Acht Orang-Utans müssen jetzt zeigen, was in ihnen steckt

Acht Orang-Utans müssen jetzt zeigen, was in ihnen steckt

Jetzt geht es los für Big Boy Beni, Meryl, Sura und fünf weitere Orang-Utans: das Studen­ten­leben auf der Wald­uni­ver­sität. In den kommenden Monaten müssen sie auf der Insel Badak Besar im Salat Island Cluster in Zentral-Kali­mantan beweisen, dass sie bereit sind, für die ganz große Freiheit.

In zwei Reise­gruppen wurden die ehema­ligen Wald­schüler auf ihre Voraus­wil­de­rungs­insel gebracht. Am 10. November zogen Beni (7), Sura (8), Meryl (7) und Winey auf das bewal­dete Eiland, zwei Tage später folgten Obama (9), Kejora (7), Susanne (8) und Liti (9).

Beni blickt der Freiheit ungeduldig entgegen
Beni blickt der Frei­heit unge­duldig entgegen

Im Schnell­boot ging es auf dem Wasserweg in jeweils vier Stunden von unserem Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng ans Ziel. Alle Orang-Utans konnten es kaum erwarten, ihr neues Domizil zu erobern. Im Nu kamen sie aus ihren Trans­port­boxen und schnappten sich auf der Futter­platt­form erstmal einen gesunden Snack. Benis Griff zielte – wer hätte es anders erwartet – natür­lich direkt auf ein Bündel Bananen. 

Bananenfreund Beni ist zufrieden
Bana­nen­freund Beni ist zufrieden

Es dauerte nicht lange, da begannen die frischen Wald­stu­denten auch schon damit, mutig ihre neue Umge­bung zu erkunden. Auch vor den höchsten Bäumen zeigten sie keine Hemmungen. 

Meryl (oben) und Sura erkunden ihr neues Zuhause
Meryl (oben) und Sura erkunden ihr neues Zuhause

Jetzt können sie sich langsam an ihre neue Frei­heit – aber auch an ihre neuen Pflichten – gewöhnen. Denn auf der Insel müssen sie ihr eigenes Futter suchen. Auch wenn es tägli­ches Zusatz­futter auf den Platt­formen gibt (die Inseln würden nicht immer genü­gend Nahrung für alle Bewohner bieten), haben unsere Mitarbeiter:innen einen sehr genauen Blick darauf, wer sich ausschließ­lich auf den Liefer­ser­vice verlässt.

Auf der Futterplattform gibt es zusätzliche Leckereien
Auf der Futter­platt­form gibt es zusätz­liche Leckereien

Neben der Nahrungs­suche und dem neugie­rigen Erkunden ihres Lebens­raumes, gehört auch das Bauen des tägli­chen Schlaf­nestes und der soziale Umgang zu den „Fächern“, in denen sie gute Leis­tungen zeigen müssen. Denn erst dann sind sie bereit, selbst­ständig im Regen­wald zu leben.

Entschlossen macht sich Beni an die Eroberung der Insel
Entschlossen macht sich Beni an die Erobe­rung der Insel

Wir wünschen den neuen Studenten viel Spaß und Erfolg an der Walduni und freuen uns schon auf die Geschichten, die wir von dort über Beni, Meryl und die anderen berichten können.

 

Möchten Sie einen Orang-Utan auf dem Weg in die Frei­heit unter­stützen und begleiten? Dann über­nehmen Sie doch eine Patenschaft.

„Natur­ba­sierte Lösungen” als Green­wa­shing 2.0

„Natur­ba­sierte Lösungen” als Green­wa­shing 2.0

Unab­hängig der pein­li­chen Verhand­lungs­er­geb­nissen der „Staa­ten­ge­mein­schaft“ in Glasgow, findet in deren Schatten ein weiterer Skandal statt. In diesem Falle im grünen Mantel. 

