Jetzt geht es los für Big Boy Beni, Meryl, Sura und fünf weitere Orang-Utans: das Studentenleben auf der Walduniversität. In den kommenden Monaten müssen sie auf der Insel Badak Besar im Salat Island Cluster in Zentral-Kalimantan beweisen, dass sie bereit sind, für die ganz große Freiheit.
In zwei Reisegruppen wurden die ehemaligen Waldschüler auf ihre Vorauswilderungsinsel gebracht. Am 10. November zogen Beni (7), Sura (8), Meryl (7) und Winey auf das bewaldete Eiland, zwei Tage später folgten Obama (9), Kejora (7), Susanne (8) und Liti (9).
Im Schnellboot ging es auf dem Wasserweg in jeweils vier Stunden von unserem Rettungszentrum Nyaru Menteng ans Ziel. Alle Orang-Utans konnten es kaum erwarten, ihr neues Domizil zu erobern. Im Nu kamen sie aus ihren Transportboxen und schnappten sich auf der Futterplattform erstmal einen gesunden Snack. Benis Griff zielte – wer hätte es anders erwartet – natürlich direkt auf ein Bündel Bananen.
Es dauerte nicht lange, da begannen die frischen Waldstudenten auch schon damit, mutig ihre neue Umgebung zu erkunden. Auch vor den höchsten Bäumen zeigten sie keine Hemmungen.
Jetzt können sie sich langsam an ihre neue Freiheit – aber auch an ihre neuen Pflichten – gewöhnen. Denn auf der Insel müssen sie ihr eigenes Futter suchen. Auch wenn es tägliches Zusatzfutter auf den Plattformen gibt (die Inseln würden nicht immer genügend Nahrung für alle Bewohner bieten), haben unsere Mitarbeiter:innen einen sehr genauen Blick darauf, wer sich ausschließlich auf den Lieferservice verlässt.
Neben der Nahrungssuche und dem neugierigen Erkunden ihres Lebensraumes, gehört auch das Bauen des täglichen Schlafnestes und der soziale Umgang zu den „Fächern“, in denen sie gute Leistungen zeigen müssen. Denn erst dann sind sie bereit, selbstständig im Regenwald zu leben.
Wir wünschen den neuen Studenten viel Spaß und Erfolg an der Walduni und freuen uns schon auf die Geschichten, die wir von dort über Beni, Meryl und die anderen berichten können.
Unabhängig der peinlichen Verhandlungsergebnissen der „Staatengemeinschaft“ in Glasgow, findet in deren Schatten ein weiterer Skandal statt. In diesem Falle im grünen Mantel.
Große Klima- und Landverschmutzer wie Shell und Nestlé hausieren aktuell mit einer relativ neuen Betrugsmasche – den sogenannten „Nature-based Solutions“ (NbS): Sie kommunizieren öffentlichkeitswirksam, dass sie ihre Treibhausgasemissionen auf null senken und gleichzeitig weiterhin fossile Brennstoffe verbrennen, mehr vom Planeten abbauen und die industrielle Fleisch- und Milchproduktion steigern. Sie nennen dies die Reduzierung der Emissionen auf „Netto-Null“. Das Pflanzen von Bäumen, der Schutz von Wäldern und die Optimierung der industriellen Anbaumethoden, so behaupten sie, wird genug zusätzlichen Kohlenstoff in Pflanzen und im Boden speichern, um die Treibhausgasemissionen auszugleichen, die sie in die Atmosphäre pumpen.
Klimaschutz als beinhartes Geschäftsmodell
Was Konzerne und große Naturschutzunternehmen „naturbasierte Lösungen“ nennen, ist eine gefährliche Ablenkung. Ihre Marketingkonzepte sind geschmückt mit unbewiesenen Daten und der steilen Behauptung, dass bis 2030 37 Prozent der CO2-Einsparungen realistisch seien. Immer mehr Unternehmen, von Total über Microsoft bis Unilever, machen „naturbasierte Lösungen“ zum Kern ihrer Klimaaktionspläne, während die Naturschutzindustrie auf die Finanzierung von „naturbasierten Lösungen“ von Unternehmen zurückgreift, um im grünen Markt zu dominieren. Denn auch dieser ist ein beinhartes Geschäft voller Partei- bzw. Industrielobbyinteressen.
