Nach den Auswilderungen geht die Arbeit von BOS weiter: Unsere Post-Release-Monitoring (PRM)-Teams folgen jeder Spur der „Neuen Wilden“. Sie wollen herausfinden, ob die Tiere sich in der neuen Umgebung einleben. Sie dabei aufzuspüren, ist manchmal eine echte Herausforderung – Orang-Utans bewegen sich hoch in den Bäumen, sind – abgesehen von der sehr engen Mutter-Kind-Beziehung in den ersten acht Jahren – fast immer allein unterwegs und dabei meistens eher geräuschlos.
Freet, Juve und Britney sind jetzt im Kehje Sewen Wald zu Hause
Im Kehje Sewen Wald begannen die Männchen Freet (27) und Juve (25) und das 28-jährige Weibchen Britney sofort nach ihrer Freilassung, die Gegend zu erkunden. Während Freet und Britney sofort über die Baumkronen in der Tiefe des Waldes verschwunden sind, konnte das PRM-Team mit Juve Schritt halten. Das Männchen erkundete seine Umgebung in aller Ruhe, kletterte auf einen Adinandra-Baum und verspeiste erst einmal ausgiebig Blätter und Früchte. Die Reise mit dem Helikopter hatte ihn offenbar hungrig gemacht. Nachdem der Hunger gestillt war, suchte Juve nach geeigneten Ästen, um sich sein erstes Schlafnest in Freiheit zu bauen. Die eigenständige Futtersuche und der Bau eines Schlafnests sind sichere Zeichen, dass Juve gut im Regenwald angekommen ist. Froh über diesen Erfolg kehrte das PRM-Team in sein temporär erbautes Camp in der Nähe des Auswilderungspunktes zurück.
Die frei gelassenen Menschenaffen zeigen artgerechtes Verhalten
Am nächsten Morgen wurden gleich drei Teams losgeschickt, um Juve, Freet und Britney zu finden und zu beobachten. Juve war noch immer in der Nähe seines Schlafnestes und daher einfach aufzuspüren. Das zweite Team traf auf Freet, der hoch oben in einem Rambutan-Baum saß; nicht weit von dem Ort entfernt, wo er tags zuvor frei gelassen worden war. Allerdings gefiel es dem imposanten Männchen gar nicht, von den Menschen beobachtet zu werden – immer wieder brach er Äste ab und warf sie auf das Beobachtungs-Team unter sich. Zwischen den kleinen Attacken pflückte er sich Früchte aus dem Baum und verspeiste sie genüsslich.
Dann war plötzlich aus der Ferne deutlich der Ruf eines anderen Männchens zu hören: Es war Juve. Er stieß einen langen, lauten Ruf aus und wartete auf eine Erwiderung. Freet schien das Signal anfangs zu ignorieren, doch dann antwortete er seinerseits mit einem Ruf – und es ging immer hin und her. Dieser sogenannte Longcall (hier zu hören) zeigt die Dominanz der Männchen in ihrem Revier an. Bis in den späten Nachmittag forderten sich Juve und Freet in ihrem Rufwettbewerb immer wieder heraus. Einmal war sogar ein weit entfernter Ruf von einem dritten, unbekannten, Orang-Utan zu hören. Freet und Juve verstummten erst, als sie sich niederließen, um ihre Schlafnester zu bauen.
Am nächsten Tag lokalisierte das dritte Team schließlich auch Britney. Sie näherte sich Juve, der ihr nach einer kurzen Annährungsphase dicht auf den Fersen blieb. Als das Weibchen kein großes Interesse an ihm zeigte, verschwand Juve wieder im Wald, um ihn allein zu erkunden.
Unsere Monitoring-Teams behalten die Tiere im Auge – so gut es geht
Freet, Juve und Britney scheinen sich vorbildlich in ihrem neuen Zuhause im Kehje Sewen Wald einzuleben. Sie sind bestens gewappnet für all die Abenteuer, die noch auf sie warten.
