Ein Tag in der BOS-Wald­schule — Das “Wild Strea­ming” Videotagebuch

Ein Tag in der BOS-Wald­schule — Das “Wild Strea­ming” Videotagebuch

Anläss­lich des dies­jäh­rigen Welt-Orang-Utan-Tags am 19. August 2020 hatte sich die BOS Foun­da­tion gemeinsam mit allen inter­na­tio­nalen Part­nern etwas ganz beson­deres einfallen lassen: Das welt­weite Webinar “Hangout with Oran­gutans”. Unter großer Anteil­nahmen verfolgten Orang-Utan-Freunde rund um den Erdball unser span­nendes Programm.

Eines der High­lights war das vier­tei­lige Video­ta­ge­buch aus unserem Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng — das “Wild Strea­ming” – das wir in den vergan­genen Wochen hier veröf­fent­licht haben. Jetzt sind alle vier Folgen online. Kommen Sie mit uns ins größte Prima­ten­schutz­zen­trum der Welt, wo wir Ihnen den Alltag unter Corona-Bedin­gungen zeigen. Viel Spaß.

In der ersten Folge heißt es “Auf geht’s zur Wald­schule”. Wir sind ganz nah dabei, wenn die Baby­sit­te­rinnen sich auf ihren Arbeitstag im Wald vorbe­reiten. Wir erleben die aufge­regten Orang-Utans, die es kaum erwarten können, sich auf den Schulweg zu machen. Und dann doch trödeln… Wir erfahren, warum Bumi nicht selbst zur Schule läuft und wie die Baby­sit­te­rinnen Klas­sen­clown Otong in den Griff kriegen. Kurz: Wir sind ganz nah dabei.

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1. Folge: “Auf geht’s zur Waldschule”

Die zweite Folge nimmt uns mit zu einem Tag in der “Wald­schule” unseres Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trums Nyaru Menteng. Hoch­kon­zen­triert folgen die Wald­schüler aus Gruppe 3, wenn Baby­sit­terin Sri ihnen zeigt, wie man an die prote­in­rei­chen Termiten im morschen Holz kommt und wie schmack­haft das saftige Mark von Sten­geln und Wurzeln ist. Nach einer Klet­ter­partie — um an die hoch­hän­genden süßen Früchte zu gelangen — genießen die kleinen Orang-Utans ihre wohl­ver­diente Trink­pause. Gut gear­beitet, Kinder. So werden bald fähige Regen­wald­be­wohner aus euch.

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2. Folge “Wald­schule”

Nach einem langen und aufre­genden Wald­schultag dürfen sich unserer Schütz­linge in der dritten Folge auf dem Spiel­platz des Rettungs­zen­trums Nyaru Menteng noch ein biss­chen austoben und mit einem Snack erholen. Wir erfahren, mit welchen Tricks die Baby­sit­te­rinnen versu­chen, Alejandra ihre Medizin zu verab­rei­chen und sind bei der letzten Lektion des Tages dabei: Wie kommt man geschickt an den süßen Honig? Und schließ­lich heißt es „Gute Nacht“ für Bumi und Bravis, Jacqui, Sari und Mema. Die Baby­sit­te­rinnen haben die Schlaf­nester schon gemüt­lich vorbreitet. Na dann: Schlaft gut, ihr Waldschüler.

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3. Folge Spielplatz

Die Augen sind müde und schwer bei unseren kleinsten Schütz­lingen im Baby­haus. Dennoch wehren sich einige kleine Orang-Utans nach Kräften gegen den Schlaf. Man könnte ja was verpassen… Doch es hilft nichts. Es ist höchste Zeit fürs Bett­chen! Die Baby­sit­te­rinnen verteilen noch eine letzte Runde Bananen und Milch­fläsch­chen, damit das Bäuch­lein gut gefüllt ist für eine ruhige Nacht. Wer dann immer noch nicht ins Schlaf­körb­chen oder in die Hänge­matte will, der bekommt noch eine Extra­kuschel­runde. Und dann…hören wir nur noch leises Schnar­chen. Und ein kleiner Orang-Utan nach dem anderen schlum­mert fried­lich ein und träumt von neuen Aben­teuern in der BOS-Waldschule.