Große Klima- und Land­ver­schmutzer wie Shell und Nestlé hausieren aktuell mit einer relativ neuen Betrugs­ma­sche – den soge­nannten „Nature-based Solu­tions“ (NbS): Sie kommu­ni­zieren öffent­lich­keits­wirksam, dass sie ihre Treib­haus­gas­emis­sionen auf null senken und gleich­zeitig weiterhin fossile Brenn­stoffe verbrennen, mehr vom Planeten abbauen und die indus­tri­elle Fleisch- und Milch­pro­duk­tion stei­gern. Sie nennen dies die Redu­zie­rung der Emis­sionen auf „Netto-Null“. Das Pflanzen von Bäumen, der Schutz von Wäldern und die Opti­mie­rung der indus­tri­ellen Anbau­me­thoden, so behaupten sie, wird genug zusätz­li­chen Kohlen­stoff in Pflanzen und im Boden spei­chern, um die Treib­haus­gas­emis­sionen auszu­glei­chen, die sie in die Atmo­sphäre pumpen.

Klima­schutz als bein­hartes Geschäftsmodell

Was Konzerne und große Natur­schutz­un­ter­nehmen „natur­ba­sierte Lösungen“ nennen, ist eine gefähr­liche Ablen­kung. Ihre Marke­ting­kon­zepte sind geschmückt mit unbe­wie­senen Daten und der steilen Behaup­tung, dass bis 2030 37 Prozent der CO2-Einspa­rungen realis­tisch seien. Immer mehr Unter­nehmen, von Total über Micro­soft bis Unilever, machen „natur­ba­sierte Lösungen“ zum Kern ihrer Klima­ak­ti­ons­pläne, während die Natur­schutz­in­dus­trie auf die Finan­zie­rung von „natur­ba­sierten Lösungen“ von Unter­nehmen zurück­greift, um im grünen Markt zu domi­nieren. Denn auch dieser ist ein bein­hartes Geschäft voller Partei- bzw. Industrielobbyinteressen. 

Degradierter Torfmoorregenwald in Mawas
Zerstörter Torf­moor­re­gen­wald in Mawas

Aus Sicht der Natur­schutz­in­dus­trie ist die Idee einfach: Unter­nehmen bezahlen sie dafür, Wälder zu umschließen oder Bäume auf Land zu pflanzen, von dem sie behaupten, dass es „degra­diert“ sei und dass bei einer Wieder­her­stel­lung mehr Kohlen­stoff absor­biert werden könnte.
Im Gegenzug behaupten die Konzerne, dass die Klima­schäden durch ihre anhal­tenden Treib­haus­gas­emis­sionen ausge­gli­chen werden. Oft wird ein Doku­ment, das als Carbon Credit (CO2-Zerti­fikat) bezeichnet wird, verwendet, um diese Aufrech­nungs­for­de­rung zu vermarkten.

Natur­ba­sierte Lösungen oder natur­ba­sierte Enteignungen

Wenn Konzerne und große Natur­schutz­or­ga­ni­sa­tionen von „Natur“ spre­chen, meinen sie meist geschlos­sene Räume ohne Menschen. Gemeint sind Schutz­ge­biete, Baum­plan­tagen und große Mono­kul­tur­be­triebe. Ihre „Natur“ ist unver­einbar mit der Natur, die als Terri­to­rium verstanden wird, als Lebens­raum, der untrennbar mit den Kulturen, Ernäh­rungs­sys­temen und Lebens­grund­lagen der Gemein­schaften verbunden ist, die sich um sie kümmern und sich als intrin­si­sche Teile davon verstehen. 

Ölpalmplantagen wo einst Regenwald stand
Mono­kultur Ölpalmplantage

„Natur­ba­sierte Lösungen“ sind also keine Lösung, sondern ein Betrug. Die vermeint­li­chen Lösungen werden zu „natur­ba­sierten Enteig­nungen“ führen, weil sie die verblei­benden Lebens­räume von indi­genen Völkern, Bauern und anderen wald­ab­hän­gigen Gemein­schaften einschließen und „die Natur“ zu einem Dienst­leister zwecks Ausglei­ches der Umwelt­ver­schmut­zungen durch Konzerne und zum Schutz von Gewinnen redu­zieren werden. Der Unter­nehmen, die am meisten für das Klima­chaos verant­wort­lich sind. Indi­gene Völker, Bauern und andere wald­ab­hän­gige Gemein­schaften, deren Terri­to­rien einge­schlossen werden, werden mit mehr Gewalt, mehr Einschrän­kungen bei der Nutzung ihres Landes und mehr Kontrolle über ihr Terri­to­rium konfron­tiert sein.

