Borneos geheime Wildnis

Der Kina­ba­tangan fließt mitten durch Borneo und dient den verschie­densten Spezies als unver­sieg­bare Lebens­ader. Fast so alt wie der Fluss selbst ist das Krokodil — ein Reptil, dessen Gestalt sich in über 100 Millionen Jahren kaum verän­dert hat. Während die Urzeit­echse in den Gewäs­sern des Kina­ba­tangan nach Beute jagt, streifen Nebel­parder durch das undurch­dring­liche Wald­reich. Die akro­ba­ti­schen Raub­katzen bewohnen vorwie­gend Bäume und sind stets auf der Suche nach Nahrung. Vögel, Hörn­chen und Nasen­affen zählen ebenso zu ihren Opfern wie junge Borneo-Orang-Utans.

Im Herzen von Sabah, dem malay­si­schen Bundes­staat auf der südost­asia­ti­schen Insel Borneo, entspringt ein wahrer Quell des Lebens: der Kina­ba­tangan. Über eine Strecke von rund 600 Kilo­me­tern schlän­gelt sich der Fluss aus dem Hoch­land bis zur Mündung in die Sulusee und bietet einer Arten­viel­falt ein Zuhause, wie sie auf der Erde kaum irgendwo sonst zu finden ist. Die einma­lige Tier- und Pflan­zen­welt des Kina­ba­tangan steht im Fokus der Serie „Borneo‘s Secret Kingdom“ — ange­fangen bei einer Urzeit­echse: Das Krokodil ist fast so alt wie der Fluss selbst und hat sich in den letzten 100 Millionen Jahren kaum verän­dert. Während das gefürch­tete Reptil an den Ufern und im Wasser seinen Opfern auflauert, durch­streifen Raub­katzen und Elefanten das Land rund um den magi­schen Strom. Die umlie­genden Regen­wälder sind außerdem Heimat eines der nächsten Verwandten des Menschen, des Oran-Utans. Hier, auf Borneo, befindet sich einer der letzten Rück­zugs­räume der akut vom Aussterben bedrohten Primaten. „Borneo‘s Secret Kingdom“ zeigt, wie sich die verschie­denen Tiere des Kina­ba­tangan tagtäg­lich aufs Neue dem Kampf ums Über­leben stellen — und dabei dem Natur­phä­nomen El Niño ebenso wie dem globalen Klima­wandel und der fort­schrei­tenden Urwald­ro­dung trotzen müssen. Jede einzelne Folge erzählt in bril­lanten Bildern eine neue Geschichte von einem der aufre­gendsten Natur­schau­plätze des Planeten.Deutsch/Englisch.

GEO-Repor­tage

Die zier­liche Indah und der statt­liche Azy sind die Stars des „Think Tank“, der Sprach­schule für Orang-Utans im Zoo von Washington. Menschen­affen können zwar aufgrund ihrer Anatomie nicht wirk­lich spre­chen, aber immer mehr Forscher wollen trotzdem mit den Tieren kommu­ni­zieren, um deren komplexe Denk­struk­turen zu verstehen.

 

Betreutes Wohnen für unsere Überlebenskünstler

Betreutes Wohnen für unsere Überlebenskünstler

Es gehört zu den schönsten Momenten unserer Arbeit, wenn wir den Orang-Utans nach oft jahre­langer Reha­bi­li­ta­tion die Frei­heit schenken. Doch immer wieder kommen auch Tiere zu uns, denen dieser letzte Schritt in die Unab­hän­gig­keit verwehrt ist. Sie haben zu lange in der Gefan­gen­schaft von Menschen gelebt, oder andere trau­ma­ti­sche Erleb­nisse haben tiefe Wunden hinter­lassen. Das kann dann dazu führen, dass diese Tiere nicht alle Fähig­keiten und Verhal­tens­weisen entwi­ckeln können, die sie für ein eigen­stän­diges Über­leben in der Wildnis brau­chen. Doch auch diese Orang-Utans haben bei uns eine Zukunft.

Mit dem Willen zu überleben

Einige Tiere kommen so schwer verletzt zu uns, dass sie blei­bende Behin­de­rungen davon­tragen. So wie Kopral, der bei seinem Versuch, vor seinen Peini­gern zu fliehen auf einen Strom­mast klet­terte. Dabei bekam er einen Strom­schlag und verbrannte sich beide Arme. Sie mussten ampu­tiert werden. Oder Shelton, in dessen Körper neun Gewehr­ku­geln steckten, als er von seinen Rettern gefunden wurde. Er hat über­lebt, bezahlte aber mit seinem Augenlicht.

