Von Insekten und Land­wirten — Können wir die Biodi­ver­sität retten?

Insekten sterben — und mit ihnen viele andere Lebe­wesen. Schon lange sind Forscher alar­miert, und auch in der Gesell­schaft ist die Botschaft ange­kommen, dass das Ökosystem in Gefahr ist. Die Zahlen spre­chen stark dafür, dass in den nächsten Jahren vieles verloren geht, was die Menschen für das eigene Über­leben drin­gend brauchen.

Die Bestäu­bungs­leis­tung der Insekten zum Beispiel hat einen Wert von bis zu 500 Milli­arden Euro im Jahr. Rund die Hälfte der globalen Wirt­schafts­leis­tung hängt von einer intakten Natur ab. Poli­ti­ke­rinnen und Poli­tiker haben Akti­ons­pläne ins Leben gerufen — aber die Ziele werden meist nicht erreicht. Das Arten­sterben ist komplex, und es gibt viele Ursa­chen dafür. Ganz oben auf der Liste steht in vielen Studien die moderne Land­wirt­schaft. Jahr­hun­der­te­lang war die Land­wirt­schaft ein Garant für Arten­viel­falt. Doch das hat sich geän­dert. Bauern müssen heute zu Billig­preisen für den Welt­markt produ­zieren, die biolo­gi­sche Viel­falt bleibt dabei auf der Strecke. Das ist inzwi­schen auch vielen Land­wirten bewusst. Biodi­ver­sität sei ein großes Thema. „Wir müssen uns darum kümmern, aber wir brau­chen dann auch die Rahmen­be­din­gungen, damit wir wirt­schaft­lich dazu beitragen können“, sagen sie. Die Gesell­schaft steht in einem Span­nungs­feld zwischen Nahrungs­mit­tel­pro­duk­tion und dem Erhalt der Natur. Ist dieses Dilemma zu lösen?

Die Rettung der Orang-Utans

Seit zehn Jahren setzt sich ein Ärzte­team in Borneo für die Rettung der stark gefähr­deten Orang-Utans ein. In der Station werden sie medi­zi­nisch versorgt, aufge­päp­pelt und anschlies­send wieder ausge­wil­dert. Mit viel Herz­blut ist das Team enga­giert und erklärt, wie nah verwandt wir mit den Orang-Utans sind.

Dieser Film zeigt die lebens­wich­tige Arbeit des Ärzte­teams und erklärt, weshalb einer unserer engsten Verwandten stark vom Aussterben bedroht ist. Die Doku­men­ta­tion zeigt Aufnahmen von Rettungs­mis­sionen, ergänzt diese durch Exper­ten­bei­träge, und wirft die Frage auf, ob in Zukunft noch Hoff­nung für die Rettung der Orang-Utans besteht.

Auf in den Regen­wald – sieben Orang-Utans finden neues Zuhause

Auf in den Regen­wald – sieben Orang-Utans finden neues Zuhause

Sieben Orang-Utans aus unserem Schutz­zen­trum Nyaru Menteng finden ihr neues Zuhause im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park. Vorher haben die Glücks­pilze einen langen Reha­bi­li­ta­ti­ons­pro­zess durch­laufen – nun starten sie in ihr neues, wildes Leben.


Aber der Reihe nach: Bevor sie die anstren­gende Reise bis zum Ort ihrer Auswil­de­rung ange­treten haben, hat unser Ärzte­team in Nyaru Menteng alle Tiere medi­zi­nisch unter­sucht: Wie viel wiegt der Orang-Utan? Sind die Zähne ok? Wie hoch ist die Körper­tem­pe­ratur? Gibt es irgend­welche Verlet­zungen? Was sagen die Blut­werte? Um diese Prozedur für die Tiere möglichst stress­frei zu halten, werden sie dafür leicht sediert. Nach dem Gesund­heits­check wurden die Tiere vorsichtig in sepa­rate Trans­port­boxen gelegt. Auf Fahr­zeugen verladen ging es dann mitten in der Nacht los. Immer wieder hat das Team auf der rund 20 Stunden dauernden Reise kurze Pausen einge­legt, um nach den Orang-Utans zu sehen. Die letzten vier Stunden ging es dann auf dem Boot weiter, bis jedes Tier zu seinem Bestim­mungsort kam.

