Im ostmalaysischen Bundesstaat Sabah liegt eine der letzten unberührten Gegenden der Insel Borneo. In der von Rodungen und Pflanzungen verwüsteten Region bietet das weitläufige Feuchtgebiet von Kinabatangan einen Lebensraum und Rückzugsort für zahlreiche Arten, von denen einige vom Aussterben bedroht sind. In einem empfindlichen ökologischen Gleichgewicht müssen sich dort Waldnashörner, Orang-Utans und die kuriosen Pygmäen-Elefanten ständig den wechselhaften Launen des Wassers beugen.
Das Schutzgebiet Kinabatangan im Nordosten von Borneo bildet eine Übergangszone zwischen Land und Meer. Es wird auch „Geschenk der Erde“ genannt und entstand vor 70 bis 100 Millionen Jahren. Damit gehört der Wald von Kinabatangan — wie alle Waldgebiete Südostasiens — zu den ältesten erhaltenen Naturräumen der Erde überhaupt. Im Laufe der Zeit hat der Wasserkreislauf eine ganze Reihe unterschiedlicher Feuchtbiotope zwischen der Küste bei Sulu und dem Landesinneren geschaffen. Mehrmals jährlich vermischen sich Salz- und Süßwasser in den Wasserläufen und sorgen für den Erhalt einzigartiger Ökosysteme, die einer außergewöhnlichen Vielfalt an Lebewesen eine Heimat bieten.
Weitere Sendetermine: 23.1.2021 8:00 und 18:00 Uhr
Bevor es in die große, weite Welt geht, müssen kleine Orang-Utans alles lernen, was sie für ein selbstständiges Leben in Freiheit brauchen. Dazu gehört zum Beispiel, verschiedene Baumarten zu erkennen und zu wissen, wo und wie man darin am besten ein Schlafnest baut. Genauso wichtig ist es, Nahrung zu finden und Gefahren zu erkennen und sie zu vermeiden. In der Waldschule versuchen unsere Babysitterinnen, den jungen Orang-Utan-Waisen so viel wie möglich beizubringen. Wenn alles gut läuft, brauchen sie diese Unterstützung dann immer seltener – und irgendwann gar nicht mehr.
Neugierig entdecken die kleinen Orang-Utans die Welt
Doch nicht nur die Babysitterinnen sind Lehrmeister der kleinen Orang-Utans. Genau wie bei uns Menschen, schauen sich die Waldschüler, je älter sie werden, auch immer mehr von ihren Altersgenossen oder den etwas größeren Orang-Utans ab. Das konnten wir neulich auch bei Rachel beobachten. Sie und Jessi, eine begeisterte Kletterin, waren in den Bäumen unterwegs. Rachel blieb ihrer etwas älteren Klassenkameradin dicht auf den Fersen und beobachtete ganz genau, was sie machte.
Rachel kam vor drei Jahren zu BOS – 2017, genau einen Tag vor Weihnachten, wurde sie an uns übergeben. Anfangs noch etwas schüchtern, begann sie nach und nach ihre neue Welt zu erobern. Dieses Jahr im Januar kam sie dann in die vierte Waldschulklasse und entpuppte sich als wahre Entdeckerin. Sie ist wissbegierig und lernt schnell, vor allem von ihren Artgenossen. Und genau das zeigte sie an diesem Tag.
Auf der Suche nach Lösungen
Hoch oben in den Bäumen, wo das vor der Sonne schützende Blätterdach immer durchlässiger wird, war es sehr heiß. Und die Mittagshitze macht durstig. Etwas zu trinken gibt es für die Waldschüler immer bei den Babysitterinnen… Also machte sich Jessi flugs auf den Weg Richtung Waldboden. Als sie unten ankam entschied die Babysitterin, gleich die ganze Gruppe zu sich zu rufen, um auch den anderen Orang-Utans etwas zu trinken zu geben. Rachel jedoch saß noch immer hoch oben im Baum. Sie hörte den Ruf. Und auch sie schien durstig zu sein, denn sie setzte sich sofort in Bewegung. Doch dann kam sie ins Stocken. Um sich sicher nach unten zu hangeln, müsste sie zum Nachbarbaum hinüber – doch der schien außerhalb ihrer Reichweite. Rachel hielt inne, suchte nach Alternativen. Erst versuchte sie, an dem Baum, auf dem sie saß, nach unten zu klettern. Doch Ihre Arme waren nicht lang genug, um den Stamm zu umfassen. Was nun? Sie rief nach Hilfe, doch die Babysitterinnen konnten nichts anderes tun, als ihr Mut zuzusprechen.