Neues Gewand für alte Taktik

„Natur­ba­sierte Lösungen“ sind eine Wieder­ho­lung der geschei­terten REDD+-Baumpflanzungs- und Wald­schutz­pro­gramme, die dieselben Natur­schutz­gruppen seit 15 Jahren fördern. REDD+ hat nichts getan, um die globalen Treib­haus­gas­emis­sionen zu redu­zieren oder die großen Lebens­mittel- und Agrar­un­ter­nehmen zu beherr­schen, die die Entwal­dung voran­treiben. Sein blei­bendes Vermächtnis ist jedoch der Verlust von Land und Wäldern für bäuer­liche und wald­ba­sierte Gemein­schaften und starke Einschrän­kungen bei der Nutzung ihres Landes. REDD+ hat auch eine Branche von „Nach­hal­tig­keits- und Sicher­heits­be­ra­tern“ und Projekt­be­für­wor­tern hervor­ge­bracht, die davon profi­tieren, REDD+-Projekte als „nach­haltig“ zu dekla­rieren, trotz der Verlet­zungen von Rechten, die solche Projekte verur­sa­chen. Die Befür­worter „natur­ba­sierter Lösungen“ wenden nun die gleiche Taktik von Zerti­fi­zie­rungs­sys­temen und Schutz­maß­nahmen an, um Kritik abzu­wehren und die Über­nahme von Gemein­schafts­land und ‑wäldern durch die Unter­nehmen zu verschleiern.

Woher soll all das Land kommen?

Die Unter­nehmen mit „natur­ba­sierten Lösungen“ in ihren Klima­schutz­plänen wollen ihre Produk­tion stark umwelt­be­las­tender Produkte stei­gern. In der fehler­haften Logik der „natur­ba­sierten Lösungen“ von Unter­nehmen bedeutet mehr Umwelt­ver­schmut­zung, dass Unter­nehmen mehr Land als ihre Kohlen­stoff­spei­cher bean­spru­chen müssen; es wird mehr Enteig­nungen und weitere Beschrän­kungen der bäuer­li­chen Land­wirt­schaft und der gemein­schaft­li­chen Nutzung ihrer Terri­to­rien bedeuten. Es wird auch eine noch stär­kere Kontrolle der Unter­nehmen über Land und Wälder bedeuten.

Die Opfer der Zerstörung: Orang-Utans, die ihre Heimat verloren haben
Die Opfer der Zerstö­rung: Orang-Utans, die ihre Heimat verloren haben

Der italie­ni­sche Ener­gie­kon­zern Eni zum Beispiel will bis 2050 noch 90 Prozent seiner Energie aus fossilen Brenn­stoffen gewinnen. Um diese Emis­sionen auszu­glei­chen, muss er das gesamte Poten­zial aller Wälder in Italien bean­spru­chen, um Kohlen­stoff zu absor­bieren – acht Millionen Hektar für Enis „Netto-Null“-Anspruch!

Laut Oxfam könnten allein die Netto-Null-Ziele von nur vier der großen Öl- und Gaskon­zerne (Shell, BP, Total und Eni) eine Land­fläche benö­tigen, die doppelt so groß ist wie die Groß­bri­tan­niens. Das sind nur einige der großen Ener­gie­kon­zerne. Der „Netto-Null“-Plan des welt­größten Lebens­mit­tel­kon­zerns Nestlé könnte 4,4 Millionen Hektar Land pro Jahr für den Ausgleich benö­tigen. Und auch die Pläne von Big-Tech-Firmen wie Micro­soft und Amazon basieren auf der Anrech­nung ähnlich großer Flächen.

Mehr Klima­chaos und Biodiversitätsverlust

Konzerne und die großen Natur­schutz-NGOs bieten diese „grünen“ Unter­neh­mens­lö­sungen nicht nur in den Klima­ge­sprä­chen an; sie drängen die Idee auch in Regie­rungs­sit­zungen der UN-Konven­tion über die biolo­gi­sche Viel­falt (Conven­tion on Biolo­gical Diver­sity). Im Zusam­men­hang mit dem UN-Food Systems Summit im September 2021 wird „nature-posi­tive produc­tion“ als ähnli­ches Konzept wie NbS genutzt – um die Land­wirt­schaft weiter zu indus­tria­li­sieren und die Kontrolle der Unter­nehmen auszu­bauen. Wenn diese Versuche erfolg­reich sind, kommt es zu mehr Klima­chaos und einem noch schnel­leren Verlust an Biodi­ver­sität, während Konzerne weiterhin von der Zerstö­rung und Verbren­nung fossilen Kohlen­stoffs profitieren.

