by Denitza Toteva | 19 Mai 2016 | Alt, News
Alles begann Anfang 2015 mit einem Anruf von Klaus Over im Büro von BOS Deutschland. Er berichtete uns von seinem Sohn Benni, der einen großen Traum hat: Er möchte seine Lieblingstiere, die Orang-Utans und ihre Heimat, den Regenwald, retten.
Benni ist in jeder Beziehung ein ungewöhnlicher junger Mann. Er lebt mit einem Gendefekt (Muskeldystrophie Duchenne), weswegen er seit Jahren einen Rollstuhl benötigt. Doch Benni ist ein Kämpfer. Er lässt sich von seiner Krankheit nicht beschränken in seinen Wünschen und Plänen. Und sein Ziel, den Orang-Utans eine Zukunft zu sichern, hat er klar vor Augen.
Bennis ursprüngliche Idee war es, ein Kinderbuch über Orang-Utans zu schreiben und zu bebildern, um andere auf das Leid der Tiere aufmerksam zu machen. Damit wendete sich sein Papa Klaus dann an uns. Denn Benni hat schon seit Jahren eine Patenschaft für unseren Orang-Utan Henry.
Aus dem Kinderbuch wurde dann der Trickfilm „Henry rettet den Regenwald“, den Benni zusammen mit medien+bildung.com verwirklichte. Von BOS Deutschland bekam er Fotos und Hintergrundwissen – und seitdem stehen wir in engem Kontakt.
Als der Film dann vollendet war und vom Publikum begeistert aufgenommen wurde, begann Phase zwei für Benni. Er wollte Henry und seine Freunde in Borneo besuchen.
BOS machte das schier Unmögliche wahr: Benni bekam – als Botschafter zwischen den Orang-Utans und den Menschen, als Brückenbauer zwischen Deutschland und Indonesien – die Erlaubnis, Henry und die BOS-Rettungsstation Nyaru Menteng besuchen zu dürfen. Die Reise wurde für Mai 2016 geplant und von Familie Over komplett selbst finanziert.
Zu seiner Freude wurde Benni auch von Dr. Willie Smits, maßgeblicher Mitbegründer der BOS Foundation, eingeladen, einige Tage mit ihm in Indonesien zu verbringen. Eine einmalige Möglichkeit, noch mehr Orang-Utans in ihrer Heimat zu begegnen.
So machte sich Familie Over auf die lange und anstrengende Reise, um am 25. April zunächst auf Willie Smits und sein Team zu treffen. Mit ihm verbrachten sie sechs aufregende Tage (siehe Bennis Reisetagebuch und ein persönliches Résumé von Willie Smits). Auch Willie Smits wurde schnell zum Benni-Fan: „Benni truly impressed me. Although confined to the wheelchair and not able to look sideways very far he still kept track of everything happening around him. (…) And the stories of the orangutans at my stations in Sintang and Nyaru Menteng, he knew more about some of them than I did! And despite having fear of heights he let us carry him up steep stairs without railing and crossing board walks to boats. And getting to the orangutan clinic in the Tembak village was very difficult and a bumpy ride for more than 3 hours, but he did not mind. Respect for Benni! And how he answered the questions of the many school children as well as adults, short but brilliant! Yes, Benni stole the hearts of many Dayaks.“ Auch die besondere Verbindung, die Benni mit den Orang-Utans zweifelsohne hat, wurde sichtbar: „I recently watched the movie “The theory of everything” and I felt how much can go on inside a mind ‘locked in’ within a body that fails and how much that mind can still achieve. Benni is very much like that, so much more as what we can see from the outside and see what Team Benni was capable off! Orangutans also have a lot going on inside their heads that we cannot easily see. But we know how altruistic they can be and how they can trust again people that belong to the species that killed their mothers. Bridges of the heart or soul or mind or whatever you want to call it, but that is where the real value is. Benni has built bridges by crossing ones that seemed impassible.“
In der BOS-Rettungsstation Nyaru Menteng stieß am 30. April auch Daniel Merdes, der Geschäftsführer von BOS Deutschland, auf die Reisegruppe und übernahm sie von Willie Smits. Hier sein persönlicher Rückblick auf die gemeinsamen Erlebnisse:
Meine Reise mit Benni nach Nyaru Menteng
Im September 2015 zeigte ich auf dem internationalen Partner-Meeting – einem Treffen aller BOS-Organisationen – in Bogor (Indonesien) den Film „Henry rettet den Regenwald“. Alle Beteiligten waren so berührt, dass sie spontan Benni in das BOS Schutzzentrum von Nyaru Menteng einluden. Natürlich musste Benni seinen Paten-Orang-Utan endlich kennenlernen. Immerhin ist Henry der Star seines Filmes!
