Indonesien ist das Reich der Reptilien. Manche haben sich seit dem Zeitalter der Dinosaurier kaum verändert, sie wirken wie Fabelwesen. Kein Wunder, dass Drachen und Schlangengötter die mythischen Welten Indonesiens bestimmen. Zu den eindrucksvollsten „Drachen“ zählt der Komodowaran: Seine Größe von fast drei Metern und sein Gewicht von über 70 Kilo machen ihn zu einem furchterregenden Raubtier.
Ist es satt, braucht es wochenlang keine Nahrung. Doch wenn der Komodowaran Hunger bekommt, verwandelt er sich zu einem gierigen Allesfresser: Aas, Krabben und Vögel werden genauso verschlungen wie Hirsche und andere Großtiere.
Leuchtend gelb und saftig ist die Jabon-Frucht, die Justin zum Schlemmen verführt. Bei ihr kann das 13-jähige Orang-Utan-Männchen einfach nicht widerstehen – genüsslich nascht er die Früchte, wo immer er sie findet. Und glücklicherweise gibt es davon reichlich im Wald von Kehje Sewen, wo Justin 2017 ausgewildert wurde. Die Bäume der Frucht, die auch als Anthocephalus-Frucht bekannt ist, wachsen bis zu 45 Meter in den Himmel. Sie tragen nicht das ganze Jahr über Früchte; umso größer ist die Freude bei den Orang-Utans, wenn die Bäume voll hängen.
Abwechslungsreicher Speisenplan
Die Nahrung von Orang-Utans ist sehr abwechslungsreich: Sie essen Baumrinde, Pflanzenkerne sowie junge Blätter, und auch proteinreiche Termiten stehen auf dem Speisenplan. Und natürlich Früchte, am liebsten ganz viele davon. Eine Ausnahmeleckerei ist Honig, der allerdings oft nur mithilfe von Werkzeug zu ergattern ist.
Eigenständige Nahrungssuche für ein Leben in Freiheit
Die Fähigkeit, sich eigenständig in der Wildnis zu ernähren, ist eine der Grundvoraussetzungen für die Freilassung der Orang-Utans. Daher wird auf dieses Thema in allen Phasen der Rehabilitation ein wichtiger Fokus gelegt.
Um Justin müssen wir uns keine Sorgen machen. Unser Monitoring Team vom Nles Mamse Camp sah ihn neulich dabei, wie er sich genüsslich eine Jabon-Frucht nach der anderen in den Mund schob. Der Orang-Utan-Mann weiß sehr genau, wie er sich im Wald sattessen kann. Wir wünschen „Guten Appetit!“
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Es ist die Kirsche auf der Sahnetorte, die Krönung unserer Arbeit, der schönste Erfolg: Wenn ein ausgewilderter Orang-Utan in Freiheit ein Baby bekommt. Es ist einfach der ultimative Beweis, dass unsere Arbeit für die Waldmenschen, im wahrsten Sinne des Wortes, fruchtet. Denn was könnte es Schöneres geben, als dass ein Orang-Utan, der mit uns den Weg in die Freiheit gegangen ist, in der Wildnis den Bestand seiner ganzen Art sichert, indem er Nachwuchs bekommt?!
Ende letzten Jahres war unser Monitoring-Team wieder im Bukit Batikap Schutzwald unterwegs. Das machen die Kollegen regelmäßig, denn es ist wichtig, dass wir von Zeit zu Zeit prüfen, ob es unseren ehemaligen Schützlingen auch gutgeht. Gleichzeitig sammeln wir wissenschaftliche Daten und wichtige Erkenntnisse, die uns bei unserer Arbeit mit den Orang-Utans helfen.
Inung überrascht uns mit einem Baby
Mit dem obligatorischen Ortungsgerät ausgestattet machten sie sich also auf die Suche nach unseren Alumni und stießen auf Inung. Dieses Orang-Utan-Weibchen hatten wir acht Jahre zuvor ausgewildert. Und dieses Wiedersehen überstieg alle unsere Erwartungen. Denn an Inungs Körper klammerte sich ein winzig kleines Orang-Utan-Baby.
