Im Rahmen der Fotoausstellung “Letzte Hoffnung für die Orang-Utans” im Staatlichen Naturhistorischen Museum Braunschweig, Pockelsstr. 10, gibt es am Sonntag von 13 bis 17 Uhr Infos und Aktionen für Jung und Alt von der BOS-Regionalgruppe Hannover-Braunschweig. Die Teilnahme ist neben dem Museumseinritt frei.
Die Internationale Union für Naturschutz IUCN hat dieses Jahr bekanntlich auch den Borneo-Orang-Utan als akut vom Aussterben bedroht eingestuft. Dieser Einschätzung liegt vor allem der massive Waldverlust zugrunde. Doch auch illegaler Tierhandel stellt nach wie vor eine Bedrohung dar. BOSF setzt alles daran, den Borneo-Orang-Utan vom Aussterben zu retten. Letzte Woche sind wieder drei neue Babys auf den Stationen Nyaru Menteng und Samboja Lestari angekommen und werden nun dem langen Prozess der Rehabilitation unterzogen.
Zwei kleine Orang-Utan-Babys
Am 9. September rettete die Naturschutzbehörde BKSDA gemeinsam mit dem BOS-Team aus Nyaru Menteng ein acht Monate altes Orang-Utan-Mädchen. Der Hinweis kam von einem Regierungsangestellten, der bereits den Halter des Babys angemahnt hatte. Wie so oft in der Vergangenheit, behauptete der Mann, das Orang-Utan-Baby auf einem Stück zerstörten Land gefunden zu haben. Das Rettungsteam nannte das kleine Orang-Utan-Mädchen „Bawan“.
Ein Scan zeigt die Kugel eines Luftgewehrs in Bawans rechtem Knie.
Nur einige Tage später machte sich dasselbe Team erneut auf den Weg, ein Orang-Utan-Baby in Empfang zu nehmen. Ein Regierungsbeamter hatte ein Orang-Utan-Baby im gleichen Alter wie Bawan beschlagnahmt. Das kleine Weibchen wurde von einem Arbeiter einer Palmölplantage in Gefangenschaft gehalten; er fand das verwaiste Baby auf dem Weg zur Arbeit.
Bei der medizinischen Erstuntersuchung stellten die Tierärzte fest, dass sie unter Fieber leidet. Nun wird auch sie auf unserer Station aufgepäppelt und liebevoll umsorgt. Ein Name für die Kleine steht noch aus.
Das sechs Jahre alte Orang-Utan-Männchen Jeje ist seit dem 8. September in Samboja Lestari. Die Naturschutzbehörde BKSDA und ein Team des Centre for Orangutan Protection – COP) waren für seine Befreiung verantwortlich.
Jeje befindet sich nun in Quarantäne und wird medizinisch untersucht.
Bawan, Jeje und das bisher namenlose Baby sind Opfer der zu mangelnden Rechtsdurchsetzung in Indonesien geworden. Wenn wir die Zerstörung des Regenwaldes nicht stoppen und den Tierhandel nicht unterbinden, drohen Orang-Utans und andere Arten auszusterben.
Als eine Schirmspezies sind die Orang-Utans von kaum zu überschätzendem Wert für den Regenwald. Hinter dem Begriff Schirmspezies verbergen sich Arten, die stellvertretend für ein ganzes Ökosystem stehen. Rettet man diese Art, tut man ebenso etwas für das Ökosystem, in dem sie leben. Deshalb ist Orang-Utan-Schutz gleichzusetzen mit Regenwaldschutz. Regenwaldschutz trägt wiederum zum Klimaschutz bei. Wir Menschen brauchen den Wald zum Überleben. Er ist eine Quelle unserer Atemluft, reinigt unser Wasser, absorbiert Kohlenstoffdioxid, verhindert Überflutungen und Erosion. Die Liste von Vorteilen eines intakten Waldes kann unendlich weiter geführt werden. Die Menschheit braucht den Wald so sehr, wie Orang-Utans ihn brauchen. Deswegen heiß es — retten wir die Orang-Utans, retten wir am Ende auch uns selbst!
2016 feiert BOS Deutschland sein 15-jähriges Jubiläum. Das sind 15 Jahre erfolgreicher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habitate! Helfen Sie uns, ein neues Babyhaus zu bauen, damit wir auch zukünftig traumatisierte Waisen aufnehmen und ihnen wieder Geborgenheit und Zukunft geben können.