Ende April bestieg ich den Flieger nach Indonesien, um Benni bei seiner Begegnung mit Henry zu begleiten. Im Gepäck hatte ich das Angebot einer Schulpartnerschaft der Königin-Luise-Schule in Berlin mit einer Schule in Palangkaraya. Denn ich wollte die Idee einer Zusammenarbeit für den Regenwald von Kindern in Deutschland und Indonesien aus Bennis Film aufgreifen und Realität werden lassen. Der erste Schritt ist getan. Am 2. Mai waren wir mit Benni in der fantastischen BCU Schule in der Nähe von Nyaru Menteng eingeladen. In Begleitung der deutschen Botschaft aus Jakarta wurde die Schulpartnerschaft besiegelt. BOS wird diese Partnerschaft auch weiterhin begleiten und unterstützen. Besonders bin ich auf den ersten Schüleraustausch gespannt!
Benni hatte bei dem Schulbesuch ein großes Strahlen in den Augen. Aber das war nichts im Vergleich mit dem folgenden Tag: Endlich durfte Benni seine geliebten Orang-Utans im Rettungszentrum besuchen! Die Mitarbeiter der BOS Foundation nahmen Benni ganz offiziell in den Kreis der „Orang-Utan-Kämpfer“ auf – eine große Ehre. Sie führten ihn herum, zeigten ihm alles, erklärten die Abläufe der Waldschule – und ließen ihn die Orang-Utans beobachten. Sogar ein neues Familienmitglied bekamen die Overs: Dr. Jamartin Sihite, CEO der BOS Foundation, taufte die zuletzt in der Station eingetroffene Orang-Utan-Waise auf den Namen Benni. Ob es dann tatsächlich zu einer Begegnung mit Bennis Paten-Orang-Utan-Henry kam, erfahren Sie in Kürze hier. Oder im nächsten Benni-Film…
Daniel Merdes
Auch die Medien haben sich bereits von der Geschichte von Benni und den Orang-Utans begeistern lassen. Bisher erschienen Reiseberichte in der SWR Landesschau Rheinland-Pfalz und in der Frankfurter Rundschau.
Fortsetzung folgt. Denn Benni und die Orang-Utans, das ist eine Geschichte mit Zukunft…
by Denitza Toteva | 18 Mai 2016 | Alt, News
Diese Geschichte ist ein Zeugenbericht von unserem Tierarzt in Nyaru Menteng Arga Sawung Kusuma, der letztens in Batikap unterwegs war.
Seit meiner letzten Reise nach Batikap ist es schon sieben Monate her, und ich bin so glücklich, dass ich dort im Wald meinen Baby-Orang-Utan Sawung und seine Mutter getroffen habe. Wer ist Sawung? Das schönste Orang-Utan Baby, das ich je gesehen habe. Der ist eigentlich einer der Hauptgründe, warum ich nach Batikap zurückkam.
Mittlerweile ist Sawung zwei Jahre alt und er ist das zweite Baby von Sumeh. Ich kenne Sawung seit dem Moment, in dem er im Mutterleib war. Ich war derjenige, der geduldig drauf gewartet hat, den Urin seiner Mutter auf Schwangerschaft zu testen. Einmal habe ich den ganzen Tag gewartet, um Sumehs Bauch mit Ultraschau zu untersuchen. Ich wusste es von dem ersten Moment: Sawung wird ein wunderschönes Baby!
Jetzt habe ich den Kleinen in seiner natürlichen Umgebung in Batikap gesehen. Die kleine Familie befand sich im Transect 32 – ziemlich nah am Fluss und circa 20 Gehminuten im Wald. Sumeh war immer eine aktive Forscherin und ich habe erwartet, sie hoch in den Bäumen zu sehen. Sie und ihr kleiner Sohn haben meine Erwartungen voll erfüllt. Sie sind 30 Meter hohe in die Bäume gestiegen und dort gemütlich ein paar Lunuk-Früchte gespeist. Sawung spielte die ganze Zeit rum und hat seine Mutter ordentlich mit Grimassen geärgert. Sumeh zeigte sich aber als sehr geduldige Mama und beobachtete liebevoll seine Possen.