Aus Sicht der Naturschutzindustrie ist die Idee einfach: Unternehmen bezahlen sie dafür, Wälder zu umschließen oder Bäume auf Land zu pflanzen, von dem sie behaupten, dass es „degradiert“ sei und dass bei einer Wiederherstellung mehr Kohlenstoff absorbiert werden könnte.
Im Gegenzug behaupten die Konzerne, dass die Klimaschäden durch ihre anhaltenden Treibhausgasemissionen ausgeglichen werden. Oft wird ein Dokument, das als Carbon Credit (CO2-Zertifikat) bezeichnet wird, verwendet, um diese Aufrechnungsforderung zu vermarkten.
Naturbasierte Lösungen oder naturbasierte Enteignungen
Wenn Konzerne und große Naturschutzorganisationen von „Natur“ sprechen, meinen sie meist geschlossene Räume ohne Menschen. Gemeint sind Schutzgebiete, Baumplantagen und große Monokulturbetriebe. Ihre „Natur“ ist unvereinbar mit der Natur, die als Territorium verstanden wird, als Lebensraum, der untrennbar mit den Kulturen, Ernährungssystemen und Lebensgrundlagen der Gemeinschaften verbunden ist, die sich um sie kümmern und sich als intrinsische Teile davon verstehen.
„Naturbasierte Lösungen“ sind also keine Lösung, sondern ein Betrug. Die vermeintlichen Lösungen werden zu „naturbasierten Enteignungen“ führen, weil sie die verbleibenden Lebensräume von indigenen Völkern, Bauern und anderen waldabhängigen Gemeinschaften einschließen und „die Natur“ zu einem Dienstleister zwecks Ausgleiches der Umweltverschmutzungen durch Konzerne und zum Schutz von Gewinnen reduzieren werden. Der Unternehmen, die am meisten für das Klimachaos verantwortlich sind. Indigene Völker, Bauern und andere waldabhängige Gemeinschaften, deren Territorien eingeschlossen werden, werden mit mehr Gewalt, mehr Einschränkungen bei der Nutzung ihres Landes und mehr Kontrolle über ihr Territorium konfrontiert sein.
Neues Gewand für alte Taktik
„Naturbasierte Lösungen“ sind eine Wiederholung der gescheiterten REDD+-Baumpflanzungs- und Waldschutzprogramme, die dieselben Naturschutzgruppen seit 15 Jahren fördern. REDD+ hat nichts getan, um die globalen Treibhausgasemissionen zu reduzieren oder die großen Lebensmittel- und Agrarunternehmen zu beherrschen, die die Entwaldung vorantreiben. Sein bleibendes Vermächtnis ist jedoch der Verlust von Land und Wäldern für bäuerliche und waldbasierte Gemeinschaften und starke Einschränkungen bei der Nutzung ihres Landes. REDD+ hat auch eine Branche von „Nachhaltigkeits- und Sicherheitsberatern“ und Projektbefürwortern hervorgebracht, die davon profitieren, REDD+-Projekte als „nachhaltig“ zu deklarieren, trotz der Verletzungen von Rechten, die solche Projekte verursachen. Die Befürworter „naturbasierter Lösungen“ wenden nun die gleiche Taktik von Zertifizierungssystemen und Schutzmaßnahmen an, um Kritik abzuwehren und die Übernahme von Gemeinschaftsland und ‑wäldern durch die Unternehmen zu verschleiern.
Woher soll all das Land kommen?