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4. Folge “Zeit fürs Bettchen”
Die wilde Nobri – eine Geschichte die Hoff­nung schenkt

Die wilde Nobri – eine Geschichte die Hoff­nung schenkt

Es gibt eine Nach­richt, die wir neun Monate geheim gehalten haben. Aber jetzt wollen wir nicht länger warten! Auch wenn sich am Grund unserer Geheim­nis­krä­merei nichts geän­dert hat. Jetzt reicht es uns! Denn: Es gibt ein neues wildes Baby im Schutz­wald Bukit Batikap!!! Und warum haben wir das nicht gleich verkündet? Weil Mama Nobri ihr Kleines so gut vor uns versteckt, dass wir noch kein Foto machen konnten. 

Es war der 27. Januar 2020. Unser Beob­ach­tungs­team war wie immer im Schutz­wald Bukit Batikap unter­wegs und hielt Ausschau nach unseren ausge­wil­derten Orang-Utans. Da entdeckten sie, nicht weit vom Fluss­ufer des Joloi entfernt, Orang-Utans in einem Baum. Bei genauerem Hinsehen erkannten sie Manggo (15) mit ihrem 2019 erst­mals gesich­teten Baby. Daneben saß Nobri. So wie wir sie kennen: Empört über die Sich­tung von Menschen, tat sie ihren Ärger mit lauten Kuss­ge­räu­schen kund. Doch Moment mal – etwas war anders: An Nobris Seite klam­merte sich ein kleines, zartes Baby! Nobri war Mutter geworden! Und wir wurden Zeugen des ersten wild­ge­bo­renen Orang-Utan-Kindes des Jahres 2020. Es ist das 14. Baby, das in Bukit Batikap geboren wurde. 

Doch leider wollte Nobri ihr Glück nicht mit uns teilen. Sie verbrachte den ganzen Tag im Balda­chin des Regen­waldes, gut versteckt hinter Laub und Geäst. Unser Team konnte weder ein Foto von Mutter und Kind machen, noch das Geschlecht des Babys bestimmen. Wir hatten gehofft, dass sich bald eine weitere Gele­gen­heit ergeben würde, ein Foto zu machen. Doch bis heute hat Nobri das verhin­dert. Und so sehr uns das wurmt, sind wir eigent­lich recht stolz auf Nobri. Denn ihr Verhalten ist muster­gültig für einen wilden Orang-Utan, der nichts von uns Menschen wissen will. Und über­ra­schen tut es uns bei Nobri auch nicht. Lebt sie doch seit ihrer Geburt wild und (fast) frei. Trotzdem ist sie ein BOS-Schütz­ling. Wieso? Das erzählen wir jetzt – sozu­sagen zum Ausgleich für das fehlende Foto – etwas ausführlicher.

Shellis freie Tochter

Nobri erblickte am 29. August 2005 auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Kaja das Licht der Welt. Doch ihre Geschichte beginnt eigent­lich viel früher – mit der Ankunft des acht­jäh­rigen Orang-Utan-Mädchens Shelli am 30. Mai 2001 in Nyaru Menteng. Shelli lebte bis dahin viele Jahre als ille­gales Haus­tier in Indo­ne­siens Haupt­stadt Jakarta. Dann wurde sie gerettet und zu BOS gebracht.

Shelli
Shelli

Obwohl sie all die Jahre in völliger Abhän­gig­keit von Menschen gelebt hatte, holte Shelli in der BOS-Wald­schule das nötige Wissen erstaun­lich schnell auf. In nur zwei Jahren war sie soweit: Ab 2003 durfte Shelli auf der Voraus­wil­de­rungs­insel ihre Fähig­keiten unter Beweis stellen. Und genau dort gebar sie 2005 ihre erste Tochter Nobri, die auf Kaja aufwuchs. Genau wie ein wilder Orang-Utan im Regenwald. 

Shelli war eine groß­ar­tige Mutter, die die kleine Nobri zu einem voll­kommen selbst­stän­digen Wald­men­schen aufzog. Ihre Unab­hän­gig­keit musste Nobri dann auch bereits im Alter von fünf Jahren unter Beweis stellen. Denn Shelli schenkte 2010 ihrer Tochter Forest das Leben. Und damit spielte Nobri fortan maximal die zweite Geige in Shellis Leben. Doch das war kein Problem für die immer schon frei­heits­lie­bende Nobri. 