Die erfolgreiche Aufzucht junger Orang-Utans ist eins unserer langfristigen Ziele. Im Fall dieser kleinen Orang-Utan-Familie bin ich der festen Überzeugung, dass Sumeh eine liebevolle und sorgsame Mutter für ihren kleinen Sohn sein wird und dass Sawung zu einem großen, starken und hübschen Orang-Utan heranwächst.
Text und Bilder von Arga Sawung Kusuma, Tierarzt bei BOSF Nyaru Menteng
2016 feiert BOS Deutschland sein 15jähriges Jubiläum. Das sind 15 Jahre erfolgreicher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habitate! Werden Sie jetzt Pate eines der rotbraunen Menschenaffen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.
by Denitza Toteva | 18 Mai 2016 | Alt, News
Von Berlin aus setzt sich BOS Deutschland tagtäglich für die Orang-Utans und ihren bedrohten Lebensraum in Indonesien ein. Doch auch in anderen Regionen Deutschlands gibt es viele engagierte Menschen, die BOS vor allem in der Aufklärungsarbeit unterstützen. Seit 2010 setzen sich in Köln, Aachen, Hamburg, Gschwend (Baden-Württemberg) und Dortmund BOS-Regionalgruppen für den Schutz der Orang-Utans ein.
Jetzt haben sich auch in München und in Hannover neue BOS-Regionalgruppen gegründet. In München ist die Ärztin Lisa Kern an den Start gegangen, in Hannover Jens Herrnberger und Bernd Glas. Mit viel Enthusiasmus haben sie sich in die ehrenamtliche Arbeit gestürzt, haben Ideen gesammelt, Kontakte geknüpft, recherchiert, geplant und erste Termine festgelegt.
Sehr freuen würden sich beide Gruppen (und natürlich auch die schon länger bestehenden) über weitere Mitstreiter_innen, Helfer_innen, Interessierte und Engagierte. Wer viel Lust und auch ein bisschen Zeit für den Schutz der Orang-Utans hat, melde sich doch einfach bei Lisa Kern oder Jens Herrnberger.
Hier lernen Sie die neuen BOSis schon mal ein bisschen kennen.
Ein Brief von Lisa Kern — Regionalgruppe München:
Liebe Leserinnen und Leser,
mein Name ist Lisa Kern und ich lebe und arbeite in München. Bei verschiedenen Auslandsreisen durfte ich die unglaubliche und überwältigende Schönheit und Einzigartigkeit der tropischen Regenwälder kennen lernen. Der Regenwald auf Borneo ist unbeschreiblich artenreich und atemberaubend schön. Umso mehr hat mich die dort vorherrschende Palmölindustrie mit den endlosen Palmölplantagen, für die der wunderbare Regenwald dort mitsamt den Bewohnern auf grausame Weise abgeholzt wird, erschüttert.
Über das Internet bin ich dann auf BOS gestoßen und engagiere mich seither für den Kampf gegen die Verwendung von Palmöl. Seit kurzer Zeit nun auch im Sinne einer Regionalgruppe für den Raum München/Bayern.
Geplant sind bisher zwei Informationsstände: am 19. Juni in Passau und am 19. und 20. Juli im Rahmen des „Tollwood-Festivals“ in München.
Ich freue mich sehr auf diese Projekte und würde mich ebenso sehr über weitere Helfer und Mitstreiter im Kampf für die Regenwälder und deren einmalige Bewohner freuen.
Ihre Lisa Kern — E‑Mail: [email protected]
Ein Interview mit Jens Herrnberger — Regionalgruppe Hannover:
Warum engagierst Du Dich für BOS und die Orang-Utans?
Die Dokumentation “Years of living dangerously” mit Harrison Ford hat mir die schlimmen Auswirkungen unserer Konsumgesellschaft für die Orang-Utans und deren Lebensraum emotional sehr verdeutlicht und bei mir „das Fass zum Überlaufen gebracht“. So beschloss ich, für diese wunderbaren Geschöpfe und deren Urwald meine Stimme zu erheben.
Was ist Dein Appell an andere Orang-Freunde?
