Schwer­punkt: Welt­kli­ma­kon­fe­renz — Die große Herausforderung

Nach drei Jahren extremer Trocken­heit kämpft Europa diesen Sommer mit Stark­regen und Wald­bränden. Spielt das Klima verrückt? Der Klima­gipfel in Glasgow steht unter Erfolgs­druck: Wird es gelingen, die selbst­ge­steckten Ziele zeitnah einzu­lösen? ARTE sendet einen Schwer­punkt mit zwei Themen­abenden: Wir schauen zurück auf 30 Jahre Welt­kli­ma­kon­fe­renz und ziehen Bilanz.

Außerdem suchen wir Antworten auf die drän­genden Fragen: Wie werden wir in Zukunft mit Extrem­wetter wie Dürre und Stark­regen umgehen? Wozu führt es, wenn wir unser Grund­wasser großen Konzernen über­lassen? Wie sieht der Kampf junger Menschen für das Klima aus? Und was bringt eigent­lich die Redu­zie­rung des CO2-Verbrauchs im privaten Bereich?

Nach drei Jahren extremer Trocken­heit kämpft Europa diesen Sommer mit Stark­regen und Wald­bränden. Spielt das Klima verrückt? Wird das Wetter immer extremer? Der Klima­gipfel in Glasgow steht unter Erfolgs­druck: Wird es gelingen, die selbst­ge­steckten Ziele zeitnah einzu­lösen? ARTE widmet dem Ereignis einen Schwer­punkt mit zwei Themen­abenden. Wie werden wir in Zukunft mit Extrem­wetter und Dürre umgehen? Und wozu führt es, wenn wir unser Grund­wasser großen Konzernen über­lassen? Die Doku­men­ta­tionen „Dürre in Europa“, „Auf dem Trockenen“ und „Up to the last drop“ liefern über­ra­schende Antworten. Der Klima­wandel beschleu­nigt auch die Land­flucht und das Wachsen der Städte. „Urban Genesis“ stellt eine moderne nach­hal­tige Modell­stadt in Äthio­pien vor, die diesen Trend stoppen will. Zur Entste­hung der aktu­ellen Klima­ka­ta­strophe zeigen wir die Doku­men­ta­tion „Die Erdzer­störer“ mit Archiv­auf­nahmen aus aller Welt. Die Geschichte der letzten beiden Jahr­hun­derte, von der Kohle-Ära bis in die Zeit von Big Data. Ein zweiter Themen­abend schaut mit „Aufge­heizt — Der Kampf ums Klima“ zum einen zurück auf 30 Jahre Welt­kli­ma­kon­fe­renzen und zeigt darüber hinaus in einem sehr persön­li­chen Versuch, welche Bemü­hungen unseren CO‑2 Verbrauch tatsäch­lich redu­zieren. Und ARTE stellt vier Mädchen in unter­schied­li­chen Konti­nenten mit ernster Mission vor: „Kinder der Klima­krise“. Während die Erkennt­nisse der Klima­wis­sen­schaft immer alar­mie­render wurden und sich die meisten Indus­trie­länder im Kyoto-Proto­koll 1997 zur Redu­zie­rung der Emis­sionen verpflich­teten, betrieben einige große Erdöl­kon­zerne und Inter­es­sen­ver­bände offenbar gezielt Lobby­ar­beit, um die öffent­liche Meinung zu mani­pu­lieren. Mehr dazu in: „Die Macht der Lobbyisten“.

Karibik — Koral­len­ret­tung und Klimawandel

Die Karibik-Staaten leiden am meisten unter dem Klima­wandel, obwohl sie zur Erder­wär­mung so gut wie nichts beigetragen haben. Die Karibik mit ihren unzäh­ligen Inseln gehört aber zu den Regionen, die am stärksten darunter leiden. Der Klima­wandel erwärmt die Meere, der Meeres­spiegel steigt, die Unwetter werden stärker.

