Die BOS Foundation siedelt weitere sechs rehabilitierte Orang-Utans aus Nyaru Menteng nach Salat Island um.
Nyaru Menteng, Zentralkalimantan, 28. Mai 2017. In Zusammenarbeit mit der regionalen Naturschutzbehörde bringt die BOS Foundation sechs weitere Orang-Utans aus Nyaru Menteng nach Salat Island. Diese Insel bietet ein überwachtes und gesichertes Areal, welches den Orang-Utans ermöglicht, unter naturnahen Bedingungen bis zu ihrer endgültigen Auswilderung zu leben.
Schritt für Schritt in die Wildnis
Junge Orang-Utan-Waisen, die in die Fürsorge von BOS kommen, müssen sich einer jahrelangen Rehabilitation unterziehen. Beginnend im „Waldkindergarten“ erlernen sie Schritt für Schritt alle notwendigen Fähigkeiten zum Überleben in der Wildnis. Wenn die jungen Tiere diese Etappe erfolgreich abgeschlossen haben, kommen sie auf eine sogenannte Vorauswilderungsinsel, wie z.B. Salat Island und vervollständigen dort ihre Überlebensfähigkeiten. Sobald sie auch diese letzte „Prüfung“ erfolgreich absolvieren konnten, können sie in die Freiheit entlassen werden.
Der Komplex von Nyaru Menteng beherbergt zur Zeit etwa 450 Orang-Utans, ist aber eigentlich für lediglich 300 Tiere ausgelegt. Um den Prozess der Auswilderung zu beschleunigen, werden allein dieses Jahr mindestens 100 rehabilitierte Orang-Utans nach Salat Island gebracht. Die Insel bietet Platz für ca. 200 der Menschenaffen.
Die Orang-Utan-Männchen Ariel, Sponge Bob und Sanamang sowie die Damen Buntok, Mawas und Leggi erfreuen sich nunmehr einer „Vor-Wildnis“. Es ist seit Ende letzten Jahres der dritte Transfer nach Salat Island. Trotz dieser Erfolge, gibt es noch sehr viele Orang-Utans, die darauf warten, auf die Vorauswilderungsinseln gebracht zu werden.
Einige unserer Anlagen sind voller Orang-Utans, die auf die Translokation warten. Die Nutzung von Salat Island bedeutet, dass mehr rehabilitierte Orang-Utans die Chance haben, diese finalen Schritte zu vollziehen. Je mehr Orang-Utans wir auf die Vorauswilderungsinseln bringen können, desto schneller können wir sie auch gänzlich auswildern.
Auf den Vorauswilderungsinseln werden sie bei ihrem Alltag im Regenwald bewacht und beobachtet. Die Orang-Utans, die sich gut an das Leben angepasst haben, werden im Anschluss in geschützte Waldgebiete ausgewildert.
Werden Sie jetzt Pateeines rotbraunen Menschenaffen und helfen Sie mit, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.
Neben der Behandlung physischer Probleme, spielen für eine erfolgreiche Rehabilitationund spätere Auswilderung geretteter Orang-Utans auch psychische Krankheitsfaktoren eine entscheidende Rolle. Zu Erleben, wie die Mutter getötet wurde, ein langes Alleinsein danach im Wald, die Gefangenschaft bei Menschen — all dies kann ein Trauma, also eine tiefe psychische Verletzung des Orang-Utans, ausgelöst haben. Und dies kann starke Beeinträchtigungen im Verhalten zur Folge haben.
Die Aufregung ist groß in der BOS Rettungsstation Nyaru Menteng. Gerade gab es einen Anruf der Naturschutzbehörde. Ein junger Orang-Utan wird in einem Dorf im Käfig gehalten. Die Polizei ist auch schon vor Ort. Eine Situation, wie sie die Mitarbeiter von BOS schon hundertfach erlebt haben. Doch diesmal ist der Fall spezieller: Der gefundene Orang-Utan ist ein Albino. So einen Fall hatte es in der 25-jährigen Geschichte von BOS noch nicht gegeben. Als das Rettungsteam das Tier abholt, ist es in schlechter Verfassung. Abgemagert, dehydriert, Blutspuren die von einem Kampf zeugen – und mit fünf Jahren sollte das junge Weibchen eigentlich noch in der Obhut seiner Mutter durch den Regenwald streifen. Dass das Tier Schlimmes erlebt haben muss, ist offensichtlich. Alba, wie das Weibchen inzwischen heißt, will bei seiner Ankunft nicht fressen, nicht trinken und zieht sich völlig verängstigt in sich selbst zurück. Unseren Tierärzten ist klar: Alba ist traumatisiert. Nicht nur ihr Körper braucht intensive Pflege, auch ihre Psyche.