Jedes Tier wird genau untersucht
Jedes Tier wird genau untersucht

Viele Tiere haben eine drama­ti­sche Geschichte

Jeder Orang-Utan hat eine eigene Lebens­ge­schichte. Auch diese „Neuen Wilden“ wurden in den vergan­genen Jahren im Schutz­zen­trum liebe­voll und fürsorg­lich auf ihre Auswil­de­rung vorbe­reitet. Eines von ihnen ist das Orang-Utan-Weib­chen Suayap. Sie kam 2006 zu uns, da war sie geschätzt zwischen sechs und sechs­ein­halb Jahren alt. Suayap war einer von 48 Orang-Utans, die aus dem Safari World Vergnü­gungs­park in Bangkok gerettet und nach Borneo zurück­ge­bracht wurden. Ein Gentest bestä­tigte: Sie war auf Borneo geboren, wurde dort gefangen und illegal nach Thai­land geschmug­gelt. Dort hätte ihr das lebens­lange Schicksal “Vergnü­gungs­park” gedroht – als junger Orang-Utan als nied­li­ches Foto­mo­dell, als ausge­wach­sener Orang-Utan als Boxer, Nummern­girl oder in einem anderen „Unter­hal­tungs­pro­gramm“.

Kein Orang-Utan soll so "leben" müssen
Kein Orang-Utan soll so “leben” müssen

Jeder Orang-Utan hat unter­schied­li­chen Entwicklungsstand

In unseren Schutz­zen­tren geht es darum, die Tiere so artge­recht wie möglich zu betreuen. In der Wald­schule werden die Über­le­bens­fä­hig­keiten mit Hilfe von inten­sivem Enrich­ment entwi­ckelt und trai­niert. Suayap war vier Jahre in der Wald­schule, bevor sie im Juni 2019 auf die Voraus­wil­de­rungs­insel im Salat Island Cluster umge­sie­delt wurde. Hier konnte sie sich „beweisen“. Sie ist von ihrem Wesen her nicht aggressiv, konnte jedoch gut für sich selbst einstehen, wenn es nötig war. Sie erkun­dete aktiv ihre Umge­bung, suchte fleißig nach Futter und verhielt sich in jeder Situa­tion wie ein wilder Orang-Utan. Die besten Voraus­set­zungen, um ausge­wil­dert zu werden.

Als Barilan zu uns kam, war er noch ganz klein
Als Barilan zu uns kam, war er noch ganz klein

Regen­wald statt Thaiboxen

Im Alter von 22 Jahren – nach sech­zehn­ein­halb Jahren bei BOS – war Suayap nun bereit, ein neues, freies Leben im Wald des Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­parks zu beginnen. Dazu Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land: „Wir freuen uns riesig, dass Suayap wieder als wildes Tier leben kann und nicht als Show­ob­jekt unna­tür­liche Kämpfe insze­nieren muss. Sie ist ein Hoff­nungs­schimmer im Kampf gegen den inter­na­tio­nalen ille­galen Wild­tier­handel. Leider haben „Orang-Utan Thai­boxing Shows“ im asia­ti­schen Raum unge­bremst regen Zulauf. Sie vermit­teln ein falsches Bild von Wild­tieren und sind für den Arten­schutz somit maximal kontra­pro­duktiv und schaffen weitere Nach­frage für den ille­galen Handel. Leider besu­chen auch viele deut­sche Touristen diese lebens­ver­ach­tenden Shows. Wir von BOS raten drin­gend davon ab, solche Shows zu besu­chen und lobby­ieren für ein Verbot.“

Mitt­ler­weile acht aus Thai­land geret­tete Orang-Utans ausgewildert

Reren erkundet neugierig seine Transportbox
Reren erkundet neugierig seine Transportbox

Mit Suayap wurden jetzt sechs weitere Orang-Utans im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya ausge­wil­dert: die Orang-Utan-Weib­chen Amber (16) und Reren (8) und die Männ­chen Barlian (8), Darryl (12), Randy (14) und Unggang (10). Suayap ist der achte Orang-Utan, der 2006 aus Thai­land gerettet wurde, den wir jetzt auswil­dern konnten. Ein weiteres Tier der 48 lebt auf einer unserer Schutz­in­seln für nicht auswil­der­bare Orang-Utans.

Randy erkundet sein neues Zuhause
Randy entdeckt sein neues Zuhause

Insge­samt hat BOS 485 Tiere ausgewildert

Mit diesen sieben Schütz­lingen hat die BOS Foun­da­tion seit 2012 485 Orang-Utans in zwei Auswil­de­rungs­ge­bieten in Zentral-Kali­mantan (Schutz­wald Bukit Batikap und Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park) und einem in Ost-Kali­mantan (Kehje Sewen Forest) ausge­wil­dert. Wir danken all unseren Spen­dern herz­lich für ihre Unter­stüt­zung, mit deren Hilfe wir diese Arbeit zum Arten- und Lebens­raum­schutz weiter voran­treiben können.