Betroffen sind Menschen und das gesamte Ökosystem der Meere. In Panama fürchtet das indi­gene Volk der Kuna den Unter­gang seiner kleinen Insel, immer öfter schwappt das Meer in die Häuser. Die Kuna werden ihre Heimat wohl verlassen müssen, ihr Kampf ist so gut wie verloren. In Belize haben sie aber noch eine Chance: Das Team von „Frag­ments of Hope“ arbeitet daran, das zweit­größte Koral­len­riff der Welt wieder aufzu­forsten — mit Erfolg. Die Koral­len­frag­mente, die sie „pflanzen“, wachsen, das einst blei­chende Riff erblüht in neuen Farben, Fische kommen zurück. Es sei ein Pflaster, sagen die Riff­retter. Menschen, die Hoff­nung machen. Der Kampf gegen den Klima­wandel ist ein Kampf gegen einen riesigen Gegner und den kann niemand in der Karibik mehr igno­rieren. Auch Curacao kämpft mit den Folgen der Meeres­er­wär­mung: Riesige Algen­tep­piche schwämmt das Meer jedes Jahr an die Stände. Meeres­schild­kröten verhed­dern sich darin und verenden in den dichten, stin­kenden Algen. Das Turtle-Rescue Team rückt aus, kämpft sich durch den Morast und starke Wellen, um die Schild­kröten zu retten und gesund zu pflegen. Aufpäp­peln ist der Job von Odette Doest. Die Tier­ärztin rettet nicht nur Wild­vögel und Schild­kröten, sie kämpft auch für Aufklä­rung und nutzt dafür ihren tieri­schen Kollegen: Flamingo-Bob. Der Flamingo kann wegen einer Verlet­zung nicht mehr zurück in die Natur, darum zieht er jetzt mit Odette als „Botschafter der Wild­tiere“ von Schule zu Schule. Flamingo Bob wirkt, die Kinder sind vernarrt in den pink­far­benen Vogel. Und wer verliebt ist, der will, dass es den Tieren gut geht, sagt Odette

Faszi­na­tion Erde — mit Dirk Steffens

Die Insel­welt Südost­asiens ist ein Eldo­rado für Natur­for­scher. Schon vor Charles Darwin brachte der Reichtum des Malai­ischen Archi­pels einen anderen Mann auf die Spur der Evolu­tion. Schon bevor Charles Darwin seine Gedanken zur Entste­hung der Arten veröf­fent­lichte, führte die über­wäl­ti­gende und viel­fäl­tige Natur des Archi­pels einst einen gewissen Alfred Russel Wallace zur Antwort auf die Frage: Woher kommt die Fülle der Arten? Und daraus entwi­ckelte sich schließ­lich zwangs­läufig die Frage aller Fragen: Woher kommen wir selbst? Auf den über 17 000 Inseln des Malai­ischen Archi­pels scheint die Schöp­fung verrückt­zu­spielen und das Leben gera­dezu zu explodieren.