Auch von den anderen Orang-Utans, die wir jetzt im Bukit Batikap Schutzwald in Zentral-Kalimantan ausgewildert haben, gibt es positive Neuigkeiten: Nenuah, Noel, Hugus und Bali wurden von den Post-Release-Monitoring Teams bereits mehrfach gesichtet, und die Freiheit scheint ihnen gut zu bekommen. Derzeit warten wir noch auf mehr Informationen und Bilder, die dann mit dem Team-Koordinator direkt aus dem Regenwald kommen – dort gibt es kein Internet. Stada, Disha und ihr Sohn Deijo haben sich offenbar schon so gut an ihre neue Umgebung angepasst, dass sie unseren Monitoring-Teams bisher entwischen konnten. Doch wir bleiben dran.
Rückblick: Hier kommen unsere Neuen Wilden im Regenwald an
Noch warten weitere 400 Orang-Utans in unsren Rettungszetren auf Ihren ganz persönlichen Ruf der Freiheit. Bitte helfen Sie, auch diesen Orang-Utans ein Leben in ihrem wahren Zuhause zurück zu geben. Jeder Beitrag hilft.
Das Wetter war immer wieder eine Herausforderung, aber wir haben es dennoch geschafft: Fünf weitere Staudämme sind über den Jahreswechsel fertiggestellt worden. Das sind 50 Hektar Torfmoor, das nun wiedervernässt ist und sich erholen kann. Insgesamt zwanzig Staudämme wollten wir in 2020 bauen. Das war unser Ziel – und wir haben es erreicht.
Auf 200 Hektar Torfmoor läuft das Wasser nun nicht länger aus dem Boden ab, die Natur kann wieder aufblühen, und neue Bäume können gepflanzt werden. Die besten Voraussetzungen für einen optimistischen Start in das neue Jahr.
Danke, dass Sie das alles ermöglicht haben. Corona hatte uns einen gehörigen Strich durch die Rechnung gemacht. Lange Zeit war es ungewiss, ob wir in 2020 überhaupt weitere Staudämme bauen und in Mawas aufforsten können. Aber dank Ihrer überwältigenden Unterstützung haben wir das Torfmoor weiter von innen heraus gestärkt.
Orang-Utans essen gern und oft. Am liebsten Früchte. Sie sorgen auf dem Speiseplan mit Baumrinde, Pflanzenkernen, Blättern und Termiten für die saftige Abwechslung. Glücklicherweise ist die Auswahl im Regenwald von Ost-Kalimantan riesig – es gibt Hunderte verschiedene Obstsorten, die die Nahrung eines Orang-Utans bereichern und einen Großteil davon ausmachen.
Orang-Utans essen gern Früchte
Ein abwechslungsreicher Speiseplan ist wichtig für die natürliche Entwicklung dieser Tiere. Wenn es dann auch noch schmeckt – umso besser. Neulich haben wir davon berichtet, dass die leuchtend gelbe Jabon-Früchte bei den Orang-Utans sehr beliebt sind. Eine weitere Lieblingsfrucht ist tatsächlich eine, die auch wir Menschen sehr gern essen: Die Mango. Wilde Mangos – aus der Gattung Mangifera – sind im Kehje Sewen Wald in Hülle und Fülle vorhanden. Allerdings schmecken diese völlig anders als die, die wir aus dem Supermarkt kennen – die Mangos aus dem Kehje Sewen Forest schmecken sauer! Damit sind sie besser an die Geschmacksnerven und Ernährungsbedürfnisse der Orang-Utans angepasst.