Erst kürzlich haben drei Mitglieder unseres Monitoring-Teams- Jani, Usup und Rizal den Waldabschnitt Sieben im Nles Mamse Camp überwacht, als sie auf Leonie und Teresa gestoßen sind — zwei weibliche Orang-Utans, die im September und Dezember 2015 ausgewildert wurden. Das war ein echter Glücksfall für unser Team. Denn beide „Waldmenschen“, waren seit der Auswilderung über eine große Entfernung gewandert, so dass es schwierig geworden war, ihnen zu folgen.
Das Team erreichte den Waldabschnitt sehr früh und sichtete Leonie sogleich beim Aufwachen in ihrem Nest. Sie schien sofort großen Hunger zu haben, da sie in Nullkommanix aus ihrem Nest kletterte und den Waldboden nach Essen absuchte.
Als das Team Leonie beobachtete, tauchte Teresa aus ihrem nahegelegenen Nest auf und gesellte sich zu ihrer Artgenossin. Auch sie hatte scheinbar einen gesunden Appetit und genoss es, mit Leonie Sprossen zu frühstücken. Beide wirkten harmonisch miteinander und kümmerten sich um ihre eigenen Angelegenheiten — friedlich und ohne Unterbrechungen.
Nachdem beide ihr Frühstück beendet hatten, kletterten sie zusammen einen Baum hinauf und machten sich auf eine Entdeckungsreise durch den Wald, mit Pausen in denen sie z.B. Waldfrüchte naschten.
Beide schwangen sich sehr gekonnt von Baum zu Baum. Nun manchmal kletterten sie wieder herunter, um ein Paar Sprossen zu essen.
Das Paar setzte seine Kletterei durch die Landschaft fort, bis die Abenddämmerung einsetzte.
Unser Monitoring-Team folgte ihnen noch ein Stück, musste dann aber aufgrund der herannahenden Nacht und des immer dichter werdenden Dschungels abbrechen.
Für diesen Tag war also Schluss für unser Team. Wir sind aber sehr glücklich, dass wir die beiden Orang-Utan-Damen so ausgelassen und fröhlich herumklettern beobachten konnten. .
Am darauffolgenden Tag, holten die drei Ranger Leonie und Teresa von neuem ein. Wie am Tag vorher, machten beide wieder alles gemeinsam, wie unzertrennliche Freunde. Allerdings mussten wir einen gewissen Abstand halten, da beide Anzeichen ihres Unmuts zeigten, wenn sie die Präsenz unseres Teams bemerkten.
Wir freuen uns riesig, dass Leonie und Teresa so gut in ihrer neuen Heimat zurechtkommen, wohlauf sind und sich bester Gesundheit erfreuen.
2016 feiert BOS Deutschland sein 15-jähriges Jubiläum. Das sind 15 Jahre erfolgreicher Einsatz für den Erhalt der Orang-Utans und ihrer Habitate! Noch so viele Orang-Utans warten auf den Tag ihrer Auswilderung. Schenken Sie Freiheit! Helfen Sie uns dabei, diese wunderbaren Tiere auf die Reise zu schicken.
Bekanntlich werden in Indonesien nach wie illegal Wälder niedergebrannt, um Platz für Plantagen zu schaffen. Der Rauch, der aus diesen weitflächigen Feuern aufsteigt, legt sich mit unschöner Regelmäßigkeit als giftige Haze über das indonesische Archipel und die angrenzenden Länder. Dagegen stehen nun auch die führenden islamischen Schriftgelehrten Indonesiens auf: In einer Fatwa, einem religiöses Rechtsgutachten, stellen sie nunmehr klar, dass das Abbrennen von Wald nicht nur gegen die weltlichen Gesetze des Landes verstößt, sondern auch dem Islam widerspricht.
Wer auf diese Weise Mensch und Natur Schaden zufügt, vergeht sich demnach gegen den Willen Gottes und begeht eine schwere Sünde.
Rein rechtlich ist die Fatwa nicht bindend, unterstreicht im religiösen Indonesien aber den Ernst der Situation und hoffentlich auch die bekundete Absicht der Regierung, gegen diese menschengemachte Plage endlich wirksam vorzugehen. Tatsächlich traf sich die Umweltministerin mit den religiösen Würdenträgern.