Von den Großen lernen
Das clevere Orang-Utan-Mädchen wusste, dass sie den Weg allein finden musste. Wie hatte Jessi es nur gemacht? Rachel griff plötzlich entschlossen nach einem kleineren Ast und schwang sich mutig zum nächstgrößeren. Von dort ging es wieder zum nächsten Ast und immer so weiter, bis sie es sicher ganz auf den Boden geschafft hatte. Rachels Babysitterin war sehr stolz auf ihren Schützling. Nicht nur, weil es geschafft hatte, sicher unten anzukommen, sondern vor allem, weil sie sich so beharrlich bemüht hatte, ans Ziel zu gelangen. Zur Belohnung gab es dann eine besonders großzügige Portion Sojamilch.
Wir hoffen, dass Rachel ihren Drang zum Erlernen neuer Fähigkeiten beibehält. Das ist die beste Voraussetzung für den Weg in die Freiheit.
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Unsere Auswilderungswälder – vor allem Kehje Sewen in Ost-Kalimantan – sind fern jeglicher menschlicher Zivilisation. Das ist gut für unsere Orang-Utans und die vielen anderen Tiere, die sich diesen Lebensraum mit den Waldmenschen teilen. Für uns Menschen aber stellt jede Reise nach oder in Kehje Sewen eine echte Herausforderung dar. Erst recht mit schwerer Last, wie zum Beispiel Orang-Utan-Transportboxen.
Ein echter Abenteuertrip
Wenn sich unsere Mitarbeiter von Samboja Lestari aus zu einer Auswilderung aufmachen, haben sie eine abenteuerliche, lange und anstrengende Tour vor sich. Liegt die stundenlange Fahrt durch Ölpalmplantagen hinter ihnen, geht es irgendwann auf dem Fluss weiter. Wieder an Land beginnt das richtige Dschungelabenteuer, ehe eines der Camps erreicht wird.
Vor allem in der Regenzeit wandeln sich die unbefestigten Straßen in wahre Schlammpisten. Trotz PS-starker Pick-ups geht es dann manchmal nur mit viel Geduld, gutem Equipment und vereinter Muskelkraft weiter. Besonders herausfordernd wird es, sobald der Weg einen Fluss quert, was oft genug vorkommt. Wenn der Fluss zu tief zum Durchfahren ist, werden die schweren Autos mancherorts auf wackeligen Holzbrettern mithilfe einer Seilkonstruktion über den Fluss gezogen. Bis vor einigen Jahren, als wir unsere Orang-Utans aus Samboja Lestari noch im Norden von Kehje Sewen ausgewildert haben, konnte so ein Auswilderungs-Trip gern mal bis zu drei Tagen dauern.
Auf dem Land und zu Wasser
Da, wo es gar keine Straßen mehr gibt, hilft nur noch das Boot. Wenn sich unsere Post-Monitoring-Teams aus Camp Lesik, im Norden des Kehje Sewen Waldgebietes, oder aus Camp Nles Manse im Süden, auf den Weg zu den ausgewilderten Orang-Utans machen, gibt es nur noch Wasserwege. Unsere Bootsführer, die interessanterweise „motorists“, also Autofahrer genannt werden, brauchen viele Fähigkeiten und eine Portion Abenteuergeist, um heil ans Ziel zu kommen.
Die Boote sicher durch die Flüsse zu manövrieren erfordert sehr viel Geschick: ständig verändern sich Breite, Tiefe und Strömungsgeschwindigkeit des Wassers. Dazu kommen gefährliche Stromschnellen. Hier braucht der Bootsführer viel Erfahrung, um den Fluss richtig einschätzen zu können. Und auch schnelle Reflexe, um entsprechend zu reagieren. Trotzdem bleibt der Fluss an vielen Stellen unberechenbar – wenn es dann doch mal zu einem Unfall oder Beschädigungen am Boot kommt, werden unsere Bootsführer zum Mechaniker: Sie reparieren Schäden am Motor, am Steuersystem oder am Rumpf nach Möglichkeit direkt vor Ort. Oder in einem Dorf, wenn das möglich ist.
Da zählt Teamarbeit
In engen Kurven, wenn der Fluss besonders viel Fahrt aufnimmt und das Boot durch die Stromschnellen „tanzt“, ist dann auch Muskelkraft gefragt, um das voll beladene Gefährt auf Kurs zu halten. Da braucht der Bootsführer die Unterstützung seines Juru Batu. Direkt aus dem Indonesischen übersetzt, bedeutet das Steinmetz oder Maurer. Er sitzt im Bug des Bootes, steht im ständigen Austausch mit dem Bootsführer im Heck und hat die Aufgabe, das Boot bei Bedarf mit den Händen oder einem langen, starken Stock von Hindernissen wegzuschieben.
Nicht selten schwappen bei so einer wilden Bootsfahrt schon mal größere Wellen ins Boot und setzen Ladung und Mannschaft unter Wasser. Unsere Bootsführer nehmen es gelassen, sie kennen es nicht anders. Wer baucht da noch James Bond?
Ohne die Hilfe unserer geschickten „Motorists“ könnten wir unsere wichtige Arbeit im Wald nicht leisten. Die Orang-Utans und der Regenwald brauchen uns. Gerade jetzt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.