Obstbäume eignen sich gut für das Monitoring
Auf ihren Touren durch die Baumwipfel legen Orang-Utans daher gern einen Stopp in den zahlreichen Jabon- und Mango-Bäumen ein, um sich in aller Ruhe satt zu essen. Eine wunderbare Gelegenheit, die Tiere in ihrer natürlichen Umgebung zu beobachten und Daten zu sammeln. Deswegen kommen unsere Post-Release-Monitoring (PRM)-Teams auf ihren Rundgängen durch den Keheje Sewen Wald immer auch gezielt an diese Plätze. Manchmal ist es ganz leicht herauszufinden, in welchem der hohen Bäume grade ein Orang-Utan is(s)t – dann nämlich, wenn die ungenießbaren Reste der Mango unter dem Baum auf dem Waldboden zerstreut sind. Oder sie grade aus dem Kronendach nach unten fallen.
Sayang und Padma sind Genießerinnen
Vor einigen Wochen fand unser Team auf diese Weise Sayang und ihre Tochter Padma. Das Orang-Utan-Mädchen Padma wurde 2018 als Tochter ihrer 2013 ausgewilderten Mutter in Freiheit geboren. Daher ist es für uns äußerst interessant zu beobachten, wie sich die Kleine entwickelt. Bisher läuft alles so, wie es sein sollte. Das macht uns sehr glücklich.
Sayang und Padma hatten es an diesem Tag besonders gut getroffen: Direkt neben dem Mangobaum, auf dem sie saßen, stand auch noch ein fruchttragender Wald-Rambutan-Baum! Die beiden konnten von einem Geäst ins andere wechseln und so richtig schlemmen – was sie auch ausgiebig taten. Nach einem langen Nachmittag, an dem das PRM-Team viele Daten sammeln konnte, zogen sich Mutter und Kind in ihr Nachtnest zurück.
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Ein wichtiger Teil unserer Arbeit ist die Beobachtung der ausgewilderten Orang-Utans in ihrem neuen Lebensraum. Sie aufzuspüren ist jedoch manchmal etwas herausfordernd: Einige der Tiere meiden die Menschen, manche reagieren aggressiv und wieder andere nähern sich neugierig den Post-Release-Monitoring-Teams, sobald sie sie erspähen. Der Grund für das unterschiedliche Verhalten liegt meist in ihrer persönlichen Geschichte.
Manche Orang-Utans halten sich von Menschen fern
Unsere Post-Release-Monitoring (PRM)-Teams bringen von ihren Touren durch die Auswilderungsgebiete jedes Mal neue Eindrücke von ihren Begegnungen mit den „Neuen Wilden“ mit. Auf einer ihrer letzten Patrouillen traf das Team aus Camp Lesik unter anderem auf Mona, die schon seit über sieben Jahren im Kehje-Sewen-Wald lebt. Das Weibchen tendiert dazu, den Menschen keine große Beachtung zu schenken. Kommen sie dann näher, wird jedoch eine starke Abneigung spürbar und Mona reagiert bisweilen aggressiv. Dann ist Vorsicht geboten.
Auch Marlies mag Menschen nicht so gern. Bevor sie 2003 in unser Schutzzentrum kam, wurde sie illegal als Haustier gehalten. Sobald sie Menschen sieht, stellen sich Ihre Haare auf – ein untrügliches Zeichen, dass sie Wut verspürt. In diesem erregten Zustand kann Marlies unberechenbar sein. Daher bleibt das Team immer wachsam und trifft die notwendigen Vorkehrungen, um eine unerwartete Begegnung mit ihr zu vermeiden. Im schlimmsten Fall kann das Team einfach in den Fluss springen. Das ist tatsächlich schon vorgekommen. Orang-Utans können nicht schwimmen, daher ist das Wasser für die Beobachter ein sicherer Ort. Wenn Marlies weiß, dass es eine Barriere zwischen ihr und den Menschen gibt, beruhigt sie sich dann jedoch immer wieder und zieht sich zurück.