Indonesien leidet traditionell unter Korruption und einem Mangel an Durchsetzung geltenden Rechts, besonders wenn es um mächtige Wirtschaftsakteure wie die Palmöl- oder Holzindustrie geht. Letztes Jahr spitzte sich die Situation in ganz extremer Weise zu. Völlig außer Kontrolle geratene, riesige Brandherde vernichteten nicht nur ökologisch wertvolle Wälder und Torfböden, sondern legten mit ihrem erstickenden Smog in weiten Teilen Indonesiens und der Anrainerstaaten Verkehr und öffentliches Leben lahm und nahmen Millionen Menschen buchstäblich den Atem zum Leben.
Einhunderttausend Tote
Wissenschaftler konnten jetzt auch ermitteln, wie viele Todesopfer allein die letztjährigen Brände das Leben gefordert haben: Etwa 100.000 Menschen sind wahrscheinlich daran gestorben. Diese Zahl wurde unter anderem aufgrund von Messdaten über die damals akute Luftbelastung in Verbindung mit den gut erforschten Wirkungen von Feinstaub hochgerechnet. Feinstaub dringt tief in die Lungen ein und überwindet die Barriere zwischen Lungenbläschen und Blutkreislauf. Nicht nur schwere Atemwegserkrankungen und Lungenkrebs können die Folge sein, sondern auch Hirnschlag und Herzinfarkt.
Somit tragen die verheerenden Wald- und Torfbrände durch ihren immensen CO2-Ausstoß nicht nur zur Aufheizung der Atmosphäre bei, sondern töten auch unmittelbar. Umso mehr gilt der Satz: Orang-Utan-Schutz ist Menschenschutz…
Umweltverbände und Menschenrechtsorganisationen – darunter auch BOS Deutschland — kritisieren die Rezeption der WWF-Palmölstudie „Auf der Ölspur“ als irreführend. Sie stellen klar, dass der Verbrauch von Palmöl keineswegs unvermeidlich oder ein kleineres Übel ist – sondern dringend drastisch reduziert werden muss.
Die neue Studie des WWF „Auf der Ölspur – Berechnungen zu einer palmölfreieren Welt“ hat ein enormes Medienecho erhalten. Viele Berichte folgten dabei der Betitelung der zugehörigen WWF-Pressemitteilung vom 29.08.2016 „Kein Palmöl ist auch keine Lösung“.
Die unterzeichnenden Verbände und Organisationen begrüßen ausdrücklich die in der Palmöl-Studie des WWF zusammengestellten und gut aufgearbeiteten Daten, die vorgebrachte Problemanalyse als auch sinnvolle Forderungen an Unternehmen, Politik und Verbraucher. Sie kritisieren jedoch, dass die Pressemitteilung des WWF im Resultat zu einer groben Fehlbewertung der Sachverhalte führt. Die Überschrift eines Artikels in der Süddeutschen Zeitung macht das Dilemma deutlich: „Palmöl ist das kleinere Übel – leider“. Der Verbraucher muss denken, die Nutzung von Palmöl ist von allen Möglichkeiten die am wenigsten problematische – eine Verdichtung, die so bequem wie grundfalsch ist.
Die Studie geht der Frage nach, welche Auswirkungen es hätte, das Fett der problematischen aber produktiven Ölpalme (hoher Flächenertrag) in Deutschland komplett durch andere, insbesondere heimische Ölpflanzen (mit geringerem Flächenertrag) zu ersetzen. Um die Auswirkungen eines solchen Ersatzes beziffern zu können, schätzt der WWF vorab, auf wieviel Palmöl in Deutschland ersatzfrei verzichtet werden könnte. Durch weitgehende Beendigung der Nutzung von Palmöl als Kraftstoff und Änderungen im Konsumverhalten sollen ca. 50% Reduktion zusammenkommen. Der Rest müsse komplett durch andere Pflanzenöle ersetzt werden. Das Resultat der Überlegungen des WWF laut Pressemitteilung: Größerer Flächenbedarf. Mehr Treibhausgasemissionen. Weniger biologische Vielfalt. Die Probleme würden verschlimmert. Dass der WWF also scheinbar die weitere Verwendung von Palmöl als umweltfreundlicher empfiehlt, ist ein Paradox, das von vielen Medien dankbar aufgenommen wurde.
Dass dies jedoch eine Fehlbewertung darstellt, wird an mehreren Schlüsselpunkten deutlich.