Jeder Orang-Utan ist anders. Genau wie wir Menschen hat jeder seine ganz eigene, einzigartige Persönlichkeit. Die einen sind offen und zugewandt, andere spielen und tollen gern den ganzen Tag wild mit der Gruppe herum, und wieder andere haben am liebsten ihre Ruhe. Malika ist so eine Einzelgängerin. Die sechsjährige Waldschülerin, die in unserem Schutzzentrum Nyaru Menteng lebt, ist am liebsten auf eigene Faust unterwegs, um die Welt zu entdecken.
Was brummt denn da?
So saß Malika auch vor einigen Wochen in der Nähe eines verrotteten Baumstammes und kaute genüsslich auf ein paar Blättern herum. Plötzlich hielt sie inne. Etwas hatte ihre Aufmerksamkeit geweckt – ein Geräusch! Malika ließ von den Blättern ab und näherte sich vorsichtig dem Baum, von dem die Geräusche zu kommen schienen. Stille. Sie suchte nach einem passenden Ast und klopfte ein paarmal kräftig gegen den morschen Baumstamm. Offenbar war die junge Menschenaffendame von ihrem eigenen Mut überrascht, denn sie umarmte sich ganz kurz selbst. Junge Orang-Utans machen das in Ermangelung ihrer Mutter manchmal, um sich selbst zu beruhigen. Dann flitzte Malika wie der Blitz ein paar Meter weiter und blieb in sicherer Entfernung von dem Baum stehen. Noch immer Stille.
Doch so schnell gab Malika nicht auf. Von ihrer Neugier getrieben, trabte sie zum Stamm zurück – um ihn erneut mit dem Ast zu bearbeiten. Dieses Mal klopfte sie etwas vorsichtiger…. Plötzlich ertönte ein tiefes, langanhaltendes Brummen aus dem Inneren des Baumes! Das Geräusch drang aus den murmelgroßen Löchern im Stamm und schien durch sie akustisch noch verstärkt zu werden. Malikas Neugier war größer als ihr Unbehagen vor dem unbekannten Geräusch. Wieder nahm sie den Ast und klopfte gegen den Baum, dabei schlug sie mal kräftiger und mal sanfter. Es war offensichtlich, dass das Geräusch sie total faszinierte.
Des Rätsels Lösung
Dann kam plötzlich ein riesiger Käfer aus dem Stamm herausgeflogen und entfernte sich laut brummend vom Ort des Geschehens. Offenbar hatte er sich durch Malikas Klopfen gestört gefühlt und suchte nun das Weite. Das Rätsel um das seltsame Brummen war gelöst! Malika sah dem Käfer hinterher, bis er außer Sichtweite war, und widmete sich dann wieder genüsslich ihren Blättern.
Malika gehört zu den neugierigsten Orang-Utans ihrer Gruppe. Bei ihren Alleingängen durch das Regenwaldklassenzimmer sammelt sie viele wertvolle Erfahrungen, die dazu beitragen, ihre Überlebensfähigkeiten und natürlichen Verhaltensweisen weiter zu entwickeln. So ist sie bestens gewappnet, um eines Tages sicher in die Wildnis entlassen werden zu können.
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Manchmal sind es die kleinen Dinge, die großes Bewirken – vor allem, wenn viele Menschen daran beteiligt sind. Wir von BOS Deutschland freuen uns, wenn Unternehmen, die unsere Arbeit unterstützen, eigene Spendenaktionen ins Leben rufen. Der Berliner Friseursalon 3v for hair macht jedes Jahr eine Aktion, deren Erlös Organisationen im Bereich Natur- und Tierschutz zugutekommt – in 2021 waren es unsere Orang-Utans: Kunden konnten für eine Spende von 5 Euro an der Verlosung teilnehmen, die Gewinne – alles Produkte auf pflanzlicher Basis und tierversuchsfrei – hat 3v for hair gespendet. Mit jedem Los gab es reichlich Infos über unsere Arbeit in Form von Flyern, einem Film und persönlichen Gesprächen. Das kam gut an: 1.645 Euro kamen für BOS zusammen, und eine Stammkundin hat den Betrag spontan auf 1.800 Euro aufgerundet. Der Friseursalon arbeitet ausschließlich mit biologischen und tierfreundlichen Produkten. Und geföhnt wird selbstverständlich nur mit Ökostrom. Geschäftsführer Frank Saxer und sein Team sind schon lange Fan unserer Arbeit und haben eine Patenschaft für das Orang-Utan-Mädchen Topan übernommen. Wir danken von Herzen für die Unterstützung, die 3v for hair und seine Kunden für BOS geleistet haben und leisten. Gemeinsam erreichen wir mehr! Sie möchten auch eine Patenschaft übernehmen oder eine eigene Spendenaktion mit Ihren Kunden starten? Wir freuen uns auf Ihre Unterstützung.
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