Denn nicht nur Menschen können nach schrecklichen Erlebnissen psychisch erkranken, auch Orang-Utans und andere Menschenaffen können in solchen Fällen eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickeln.
Was bedeutet eine Posttraumatische Belastungsstörung bei Menschen?
Beim Menschen wird diese sogenannte Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD) in der Regel diagnostiziert, wenn sechs Monate nach einem traumatischen Erlebnis Verhaltensauffälligkeiten auftreten. 80 Prozent aller Menschen erfahren während ihres Lebens ein traumatisches Erlebnis, jedoch erkranken nur fünf bis neun Prozent der Männer und zehn bis 18 Prozent der Frauen an einer PTSD. Nicht jedes Trauma führt also zu einer PTSD.
Es gibt aber Traumata, die eine höhere Präferenz für eine PTSD aufweisen als andere: z. B. zeigen 55,5 Prozent derjenigen, die sexualisierter Gewalt erleben mussten, Symptome einer PTSD, 38,8 Prozent der Menschen, die einen Krieg erlebten und 35,4 Prozent der Kinder, die Misshandlungen oder Vernachlässigungen in der Kindheit erleben. Nach einem Trauma, das eine PTSD auslöst, ist das Leben der Patienten fortan geprägt von wiederkehrenden Erinnerungen – im Wachzustand oder im Schlaf — die sich durch Albträume oder bildhafte Wahrnehmungen ausdrücken. Dies ist sehr belastend für die Menschen. Hinzu kommt meist ein ausgeprägtes Vermeidungsverhalten. Stimuli, die an das Trauma erinnern könnten, werden aktiv gemieden. Ist diese Vermeidung nicht möglich, kann es zu sogenannten Flashbacks kommen. Die Patienten bekommen große Angst, gar Panik, wenn sie eine ähnliche Situation nicht vermeiden können. Zusätzlich beklagen viele Patienten eine emotionale Taubheit. Physiologische Symptome sind Schlafstörungen, Aggressivität, übermäßige Schreckhaftigkeit, erhöhte Wachsamkeit sowie Störungen der Konzentration und des Gedächtnisses.
Der Verlauf einer PTSD kann sehr unterschiedlich sein. Ein Drittel der Erkrankten berichtet von Symptomverbesserungen innerhalb des ersten Jahres, ein Drittel von Verbesserungen innerhalb von fünf Jahren und ein Drittel leidet tatsächlich länger als zehn Jahre stark, ohne nennenswerte Verbesserungen an den Symptomen. Therapeutisch wird versucht die PTSD mit einer kognitiven Verhaltenstherapie in den Griff zu bekommen. Dabei sollen fatale Denkstrukturen, ebenso wie posttraumatisches Verhalten reduziert werden, womit ein möglichst beschwerdefreies Leben ermöglicht werden soll.
Auch Orang-Utans können eine Posttraumatische Belastungsstörung entwickeln
2007 wurde das erste Mal wissenschaftlich PTSD auch bei Menschenaffen diagnostiziert. Ein internationales Forschungsteam konnte empirisch abgesichert zeigen, dass Schimpansen eine vollständige PTSD entwickeln können (Bradshaw et. al, 2007). Der indonesische Tierarzt Dr. Agus Fahroni, der für BOS auf Borneo arbeitet, stellte im Laufe seiner langjährigen Tätigkeit mit Orang-Utans fest, dass auch diese Spezies eine voll ausgeprägte PTSD entwickeln kann. Schließlich seien Orang-Utans – wie Menschen auch – Primaten. Daher gäbe es kaum Unterschiede zwischen den kognitiven Prozessen, die an einer Entstehung der PTSD beteiligt seien.
Besonders anschaulich kann eine PTSD bei Orang-Utans am Beispiel von Pony beschrieben werden. Sie erlitt ein Schicksal, das sicherlich als eines der perversesten Beispiele menschlicher Grausamkeit an einem Orang-Utan gesehen werden muss. Bekannt wurde Ponys Schicksal durch eine Reportage des Schauspielers und Umweltaktivisten Hannes Jaenicke und durch Berichte von BOS. Ponys Schicksal zog medial sehr viel Aufmerksamkeit auf sich, doch sie ist nicht der einzige Orang-Utan, der eine solche Leidensgeschichte erleben musste.