Wir gehen davon aus, dass das Kleine (wir konnten leider noch kein Geschlecht bestimmen) ungefähr ein viertel bis halbes Jahr alt ist. Es konnte zumindest schon seine Arme nach Ästen ausstrecken und war sogar in der Lage, sich an den Rücken seiner Mama zu hängen. Wir beschlossen kurzerhand, Inungs Baby „Indie“ zu nennen – das passt für Jungen und Mädchen. Und wir freuen uns schon sehr darauf, herauszufinden, ob es denn nun weiblich oder männlich ist.
Beiden scheint es sehr gut zu gehen
Denn obwohl unsere Kollegen dem Mutter-Kind-Gespann ganze zwei Tage lang durch den Regenwald folgten, erhielten sie keine Chance, einen genaueren Blick auf das Baby zu erhaschen. Dafür bekamen die Mitarbeiter einen guten Überblick über den Speiseplan von Inung. Sie nahm unter anderem Meranti(Shorea)-Kambium und ‑Früchte, Lorbeerfrüchte, junge Lianenblätter, Mark von wildem Ingwer und Termiten zu sich. Auch an sozialen Kontakten mangelte es Inung nicht, denn sie traf sich mit ihrer erstgeborenen Tochter Indah und legte auch einen Krabbelgruppentreff mit Mutter-Kind-Gespann Cindy und Stellar ein. In jedem Fall machten sowohl Inung als auch Indie einen wirklich guten Eindruck und wir sind mächtig stolz auf das neue Mutterglück. Wir können es kaum erwarten, weitere Beobachtungen zu machen, und Sie über die zwei auf dem Laufenden zu halten.
Unser Ziel ist, die Population zu stärken
Inung und Indie erfüllen eine ungemein wichtige Aufgabe im Regenwald Borneos: Sie sichern den Fortbestand ihrer vom Aussterben bedrohten Spezies. Möchten Sie uns helfen, weitere Orang-Utans auszuwildern und ihnen so die Möglichkeit geben, die Population zu stärken. Dann spenden Sie noch heute. Vielen Dank!
Die drei Orang-Utan-Weibchen Dilla, Mawas und Jelive sind auf die „Pflegeheim“-Insel Badak Kecil umgezogen – damit leben jetzt zehn nicht auswilderbare Orang-Utans auf dem kleinen Eiland, das zu den überwachten und gesicherten „Salat Islands“ gehört. Die drei Weibchen zwischen 13 und 17 Jahren haben ihren Rehabilitationsprozess in Nyaru Menteng durchlaufen – doch leider konnten sie nicht alle Fähigkeiten ausbilden, die für ein unabhängiges Leben in der Wildnis notwendig sind. Wie so oft, steckt meist eine traurige Geschichten dahinter…
Eine Geschichte wie diese: Ein Mädchen wird viel zu früh seiner Mutter beraubt, lebt vier Jahre lang in häuslicher Gefangenschaft, wird endlich befreit und ist doch unfähig, ihr erlittenes Trauma je zu überwinden. Was wie die Zusammenfassung eines tragischen Filmes klingt, ist traurige Realität. Es ist die Geschichte unseres Orang-Utan-Weibchens Dilla. Wie für alle unsere Orang-Utans, die unermessliches Leid erlitten haben, geben wir auch für Dilla alles, damit sie ihr ganz persönliches Happy End erlebt.
Vier Jahre Gefangenschaft haben schlimme Folgen
Als wir Dilla retteten, hatte sie über vier Jahre in privater Gefangenschaft leben müssen. Das ist selbst für uns – die wir nun schon so viel erlebt haben – eine überdurchschnittlich lange Zeit, die ein Orang-Utan als Haustier gehalten wurde. Normalerweise erfahren wir innerhalb von Monaten davon, wenn ein Tier konfisziert werden muss. Sie war in sehr schlechter gesundheitlicher Verfassung. Mit gerade einmal fünf Jahren hatte sie schon einen grauen Star und war auf dem linken Auge erblindet.