Die Unternehmen mit „naturbasierten Lösungen“ in ihren Klimaschutzplänen wollen ihre Produktion stark umweltbelastender Produkte steigern. In der fehlerhaften Logik der „naturbasierten Lösungen“ von Unternehmen bedeutet mehr Umweltverschmutzung, dass Unternehmen mehr Land als ihre Kohlenstoffspeicher beanspruchen müssen; es wird mehr Enteignungen und weitere Beschränkungen der bäuerlichen Landwirtschaft und der gemeinschaftlichen Nutzung ihrer Territorien bedeuten. Es wird auch eine noch stärkere Kontrolle der Unternehmen über Land und Wälder bedeuten.
Der italienische Energiekonzern Eni zum Beispiel will bis 2050 noch 90 Prozent seiner Energie aus fossilen Brennstoffen gewinnen. Um diese Emissionen auszugleichen, muss er das gesamte Potenzial aller Wälder in Italien beanspruchen, um Kohlenstoff zu absorbieren – acht Millionen Hektar für Enis „Netto-Null“-Anspruch!
Laut Oxfam könnten allein die Netto-Null-Ziele von nur vier der großen Öl- und Gaskonzerne (Shell, BP, Total und Eni) eine Landfläche benötigen, die doppelt so groß ist wie die Großbritanniens. Das sind nur einige der großen Energiekonzerne. Der „Netto-Null“-Plan des weltgrößten Lebensmittelkonzerns Nestlé könnte 4,4 Millionen Hektar Land pro Jahr für den Ausgleich benötigen. Und auch die Pläne von Big-Tech-Firmen wie Microsoft und Amazon basieren auf der Anrechnung ähnlich großer Flächen.
Mehr Klimachaos und Biodiversitätsverlust
Konzerne und die großen Naturschutz-NGOs bieten diese „grünen“ Unternehmenslösungen nicht nur in den Klimagesprächen an; sie drängen die Idee auch in Regierungssitzungen der UN-Konvention über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity). Im Zusammenhang mit dem UN-Food Systems Summit im September 2021 wird „nature-positive production“ als ähnliches Konzept wie NbS genutzt – um die Landwirtschaft weiter zu industrialisieren und die Kontrolle der Unternehmen auszubauen. Wenn diese Versuche erfolgreich sind, kommt es zu mehr Klimachaos und einem noch schnelleren Verlust an Biodiversität, während Konzerne weiterhin von der Zerstörung und Verbrennung fossilen Kohlenstoffs profitieren.
Regierungen müssen wissen, dass es eine wachsende Bewegung von Gemeinschaften, Organisationen und Aktivisten an vorderster Front für Klimagerechtigkeit gibt.
Ich plädiere dafür, „naturbasierte Lösungen“ und alle Ausgleichsprogramme neu zu überdenken. In ihrer jetzigen Form sind sie nicht darauf ausgelegt, der Klimakrise zu begegnen. Ihre Hauptfunktion besteht darin, ein oder zwei Jahrzehnte ungezügelter Unternehmensgewinne aus der Ausbeutung von fossilem Kohlenstoff und der industriellen Landwirtschaft zu erkaufen und gleichzeitig die Kontrolle über die Gebiete der Gemeinschaft von außen zu erhöhen.
Klimaneutralität bedeutet kaum mehr als Papiereinsparungen, erreicht durch kreative Buchführung und nicht überprüfbare Behauptungen, hypothetische Emissionen verhindert zu haben. Die Zeit für solche Ablenkungen ist abgelaufen. Nur ein rascher und terminierter Plan, die verbleibenden Kohle‑, Öl- und Gasreserven im Boden zu belassen und die industrielle Landwirtschaft ökologisch zu reformieren, wird ein katastrophales Klimachaos verhindern.
Grassroots-Gemeinschaften an vorderster Front, die gegen die Förderung fossiler Brennstoffe, Pipelines, Minen, Plantagen und andere Projekte der Rohstoffindustrie sind, weisen den Weg. Der Widerstand gegen „naturbasierte Lösungen“ und der gemeinschaftliche Widerstand gegen die Zerstörung unterirdischer Kohlenstoffvorkommen, den Bergbau und die Agrarindustrie durch Konzerne müssen als Teil desselben Kampfes verstanden werden.