Regie­rungen müssen wissen, dass es eine wach­sende Bewe­gung von Gemein­schaften, Orga­ni­sa­tionen und Akti­visten an vorderster Front für Klima­ge­rech­tig­keit gibt.

Ich plädiere dafür, „natur­ba­sierte Lösungen“ und alle Ausgleichs­pro­gramme neu zu über­denken. In ihrer jetzigen Form sind sie nicht darauf ausge­legt, der Klima­krise zu begegnen. Ihre Haupt­funk­tion besteht darin, ein oder zwei Jahr­zehnte unge­zü­gelter Unter­neh­mens­ge­winne aus der Ausbeu­tung von fossilem Kohlen­stoff und der indus­tri­ellen Land­wirt­schaft zu erkaufen und gleich­zeitig die Kontrolle über die Gebiete der Gemein­schaft von außen zu erhöhen. 

Klima­neu­tra­lität bedeutet kaum mehr als Papier­ein­spa­rungen, erreicht durch krea­tive Buch­füh­rung und nicht über­prüf­bare Behaup­tungen, hypo­the­ti­sche Emis­sionen verhin­dert zu haben. Die Zeit für solche Ablen­kungen ist abge­laufen. Nur ein rascher und termi­nierter Plan, die verblei­benden Kohle‑, Öl- und Gasre­serven im Boden zu belassen und die indus­tri­elle Land­wirt­schaft ökolo­gisch zu refor­mieren, wird ein kata­stro­phales Klima­chaos verhindern.

Nachhaltige Lösungen gehen nur mit den lokalen Gemeinden
Nach­hal­tige Lösungen gehen nur mit den lokalen Gemeinden

Grass­roots-Gemein­schaften an vorderster Front, die gegen die Förde­rung fossiler Brenn­stoffe, Pipe­lines, Minen, Plan­tagen und andere Projekte der Rohstoff­in­dus­trie sind, weisen den Weg. Der Wider­stand gegen „natur­ba­sierte Lösungen“ und der gemein­schaft­liche Wider­stand gegen die Zerstö­rung unter­ir­di­scher Kohlen­stoff­vor­kommen, den Bergbau und die Agrar­in­dus­trie durch Konzerne müssen als Teil desselben Kampfes verstanden werden.

Grass­roots-Gemein­schaften stehen auch an vorderster Front bei den Kämpfen um Ernäh­rungs­sou­ve­rä­nität und Agrar­öko­logie, die notwendig sind, um die viel­fäl­tige Krise des Planeten zu lösen.  Wir erkennen und unter­stützen die Kämpfe, die von Basis­ge­mein­schaften um die Kontrolle über die Gebiete geführt werden, von denen sie heute und in Zukunft abhängen.

 

In Mawas repa­rieren wir zerstörte Torf­moore, forsten auf und unter­stützen die lokalen Gemeinden durch neue, sichere und nach­hal­tige Einnah­me­mög­lich­keiten. Sie können helfen!

Zerstö­rung der Wälder verhin­dern: Feigen­bäume als Schlüssel zur Wiederaufforstung

Zerstö­rung der Wälder verhin­dern: Feigen­bäume als Schlüssel zur Wiederaufforstung

Auf dem Welt­kli­ma­gipfel in Glasgow haben sich mehr als 100 Staaten dazu verpflichtet, die welt­weite Zerstö­rung der Wälder zu stoppen. Ihr Bestand schrumpft drama­tisch: Jede Minute geht eine Fläche von rund 27 Fußball­fel­dern verloren. Was können wir der Entwal­dung entge­gen­setzen? Dafür brau­chen wir gute Ideen. Gemeinsam mit unserem Partner, dem Rhino and Forest Fund und in Zusam­men­ar­beit mit dem „Forest Rese­arch Centre Sepilok“ haben wir ein viel­ver­spre­chendes Projekt in Sabah, im malai­si­schen Teil von Borneo ins Leben gerufen.