Shelton ist blind
Shelton ist blind

Andere Orang-Utans sind körper­lich fit, Aber sie tun sich dennoch schwer, das zu lernen, was sie für ein unab­hän­giges Leben im Regen­wald brau­chen. Anih ist so ein Fall. Sie kam vor fast 30 Jahren – und blieb. Sie wurde eine kleine Berühmt­heit, als ihr Foto um die Welt ging (hier die wahre Geschichte hinter dem Bild).

Das Bild von Anih ging um die Welt
Das Bild von Anih ging um die Welt

Wieder andere Tiere leiden an Infek­ti­ons­krank­heiten wie Tuber­ku­lose und Hepa­titis B oder C –Krank­heiten, die ein hohes Über­tra­gungs­ri­siko für die gesamte Orang-Utan-Popu­la­tion darstellen. Deswegen isolieren wir diese infi­zierten Tiere in einem speziell konzi­pierten Komplex. Auch sie können wir nicht auswildern.

Aktuell sind es 210 Tiere, also rund die Hälfte der 416 Orang-Utans in unseren Schutz­zen­tren, die für immer bei uns bleiben müssen. Und doch haben sie alle eines gemeinsam: den beein­dru­ckenden Willen ihr Leben zu meistern.

Betreutes Wohnen auf Lebenszeit

Wir ermög­li­chen diesen Tieren eine best­mög­liche Zukunft. Für sie haben wir inner­halb unserer Schutz­wälder vom Wasser umge­bene, bewal­deten Inseln erschaffen. Hier erhalten sie jede Unter­stüt­zung, die sie brau­chen. Zweimal täglich werden die Insel­be­wohner mit Futter versorgt – und der „Liefer­ser­vice“ hat sehr genau im Blick, ob es unseren Schütz­lingen gut geht. Da Orang-Utans nicht schwimmen können, ist es ein sicherer Platz, wo sie fernab von Gitter­stäben ihr betreutes Wohnen auf Lebens­zeit genießen können. Anih, Kopral und viele andere haben hier ihr Zuhause gefunden.

Anih lebt ein glückliches Leben auf der Insel
Anih lebt ein glück­li­ches Leben auf der Insel

Manche müssen noch auf ihre Chance warten

Leider ist die Anzahl dieser Inseln begrenzt. Orang-Utans brau­chen viel Frei­raum und der Platz reicht nicht für alle. Deswegen warten derzeit noch viele geeig­nete Kandi­da­tinnen und Kandi­daten in Käfigen. Wir sind konti­nu­ier­lich dabei, neue Inseln in geeig­neter Größe zu finden und vorzu­be­reiten – doch unsere Arbeit braucht Zeit und Geld. Geld für die Gehege, die Inseln und die lebens­lange Versor­gung mit Futter und Medi­ka­menten. Geld für unsere Überlebenskünstler.

Helfen Sie mit, unseren nicht auswil­der­baren Orang-Utans ein würdiges Leben zu ermöglichen. 

 

Sie wollen mehr über die Betreuung von nicht auswil­der­baren Orang-Utans wissen? Vor etwas über einem Jahr haben wir ein Inter­view mit Fran­siska Sulistyo, der Südost­asi­en­be­auf­tragten der Orang-Utan Vete­ri­nary Advi­sory Group und ehema­ligen Mitar­bei­terin der BOS Foun­da­tion geführt. Sie finden das Gespräch (in Englisch) hier.

 

Land unter in unseren Projektgebieten

Land unter in unseren Projektgebieten

Spät­herbst und Winter sind für uns regel­mäßig die Jahres­zeiten, die uns Sorge bereiten. Denn es ist die Zeit der Wald­brände – vor allem in El Niño-Jahren – oder die Zeit heftiger Regen­fälle – falls Borneo eher unter dem Einfluss von La Niña steht. Mit fort­schrei­tendem Klima­wandel treffen uns solche Wetter­phä­no­mene deut­lich heftiger und häufiger. Und die Zerstö­rung der Ökosys­teme, der Regen­wälder, Torf­moore und in deren Folge auftre­tende Boden­ero­sionen tun ihr übriges.