Grassroots-Gemeinschaften stehen auch an vorderster Front bei den Kämpfen um Ernährungssouveränität und Agrarökologie, die notwendig sind, um die vielfältige Krise des Planeten zu lösen. Wir erkennen und unterstützen die Kämpfe, die von Basisgemeinschaften um die Kontrolle über die Gebiete geführt werden, von denen sie heute und in Zukunft abhängen.
In Mawas reparieren wir zerstörte Torfmoore, forsten auf und unterstützen die lokalen Gemeinden durch neue, sichere und nachhaltige Einnahmemöglichkeiten. Sie können helfen!
Auf dem Weltklimagipfel in Glasgow haben sich mehr als 100 Staaten dazu verpflichtet, die weltweite Zerstörung der Wälder zu stoppen. Ihr Bestand schrumpft dramatisch: Jede Minute geht eine Fläche von rund 27 Fußballfeldern verloren. Was können wir der Entwaldung entgegensetzen? Dafür brauchen wir gute Ideen. Gemeinsam mit unserem Partner, dem Rhino and Forest Fund und in Zusammenarbeit mit dem „Forest Research Centre Sepilok“ haben wir ein vielversprechendes Projekt in Sabah, im malaisischen Teil von Borneo ins Leben gerufen.
Entwaldete Flächen zum Leben erwecken
Inwieweit die Ergebnisse des Klimagipfels tatsächlich dazu beitragen können, die globale Entwicklung zu stoppen, wird sehr unterschiedlich bewertet. Doch eines ist klar: Wir müssen jetzt handeln. Neben dem Schutz der vorhandenen Wälder geht es dabei um die Wiederaufforstung von bereits entwaldeten Gebieten. Auf Borneo ist der Regenwald in den letzten Jahrzehnten um mehr als die Hälfte geschrumpft. Gerade die besonders artenreichen Tieflandregenwälder Borneos sind dabei weitgehend zerstört worden, da sie für die Holzindustrie besonders interessant sind und sich im Gegensatz zu Gebirgsregenwäldern gut für Palmölplantagen eignen.
Eine dramatische Entwicklung.
Aber noch ist es nicht zu spät. Um die einzigartige Artenvielfalt Borneos doch noch zu bewahren, realisieren wir gemeinsam mit dem „Rhino and Forest Fund“ in Zusammenarbeit mit den lokalen Forstbehörden ein umfangreiches Aufforstungsprojekt in Sabah, im Nordosten Borneos.
Feigenbäume als Schlüssel zur Wiederaufforstung
Eine entscheidende Rolle spielen dabei Feigenbäume: Sie gelten als „keystone species“ (Schlüsselarten) für die Wiederaufforstung. Die Pflanzen sind relativ anspruchslos, wachsen schnell und tragen je nach Art bis zu fünf Mal Früchte im Jahr – und es gibt kaum ein Tier im Regenwald, das diese Feigenfrüchte oder ‑blätter nicht frisst. Auch Orang-Utans lieben sie. Feigenfrüchte zählen somit zu den Hauptnahrungsquellen im Regenwald. Und sie verbreitet sich auf ganz natürliche Weise: Die Tiere verdauen die Früchte und scheiden die Samen an anderer Stelle (zusammen mit ganz „natürlichem Dünger“) wieder aus. Bei manchen Feigenarten muss der Samen durch den Verdauungsakt einer ganz bestimmten Schleichkatze oder eines Vogels, um keimen zu können. Insbesondere die Würgefeigen setzen dabei auf die Verbreitung durch Vögel: Diese fressen die Früchte und hinterlassen die Samen hoch oben auf den Ästen der Bäume, wenn sie dort koten. Das Sonnenlicht begünstigt das Austreiben der Wurzeln in luftiger Höhe. Nach und nach umschließt die Würgefeige den Baum, bis dieser irgendwann Jahrzehnte später abstirbt. Die Würgefeige ist dann stabil genug, um auf “eigenen Füßen” zu stehen.