Dilla war also kurz nach ihrer Geburt schon verwaist und gefangen genommen worden. Sie hatte unter unsagbar schlechten Bedingungen gelebt und wir setzten all unser Hoffnung und Kraft darein, diesem Mädchen die beste Ausbildung zu ermöglichen. Dann wurde Dilla viel zu früh schwanger. Selbst noch ein Teenager gebar sie mit nur elf Jahren bei einer dramatischen Geburt eine kleine Tochter, Delilah.
Dilla wollte nichts von ihrem Baby wissen
Doch Dillas Trauma saß zu tief. Sie war nicht in der Lage, sich um ihr Kleines zu kümmern. War nicht fähig, Mutter zu sein. Wir versuchten zwei Mal, die beiden zusammen zu führen und Delilah eine natürliche Kindheit in den Armen ihrer Mutter zu ermöglichen. Doch all unsere Bemühungen scheiterten und so mussten wir Delilah in die Obhut unserer Babysitter geben, die sich nun aufopferungsvoll um die Kleine kümmern. Glücklicherweise ist Dillas Tochter ein sehr aufgewecktes Mädchen, die mit großer Freude und Abenteuerlust die Waldschule besucht. Mit nur 2,5 Jahren ist sie eine der besten ihrer Klasse und kann schon ganze 20 m hochklettern!
Ihr fehlen wichtige Fähigkeiten für die Wildnis
Nachdem wir die schwere Entscheidung getroffen hatten, Mutter und Kind zu trennen, konnte Dilla ihre Ausbildung fortsetzen und wir gaben ihr die Chance, auf einer Vorauswilderungsinsel zu zeigen, ob sie bereit für ein Leben in Freiheit sei. Doch auch hier mussten wir wieder einen herben Rückschlag einstecken. Sie erwies sich zwar als aktiver Orang-Utan und als hervorragende Kletterin, doch damit endete auch schon die Liste ihrer Begabungen. Selbst die die Fähigkeiten, die sie bisher erlernt hatte, schienen auf einmal vergessen. Sie vermied es, auf Nahrungssuche zu gehen und auf den Fütterungsplattformen konnte sie sich nicht gegen die anderen Inselbewohner durchsetzen. Dilla verlor sehr viel an Gewicht und zog sich auch noch eine Wurm-Infektion zu. So beschlossen wir, sie wieder ins Schutzzentrum zurückzuholen.
Dilla erhält die Chance auf einen Neuanfang
Nachdem sich Dilla wieder erholt hat, haben wir ihre Zukunftschancen von neuem erörtert. Wir haben ihre Entwicklung, all ihre Fort- und Rückschritte abgewogen, und sind nun zu einem Entschluss gekommen: In ihrem jetzigen Zustand könnte Dilla niemals in der Wildnis überleben, und doch wollen wir ihr die Möglichkeit nicht verwehren, unter freiem Himmel einzuschlafen und aufzuwachen.
Wir haben uns daher entschieden Dilla zusammen mit zwei weiteren Weibchen auf unserer „Pflegeheim“-Insel Badak Kecil einen Neuanfang zu schenken. Hier herrscht weniger Konkurrenz, als auf unseren Vorauswilderungsinseln und unsere Pfleger verteilen extra große Futterportionen. Hier haben wir immer ein Auge auf sie – und gleichzeitig können die drei all die Vorzüge genießen, die ein nahezu wildes Leben mit sich bringt.
Wir sind sehr glücklich, dass wir diesen Orang-Utan-Weibchen einen Neuanfang ermöglichen können. Sie stehen weiterhin unter unserem Schutz, wir prüfen immer wieder ihren Entwicklungsstand, werden erörtern, ob es nicht doch Hoffnung gibt, sie irgendwann einmal ganz auszuwildern. Wir geben die Hoffnung für unsere Hoffnungslosen nicht auf.