Zu wild für die Auswilderung

Doch genau diese Unab­hän­gig­keit und ihre starke Abnei­gung gegen­über Menschen wurden Nobri 2013 zum Verhängnis. Denn die inzwi­schen Acht­jäh­rige war ausge­wählt worden, gemeinsam mit Mutter Shelli und Schwester Forest in Bukit Batikap ausge­wil­dert zu werden. Aber Nobri ließ sich nicht einfangen. Sie war zu vorsichtig und zu schnell, so dass unsere Tier­ärzte trotz unzäh­liger Versuche aufgeben mussten. Nobri blieb auf der Insel – und ein anderer Orang-Utan durfte an ihrer Stelle in die Wildnis umziehen. 

Nobri vor ihrer Auswilderung
Nobri vor ihrer Auswilderung

Nobris großer Moment sollte noch drei Jahre auf sich warten lassen. Als unsere Tier­ärzte die Kandi­daten für die zwölfte Auswil­de­rung aus Nyaru Menteng vorbe­rei­teten, bot sich eine Gele­gen­heit – und unser Team ergriff sie. Sie erwischten Nobri voll­kommen entspannt und ahnungslos und konnten sie endlich einfangen. So begann das Aben­teuer Regen­wald für dieses stolze Orang-Utan-Weib­chen am 22. April 2016 in Bukit Batikap.

Nobris Käfig ist auf
Nobris Käfig ist auf

Mit dem Moment der Käfig­öff­nung bewies Nobri ihre wilden Fähig­keiten. Und stellte unsere Beob­ach­tungs­teams vor enorme Heraus­for­de­rungen. Kein Baum war hoch genug für sie, kein Dickicht zu dicht. Und wütende Kuss­ge­räu­sche ertönten, sobald unsere Mitar­beiter ihr doch einmal zu nahe kamen. Dabei taten die doch nur ihren Job.

Immer ganz weit oben
Immer ganz weit oben

Große Sorgen

Im November 2017 gelang es unserem Team endlich einmal wieder, Nobri zu beob­achten. Doch obwohl sie sich von ihrer starken, unab­hän­gigen Seite präsen­tierte, begannen wir uns Sorgen um die Zwölf­jäh­rige zu machen. An ihrer Achsel­höhle war eine selt­same Schwel­lung zu erkennen. Weil ihr Verhalten aber völlig normal schien, entschied das Team, vorerst nicht einzu­greifen, Nobri aber weiterhin zu beobachten. 

Mit der Zeit jedoch wurden die Schwel­lungen an ihren Achseln größer. Und schlimmer noch: Ihr Kehl­sack schwoll an. In der Regel ein Zeichen für eine bakte­ri­elle Entzün­dung des Kehl­sacks und der Atem­wege, die sehr schmerz­haft ist und leider oft tödlich endet. Wir mussten schnell eingreifen, obwohl Nobri noch immer kraft­voll agierte und man ihr keinerlei Schmerzen ansah.

Der Kehlsack ist deutlich angeschwollen
Der Kehl­sack ist deut­lich angeschwollen

Es war Ende 2018, als unser Beob­ach­tungs­team Hilfe in Nyaru Menteng anfor­derte. Sofort machten sich der beste Scharf­schütze für Betäu­bungs­pfeile, Pak Sugi, gemeinsam mit Tier­arzt Greggy auf den drei Tage langen, beschwer­li­chen und gefähr­li­chen Weg in das Schutz­ge­biet. Nobri wurde sediert und ins Moni­to­ring-Camp gebracht, wo ihre Behand­lung begann. Mitten im Dschungel wurden zahl­reiche Opera­tionen durch­ge­führt, an die sich eine wochen­lange Anti­bio­ti­kakur schloss.

Not-OP im Wald
Not-OP im Wald

Zwei­ein­halb Monate musste Nobri im Camp behan­delt werden. Zwei­ein­halb Monate, die für die wilde Nobri nur schwer zu ertragen waren. Doch schließ­lich entschied der Tier­arzt: Nobri darf wieder in die Frei­heit zurück. Leider ist die Gefahr eines Rück­falls bei bakte­ri­ellen Kehl­sa­ck­ent­zün­dungen sehr hoch. Doch fürs erste hatte Nobri den Kampf gewonnen.
Mit dem festen Vorhaben, Nobri im Auge zu behalten, wurde sie Anfang 2019 erneut ausge­wil­dert.