In den zurück­lie­genden Tagen wurden drei von fünf Provinzen in Kali­mantan von schweren Über­schwem­mungen heim­ge­sucht. Allein in Zentral-Kali­mantan sind seit vergan­gener Woche sechs Bezirke – darunter die Provinz­haupt­stadt Palangka Raya – von Hoch­was­sern in Mitlei­den­schaft gezogen worden. Betroffen sind Tausende von Menschen. Und unsere Arbeit für die Orang-Utans.

Tausende von Menschen sind betroffen
Tausende von Menschen sind betroffen

Unsere Insel­gruppe Salat Island – auf der Orang-Utans die Reha­bi­li­ta­ti­ons­phase der Voraus­wil­de­rung durch­laufen und Orang-Utans leben, die nicht mehr ausge­wil­dert werden können – war eben­falls stark von Über­flu­tungen betroffen. An manchen Stellen stand das Wasser rund 1,5 Meter über Normal. Die Inseln im Bezirk Pulang Pisau sind von einem großen Fluss umgeben, der große Teile des 2.089 Hektar großen Insel­ge­biets unter Wasser setzte. 

Salat Island wird intensiv beobachtet
Salat Island wird intensiv beobachtet

Rund um die Uhr sind unsere Mitar­beiter seither im Einsatz, um für die Sicher­heit der Orang-Utans auf den Inseln zu sorgen.
Unser Kollege Herman­syah vom Kommu­ni­ka­ti­ons­team der BOS Foun­da­tion berichtet: „Unsere Mitar­beiter sind seit Beginn der Hoch­was­ser­si­tua­tion vor Ort, um mit den stei­genden Pegeln und ständig sich verän­dernden Umständen fertig zu werden. Wir sind alle im Einsatz.“ Glück­li­cher­weise hat bisher keine der Insel-Anlagen struk­tu­relle Schäden erlitten. Das genaue Ausmaß mögli­cher Schäden können wir aller­dings erst dann über­bli­cken, wenn das Wasser abge­flossen ist. Doch der Wasser­stand beginnt gerade erst zu sinken.

Bisher konnten wir auf den Inseln keine gravierenden Schäden feststellen
Bisher konnten wir auf den Inseln keine gravie­renden Schäden feststellen

Bislang scheinen die Über­schwem­mungen den fell­tra­genden Insel­be­woh­nern keine Probleme zu bereiten, aber unsere Teams behalten die Lage der Orang-Utans perma­nent im Auge. „Wir sind erleich­tert, dass die Versor­gung der Tiere mit Futter weiterhin problemlos möglich ist, da unsere Platt­formen nicht von den Über­flu­tungen betroffen sind”, fügte Herman­syah hinzu.

In unserem Rettungszentrum Nyaru Menteng stehen Unterkünfte von Mitarbeitern teilweise unter Wasser
In unserem Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng stehen Unter­künfte von Mitar­bei­tern teil­weise unter Wasser

Auch unser Rettungs­zen­trum Nyaru Menteng, das außer­halb der Haupt­stadt Palangka Raya liegt, ist von leichten Hoch­was­sern betroffen. In mehrere Unter­künfte von Mitarbeiter:innen rund um Nyaru Menteng drang Wasser ein. 

In Mawas sind die Pegelstände sehr unterschiedlich hoch
In Mawas sind die Pegel­stände sehr unter­schied­lich hoch

In unserem Schutz­ge­biet Mawas, in dem wir zahl­reiche Projekte zur Wieder­auf­fors­tung, Gemein­de­ent­wick­lung und zum Schutz der dort wild lebenden Orang-Utans durch­führen, kam es auch zu Hoch­was­sern. Selbst die Fahrt zu unseren Projekt­ge­bieten ist eine Heraus­for­de­rung. Straßen können größ­ten­teils nur noch mit dem Boot befahren werden, da Autos den Wasser­massen oft nicht mehr stand­halten können.

In dem 309.000 Hektar großen Torf­moor­ge­biet schwanken die Wasser­stände. Aber an mehreren unserer Über­wa­chungs­sta­tionen, von Rantau Upak bis Camp Release, steht das Wasser nur wenige Zenti­meter vor der Über­flu­tung der Böden. In vielen der Dörfer, darunter Tumbang Muroi, Tumbang Mang­kutub, Batam­pang, Batilap, Mang­katip und Sungai Jaya kämpfen die Bewohner, um ihre Häuser vor dem eindrin­genden Wasser zu schützen. Unsere Gemein­de­ent­wick­lungs­teams unter­stützen sie tatkräftig beim Hoch­was­ser­ma­nage­ment – alle geplanten Akti­vi­täten können warten. 