Was für Charles Darwin seine Reise zu den Gala­pa­gos­in­seln war, waren für Alfred Russel Wallace seine Expe­di­tionen durch die südost­asia­ti­sche Insel­welt. Noch heute ein Aben­teuer, waren die Reisen zu Zeiten von Wallace lebens­ge­fähr­lich. Die unbe­kannte Tier­welt und Infek­ti­ons­krank­heiten hielten ihn nicht auf. Das Studium unge­wöhn­li­cher Insekten, die sich zum Teil sehr ähnlich sind, ließ in ihm die Über­zeu­gung reifen: Da muss es Über­gänge geben, irgend­etwas, das eine Entwick­lung von einer zur anderen Insek­tenart trig­gert. Und der Blick in die Gesichter der „Wald­men­schen“, der Orang-Utans, ließ ihn womög­lich ahnen: Auch der Mensch gehört in eine solche Entwick­lungs­reihe. Anders als der Gelehrte Darwin war Wallace ein Schul­ab­bre­cher, Auto­di­dakt und Aben­teurer. Dennoch leis­tete er einen entschei­denden Beitrag zur Erkenntnis: Unter­schied­liche Arten sind das Ergebnis der Evolu­tion. Wie konnte ein Mann wie er vor 150 Jahren diese entschei­denden Einblicke gewinnen, das Welt­bild seiner Zeit infrage stellen und dennoch in den Annalen der Geschichte verloren gehen? Immerhin erin­nern Namen wie „Wallace-Frosch“ oder „Wallace-Linie“ an den begna­deten Beob­achter, durch den sich Charles Darwin erst veran­lasst sah, seine Erkennt­nisse zur Entste­hung der Arten zu publi­zieren. Dirk Stef­fens folgt den Spuren von Wallace durch die sagen­hafte Insel­welt Indo­ne­siens und Malay­sias. Er begegnet „Wald­men­schen“, erklimmt Urwald­riesen und harrt für seine Beob­ach­tungen aus auf einer wack­ligen Platt­form inmitten einer riesigen Höhle. Er erkundet Orte, die wirken, als seien sie Spiel­plätze der Evolu­tion: mit flie­genden Fröschen, riesigen Echsen und Kängurus in Bäumen. Alfred Russel Wallace halfen die Inseln mit ihren unge­wöhn­li­chen Bewoh­nern zu Einsichten, die die Welt verän­derten. Und bis heute geht von dieser Welt eine beson­dere Faszi­na­tion aus.

Orang-Utan reicht Mann die Hand – die Geschichte hinter dem Foto

Orang-Utan reicht Mann die Hand – die Geschichte hinter dem Foto

Ein Foto geht um die Welt. Darauf zu sehen: ein Orang-Utan, der einem bis zur Brust im Wasser stehenden Mann die Hand reicht. Es scheint, als ob der Menschen­affe dem Mann seine Hilfe anbieten würde. Hobby-Foto­graf Anil Prab­hakar hielt die Szene bei einem Besuch der Projekte der BOS Foun­da­tion fest und teilte das Bild auf seinem Insta­gram-Account. Seither geht es immer wieder viral und berührt Menschen auf der ganzen Welt.

Prab­hakar wurde während eines Besuchs des Rettungs­zen­trums Samboja Lestari in Ost-Kali­mantan Zeuge dieses auf den ersten Blick außer­ge­wöhn­li­chen Moments. Doch was hat er wirk­lich gesehen?

Das steckt wirk­lich dahinter

Bei dem Orang-Utan handelt es sich um das Weib­chen Anih, das im Juli 1992 von Bambi-Preis­träger Willie Smits, einem der Gründer der BOS Foun­da­tion, gerettet wurde. Anih war damals noch kein Jahr alt, doch hatte sie bereits Trau­ma­ti­sches erlebt: den Verlust ihrer Mutter, die vermut­lich von Wilde­rern getötet worden war. „Leider war Anih nicht in der Lage, in der lang­jäh­rigen Reha­bi­li­ta­tion die Fähig­keiten zu erlernen, die Orang-Utans beherr­schen müssen, um ausge­wil­dert zu werden“, erklärt Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land. „So wird sie ihr Leben lang auf mensch­liche Unter­stüt­zung ange­wiesen sein.“

In unseren Rettungs­zen­tren gibt es einige dieser Tiere, die aufgrund von körper­li­chen oder seeli­schen Verlet­zungen nie in der Lage sein werden, selb­ständig in Frei­heit zu über­leben. „Um diesen Orang-Utans ein Leben hinter Gittern zu ersparen, hat BOS Schutz­in­seln einge­richtet, auf denen die Menschen­affen in größt­mög­li­cher Frei­heit leben dürfen“, ergänzt Merdes.