Die zweite Auswilderung
Die zweite Auswilderung

Doch auch Nobri hatte einen Plan: So schnell und so weit wie möglich weg von allem was mensch­lich ist. 

Versteck­spiel im Regenwald

Wie sehr wir uns auch bemühten, von Nobri gab es keine Spur. Erst im Mai fanden wir sie wieder. Und Nobri war nicht erfreut darüber.
Sofort schallten dem Team Kuss­ge­räu­sche entgegen und erbost rüttelte Nobri an den Zweigen. Aber unser Team wusste, dass es dran bleiben musste. Je näher wir kamen, umso größer wurden unsere Ängste. Es schien, als sei ihr Kehl­sack wieder geschwollen. War die Entzün­dung zurück­ge­kehrt? Als die Nacht kam, mussten wir die Beob­ach­tung einstellen. Und als wir früh am nächsten Tag wieder zurück­kehrten, gab es keine Spur mehr von Nobri…

Unsere Sorge wuchs Woche für Woche, Monat für Monat. Egal wo wir suchten, egal wo wir unter­wegs waren, Nobri war unauf­findbar. Erst sechs Monate später hatten wir Erfolg. Wir empfingen ein Funk­si­gnal von Nobri! Aber es war schwach und setzte immer wieder aus. 

Wir hatten große Angst. Es war der 27. Januar 2020 – genau ein Jahr war vergangen, seitdem wir Nobri nach ihrer Behand­lung wieder ausge­wil­dert hatten. Wir suchten und folgten dem Signal. Und dann schließ­lich entdeckten wir Manggo in Beglei­tung von Nobri und ihrem süßen Geheimnis. 

Manggo
Manggo

Auch als Mutter blieb Nobri sich treu: So viel Abstand zu Menschen zu halten, wie möglich. In den höchsten Wipfeln der Bäume verbrachte sie den Tag, so gut versteckt, dass wir nicht einmal ein Foto vorzeigen können. Und das ist bis heute so geblieben. So gern wir der Welt  auch ihr Baby vorstellen würden, so sind wir doch auch stolz auf unsere Nobri. Denn genau so ein Verhalten wünschen wir uns von den Orang-Utans: Wild, frei, unab­hängig und weit weg von Menschen sollen sie im Regen­wald leben. 

Nobris Baby ist nicht nur der erste wild­ge­bo­rene Orang-Utan des Jahres 2020 in unseren Schutz­ge­bieten, sondern ein weiteres Baby der zweiten Gene­ra­tion des BOS-Rehabilitationsprogramms.
Fast 20 Jahre nachdem Shelli aus dem Groß­stadt­dschungel von Jakarta gerettet wurde, ist nun ihr Enkel frei im wilden Regen­wald Borneos geboren worden. Nobris Geschichte zeigt uns, dass es immer Hoff­nung gibt. Ganz gleich, wie unüber­windbar die Hinder­nisse erscheinen mögen – wenn wir ihnen eine Möglich­keit bieten, werden die Orang-Utans auch einen Weg finden.

 

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.

Tiere aus Kali­mantan: Der Borneo-Plumplori

Tiere aus Kali­mantan: Der Borneo-Plumplori

Kali­mantan ist der indo­ne­si­sche Name für die Insel Borneo, der dritt­größten Insel der Welt nach Grön­land und Neuguinea. Kali­mantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natür­lich mit unzäh­ligen anderen Tier­arten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaa­rigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihen­folge immer mal wieder einige dieser faszi­nie­renden Geschöpfe vorstellen. 

Borneo-Plum­plori (Nycti­cebus borne­anus)

Plum­ploris heißen so, weil sie sich für gewöhn­lich langsam und mit Bedacht durchs Geäst bewegen. Dabei sind sie nicht wirk­lich plump, sondern können beim Fang von Insekten und kleinen Wirbel­tieren blitz­schnell zupa­cken. Ansonsten ernähren sie sich von Früchten, Knospen, Blüten und Baum­säften. Sie sind gut halb so groß wie Haus­katzen und leben prak­tisch nur auf Bäumen. Ihre Zeit ist die Nacht. Bei Tage schlafen sie zusam­men­ge­rollt in dichtem Geäst. 