Die Nachkommen werden direkt am Baum „gezüchtet“
Um nicht auf Schleichkatzen oder Vögel angewiesen zu sein, betreiben wir gemeinsam mit dem „Rhino and Forest Fund“ sei 2020 mehrere Baumschulen in Sabah. Hier werden unterstützt vom „Forest Research Centre“ Spezialistinnen und Spezialisten für die Feigenzucht ausgebildet. Um möglichst schnell möglichst viele neue Setzlinge diverser Arten zu züchten, praktizieren wir hier sehr erfolgreich das „Marcotting“: Bei dieser Zuchtmethode werden Zweige direkt am Baum angeritzt und eine Handvoll Erde mithilfe einer Plastikfolie um den angeritzten Zweig gebunden (siehe Bild). Nach rund 3–4 Wochen hat die Pflanze im Ballen Wurzeln ausgebildet. Der Zweig wird samt Wurzeln abgetrennt und kann in die Erde gesetzt werden. Auf diese Weise haben wir in unserer Baumschule schon hunderte Setzlinge gewonnen. Hinzu kommen tausende weiterer Setzlinge von bereits über 40 einheimischen Baumarten.
Ein natürlicher Lebensraum entsteht
Die Setzlinge pflanzen wir unter anderem in unserem Wildtierkorridor in Sabah. Seit zwei Jahren wandelt BOS gemeinsam mit dem Rhino and Forest Fund (RFF) alte Ölpalmenplantagen in Regenwald um. Der Korridor verbindet die beiden Schutzgebiete Tabin und Kulamba miteinander. Ein neuer, artenreicher Lebensraum entsteht. Dabei bieten die ausgedienten Ölpalmen den jungen Setzlingen in der ersten Wachstumsphase Schutz vor Erosion und zu starker Sonneneinstrahlung. Sobald die neuen Pflanzen stark genug sind, werden die Ölpalmen per Hand gefällt oder bleiben als Gerüst für Würgefeigen stehen. Das ist sehr aufwändig. Geplant ist, dies in Zukunft mithilfe von Würgefeigen ganz natürlich zu unterstützten: Wir setzen die Setzlinge oben auf die Ölpalmen, wo die Feige die Palme nach und nach umschließt und langfristig zum Absterben bringt. So nutzen wir die Ölpalmen, um einen artenreichen naturnahen Regenwald wieder auferstehen zu lassen.
Wir haben noch viel vor.
Werden auch Sie zum Regenwald-Retter. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, weitere Flächen zu sichern und diese in Regenwald umzuwandeln. Für die Orang-Utans, die Artenvielfalt und das Klima. Jeder Beitrag hilft.
Der Handel mit vom Aussterben bedrohten Tierarten soll eines der größten illegalen Geschäfte weltweit sein. Nicht nur beim erbitterten Kampf um das Horn von Nashörnern leiden die Tiere. Auch süße Tiervideos im Netz unterstützen Tierquälerei. Wie genau tragen Internetuser zur Ausbeutung der Tiere bei? Thilo Mischke reist nach Südafrika und Indonesien, um sich das Geschäft mit einigen der bedrohten Tierarten selbst anzuschauen. Wer profitiert? Wer kämpft dagegen?
Unsere Kollegin Andrea Knox ist Amerikanerin, lebt aber seit einigen Jahren in Indonesien. Sie wunderte sich nicht schlecht, als sie im Rettungszentrum Nyaru Menteng laute Rufe nach Obama, ihrem ehmaligen US-Präsidenten, vernahm. Hier berichtet sie, nach welchem Obama da tatsächlich verlangt wurde. Und wieso der so einen großen Namen trägt.
„Obama!“ Überrascht drehte ich mich um, als ich den strengen Ruf einer Babysitterin hörte. Ich sah einen kleinen Orang-Utan, der von den anderen Waldschülern auf dem Spielplatz davonflitzte – und eine Babysitterin, die ihm schnell hinterhereilte. Der Aufruhr war schnell beendet, als die Babysitterin den Orang-Utan einholte, ihn an der Hand nahm und zurück zur Gruppe führte. Als sie an mir vorbeiging, lächelte sie und erklärte auf Indonesisch: „Obama kann so ungezogen sein.“ Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.