Ponys Schicksal
Pony kam 2003 zu BOS, nachdem sie vermutlich schon seit Jahren in einem Bordell im Dorf Kareng Pangi (Zentral-Kalimantan) zwangsprostituiert wurde. Auf Pony aufmerksam wurden die indonesische Naturschutzbehörde BKSDA und BOS bereits 2002, jedoch brauchte es ein Jahr bis Pony aus den Fängen der Bordell-Besitzerin befreit werden konnte.
Pony war damals erst sechs Jahre alt. Über welchen Zeitraum sie genau immer wieder für die „Bedürfnisse“ ihrer Freier vergewaltigt worden war, konnte bis heute nicht geklärt werden. Die Besitzerin des Bordells hatte ihr Ringe und Halsketten umgehängt und ihr das komplette Fell geschoren, um sie für Freier menschlicher wirken zu lassen. Die Dorfbewohner waren einig auf der Seite der Zuhälterin und verteidigten, teils mit Waffen, das Bordell, um eine Befreiung Ponys zu verhindern. Der Hauptgrund für die verzögerte Herausgabe des Orang-Utan-Weibchens. Unvorstellbar, wie sie die ganze Zeit gelitten haben muss. Erst mit 35 bewaffneten Polizisten konnte Pony ihrer Hölle entrissen werden.
Führt man sich vor Augen, dass mehr als die Hälfte aller Menschen, die sexualisierte Gewalt erlebt haben, eine vollausgeprägte PTSD entwickeln und die Wahrscheinlichkeit für eine PTSD bei mehr als 25 erlebten Traumata annähernd 100 Prozent beträgt, ist bei einem gewerblich missbrauchten Orang-Utan die Wahrscheinlichkeit immens hoch, dass dieser, wie ein Mensch auch, an einer PTSD erkrankt. Diese Wahrscheinlichkeiten sind aufgrund der genetischen Nähe von Mensch und Orang-Utan ebenso auf Pony übertragbar. So zeigen auch traumatisierte Orang-Utans PTSD-typische Verhaltensweisen. Oft haben sie eine Scheu gegenüber Menschen, die in der Regel als Trigger-Stimulus für die erlebten Ereignisse wirken, d.h. Menschen sind oft Verursacher jener Traumata und eine Konfrontation mit ihnen löst Flashbacks oder bildhafte Erinnerungen des Traumas aus. Daher vermied Pony zunächst auch in der BOS-Rettungsstation den Kontakt mit Menschen und brauchte viel Zeit, sich zu öffnen.
Ponys Rehabilitation war ein langer, schwieriger Weg. Anfangs hielt es niemand für möglich, dass sie sich irgendwann wieder auch nur annähernd wie ein wilder Orang-Utan verhalten könnte. Selbst gegenüber vertrauten Pflegerinnen konnte sie plötzlich äußerst aggressiv werden. Lediglich gegenüber Männern zeigte sie rhythmische Bewegungen, was jedoch vielmehr auf eine Konditionierung schließt, durch die sie überhaupt so lange im Bordell überleben konnte.
Erst 2013, zehn Jahre nach ihrer Rettung, war Pony soweit rehabilitiert, dass sie auf eine Flussinsel ziehen konnte, wo sie sich in der letzten Stufe ihrer Ausbildung befindet. Inzwischen zeigt sie arttypisch wildes Verhalten, kann eigene Schlafnester bauen, sich gegenüber Artgenossen durchsetzen und ihre Nahrung selbst suchen.
Dr. Fransiska Sulistyo, die Koordinatorin der Tierärzte bei der BOS Foundation, erinnert sich auch an zwei andere junge Orang-Utan-Weibchen, die als Babys zu BOS kamen. Eines wurde verletzt auf einer Palmöl-Plantage gefunden, das andere ohne weitere Hintergrundinformationen von einem Verwaltungsbeamten abgegeben. Nach den Erzählungen von Dr. Sulistyo zeigten sie einige Monate nach ihrer Ankunft im Rettungszentrum stark aggressives Verhalten gegenüber Menschen und anderen Orang-Utans. Außerdem fügten sie sich selbst Verletzungen zu. Vor allem zeige sich diese Art des posttraumatischen Verhaltens bei Orang-Utans, die als Babys Traumata erlitten, so Dr. Sulistyo.