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Kein Palmöl in den Tank

Kein Palmöl in den Tank

Erin­nern Sie sich noch an unsere Unter­schrif­ten­kam­pagne (gemeinsam u. a. mit der DUH) gegen Palmöl im soge­nannten Biosprit? Die gute Nach­richt zuerst: Wir konnten einen weiteren Teil­erfolg erlangen. Mit dem Gesetz zur Weiter­ent­wick­lung der Treib­hausgas-Minde­rungs­quote vom Mai 2021 setzt die Bundes­re­gie­rung die EU-Richt­linie für Erneu­er­bare-Ener­gien (RED II) nun in deut­sches Recht um.

Nach dem Bundes­tags­be­schluss vom 20. Mai muss das Gesetz nun noch den Bundesrat passieren, bevor es in Kraft tritt. Es wurde entschieden, den Ausstieg aus der Nutzung von Palmöl im Tank immerhin von 2026 auf 2023 vorziehen.

Auf die halb­wegs gute Nach­richt folgte eine Enttäuschung

Unge­duldig haben wir daraufhin die Ankün­di­gung des neuen EU-Klima­pa­kets erwartet, in der Hoff­nung, dass dieses die deut­schen Regeln noch verschärfen würde. Das am 14. Juli ange­kün­digte Klima­paket „Fit for 55“  (1)verfehlt aller­dings genau das Ziel, Palmöl und Soja komplett aus Biodiesel zu verbannen. Statt, wie bisher, einen festen Anteil von erneu­er­baren Ener­gie­quellen in Brenn­stoffen fest­zu­legen, fordert die EU-Kommis­sion nun eine Reduk­tion des CO2-Fußab­drucks von Brenn­stoffen. Dies öffnet die Türen für Sprit mit der (ober­fläch­lich betrachtet) höchsten CO2-Ersparnis, was in diesem Fall erneut Biodiesel aus Palmöl und Soja sein könnte. Denn die neuen Regeln berück­sich­tigen keine indi­rekten Emis­sionen aufgrund von Land­nut­zungs­än­de­rungen – das heißt, die Abhol­zung von Regen­wald zum Anbau von Pflanzen wie Ölpalmen und Soja für die Herstel­lung von Biosprit wird nicht in den CO2-Fußab­druck mitein­ge­rechnet. So verbirgt „Fit for 55“ ähnliche Fallen, wie die Erneu­er­bare Energie Richt­linie I, die zu einer groß­flä­chigen Abhol­zung von Regen­wäl­dern beigetragen hat.

Ein Fakten­check

Die EU ist welt­weit der zweit­größte Impor­teur von Palmöl. Mehr als die Hälfte des in die EU einge­führten Palmöls – rund 53 Prozent (2) – wird für die Herstel­lung von Agro­s­prit verwendet. Heißt: Nicht nur, dass Nahrungs­mittel als Treib­stoff verwendet werden, sondern vor allem, dass Regen­wald vernichtet wird, um Treib­haus­gase in Kraft­stoffen zu redu­zieren. Inak­zep­tabel! Laut einer Umfrage des Meinungs­for­schungs­in­stitut IPSOS aus dem Jahr 2018 wissen 76 Prozent der Deut­schen nicht einmal, dass in Biodiesel Palmöl beigemischt wird.
Umso mehr hatten wir uns über den deut­schen Gesetz­ent­wurf gefreut, der nun durch die EU wieder ausge­bremst wurde. Unser Kampf ist noch nicht zu Ende. Wir werden uns weiter für einen noch schnel­leren Ausstieg einsetzen! Und setzen dabei auch auf Ihre Unterstützung.

Hin und her zu Lasten des Klimas

Am 8. Februar 2019 wurde auf EU-Kommis­sions-Ebene beschlossen: Palmöl gehört zu den Rohstoffen, die die EU-Kommis­sion als hoche­mit­tie­rend einstuft. Das heißt es besteht ein hohes Risiko einer indi­rekten Land­nut­zung. Darum solle Palmöl bis 2030 stufen­weise aus euro­päi­schem Biodiesel entfernt werden. Der Haupt­grund für diese Entschei­dung waren Studien, die nach­wiesen, dass 45 Prozent der Ölpalm­plan­tagen von 2008 bis 2015 in Gebieten errichtet wurden, die als große natür­liche CO2 Spei­cher dienten. Nun endlich wurde diese EU-Richt­linie im deut­schen Recht veran­kert. Doch „Fit for 55“ öffnet wieder gefähr­liche Hintertüren.