Der Weg ins Büro in Nyaru Menteng kann aufregend sein. Mal wird man Zeuge, wie Makaken Kleidung von der Wäscheleine stehlen, wie Tierärzt:innen sedierte Orang-Utans zur Untersuchung in die Klinik schleppen oder wie Waldschüler versuchen, sich von der Gruppe wegzuschleichen, um ein neues Gebiet zu erkunden. Als Amerikanerin hätte ich jedoch nie erwartet, dass ich in Borneo auf dem Weg ins Büro auf Obama treffen würde! Ich musste mehr über diesen scheinbar „ungezogenen“ Obama erfahren.
Inzwischen ist Obama ein neunjähriger Orang-Utan-Junge, der in Nyaru Menteng lebt. Es ist kein Zufall, dass er den selben Namen trägt, wie der ehemalige Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Als er etwa fünf Monate alt war, wurde er in der Region Gunung Mas in Zentral-Kalimantan gerettet. Das Datum seiner Rettung war der 6. November 2012 – der Tag, an dem die US-Wahl stattfand, die zur zweiten Amtszeit des damaligen Präsidenten Barack Obama führte.
Obwohl Barack Obama nicht der erste US-Präsident war, der Indonesien besuchte (das war Richard Nixon im Jahr 1969), ist er hier dennoch ziemlich berühmt, denn er ist der einzige US-Präsident, der jemals in Indonesien gelebt hat!
Als er sechs Jahre alt war, zog Obama (der Mensch) nach Jakarta, Indonesien, wo er vier Jahre lang mit seiner Mutter lebte. Als er Jahrzehnte später, nachdem er Präsident der USA geworden war, erneut Indonesien besuchte, erinnerte er sich immer noch gerne an seine Liebe zu „Bakso“ (indonesische Fleischklößchensuppe) und „Sate“ (indonesische Grillspieße) von Straßenhändlern. Seine Kindheit in Jakarta und sein Respekt für die indonesische Kultur bescherten Barack Obama eine große Popularität in Indonesien.
Als am Tag von Obamas Wiederwahl ein kleiner Orang-Utan gerettet wurde, taufte ihn das BOS Foundation-Team kurzerhand auf den Namen Orang-Utan Obama.
Anfang 2013 wurde Orang-Utan Obama in den Waldkindergarten aufgenommen, besuchte danach die Waldschule, die er 2019 abschloss. Im Laufe der Jahre zeigte sich, dass Orang-Utan Obama lange nicht so gut erzogen war wie der menschliche Obama, da er gelegentlich Babysitterinnen und Mitschüler biss. Aber er bewies uns, dass er bereit für den Wald war. Er konnte auf Bäume klettern, Nester bauen und problemlos nach Nahrung suchen. Und jetzt mal ehrlich: Kann der menschliche Obama etwa mit seinen Zähnen Rattan schälen?
Jetzt steht der Orang-Utan Obama vor der letzten großen Prüfung seiner Rehabilitation: Der Walduniversität. Auf einer Vorauswilderungsinsel im Salat Island Cluster muss er beweisen, dass er das Zeug dazu hat, unabhängig als wilder Orang-Utan zu leben!
Wir hoffen, dass unser Obama diesen Test mit Bravour besteht und in ein paar Jahren frei in einem sicheren Regenwald leben kann, um zu einer neuen wilden Orang-Utan-Population beizutragen. Und so den Menschen Obama stolz auf seinen Orang-Utan-Namensvetter machen wird!
Text von: Andrea Knox, Internationale Kommunikation und Beraterin für Forschung, Bogor
Helfen auch Sie uns dabei, Orang-Utans zurück in ihr Zuhause, den Regenwald, zu bringen. Jeder Beitrag hilft.
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