Nicht jeder Orang-Utan, der in den Rehabilitationszentren der BOS Foundation lebt, wird in den Regenwald zurückzukehren können, um dort wild und frei zu leben. Es gibt eine Reihe von Tieren, die aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage wären, selbstständig in der Wildnis zurecht zu kommen. Wir nennen diese Gruppe von Orang-Utans die “Unreleasables” – die nicht auswilderbaren Waldmenschen.
Infektionskrankheiten, körperliche Behinderungen oder eine lange Gefangenschaft, aufgrund derer ein Orang-Utan keine natürlichen Verhaltensweisen entwickeln konnte, verringern die Überlebenschancen in der Wildnis. Es ist davon auszugehen, dass diese Orang-Utans für den Rest ihres Lebens in einem Rehabilitationszentrum leben müssen. Im Schutzzentrum Samboja Lestari in Ost-Kalimantan kümmern wir uns um eine Reihe von alten, nicht mehr auswilderbaren Orang-Utans, die an Infektionskrankheiten leiden oder keine natürlichen Verhaltensweisen entwickeln. Einer von ihnen ist Papa, ein 31 Jahre altes Männchen – der zweitälteste Bewohner in Samboja Lestari nach Romeo.
Sein Schicksal schien besiegelt
Papa kam am 1. September 1994 aus Taiwan zu uns. Damals war er fünf Jahre alt. Wir gehen davon aus, dass Papa ein Opfer des illegalen Wildtierhandels war. Bei seiner Ankunft in Indonesien wurde festgestellt, dass Papa an Hepatitis B leidet – hoch ansteckend und schwer zu heilen. Das hieß, dass er in einem Einzelgehege untergebracht werden musste. Es ist schon traurig genug zu sehen, dass ein Orang-Utan in unseren Rettungszentren landen muss. Aber zu wissen, dass einige Schützlinge nur geringe oder gar keine Chancen auf eine Rehabilitation und spätere Auswilderung haben, ist wirklich niederschmetternd.
Doch wir geben kein Tier auf. Und im Jahr 2010 konnte unser medizinisches Team Papa von der Krankheit heilen. Jetzt durfte Papa auch endlich mit anderen Orang-Utans vergesellschaftet werden. Sieben Jahre später ergriffen wir die Möglichkeit, Papa ein weiteres Stück Freiheit zu schenken. Auf der neu geschaffenen, künstlichen Insel Nr. 4 kann er seitdem in der Natur leben.
Papa lebt nun seit über drei Jahren auf der Insel, wo er von den weiblichen Orang-Utans Vera, Citra und Isti begleitet wird. Papa ist als “sanfter Riese” bekannt, da er bei der Futterverteilung noch nie Aggressionen gegenüber unseren Mitarbeitern gezeigt hat. Im Gegensatz zu einigen anderen großen Männchen zieht sich Papa, wenn er einen Fremden sieht, der ihn von der anderen Uferseite beobachtet, schnell tiefer auf die Insel zurück oder versteckt sich hinter den Büschen.
Auch gegenüber Vera, Citra und Isti ist Papa nie aggressiv. Er zieht es sogar vor, sie zu ignorieren und die Zeit allein zu verbringen, weit weg von den drei Weibchen. Er scheint seine “Ich-Zeit” auf der Insel in vollen Zügen zu genießen! Vermutlich liegt es an seinem neuen Leben auf der waldähnlichen, geschützten Insel, dass sich Papas gesundheitliche Verfassung stark verbessert hat. Er ist auf der Insel noch nie krank geworden und fühlt sich in seiner Umgebung sichtlich wohl. Leider ist Papa immer noch nicht für die Auswilderung bereit, da er seine grundlegenden Überlebensfähigkeiten noch nicht perfektioniert hat, wie z.B. das Schwingen von Baum zu Baum, die Suche nach natürlichen Nahrungsquellen, das Bauen von Nestern und vielem mehr. Sein guter Zustand gibt jedoch Hoffnung für andere nicht auswilderbare Orang-Utans, die sich von ihrer Krankheit erholen und auf einer unserer Inseln leben können.
Mach weiter so gute Fortschritte, Papa! Wir sind begeistert, deine tolle Entwicklung mit jedem weiteren Tag zu beobachten!
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