Harlow´s Affenversuche in den 1950er-Jahren — Erste Evidenzen für eine PTSD?
Neben sexueller und körperlicher Gewalt scheint vor allem die Trennung von der Mutter eine traumatische Erfahrung für die Orang-Utans zu sein. Evidenzen für diese Annahme könnten alte psychologische Experimente aus den 1950er- und 1960er-Jahren des US-amerikanischen Psychologen Harry Harlow liefern. Direkt nach der Geburt trennte er Rhesusaffen-Babys von ihren Müttern und teilte sie drei experimentellen Bedingungen zu. In der Kontrollgruppe blieben die Babys bei ihren Müttern. Der ersten Experimentalgruppe wurde eine Assistentin zugeordnet, die sie regelmäßig fütterte. Sonst bestanden für diese Affenbabys keine sozialen Kontakte. In der zweiten Gruppe hatten sie eine Drahtmutter zur Verfügung, bei der sie trinken konnten. Die letzte Gruppe hatte eine Drahtmutter sowie eine Handtuchmutter mit einem affenähnlichen Gesicht. Futter bekamen sie jedoch nur bei der Drahtmutter. Die Ergebnisse waren erschreckend. Bereits im Säuglingsalter entwickelten die Babys, die keine sozialen Kontakte bis auf die Fütterung durch die Assistentin hatten sowie die Babys, die nur eine Drahtmutter hatten, schwere Verhaltensstörungen. Statt spielerischen Verhaltens zeigten sie vor allem emotionale Taubheit und Apathie. Auch die Babys aus der Bedingung mit der Handtuchmutter entwickelten gegenüber der Kontrollgruppe Auffälligkeiten, jedoch erst im Erwachsenenalter (Harlow, 1966). Diese mittlerweile über 50 Jahre alte Studie zeigt in eindrucksvoller und gleichzeitig schockierender Weise, was für dramatische Folgen die Trennung eines Affenbabys von der Mutter mit hoher Wahrscheinlichkeit hat.
So hilft BOS traumatisierten Orang-Utans
Daher ist es für die Arbeit von BOS von immenser Wichtigkeit, dass allein aufgefundene Jungtiere möglichst schnell nach ihrer Rettung soziale Wärme von tatkräftigen Pflegerinnen bekommen, um somit posttraumatisches Verhalten so gut es geht zu verhindern.
Die Kindererziehung ist in der indonesischen Kultur immer noch sehr stark von Frauen geprägt, weshalb sich in den BOS-Rettungsstationen ausschließlich Frauen um die Orang-Utan-Babys kümmern. Viel Zuneigung und Wärme stehen dabei im Zentrum der Aufzucht. Wie bei ihren eigenen Kindern lösen diese Ersatzmütter mit fortschreitendem Alter ihre Bindung und die Orang-Utans beginnen ein selbstständiges Leben – wie es die Orang-Utan-Mutter auch machen würde. Jedoch fällt nicht jedem Orang-Utan die menschliche Nähe am Anfang leicht. Für diese Babys wird ein intensiver Kontakt mit gleichaltrigen Säuglingen in der Station hergestellt, sodass sie sich zuerst untereinander wärmen und miteinander kuscheln können. Dies vereinfacht Schritt für Schritt die Gewöhnung an eine menschliche Ersatzmutter. Im Großen und Ganzen handelt es sich also um eine symptomorientierte Therapie für die kleinen Menschenaffen, die schon einige Erfolge feiern konnte. „Die Mehrheit von ihnen ist nach einiger Zeit in der Lage dem Auswilderungsprogramm beizutreten“, sagt Dr. Agus Fahroni. Und die tolle Nachricht dabei ist: Einige konnten bereits erfolgreich in die Freiheit entlassen werden.
Autoren: Jan Mücher / Francis Schachtebeck
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Zusammen mit der BKSDA entließ die BOS Foundation weitere sechs Orang-Utans aus Nyaru Menteng in den Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark. Dies war die 17. Auswilderung aus Nyaru Menteng. Der Termin fiel auf den 23. Mai, dem 60. Jahrestag der Gründung der Provinz Zentralkalimantan, dem mit dieser Auswilderung gedacht wurde. Die BOS Foundation hofft, mit dieser Auswilderung auch in Indonesien mehr Aufmerksamkeit für den Orang-Utan-Schutz erlangen zu können.