Entwal­dete Flächen zum Leben erwecken

Inwie­weit die Ergeb­nisse des Klima­gip­fels tatsäch­lich dazu beitragen können, die globale Entwick­lung zu stoppen, wird sehr unter­schied­lich bewertet. Doch eines ist klar: Wir müssen jetzt handeln. Neben dem Schutz der vorhan­denen Wälder geht es dabei um die Wieder­auf­fors­tung von bereits entwal­deten Gebieten. Auf Borneo ist der Regen­wald in den letzten Jahr­zehnten um mehr als die Hälfte   geschrumpft.  Gerade die beson­ders arten­rei­chen Tief­land­re­gen­wälder Borneos sind dabei weit­ge­hend zerstört worden, da sie für die Holz­in­dus­trie beson­ders inter­es­sant sind und sich im Gegen­satz zu Gebirgs­re­gen­wäl­dern gut für Palm­öl­plan­tagen eignen.

Eine drama­ti­sche Entwicklung.

Aber noch ist es nicht zu spät. Um die einzig­ar­tige Arten­viel­falt Borneos doch noch zu bewahren, reali­sieren wir gemeinsam mit dem „Rhino and Forest Fund“ in Zusam­men­ar­beit mit den lokalen Forst­be­hörden ein umfang­rei­ches Auffors­tungs­pro­jekt in Sabah, im Nord­osten Borneos.

Feigen­bäume als Schlüssel zur Wiederaufforstung

Eine entschei­dende Rolle spielen dabei Feigen­bäume: Sie gelten als „keystone species“ (Schlüs­sel­arten) für die Wieder­auf­fors­tung. Die Pflanzen sind relativ anspruchslos, wachsen schnell und tragen je nach Art bis zu fünf Mal Früchte im Jahr – und es gibt kaum ein Tier im Regen­wald, das diese Feigen­früchte oder ‑blätter nicht frisst. Auch Orang-Utans lieben sie. Feigen­früchte zählen somit zu den Haupt­nah­rungs­quellen im Regen­wald. Und sie verbreitet sich auf ganz natür­liche Weise: Die Tiere verdauen die Früchte und scheiden die Samen an anderer Stelle (zusammen mit ganz „natür­li­chem Dünger“) wieder aus. Bei manchen Feigen­arten muss der Samen durch den Verdau­ungsakt einer ganz bestimmten Schleich­katze oder eines Vogels, um keimen zu können. Insbe­son­dere die Würge­feigen setzen dabei auf die Verbrei­tung durch Vögel: Diese fressen die Früchte und hinter­lassen die Samen hoch oben auf den Ästen der Bäume, wenn sie dort koten. Das Sonnen­licht begüns­tigt das Austreiben der Wurzeln in luftiger Höhe. Nach und nach umschließt die Würge­feige den Baum, bis dieser irgend­wann Jahr­zehnte später abstirbt. Die Würge­feige ist dann stabil genug, um auf “eigenen Füßen” zu stehen.

Die Würgefeige erkennt man an ihrem auffälligen Wurzelwerk
Die Würge­feige erkennt man an ihrem auffäl­ligen Wurzelwerk

Die Nach­kommen werden direkt am Baum „gezüchtet“

Um nicht auf Schleich­katzen oder Vögel ange­wiesen zu sein, betreiben wir gemeinsam mit dem „Rhino and Forest Fund“ sei 2020 mehrere Baum­schulen in Sabah. Hier werden unter­stützt vom „Forest Rese­arch Centre“ Spezia­lis­tinnen und Spezia­listen für die Feigen­zucht ausge­bildet. Um möglichst schnell möglichst viele neue Setz­linge diverser Arten zu züchten, prak­ti­zieren wir hier sehr erfolg­reich das „Marcot­ting“:  Bei dieser Zucht­me­thode werden Zweige direkt am Baum ange­ritzt und eine Hand­voll Erde mithilfe einer Plas­tik­folie um den ange­ritzten Zweig gebunden (siehe Bild). Nach rund 3–4 Wochen hat die Pflanze im Ballen Wurzeln ausge­bildet. Der Zweig wird samt Wurzeln abge­trennt und kann in die Erde gesetzt werden. Auf diese Weise haben wir in unserer Baum­schule schon hunderte Setz­linge gewonnen. Hinzu kommen tausende weiterer Setz­linge von bereits über 40 einhei­mi­schen Baumarten.