Bitte seid aktiv, indem Ihr die Auswirkungen unseres Konsums bei Freunden, Bekannten etc. verbreitet. Oder noch besser: Bringt Euch mit Eurer Person in die Arbeit von BOS Deutschland ein. Wolltest Du schon immer die Welt ein Stück retten, wusstest aber nicht wie? Dann begreife BOS als professionelle Möglichkeit für Dich, dieses zu tun.
Wie kann man Euch in der Regionalgruppe Hannover unterstützen?
Kommt zu unseren Treffen in Hannover, wo wir nicht nur kommende Aktionen planen, sondern uns auch über die aktuelle Situation in Indonesien informieren wollen. Ihr findet uns in der Regel zweimal im Monat ab 18.30 Uhr im Café Mezzo direkt hinter dem Bahnhof. Die nächsten Termine sind der 6. und 24. Juni. Weitere Daten werden rechtzeitig auf der BOS-Homepage veröffentlicht. Und natürlich kann man mich per E‑Mail ([email protected]) anschreiben.
Worauf bist Du in der Arbeit mit BOS stolz?
Direkt und unmittelbar in einem professionellen Umfeld meinen Beitrag (Patenschaft/Schutzpatron und Regionalgruppe Hannover) für eine bessere Welt zu leisten. Ich möchte später rückblickend sagen können, etwas Sinnvolles in meinem Leben getan zu haben.
Was wünschst Du Dir für die Zukunft?
Dass die Politiker Ihrer Verantwortung nachkommen, diese Welt für alle Lebewesen und die Umwelt zu einem Ort ohne Leid und Zerstörung zu machen. Dass sich die Unternehmen, die riesige Gewinne mit Palmölprodukten erwirtschaften, finanziell an der Rettung von den Orang-Utans und deren Urwald beteiligen. Dass mehr Konsumenten zugänglicher für diese Problematik werden und verantwortungsbewusster einkaufen.
by Denitza Toteva | 17 Mai 2016 | Alt, News
Die Meldung ist zwar nicht mehr ganz neu, aber immer noch wert, verbreitet zu werden: “Ich habe den gesamten Genehmigungsprozess für neue Palmölplantagen von A bis Z gestoppt. Damit konkretisieren wir die diesbezügliche Direktive von Präsident Joko Widodo“, so die indonesische Umwelt- und Forstministerin Siti Nurbaya.
Die Umwelt- und Forstministerin ist grundsätzlich befugt, staatlichen Wirtschaftswald (production forest) für nichtforstliche Nutzungen wie Palmölplantagen freizugeben.
So könnten zum Beispiel einige Millionen Hektar Staatswald in Papua und Westpapua als Wirtschaftswald deklariert werden, wodurch sie aus dem schon existierenden Moratorium (d.h. Stopp weiterer Konzessionen) herausfallen würden. Nach geltender Rechtslage wären sie dann für wirtschaftliche Zwecke, einschließlich Palmölplantagen, verfügbar, fügte die Ministerin hinzu.
“Wir wenden das Moratorium hinsichtlich Palmöl-Konzessionen aber auch für diese Millionen Hektar an und zwar auch dann, wenn das Gebiet nicht in die bisherigen Moratoriumsbereiche fällt. Ich habe bereits angeordnet, dort keine neuen Palmöl-Konzessionen mehr zu vergeben. Die Zuständigkeit dafür verbleibt bei mir“, so die Ministerin.
Präsident Joko Widodo sei ernsthaft beunruhigt über die fortdauernde Expansion der Palmölplantagen, was bedeute, dass in großem Maßstab intakte Waldgebiete bedroht wären. Besonders sei dies gegenwärtig in Papua der Fall. Daher müsse das gesamte Problem auf nationaler Ebene untersucht und gleichzeitig ein Moratorium hinsichtlich weiterer Palmöl-Expansion für Gebiete in ganz Indonesien gelten.
Was die existierenden Konzessionen für Palmölplantagen außerhalb der staatlichen Wälder angeht, würde die Regierung die notwendigen Schritte diskutieren, um auch diese Konzessionen in die Überprüfung einzubeziehen, so Siti Nurbaya. Laut der Ministerin muss zudem jede dieser Überprüfungen zusammen mit weiteren zuständigen Ministerien und lokalen Stellen durchgeführt werden. Besonders gilt dies, wenn das Konzessionsgebiet noch einen guten Waldbestand aufweist.