Das Auswilderungsteam begab sich auf eine zehnstündige Reise, um ein Orang-Utan-Männchen und fünf Orang-Utan-Weibchen zu den Auswilderungspunkten im Nationalpark zu bringen. Die Orang-Utans Ranesi, Zoe, Kipoy, Carmen, Susan und Kato verließen in Begleitung unseres Teams am 22. Mai das Schutzzentrum Nyaru Menteng, nachdem sie vorab sediert, von den Tierärzten durchgecheckt und in die Transportboxen verladen wurden.
Die Gruppe brach von Nyaru Menteng aus in Richtung des Dorfs Tumbang Tundu auf. Das liegt am Rande des Nationalparks und ist der letztmöglich mit dem Auto erreichbare Punkt auf der Route. Alle zwei Stunden wurde der Gesundheitszustand der Orang-Utans überprüft und die Tiere bekamen Futter und Wasser. Im Dorf Tumbang Tundu wurden die Boxen zehn Stunden nach dem Aufbruch von Nyaru Menteng auf die in Borneo üblichen Kelotok-Motorboote verladen. Nach weiteren fünf Stunden auf dem Wasser erreichte das Team das Auswilderungscamp im Nationalpark.
Bereits 47 Orang-Utans im Nationalpark ausgewildert
Als das Team die Stelle am Flussufer erreichte, die zum Camp führt, wurden die Boxen abgeladen und zu den finalen Auswilderungspunkten im Nationalpark getragen. Endlich war es soweit: Die sechs Käfige der 13 bis 16 Jahre alten rehabilitierten Orang-Utans konnten geöffnet werden und die Tiere unternahmen ihre ersten Schritte in ihrem neuen freien Leben. Wir wünschen Ranesi, Zoe, Kipoy, Carmen, Susan und Kato viel Glück im Regenwald!
Dies ist nun die fünfte Auswilderung aus Nyaru Menteng in den Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark. Damit steigt die Zahl der von BOS rehablitierten Orang-Utans in diesem Auswilderungsgebiet auf 47 Tiere.
Wir schätzen die Unterstützung der Regierung von Zentralkalimantan, die zum Schutz der Orang-Utans und deren Lebensraum beiträgt und hoffen, dass diese Zusammenarbeit lange währt und alle Verantwortlichen in der Provinz sich beteiligen. Wir danken allen, die diese Auswilderung unterstützt haben und so zum Orang-Utan-Schutz beitragen!
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Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich natürlich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Vettern. Wir wollen hier in loser Reihenfolge immer mal wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vorstellen.
Der Nasenaffe (Nasalis larvatus)
Nasenaffen sind auf Borneo endemisch. Das bedeutet, sie kommen ausschließlich dort vor. Ihr Verbreitungsgebiet ist zudem auf sumpfige oder von Flüssen durchzogene Tiefland- und Küstenwälder beschränkt.
Woher sie ihren Namen haben, dürfte selbsterklärend sein. Zumindest bei den Männchen, denn die entsprechende Zier der Weibchen ist deutlich kleiner. Welche Funktionen die etwa 10 cm lange auffällige Erscheinung alle erfüllt, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall aber fühlen sich die Weibchen davon angezogen, was möglicherweise auch der einzige Zweck des übergroßen Organs ist. Ganz ähnlich verhält es übrigens mit den tellergroßen Backenwülsten dominanter Orang-Utan-Männchen, die dadurch für Orang-Utan-Frauen besonders attraktive wirken.
Männliche Nasenaffen erreichen eine Körperlänge von über 70 cm, die Weibchen bleiben mindestens 10 cm kleiner. Außerdem sind die Männchen mit bis über 20 kg doppelt so schwer wie die Weibchen. Der Schwanz ist dann noch einmal so lang wie der Körper. Damit gehören Nasenaffen zu den größten (Nicht-Menschen)-Affen.