Die angeritzten Zweige werden mit Erde und Folie umschlossen
Die ange­ritzten Zweige werden mit Erde und Folie umschlossen
Nach 3-4 Wochen kann der neue Trieb eingepflanzt werden
Nach 3–4 Wochen kann der neue Trieb einge­pflanzt werden
Die Setzlinge sind bereit für ihren Einsatz
Die Setz­linge warten auf ihren Einsatz

Ein natür­li­cher Lebens­raum entsteht

Die Setz­linge pflanzen wir unter anderem in unserem Wild­tier­kor­ridor in Sabah. Seit zwei Jahren wandelt BOS gemeinsam mit dem Rhino and Forest Fund (RFF) alte Ölpal­men­plan­tagen in Regen­wald um. Der Korridor verbindet die beiden Schutz­ge­biete Tabin und Kulamba mitein­ander. Ein neuer, arten­rei­cher Lebens­raum entsteht. Dabei bieten die ausge­dienten Ölpalmen den jungen Setz­lingen in der ersten Wachs­tums­phase Schutz vor Erosion und zu starker Sonnen­ein­strah­lung. Sobald die neuen Pflanzen stark genug sind, werden die Ölpalmen per Hand gefällt oder bleiben als Gerüst für Würge­feigen stehen. Das ist sehr aufwändig. Geplant ist, dies in Zukunft mithilfe von Würge­feigen ganz natür­lich zu unter­stützten: Wir setzen die Setz­linge oben auf die Ölpalmen, wo die Feige die Palme nach und nach umschließt und lang­fristig zum Absterben bringt. So nutzen wir die Ölpalmen, um einen arten­rei­chen natur­nahen Regen­wald wieder aufer­stehen zu lassen.

Wir haben noch viel vor.
 
Werden auch Sie zum Regen­wald-Retter. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, weitere Flächen zu sichern und diese in Regen­wald umzu­wan­deln. Für die Orang-Utans, die Arten­viel­falt und das Klima. Jeder Beitrag hilft.

 

Unco­vered: Ille­galer Handel — Das lukra­tive Geschäft mit exoti­schen Tieren

Der Handel mit vom Aussterben bedrohten Tier­arten soll eines der größten ille­galen Geschäfte welt­weit sein. Nicht nur beim erbit­terten Kampf um das Horn von Nashör­nern leiden die Tiere. Auch süße Tier­vi­deos im Netz unter­stützen Tier­quä­lerei. Wie genau tragen Inter­net­user zur Ausbeu­tung der Tiere bei? Thilo Mischke reist nach Südafrika und Indo­ne­sien, um sich das Geschäft mit einigen der bedrohten Tier­arten selbst anzu­schauen. Wer profi­tiert? Wer kämpft dagegen?

 

 

 

 

Auch Indo­ne­sien hat einen Obama

Auch Indo­ne­sien hat einen Obama

Unsere Kollegin Andrea Knox ist Ameri­ka­nerin, lebt aber seit einigen Jahren in Indo­ne­sien. Sie wunderte sich nicht schlecht, als sie im Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng laute Rufe nach Obama, ihrem ehma­ligen US-Präsi­denten, vernahm. Hier berichtet sie, nach welchem Obama da tatsäch­lich verlangt wurde. Und wieso der so einen großen Namen trägt.

„Obama!“ Über­rascht drehte ich mich um, als ich den strengen Ruf einer Baby­sit­terin hörte. Ich sah einen kleinen Orang-Utan, der von den anderen Wald­schü­lern auf dem Spiel­platz davon­flitzte – und eine Baby­sit­terin, die ihm schnell hinter­her­eilte. Der Aufruhr war schnell beendet, als die Baby­sit­terin den Orang-Utan einholte, ihn an der Hand nahm und zurück zur Gruppe führte. Als sie an mir vorbei­ging, lächelte sie und erklärte auf Indo­ne­sisch: „Obama kann so unge­zogen sein.“ Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.