Plumploris sind nachtaktiv
Plum­ploris sind nachtaktiv

Zoolo­gisch gehören sie zu den Primaten und zwar zur Unter­ord­nung der Streps­irrhini, der Feucht­na­sen­pri­maten. Wie der Name ausdrückt, besitzen sie feuchte, äußere Nasen­schleim­häute, wie zum Beispiel Hunde oder Katzen. Ihr Geruchs­sinn ist daher auch besser entwi­ckelt als bei den Haplo­rrhini, den Trocken­na­sen­affen. Zu diesen zählen alle „rich­tigen“ Affen einschließ­lich Menschen­affen und Menschen. 

Man unter­scheidet heute acht Arten von Plum­ploris, die in verschie­denen Wald­re­gionen des tropi­schen Asiens behei­matet sind. Vier davon kommen auf Borneo vor, der danach benannte Borneo-Plum­plori vorrangig in den eher südli­chen Regionen Kali­mantans. Damit sind sie Bewohner des Natio­nal­parks Bukit Baka Bukit Raya, wo BOS auch Orang-Utans auswil­dert. Die Plum­plo­ri­arten ähneln sich alle in ihrer Lebens­weise. Sie sind einzel­gän­ge­risch oder leben in kleinen Fami­li­en­gruppen zusammen, aller­dings ist ihr Sozi­al­ver­halten noch wenig erforscht. 

Vorsicht giftig
Vorsicht giftig

Plum­ploris weisen eine unter Säuge­tieren sehr seltene Eigen­schaft auf: Sie sind giftig. An den Armen besitzen sie spezi­elle Drüsen, deren Sekret in Verbin­dung mit dem Spei­chel toxi­sche Wirkung bei Beute­tieren und unvor­sich­tigen Fress­feinden hervor­ruft. Ledig­lich einige Arten von Spitz­mäusen, sowie die urtüm­li­chen eier­le­genden Säuger Schna­bel­tier und Amei­sen­igel aus der austra­li­schen Tier­welt, verfügen auch noch über Giftdrüsen. 

Apropos Fress­feinde: Zu ihnen können auch Orang-Utans gehören. 2011 beob­ach­teten die nieder­län­di­sche Zoologin Made­leine E. Hardus und andere ein Orang-Utan-Weib­chen auf Sumatra, wie es einen getö­teten Plum­plori verspeiste. Ein solches Verhalten wurde bis jetzt neunmal auf Sumatra doku­men­tiert, aber man kann vermuten, dass es auch unter Borneo-Orang-Utans vorkommt. Orang-Utans gehen nicht regel­mäßig auf Jagd wie Schim­pansen und decken ihren Bedarf an tieri­schem Eiweiß in der Regel mit Termiten und anderen Insekten. Hin und wieder jedoch scheint dieser Bedarf größer zu sein, mögli­cher­weise beson­ders in Zeiten mit wenig Früchten. So wurde zum Beispiel bei einigen BOS-Orang-Utans beob­achtet, wie sie sich Fische fingen. 

Die IUCN (Inter­na­tional Union for Conser­va­tion of Nature) hat speziell für den Borneo-Plum­plori noch keine Einstu­fung erstellt, gene­rell aber gelten Plum­ploris als gefährdet („vulnerable“). Sie sind somit noch nicht akut bedroht, aber ihre Bestände sinken. Die Gründe liegen im weiter fort­schrei­tendem Verlust an Wald­ge­bieten, aber auch Wilderei trägt ihren Teil zur Bedro­hung der Plum­ploris bei. Die Tiere sind begehrte Objekte des ille­galen Wild­tier­han­dels. Weil sie so nied­lich und vermeint­lich zutrau­lich sind, halten viele sie für geeig­nete Haus­tiere. Das sind sie frei­lich über­haupt nicht! Ihre „Zahm­heit“ ist ledig­lich ihr ange­bo­renes Verhalten, bei Bedro­hung möglichst still zu verharren. Bevor sie in die Hände der „Tier­freunde“ gelangen, werden ihnen oft auch die spitzen Eckzähne entfernt. Das verrin­gert zwar die Wahr­schein­lich­keit von Gift­bissen, ist aber für die Tiere natür­lich äußerst schmerz­haft und führt zu schweren Entzündungen. 