So unterstellt das WWF-Szenario ein ersatzfreies Minderungspotential von ca. 50%. Andere Umweltverbände hielten eine Reduktion eher im Bereich 60–80% mittelfristig für möglich. Erreicht werden könnte dies über ein striktes Verbot von Palmöl als Treibstoff in Fahrzeugen und Kraftwerken (ca. 50%), die Verbannung aus Mastfuttermitteln für die industrielle Tierproduktion (ca.10%) und sanft wirksame Maßnahmen in den Bereichen chemisch-industrielle Nutzung, Seifen und Lebensmittel. Es macht einen gravierenden Unterschied, ob über Alternativen zur Hälfte oder nur eines Viertels des heutigen Verbrauchs gesprochen werden muss.
Zudem streben – anders als es der Untertitel der Studie nahelegt – keine politisch relevanten Akteure eine “palmölfreie” Welt an. Der WWF beleuchtet ein Extremszenario, in welchem 100% des heutigen deutschen Palmölkonsums verschwinden müssten, und kommt per Pressemitteilung zum Schluss, dass dies nicht günstig wäre. Folgte man dieser realitätsfernen Annahme, bestünde die Herausforderung unserer Tage möglicherweise darin, bestehende Palmölplantagen zu Regenwald zurück zu entwickeln.
Tatsächlich geht es heute jedoch darum, Ansätze zu fördern, welche die immer weiter fortschreitende nachfragegetriebene Zerstörung von Regenwaldflächen für immer neue Plantagen stoppen können. Der Palmölhunger der EU ist ein signifikanter Teil der globalen Nachfrage und damit Mitursache des Raubbaus am Tropenwald. Eine spürbare Reduktion der Nachfrage nach Palmöl in Deutschland und der EU wäre die wirksamste Bremse gegen Produktionsausweitungen. Besonders stark stieg in den letzten Jahren die Nachfrage nach fälschlicherweise als klimafreundlich eingestuftem Palmöl als Kraftstoff. Und bereits der ersatzfreie Verzicht nur dieses einen Marktsegments, also 50% weniger Palmöl würden schon ein enormes Signal an die Märkte senden. Bedenkt man weiterhin, dass auch ein großer Teil der heimischen Pflanzenölproduktion nicht etwa der Ernährung dient, sondern ebenfalls unsinnigerweise als Diesel verbrannt wird, so relativiert sich das Problem einer möglichen Agrarflächenverknappung durch Palmölsubstitution weiter.
Überlegungen zum Ersatz von Palmöl sind interessant und wichtig, aber das Potential ist verglichen mit Reduktionsstrategien vergleichsweise begrenzt. Wollte man also die Erkenntnisse der WWF-Studie im Kern treffend zusammenfassen, müsste man titeln „Viel weniger Palmöl ist nötig und möglich!“, oder „Stoppt Agrokraftstoffe!“. Die aktuelle Medienberichterstattung verkehrt dies jedoch nahezu ins Gegenteil und die Differenzierungen sowie Forderungen der potentiell wertvollen Studie werden kaum transportiert. Das ist kein Wunder, denn die im Pressetext des WWF kommunizierten Ergebnisse „Größerer Flächenbedarf. Mehr Treibhausgasemissionen. Weniger biologische Vielfalt“ – stehen teilweise im direkten Widerspruch zu den eigentlichen Ergebnissen der Studie. Laut Studie könnte der Ersatz von Palmöl, etwa durch heimisches Rapsöl, durchaus einen positiven Effekt auf die Biodiversität haben.
Die Debatte über den Umgang mit dem Konflikt-Agrarrohstoff Palmöl ist wichtig und aktuell im Vorfeld der Neugestaltung der EU-Richtlinie über Erneuerbare Energien in Bezug auf Agrokraftstoffe politisch hochbrisant. Doch die Kommunikation zur neuen WWF Studie leitet die öffentliche Aufmerksamkeit fehl: Weg vom enormen Veränderungspotential, welches Reduktionsstrategien bieten. Und über das Argument der Substitution hin zur Debatte um die Nachhaltigkeitszertifizierung des nur scheinbar alternativlosen Palmöls. Der WWF, Gründungsmitglied und Verfechter des stark in die Kritik geratenen Zertifizierungsmechanismus RSPO, erweist damit nicht nur den AutorInnen der eigenen Studie, sondern der gesamten Debatte um Palmöl und Tropenwaldschutz einen Bärendienst.
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