Wald­schul-Trio macht gute Fortschritte

Wald­schul-Trio macht gute Fortschritte

Monita, Chris­tina und Paulinus sind vor zehn Monaten in die Wald­schul­gruppe 3 gewech­selt. Seither haben sie Riesen­fort­schritte gemacht! Allen voran Monita. Anfangs war das Orang-Utan-Mädchen noch etwas schüch­tern – kein Wunder, musste sie doch ihre beste Freundin Delilah in der Kinder­garten-Gruppe zurück­lassen. Doch es war Zeit, den nächsten Schritt zu gehen.

Monita ist eine kluge Schülerin

Das „Klas­sen­zimmer“ der Wald­schul­gruppe 3 ist ziem­lich groß und hat viele hohe Bäume – der ideale Ort, um neue Erfah­rungen zu machen. Monita ist eine geschickte Klet­terin, und dennoch war sie anfangs sehr zöger­lich, wenn es auf die großen Bäume ging. So blieb sie oft auf dem Boden zurück, wenn ihre Klas­sen­ka­me­raden loskletterten.

Doch sie hatte Glück: Topan und Alejandra, die sie noch aus der gemein­samen Zeit im Wald­kin­der­garten kannte, waren schon etwas länger in der Wald­schul­klasse und begrüßten Monita, als sie sie wieder­erkannten. Beim gemein­samen Obst­essen wurden dann die alten Freund­schafts­bande wieder gefestigt.

Monita spielt gern hoch in den Bäumen
Monita spielt gern hoch in den Bäumen

Schon bald spielte Monita auch mit den Orang-Utans, die älter und größer waren als sie. Aufmerksam beob­ach­tete sie die anderen und ahmte ihre Tätig­keiten nach. So lernte sie schnell neue Fähig­keiten. Mitt­ler­weile jagt sie die anderen bis in die höchsten Baum­kronen, um mit ihnen zu spielen, zu ringen und Nester zu bauen.

Jeder Orang-Utan ist anders

Auch Paulinus hat sich gut in die Gruppe inte­griert. Der 4jährige Orang-Utan ist ein kleiner Rauf­bold und liebt es, den ganzen Tag mit seinen neuen Freunden Bumi, Zahri, Oka und Bravis zu spielen. Am liebsten fordert er den etwas größeren Bravis zum Ringen auf! Paulinus wird von seinen Alters­ge­nossen voll akzep­tiert und hat sich gut eingelebt.

Paulinus mit "Raufkumpel" Bravis
Paulinus mit “Rauf­kumpel” Bravis

Chris­tina war mit ihren sieben Jahren schon etwas älter, als sie in die Wald­schul­gruppe kam. Und doch verhielt sie sich eher zurück­hal­tend und scheu. Sie ging den anderen so gut es ging aus dem Weg, obwohl sie größer war als die meisten von ihnen. Aber dann freun­dete sie sich mit Monita an. Das half Chris­tina wohl auch, sich an die anderen Tiere in der Gruppe zu gewöhnen. Mitt­ler­weile ist sie eine von ihnen.

Jeder Orang-Utan ist eine eigene Persön­lich­keit. Doch gemeinsam lernen sie, was dazu gehört, um eines Tages eigen­ständig in den Regen­wäl­dern Borneos leben zu können. Unter­stützen Sie uns dabei, diesen Orang-Utan eine Zukunft zu geben.

 

Als Monita zu uns kam, war sie so schreck­haft, dass sie sich sogar vor Blät­tern fürchtete.…

 

Der Club der Mütter trifft sich im Wald

Der Club der Mütter trifft sich im Wald

Fünf Babys haben inzwi­schen in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen (Ost-Kali­mantan) das Licht der Welt erblickt. Bei dreien scheinen sich die Mütter richtig gut zu verstehen, denn immer wieder treffen wir Lesan, Sayang und Teresa mit ihren Kids Ayu, Padma und Berani gemeinsam im Wald an. Ist ja auch nett, sich mal auszu­tau­schen, die Kinder spielen zu lassen und einfach mal eine entspannte Zeit gemeinsam zu verbringen. Ehe man wieder allein mit dem Nach­wuchs durch den Regen­wald streift. 