Was die Orang-Utan-Dame will, können wir nur mutmaßen
Was die Orang-Utan-Dame will, können wir nur mutmaßen

Orang-Utan und BOS-Mitar­beiter kennen sich seit fast drei Jahrzehnten

Auf so einer, von circa fünf Metern breiten und bis zu zwei Metern tiefen Flüssen umge­benen, Schutz­insel lebt auch Anih. Um die Flüsse von Gras und Schlamm frei zu halten (damit sie für die Orang-Utans unpas­sierbar bleiben), steigen BOS-Mitar­beiter regel­mäßig ins Wasser. So auch Syahrul, der Mann auf dem Foto. „Syahrul und Anih kennen sich schon seit 1992“, weiß Dr. Jamartin Sihite, der CEO der BOS Foundation. 

Diese lange Zeit der Bekannt­schaft ist wahr­schein­lich auch die Ursache für die freund­schaft­lich anmu­tende Begeg­nung. Syahrul war der Menschen­affen-Dame einfach vertraut. Und sie hatte über die Zeit auch gelernt, dass von ihm keine Gefahr ausging, sondern eher Hilfe – und Nahrung. Denn die Orang-Utans auf den Schutz­in­seln müssen mit Früchten zuge­füt­tert werden. „Was in der Situa­tion auf dem Foto genau passiert ist, werden wir wohl nie wissen. Anih hat mögli­cher­weise einfach nach Essen gefragt“, sagt Dr. Jamartin Sihite.

Anih wurde 1992 gerettet
Anih wurde 1992 gerettet

„Obwohl 97 % unserer mensch­li­chen mit der DNA der Orang-Utans über­ein­stimmen, sind unsere frei­le­benden Artver­wandten immer noch Wild­tiere. In vielem sind wir uns ähnlich. Als Menschen inter­pre­tieren wir jedoch vieles in sie herein, also auch Emotionen wie auf dem Foto“, ergänzt Merdes.

Mit ihrer auf dem Foto fest­ge­hal­tenen Geste berührt die Orang-Utan-Dame welt­weit die Herzen der Menschen. Und wurde so zu einer Botschaf­terin für Hilfs­be­reit­schaft und Mensch­lich­keit. So hilft sie ihren Artge­nossen, regt sie doch zum Nach­denken an und lenkt Aufmerk­sam­keit auf die prekäre Situa­tion der Orang-Utans und ihres Lebens­raums. Jede Veröf­fent­li­chung hilft — und wenn dort auch noch die wahre Geschichte berichtet wird, umso mehr.

Hilfe durch Orang-Utans 

Auch wenn die darge­bo­tene Hilfe des Orang-Utan-Weib­chens nicht ganz so empa­thisch ist, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag, so helfen Anih und ihre Artge­nossen dennoch uns allen! Denn Orang-Utan-Schutz ist Regen­wald­schutz. Und ohne Regen­wälder geht uns allen irgend­wann die Luft aus.

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft. 

Anmer­kung: Origi­nal­bei­trag vom 10. Februar 2020, aktua­li­siert im September 2021

Mit dem Zug durch Sabah auf Borneo

Borneo verheißt Dschun­gel­aben­teuer, Begeg­nung mit wilden Tieren, exoti­sche Pflanzen und weiße Sand­strände. Nur wenige wissen, dass es auf der dritt­größten Insel der Welt auch eine Eisen­bahn gibt. Gebaut wurde sie Ende des vorletzten Jahr­hun­derts von der Handels­ge­sell­schaft British North Borneo Company, um Boden­schätze und Tabak aus Nord­borneo zu den Häfen zu transportieren.

Wie vor über hundert Jahren verläuft die meter­spu­rige Eisen­bahn­linie auch heute noch entlang der Ostküste des malay­si­schen Bundes­staates Sabah. Im Süden schlän­gelt sie sich aben­teu­er­lich durch das Flusstal des Padas ins Landesinnere.