Wild­tiere sind grund­sätz­lich keine Haus­tiere. Der lang­fristig beste Schutz für diese faszi­nie­renden Primaten besteht darin, den ohnehin ille­galen Handel mit Wild­tieren konse­quent zu unter­binden und vor allem ihren Lebens­raum zu schützen. 

Die Orang-Utans und all die anderen Bewohner des Regen­waldes brau­chen uns. Gerade jetzt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.

Ein Geschenk mit Wow-Effekt

Ein Geschenk mit Wow-Effekt

Welche Mutter und welcher Vater kennt sie nicht: die kleinen Präsente, die Kinder einem auf dem Spiel­platz freu­de­strah­lend über­bringen. Die gefun­dene Kastanie, der deli­kate Sand­ku­chen, der wunder­schöne Stein. Auch einige unsere Orang-Utan-Kinder haben die Ange­wohn­heit, ihren Baby­sit­te­rinnen nach einem ereig­nis­rei­chen Tag im Regen­wald voller Stolz ihre gefun­denen Schätze als Geschenk zu überreichen. 

Die Orang-Utan-Mutter können sie nie ersetzen, unsere mensch­li­chen Baby­sit­te­rinnen in den BOS-Rettungs­zen­tren. Aber zumin­dest einen kleinen Ausgleich bieten sie vor allem den jüngeren Orang-Utan-Waisen. Vom ersten Moment an bei BOS sind sie an der Seite der kleinen Orang-Utans, bieten Tag und Nacht Trost, kümmern sich um alle Bedürf­nisse und leiten sie an auf ihrem Ausbil­dungsweg, der eines Tages in die Frei­heit des Regen­waldes führt. 

Paten-Orang-Utan Meryl mit ihrer Babysitterin
Paten-Orang-Utan Meryl mit ihrer Babysitterin

Die Baby­sit­te­rinnen sind es, die den kleinen Orang-Utans in der Wald­schule zeigen, wie sie Futter finden, wie sie ein Schlaf­nest bauen und wie sie die Bäume erklimmen können. Sie über­nehmen, was die echte Orang-Utan-Mutter tragi­scher­weise nicht mehr leisten kann.

In der Wald­schule von Nyaru Menteng sind es vor allem die sechs­jäh­rigen Mädchen Malika und Meryl, die ihren Baby­sit­te­rinnen häufiger kleine Geschenke von ihren kurzen Streif­zügen durch den Regen­wald mitbringen. Die Baby­sit­te­rinnen freuen sich darüber immer sehr, zeigt es doch, dass die beiden Wald­schü­le­rinnen Fort­schritte in ihrer Ausbil­dung machen. Denn die Fähig­keit, ihre Umge­bung zu erfor­schen und Nahrung zu finden, ist ein wesent­li­cher Bestand­teil ihrer Reha­bi­li­ta­tion, um sie auf das Leben in freier Wild­bahn vorzubereiten.

Malika
Malika

Malika ist gerade in der Entwick­lungs­phase, in der sie beginnt, auch immer mehr Allein­gänge zu unter­nehmen. Am liebsten spielt sie stun­den­lang allein im Regen­wald. Wenn es dann Zeit wird, ins Rettungs­zen­trum zurück­zu­kehren, bringt sie ihren Baby­sit­te­rinnen Blätter, Zweige oder auch mal kleine Früchte mit. Daraus können die Baby­sit­te­rinnen ableiten, wie Malika ihre Zeit im Wald verbracht hat und was sie alles Neues gelernt hat. 

Meryl auf Entdeckertour
Meryl auf Entdeckertour

Auch Paten­tier Meryl hat die Ange­wohn­heit, ihre Baby­sit­te­rinnen immer wieder mit kleinen Geschenken zu erfreuen. Aller­dings scheint sie noch mehr Wert darauf zu legen, etwas Außer­ge­wöhn­li­ches von ihren Streif­zügen mitzu­bringen. Also ein Präsent mit Wow-Effekt.