Eine weitere dunkle Seite

Und die richtig schlechte Nach­richt: Die gerade in Deutsch­land immer noch starke Agro­kraft­stoff­lobby hat erreicht, dass das Palmöl im Diesel nun, anders als im ursprüng­li­chen Entwurf vorge­sehen, durch eben­falls umwelt­schäd­liche Anbau­kraft­stoffe wie Soja und Raps ersetzt werden darf. Die Bele­gung riesiger Agrar­flä­chen für die Produk­tion solcher Kraft­stoffe erhöht den welt­weiten Flächen­druck und befeuert Entwal­dung und Arten­sterben. Als global denkende Orga­ni­sa­tion können wir uns nicht über eine Entlas­tung der Wälder in Indo­ne­sien freuen, wenn gleich­zeitig z.B. in Brasi­lien der Amazonas für die Soja­pro­duk­tion verschwindet!

(1)    https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_21_3541

(2)    https://www.transportenvironment.org/press/almost-two-thirds-palm-oil-consumed-eu-burned-energy-new-data

 

 

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Neue Zwerg­otter-Nach­barn bei Juq Kehje Swen eingezogen

Neue Zwerg­otter-Nach­barn bei Juq Kehje Swen eingezogen

Zufalls­funde sind ja meist die besten Funde. So ging es unserem Kollegen Erik, der eigent­lich anläss­lich der Wasser­vo­gel­zäh­lung rund um unsere Voraus­wil­de­rungs­insel Juq Kehje Swen unter­wegs war. Dabei entdeckte er eine aufge­weckte Bande von Asia­ti­schen Kurz­kral­len­ot­tern – auch bekannt als Zwerg­otter – die sich jetzt dort ange­sie­delt haben. Eine schöne Über­ra­schung, da auch diese Säuge­tierart als bedroht gilt.

Erik fand drei der Zwerg­otter (Aonyx cine­reus), die auf Borneo sero ambrang genannt werden, am frühen Morgen auf Kang­kung Island, einer Fußball­feld-großen Insel in der Nähe von Juq Kehje Swen. Damit wurden zum ersten Mal Otter in diesem Gebiet nach­ge­wiesen. Ein toller Erfolg, denn Kurz­kral­len­otter werden von der Welt­na­tur­schutz­union (IUCN) als gefährdet (VU) eingestuft.
Damit zeigt sich wieder einmal: Orang-Utan-Schutz ist Arten­schutz! Denn ihren Lebens­raum teilen Orang-Utans gern mit vielen anderen Arten.

Kurz­kral­len­otter sind die kleinsten aller Otter und errei­chen eine Gesamt­länge von 65 bis 94 cm. Sie haben ein dunkel­braunes oder blass­braunes Fell mit weißer Färbung an Hals und Bauch. Man kann sie mit etwas Glück in der Morgen- und Abend­däm­me­rung in der Nähe von Fluss­ufern entde­cken, wenn sie damit beschäf­tigt sind, mit ihren Pfoten nach kleinen Fischen, Krebsen, Garnelen und Schne­cken zu suchen.

Die Kurzkrallenotter, auf Borneo bekannt als sero ambrang
Die Kurz­kral­len­otter, auf Borneo bekannt als sero ambrang

Am liebsten leben die kleinen Otter im Schutz von Büschen und Mangroven. Sehr gern siedeln sie auch in der Nähe von Menschen – sofern diese Reis anbauen oder Fische, Garnelen oder ähnlich schmack­haftes züchten. Bei den Reis­bauern sind sie sehr beliebt, da sie mit Eifer Krebse, Schne­cken und andere Schäd­linge absam­meln. Mit den Züch­tern von Fischen oder Garnelen hingegen kann es zu Konflikten kommen. Lebens­raum­ver­lust, Umwelt­ver­schmut­zung, Jagd und Wild­tier­handel sind die größten Bedro­hungen für die kleinen Raubtiere. 

Wir hoffen, dass sich die Klein­kral­len­otter rund um Juq Keje Swen wohl­fühlen und so die Biodi­ver­sität der Region berei­chern. Wir geben unser Bestes, auch ihnen ein Leben in Sicher­heit zu schenken.

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