Um für ein Palmöl- und übrigens auch ein Bergbaumoratorium die gesetzliche Basis zu schaffen, habe der Präsident sie beauftragt, einen entsprechenden Präsidialerlass vorzubereiten. Dies zeige, wie ernst er das Problem nähme, betonte Siti Nurbaya.
by Denitza Toteva | 17 Mai 2016 | Alt, News
Heute gewährt das Team der BOSF Familie Over einen noch tieferen Einblick in die Arbeit der Rettungsstation: professionell, leidenschaftlich und engagiert! Mit dem Boot fahren sie zur Quarantäne-Auswilderungs-Insel. Wieder zurück an Land, dürfen sie miterleben, wie die Babys in den Waldkindergarten gebracht werden. Und dann warten sie auf Henry…
3. Mai / Betroffenheit und Wünsche / mit dem Boot zur Auswilderungs-Insel / Babys auf dem Weg zum Waldkindergarten / Warten auf Henry: Nochmals möchten wir erklären, dass es völlig unüblich ist, dass Fremde in die Stationen der BOSF vorgelassen werden. Orang-Utan-Tourismus ist völlig tabu. Dies unterschreiben wir uneingeschränkt. Denn Orang-Utan-Waisen müssen auf jeder ihrer Stationen durch die Rettungs-Camps geschützt, eben nicht an Menschen gewöhnt und auf ihre Auswilderung in Freiheit vorbereitet werden. Es ist schmerzlich genug, wenn sich die menschlichen Ersatzmütter bei der Auswilderung von ihren Pflegekindern verabschieden müssen und umgekehrt.
Dass Benni die Möglichkeit geschenkt wurde, Orang Utans nahe zu begegnen oder sogar in Kontakt zu treten, ist eine absolute Ausnahme. „Warum?“, könnten Hardliner fragen oder andere wiederum als Gefühls-Romantik aufgrund eines Herzenswunsches abtun. Um jenen Stimmen gleich zuvor zukommen, hier der Versuch einer Antwort. Diese ist so simpel wie gehaltvoll: Weil dies wohl von einer höheren Macht so gewollt ist — und weil Benni die Herzen der Verantwortlichen, der Mitarbeiter der Teams im Sintang Orang-Utan-Center, der Borneo Orangutan Foundation in Nyaru Menteng, der Dayaks, der vielen, vielen Kinder und Menschen in den Schulen und in Indonesien erobert hat und umgekehrt einen großen Herzenswunsch mit auf den Weg bekommen hat: “Erzähle von deinen Erlebnissen, erzähle von uns, erzähle über unsere Situation und unsere Probleme — und erzähle jenen Menschen davon, welche spürbar helfen könnten, das alles zu ändern und hin zu einer bessern Welt umzukehren: den Mächtigen (z. B. Politik), den Einflussreichen (z. B. Kirche), den Wirtschafts-Giganten (z. B. Unternehmen); die das alles zulassen oder sogar alles in Gang halten. Wir brauchen dringend Hilfe von aussen!“
Thomas Stillbauer, Redakteur der Frankfurter Rundschau, fasst in dem zu Pfingsten erschienenen Artikel „Benni bei den roten Brüdern“ wie folgt zusammen: „Kaum zu glauben. Wenn ein junger Mann im Rollstuhl das alles schafft, dann muss es auch Hoffnung für die Orang-Utans geben, für den Regenwald — und vielleicht für die Vernunft der Menschen“.
Wir hoffen auf das Licht am Ende des Tunnels. In diesem Bild freuen sich Freunde und Sympathisanten von Bennis Projekt sehr darüber, dass sich das Bildungsministerium Rheinland-Pfalz dafür einsetzen wird, das Thema Nachhaltigkeit — auch in Anlehnung an Bennis Projekt — in den Unterricht von Grundschulen und vielleicht darüber hinaus zu integrieren.
Wer die Orang-Utans und den Regenwald retten möchte, der muss bei den Menschen beginnen. Vielleicht können Kinder mit ihrer Stimme die Mächtigen und Einflussreichen dieser Welt bewegen, täglich für eine bessere Welt einzutreten und zu arbeiten.
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…doch jetzt weiter im Reisebericht aus Nyaru Menteng.