Sie durchstreifen ihre Baumreviere in Trupps von bis zu 30 Tieren. Dabei beansprucht entweder ein Männchen etliche Weibchen oder aber die Gruppe besteht aus lauter Junggesellen. Oft verlassen junge Männchen ihre Gruppe und streifen eine Zeitlang allein umher. Aber auch die Weibchen sind nicht unselbständig und suchen sich mitunter auf eigene Faust einen neuen Partner. Die Reviere der einzelnen Gruppen können sich überlappen; Nasenaffen sind nicht besonders territorial. Manchmal übernachten mehrere Trupps in einem Baum oder ziehen eine Zeitlang gemeinsam umher. Zur gegenseitigen Fellpflege suchen sie sich dann allerdings nur Mitglieder der eigenen Gruppe.
Ihre Nahrung besteht ganz überwiegend aus Blättern und Früchten – der trommelförmige Bauch weist sie als Pflanzenfresser aus, deren Verdauungstrakt eine Menge Raum für die zellulosehaltige und voluminöse Blätternahrung benötigt.
Nasenaffen leben nie weit von Gewässern entfernt. Unter allen Primaten (den Menschen ausgenommen) können sie wahrscheinlich am besten schwimmen und tauchen – Tauchlängen von bis zu 20 Metern sind nicht ungewöhnlich. Oft springen sie direkt vom Baum in den Fluss.
Leider muss man gerade auch bei dieser Spezies daran erinnern, dass sie stark gefährdet ist. Nicht nur werden sie illegalerweise noch gejagt, auch und vor allem ihr Lebensraum ist von Holzeinschlag, Plantagen und anderen menschlichen Ansprüchen bedroht.
Übrigens, auf Borneo heißen die Nasenaffen auch monyet belanda (“Holländeraffe”) oder überhaupt gleich orang belanda — Holländer.
Verbreitungsgebiet der Nasenaffen
By U. Schröter (Own work) CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0), via Wikimedia Commons
Hier hat sich ein tolles Team zusammengefunden: Die freischaffende Künstlerin Stefanie Klymant, Familie Gförer von der Gutsküche Wulksfelde und BOS Deutschland. Und gemeinsam wurde ein großartiges Projekt ins Leben gerufen: Die Bilderausstellung “Orang-Utans — so fern und doch so nah am Herzen”.
Die Initiative ging von Stefanie Klymant aus, die sich in ihrem Atelier “Steffi’s Art” seit Jahren eigentlich mit vom Aussterben bedrohten Nutztierrassen beschäftigt. Eine Reise nach Indonesien weckte in ihr aber eine neue Inspirationsquelle. “In mir entstand der Wunsch, eine reine Orang-Utan-Ausstellung zu kreieren, um ein größeres Bewusstsein in der Gesellschaft für diese Tiere zu schaffen”, erinnert sich die Malerin aus der Lüneburger Heide. Als Frau der Tat griff sie zum Telefon und trug ihre Idee bei BOS in Berlin vor. Wir waren natürlich begeistert von ihrer Idee. Also ging es an die weitere Planung und Gestaltung. Wir von BOS versorgten Stefanie Klymant mit Fotos, Videos und Informationen und sie griff zu Leinwand und Pinsel.
Parallel fanden wir gemeinsam die perfekten Schauräume für die Kunstwerke: Die Gutsküche auf dem Biogut Wulksfelde in Tangstedt und ihrer Betreiber, die Familie Gförer. BOS ist mit dem Gut über unseren Vorsitzenden Leonhard Graf Rothkirch-Trach verbunden, der sich auch dort seit Jahren engagiert. Stefanie Klymant hatte vor Jahren schon mal eine Ausstellung in den Räumen der Gutsküche gezeigt — und beide Seiten wünschten sich eine Wiederholung.
Am 7. Mai war es endlich soweit. In einer feierlichen Vernissage wurde die Gemäldeausstellung in den Gasträumen der Gutsküche eröffnet. Dabei erläuterte unseren Vorsitzenden Leonhard Graf Rothkirch-Trach den anwesenden Gästen die bedrohte Lage der Orang-Utans.
Noch bis zum Welt-Orang-Utan-Tag am 19. August haben Besucher die Möglichkeit, bei einem leckeren Essen in der Gutsküche die ausdrucksstarken Orang-Utan-Gemälde intensiv in Augenschein zu nehmen — und bei Gefallen natürlich auch zu kaufen. Einen Teil des Verkaufserlöses der Bilder spendet Stefanie Klymant an BOS Deutschland. Außerdem gehen die Einnahmen aus dem Verkauf von vier Postkarten mit Motiven der Ausstellung an BOS Deutschland.
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