Setzlinge in der Baumschule sind vom Hochwasser betroffen
Setz­linge in der Baum­schule sind vom Hoch­wasser betroffen

Schnelles Handeln war die Rettung unserer Setz­linge in den Baum­schulen, die unsere Mitarbeiter:innen alle in höher gele­gene Gebiete bringen konnten. So ging kein einziger verloren! Bei den Gebieten, die neu mit Setz­lingen bepflanzt worden waren, hatten wir das Glück, dass sie sich alle in höheren Lagen Gebieten befanden und keines davon vom Hoch­wasser betroffen war.

Durch den schnellen Einsatz unserer Mitarbeiter konnten alle Setzlinge gerettet werden
Durch den schnellen Einsatz unserer Mitar­beiter konnten alle Setz­linge gerettet werden

Lang­fristig gehen wir davon aus, solch verhee­renden Über­schwem­mungen in Mawas vorbeugen zu können, indem wir das trocken­ge­legte Torf­moor durch unsere Wieder­vernäs­sungs- und Auffors­tungs­ar­beit wieder in seinen natür­li­chen Zustand zurück­ver­setzen. Dann ist der Torf­boden in der Lage, wie ein Schwamm deut­lich mehr Wasser aufzu­saugen, wobei die Bäume dem Boden weitere Festig­keit verleihen und zusätz­li­ches Wasser aufnehmen können. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg. Zerstört ist schnell, repa­rieren ist schwieriger.

Aus unseren Projekt­ge­bieten in Ost-Kali­mantan wurden bisher glück­li­cher­weise keine Schäden oder Boden­ero­sionen gemeldet.

Auf der Vorauswilderungsinsel Bangamat sinkt der Pegelstand langsam
Auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Bangamat sinkt der Pegel­stand langsam

In Zentral-Kali­mantan haben wir aktuell Grund zur Hoff­nung, denn das Wasser beginnt an vielen Orten zurück­zu­gehen. Doch noch sind unsere Mitar­beiter voll im Einsatz. Und die Wetter­be­din­gungen während der Regen­zeit können unvor­her­sehbar sein.
Wir stellen fest, dass extreme Wetter­ereig­nisse immer häufiger auftreten. Die Auswir­kungen des Klima­wan­dels sind deut­lich zu spüren. 

Wir werden weiterhin wachsam sein, um die Orang-Utans zu schützen und die Menschen in den Gemeinden zu unter­stützen. Denn wir leben alle gemeinsam auf diesem Planeten und es ist unserer gemein­same Zukunft.

 

Auch Sie können unsere Auffors­tungs­ar­beiten in Mawas unter­stützen. Schaffen Sie mit uns neuen Lebenswald.

Indo­ne­sien — ungezähmt

In Indo­ne­sien haben sich einige Tiere aufgrund ihres isolierten Insel­da­seins manchmal kleiner, manchmal auch größer als ihre Artge­nossen auf dem Fest­land entwi­ckelt. Der Drei­horn­käfer etwa ist mit seinen zehn Zenti­me­tern ein wahres Riesen­in­sekt. Und er ist einer der stärksten Krea­turen der Erde — gemessen an seinem Körpergewicht.

Mit ihren beein­dru­ckenden Hörnern fechten die Männ­chen Rang­kämpfe aus, ein Kampf der Giganten. Palmen­diebe sind mit 40 Zenti­me­tern Körper­länge die größten an Land lebenden Krebs­tiere. Für ihre Lieb­lings­nah­rung klet­tern sie geschickt auf Palmen, die „geern­teten“ Kokos­nüsse knacken sie mit ihren starken Scheren. Indo­ne­sien ist der größte Insel­staat der Welt. Die über 17 000 Inseln liegen in einem weiten Bogen zwischen Pazifik und Indi­schem Ozean entlang des Äqua­tors. In seinen tropi­schen Gewäs­sern und unbe­rührten Regen­wäl­dern haben sich faszi­nie­rende Lebens­ge­mein­schaften gebildet. Tiere und Pflanzen sind teils mit asia­ti­schen, teils mit austra­li­schen Arten verwandt, da noch vor 10 000 Jahren aufgrund eines nied­ri­geren Wasser­spie­gels die Inseln zum Fest­land gehörten.