Mensch-Tier-Konflikte enden für Orang-Utans leider immer wieder tödlich.
Zunächst versucht unser Team in solchen Fällen, den betrof­fenen Orang-Utan tiefer in den Regen­wald zu lotsen. Wenn das nicht gelingt, bleibt nur noch ein rich­tiger Umzug im Trans­port­käfig. Diese Sicher­heits­maß­nahme hat die BOS Foun­da­tion im Rahmen des Auswil­de­rungs­pro­gramms entwi­ckelt, um den Orang-Utans die best­mög­liche Chance auf ein langes Leben in freier Wild­bahn zu geben.


Hanung wird inner­halb des Kehje Sewen Waldes umgesiedelt


Hanung wurde von uns im Dezember 2015 im Kehje Sewen Wald ausge­wil­dert. Zu diesem Zeit­punkt war er neun Jahre alt: Ein Männ­chen mit dichtem brauen Fell, rötli­chem Bart und freund­li­chem Charakter.
Im Mai 2016 hatte er sich bereits bestens in seinem neuen wilden Zuhause einge­lebt und vertei­digte sein Revier sogar erfolg­reich gegen andere Männ­chen, wie unser PRM-Team beob­achten konnte.

Hanung bei ihrer Translocation, Käfigöffnung
Fathur entlässt Hanung in seinem neuen Revier in die Freiheit



Im Laufe des Jahres 2022 entwi­ckelte Hanung jedoch die Ange­wohn­heit, sich immer wieder in die Nähe von mensch­li­chen Sied­lungen in der Region von Pelang­siran zu begeben.
Unser Team beschloss schließ­lich, Hanung inner­halb von Kehje Sewen umzu­sie­deln. Am neuen, sicheren Ort bekommt das Orang-Utan-Männ­chen die Chance für einen Neuan­fang. Weit entfernt von mensch­li­chen Sied­lungen kann er neue Gewohn­heiten entwi­ckeln und wieder artge­recht Nahrung im Wald sammeln, statt sich auf mensch­liche Unter­stüt­zung zu verlassen.
Wir dürfen nicht vergessen, dass ein Orang-Utan, der auf den Feldern die Ernte der Menschen plün­dert, von diesen als Bedro­hung und Konkur­renz um die – oft knappen – Lebens­mittel verstanden wird. Bildungs­ar­beit ist daher für die BOS Foun­da­tion ein ganz wich­tiger Bestand­teil unserer Arbeit zum Schutz der letzten Orang-Utans: Unser Ziel ist es, dass die lokalen Commu­ni­ties Orang-Utans als freund­liche und schüt­zens­werte Nach­barn wahr­nehmen. Und das sie wissen, was sie tun können, falls sich ein Orang-Utan einmal nicht als solcher erweißt.
Unser Post-Release Moni­to­ring Team wird Hanung natür­lich weiterhin im Auge behalten. Wir hoffen, er lebt sich gut ein in seinem neuen Revier in Kehje Sewen!

Eines unserer wich­tigsten Ziele ist es, mehr Regen­wald­flä­chen zu erwerben und zu Schutz­wald für unsere Orang-Utans umzu­wan­deln. Helfen auch Sie, diesen faszi­nie­renden Lebens­raum und seine gewal­tige Arten­viel­falt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.