In seinen jungen Jahren war Obama ein frecher Bursche
In seinen jungen Jahren war Obama ein frecher Bursche

Der Weg ins Büro in Nyaru Menteng kann aufre­gend sein. Mal wird man Zeuge, wie Makaken Klei­dung von der Wäsche­leine stehlen, wie Tierärzt:innen sedierte Orang-Utans zur Unter­su­chung in die Klinik schleppen oder wie Wald­schüler versu­chen, sich von der Gruppe wegzu­schlei­chen, um ein neues Gebiet zu erkunden. Als Ameri­ka­nerin hätte ich jedoch nie erwartet, dass ich in Borneo auf dem Weg ins Büro auf Obama treffen würde! Ich musste mehr über diesen scheinbar „unge­zo­genen“ Obama erfahren.

 der junge Obama
Immer auf der Suche nach Ärger: der junge Obama

Inzwi­schen ist Obama ein neun­jäh­riger Orang-Utan-Junge, der in Nyaru Menteng lebt. Es ist kein Zufall, dass er den selben Namen trägt, wie der ehema­lige Präsi­dent der Verei­nigten Staaten von Amerika. Als er etwa fünf Monate alt war, wurde er in der Region Gunung Mas in Zentral-Kali­mantan gerettet. Das Datum seiner Rettung war der 6. November 2012 – der Tag, an dem die US-Wahl statt­fand, die zur zweiten Amts­zeit des dama­ligen Präsi­denten Barack Obama führte.

Obwohl Barack Obama nicht der erste US-Präsi­dent war, der Indo­ne­sien besuchte (das war Richard Nixon im Jahr 1969), ist er hier dennoch ziem­lich berühmt, denn er ist der einzige US-Präsi­dent, der jemals in Indo­ne­sien gelebt hat!
Als er sechs Jahre alt war, zog Obama (der Mensch) nach Jakarta, Indo­ne­sien, wo er vier Jahre lang mit seiner Mutter lebte. Als er Jahr­zehnte später, nachdem er Präsi­dent der USA geworden war, erneut Indo­ne­sien besuchte, erin­nerte er sich immer noch gerne an seine Liebe zu „Bakso“ (indo­ne­si­sche Fleisch­klöß­chen­suppe) und „Sate“ (indo­ne­si­sche Grill­spieße) von Stra­ßen­händ­lern. Seine Kind­heit in Jakarta und sein Respekt für die indo­ne­si­sche Kultur bescherten Barack Obama eine große Popu­la­rität in Indonesien.

Als am Tag von Obamas Wieder­wahl ein kleiner Orang-Utan gerettet wurde, taufte ihn das BOS Foun­da­tion-Team kurzer­hand auf den Namen Orang-Utan Obama.

Bald besucht Obama die Walduniversität
Bald besucht Obama die Walduniversität

Anfang 2013 wurde Orang-Utan Obama in den Wald­kin­der­garten aufge­nommen, besuchte danach die Wald­schule, die er 2019 abschloss. Im Laufe der Jahre zeigte sich, dass Orang-Utan Obama lange nicht so gut erzogen war wie der mensch­liche Obama, da er gele­gent­lich Baby­sit­te­rinnen und Mitschüler biss. Aber er bewies uns, dass er bereit für den Wald war. Er konnte auf Bäume klet­tern, Nester bauen und problemlos nach Nahrung suchen. Und jetzt mal ehrlich: Kann der mensch­liche Obama etwa mit seinen Zähnen Rattan schälen?

Jetzt steht der Orang-Utan Obama vor der letzten großen Prüfung seiner Reha­bi­li­ta­tion: Der Wald­uni­ver­sität. Auf einer Voraus­wil­de­rungs­insel im Salat Island Cluster muss er beweisen, dass er das Zeug dazu hat, unab­hängig als wilder Orang-Utan zu leben!

Wir hoffen, dass unser Obama diesen Test mit Bravour besteht und in ein paar Jahren frei in einem sicheren Regen­wald leben kann, um zu einer neuen wilden Orang-Utan-Popu­la­tion beizu­tragen. Und so den Menschen Obama stolz auf seinen Orang-Utan-Namens­vetter machen wird!

Text von: Andrea Knox, Inter­na­tio­nale Kommu­ni­ka­tion und Bera­terin für Forschung, Bogor

 

Helfen auch Sie uns dabei, Orang-Utans zurück in ihr Zuhause, den Regen­wald, zu bringen. Jeder Beitrag hilft.