Wir sind mit dem BOSF-Team unterwegs und später am Tag soll es hoffentlich zur Begegnung von Benni und Henry kommen. Zunächst aber geht es mit einem Boot zu einer der Inseln, auf der Orang-Utans untergebracht sind, die in der letzten Phase ihrer Ausbildung stehen (Prerelease-Islands). Hier leben die Tiere fast autark, bekommen nur zusätzliches Futter, da die Inseln dieses nicht ausreichend hergeben.
Ein paar Bretter dienen als Behelfssteg, um Benni samt Rollstuhl ins Boot zu hieven. Die hohe Luftfeuchte macht uns allen zu schaffen. Heute kommt die direkte Sonneneinstrahlung hinzu.
In angemessenem Abstand beobachten wir die für die Auswilderung vorgesehenen Orang-Utans. Björn ist mit der Kamera dabei. Er dreht alle Doku- und Image-Filme für die BOSF. „Wir wollen nur Björn, denn er weiß sich richtig zu verhalten bei den Orang-Utans. Er ist der beste“, so der CEO der BOSF, Dr. Jamartin Sihite. Aus der Ferne erkennen wir ausgewachsene Orang-Utans. Näher wollen und dürfen wir nicht heran.
Zurück auf festem Boden fahren wir zum BOS-Babyhaus. Außer Benni und mir müssen alle einen großen Abstand einhalten. Durch die Ritzen des Bretterzauns können wir beobachten, wie die Babys für den Transport in den Kindergarten liebevoll auf Schubkarren verladen werden. Sie purzeln hin und her, greifen nach ihren Stoff-Kuscheltieren oder versuchen in die andere Schubkarre zu klettern. “All ihre Mütter sind getötet bzw. ermordet worden“, trifft es mich bei diesem Anblick.
Sri, die auch Henrys Pflegerin ist, bringt den kleinen Orang-Utan Valentino in unsere Nähe. Freunde von uns haben eine Patenschaft für Valentino übernommen und haben uns zudem eine separate Spende zur Übergabe an die BOSF mit auf den Weg gegeben. Jamartin, Denny und Pauline freuen sich sehr über die Spende und haben sich zwischenzeitlich schon bei den Rheinland-Pfälzern aus Urbar mit einem Scheiben bedankt.
Bei uns steigt die Spannung. Während alle jüngeren Orang-Utans schon wieder zurück sind aus der Waldschule (Regenwald hinter dem Camp), lässt der mittlerweile 6 1/2 Jahre alte Henry auf sich warten. Auch Ina von Franztius (Deutsche Botschaft), die das Unternehmen „Benni meets Henry“ begeistert hat, wartet schon verzweifelt auf Henry, denn ihr Rückflug nach Jakarta ist für heute Nachmittag gebucht. Gerne würde sie noch mit erleben, wenn die beiden, Benni und Henry, aufeinander treffen. Aber Henry kommt nicht …
Langweilig wird uns nicht. Wir erfreuen uns derweil an dem Treiben auf dem Spielplatz. Irgendwie möchte man am liebsten mitspielen.
Gegen 17.00 Uhr setzt die Dämmerung ein. Denny, der Leiter des Camps, erklärt uns, dass er ein Team rausgeschickt habe, um Henry zu finden. Henry, in Bälde Kandidat für die Prerelease-Insel, bliebe auch schon mal eine Nacht mit seinen Kumpels draußen im Regenwald. Auch wäre es schon passiert, dass Henry dann mitten in der Nacht an die Fenster des Gebäudes mit der Nachtwache angeklopft habe. Er habe dann sein Fressen bekommen und sei sodann zu den anderen ins Haus geschlüpft. Dass Henry nicht komme, sei ja ein gutes Zeichen und eine Bestätigung für die Arbeit seines Teams. Aber heute… Denny ist total deprimiert. Denn auch er hat Benni längst ins Herz geschlossen und möchte so gerne, dass es zur Begegnung der beiden kommt…
Mit Denny zusammen warten und hoffen wir.
Dann kommt das Team mit hängenden Schultern und traurig dreinblickend zurück aus dem Regenwald. Man hat Henry nicht gefunden.
Beim Verlassen des Camps rufen die Mitarbeiter noch mit einer extra Portion Zuversicht bzw. lächelnden Gesichtern dem enttäuschten Benni zu: „Morgen wird es klappen“. Hoffentlich… denn morgen ist unser letzter Tag. Benni lächelt zurück, aber am Abend im Bett fragt er: „Wird Henry morgen kommen?”