So kam Meryl einmal von einem langen Tag im Wald zurück zum Lager­platz der Gruppe. Sie war müde, wirkte aber gleich­zeitig sehr aufge­regt. Sofort wandte sie sich an alle anwe­senden Baby­sit­te­rinnen, die gerade dabei waren, alles für den Heimweg ins Rettungs­zen­trum vorzu­be­reiten. Stolz streckte sie den Arm aus, öffnete die Hand­fläche – und erntete zunächst über­raschte Gesichter, dann lautes Lachen auf Seiten der Baby­sitter. Denn Meryl präsen­tierte das bis dato über­ra­schendste Wald­ge­schenk, dass je ein Orang-Utan-Schüler von seinen Streif­zügen mitge­bracht hatte: Eine dicke, fette, zappelnde Raupe.
Bravo Meryl, du bist jetzt schon eine große Entdeckerin.

Werden auch Sie zum Paten. Mit einer Paten­schaft helfen Sie unseren Wald­schü­lern auf ihrem Weg in die Frei­heit des Regenwaldes. 

Napri geht seinen Weg

Napri geht seinen Weg

Manchmal können wir es selbst kaum fassen, wie sich unsere Schütz­linge bei uns entwi­ckeln. Gerade waren sie noch ein hilf­loses Fell­bündel, bei dem wir bei der Rettung nicht einmal sicher waren, ob es die nächsten Stunden über­stehen wird. Und dann, ein paar Jahre später, haben sie sich zu gestan­denen Orang-Utans entwi­ckelt, die kurz davor sind, flügge zu werden. Unser Wald­schüler Napri ist genau so ein Fall.

Am 21. September 2015 wurde Napri aus einem Dorf im Bezirk Katingan in Zentral-Kali­mantan gerettet. Es war das Jahr der heftigen Brände auf Borneo und viele Orang-Utans verloren damals ihr Leben. So auch Napris Mutter. Ein Bauer fand ihn allein und unter­ernährt. Glück­li­cher­weise infor­mierte er die Natur­schutz­be­hörde BKSDA, die den kleinen Waisen nach Nyaru Menteng brachte, wo sich unser Ärzte­team seiner annahm. 

Napri bei seiner Rettung 2015
Napri bei seiner Rettung 2015

Er war gerade mal einen Monat alt – ein trau­riger, mutter­loser Winz­ling, der nur einein­halb Kilo auf die Waage brachte. 

Die Quaran­tä­ne­zeit nutze er unter der inten­siven Betreuung der Tier­ärzte und Baby­sit­te­rinnen, um zu Kräften zu kommen. Als er dann in die Baby­gruppe umziehen durfte, blühte Napri ein wenig auf. Es tat ihm gut mit Orang-Utans seines Alters zu spielen und zu lernen. Doch am liebsten war er allein mit seinem Kuscheltier. 

2016 erholt sich Napri nur langsam vom Verlust seiner Mutter
2016 erholt sich Napri nur langsam vom Verlust seiner Mutter

Zu seinen Baby­sit­te­rinnen baute er eine innige Bezie­hung auf und holte sich all die Strei­chel­ein­heiten, die er sonst bei seiner Mutter bekommen hätte. Und sobald ihm die größeren Kinder der Baby­gruppe zu nah kamen, flüch­tete sich Napri schnell in die sicheren Arme seiner Babysitterin.

Napri ist ein guter Kletterer
Napri ist ein guter Kletterer

Inzwi­schen ist Napri fünf Jahre alt und besucht die Wald­schul­gruppe 4 in Nyaru Menteng. Noch immer ist er eher ein unab­hän­giger Einzel­gänger, dabei aber immer sanft und freund­lich. Konfron­ta­tionen weicht er möglichst aus. Wenn seine Mitschüler spielen, geht er eigene Wege, übt sich im Klet­tern und Nest­bauen und sucht Futter. Der Klasse schließt er sich nur an, wenn es etwas zu futtern oder zu trinken gibt. Doch das schadet ihm nicht. Im Gegen­teil. In vielen Berei­chen ist er seinen Mitschü­lern inzwi­schen deut­lich voraus.

Unterwegs im Wald
Unter­wegs im Wald

So sind wir uns sicher, dass sich aus Napri in den kommenden Jahren ein Orang-Utan-Mann entwi­ckeln wird, der den Heraus­for­de­rungen der Wildnis hervor­ra­gend gewachsen sein wird. Und das trotz seines schweren Starts ins Leben. Weiter so, Napri!

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