Andere treibt die Neugier
Doch es gibt auch ausgesprochen neugierige Orang-Utans, die sich unseren Teams nähern, sobald sie sie erspähen. Ein Grund: Die Ausrüstung, die unsere Teams immer dabeihaben, scheint die Tiere magisch anzuziehen. Ob Fernglas, Regenmantel, Stirnlampe, Packsack oder Markierungsband – die farbenfrohen Gegenstände wecken großes Interesse und sind begehrtes „Diebesgut“. Die schlauen Orang-Utans finden immer einen Weg, unsere Leute auszutricksen und mit Teilen der Ausrüstung im Wald zu verschwinden… Ein wahrer Meister darin ist das bald 13jährige Männchen Robert, der schon in der Waldschule so lernbegierig und geschickt was, dass er eine „Klasse“ überspringen konnte. Sobald Robert in die Nähe des PRM-Teams kommt, wird das Equipment nicht mehr aus den Augen gelassen – sowohl vom Menschen als auch vom Tier.
Jedes Tier hat eine eigene Persönlichkeit
Indem wir die Individuen erforschen, erfahren wir sehr viel über die Art und ihre Anpassungsfähigkeit an ihren Lebensraum. Und genauso wie jedes Tier, ist auch jede Begegnung anders: von aufregend und lustig bis zu angespannt und nervenaufreibend. Das Verhalten eines Orang-Utans kann sich innerhalb eines Augenblicks völlig ändern. Ein Tier, dass tagelang in derselben Routine unterwegs ist, verhält sich am nächsten Tag plötzlich komplett anderes. Was die Verhaltensänderung ausgelöst hat, ist dabei nicht immer klar. Daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen, ist nicht einfach und erfordert jahrelange Beobachtung.
Anpassung an den Lebensraum erfolgreich
Auch wenn es für unsere Teams manchmal herausfordernd ist, wenn einer der Schützlinge aggressiv reagiert, Dinge stibitzt oder sofort verschwindet – sie alle sind bestens an ihren Lebensraum im Regenwald von Borneo angepasst. Wir wünschen ihnen und uns, dass das so bleibt.
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Ohne ihren Kuschelaffen Jubilee, den Jane Goodall als Zweijährige bekam, hätte sie vielleicht nie Afrika bereist. Heute ist die Affenforscherin Jane Goodall eine Ikone: Für die Verhaltensforschung, als Aktivistin und auch als Vorbild für viele Frauen. Ende der 50er Jahre beginnt sie in Afrika Schimpansen zu beobachten. Ohne universitäre Ausbildung und in einer Zeit, als Frauen oft keine Aussicht auf eine Karriere hatten.
Doch der Paläontologe Dr. Louis Leaky gibt ihr eine Chance und schickt sie nach Gombe in Tansania um Schimpansen zu beobachten. Ihre Entdeckungen Anfang der 60er sind so bahnbrechend, dass die Wissenschaft sie als Forscherin akzeptieren muss. Seither hat sie nie aufgehört, das Verhalten von Affen zu beobachten und ihre Schlüsse daraus zu ziehen, die universitäre Ausbildung holt sie in Cambridge nach.
Jane Goodall hat entdeckt, dass Schimpansen Werkzeuge herstellen und benutzen können, etwas, was vorher nur dem Menschen zugeschrieben wurde. In den 80ern führt eine Konferenz über Schimpansen und ihre Lebensbedingungen dazu, dass Jane Goodall Umweltaktivistin wird. Seither bereist Jane Goodall die Welt, um über die Lebensverhältnisse der Tiere und Menschen zu sprechen und auf den Klimawandel aufmerksam zu machen. Da sage noch mal wer, Kuscheltiere seien unnütz.
Für ARD Alpha und die Sendung ‚Von Schimpansen und Menschen. Dr. Sibylle Anderl im Gespräch mit Dr. Jane Goodall“ hat die Wissenschaftsjournalistin Sibylle Anderl mit Jane Goodall gesprochen und nicht nur gelernt, wie Schimpansen sich Hallo! sagen, dass sie Kriege führen oder Werkzeuge machen können, sondern auch, dass Kindheitsträume in Erfüllung gehen können, wenn man sich nicht beirren lässt.
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