Nicht weit von Camp Lesik entdeckte unser PRM-Team die drei Mütter und ihre Kinder an einem Nach­mittag in einem Feigen­baum. Kaffee­klatsch auf Orang-Utan-Art sozusagen. 

Kaffee­klatsch im Feigenbaum

Lesan (19) und Tochter Ayu (6) wurden zuerst entdeckt, wie sie sich im Feigen­baum vergnügten – aller­dings auf unter­schied­li­chen Ästen. Etwas weiter unten saßen dann auch Sayang (12) und Tochter Padma (4) sowie Teresa (13) mit Sohn Berani (4), die sich auf nahe gele­genen Ästen desselben Baumes entspannten. 

Teresa und Berani
Teresa und Berani

Kurz darauf wanderten Sayang und Padma zu einem Gold­pflau­men­baum. Ayu schloss sich den beiden an, während ihre Mutter Lesan ihr nur mit den Blicken folgte. Sayang und Padma ließen sich die Blätter der Gold­pflaume schme­cken, was Ayu mit großem Inter­esse verfolgte. 

Sayang und Padma
Sayang und Padma

Ayu forderte Padma immer wieder zum Spielen auf. Aber Mama-Kind Padma blieb dicht bei ihrer Mutter Sayang, die sie auch nicht aus den Armen ließ. Aller­dings zeigte Sayang Ayu, wie man sich durchs Geäst hangelt und teilte auch Futter mit ihr.

Ayus Mutter Lesan nahm derweil Kontakt zu Teresa auf. Gegen­seitig widmeten sie sich der Fell­pflege („groo­ming“), was Teresas Sohn Berani inter­es­siert beobachtete. 

Lesan und Teresa bei der gegenseitigen Fellpflege
Lesan und Teresa bei der gegen­sei­tigen Fellpflege

Schließ­lich löste sich der Mutter-Kind-Club auf. Sayang zog mit Padma in den Wald hinter dem Camp, während Lesan mit Ayu und Teresa mit Berani in Rich­tung Fluss wanderten.

Für uns ist es immer ein Höhe­punkt, solche Zusam­men­treffen von Müttern mit ihrem Nach­wuchs im Wald zu beob­achten. Möge diese neue Orang-Utan-Gene­ra­tion ein unab­hän­giges, sicheres, langes und gesundes Leben im Wald von Kehje Sewen führen!

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer. Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.

Indo­ne­si­sche Regie­rung: Ölpal­men­plan­tagen sind kein Wald

Indo­ne­si­sche Regie­rung: Ölpal­men­plan­tagen sind kein Wald

Die indo­ne­si­sche Regie­rung hat den Vorschlag einer renom­mierten Univer­sität abge­lehnt, Ölpalmen als forst­wirt­schaft­liche Nutz­pflanze neu zu klas­si­fi­zieren. Mit dem Vorstoß der Hoch­schule sollte angeb­lich das Problem der ille­galen Plan­tagen in Wald­ge­bieten gelöst werden – indem es unter anderem bereits bestehende Plan­tagen als „Wald“ klas­si­fi­ziert und damit lega­li­siert hätte! Neuan­pflan­zungen weiterer Ölpalmen wären dann per Defi­ni­tion eine „Auffors­tung“. Das indo­ne­si­sche Umwelt­mi­nis­te­rium hat den Vorschlag jedoch zurück­ge­wiesen und hält an seinem eigenen Programm fest.

Agro­forst­sys­teme statt Monokultur

Dieses „Social Forestry“-Programm sieht vor, die lokalen Gemeinden davon zu über­zeugen, dass sie von ille­galen Ölpal­men­plan­tagen auf nach­hal­ti­gere und renta­blere Agro­forst­sys­teme umsteigen. Dabei werden forst­wirt­schaft­liche Flächen mit land­wirt­schaft­li­cher Bewirt­schaf­tung und Tier­hal­tung kombiniert.

Mit der Absage der indo­ne­si­schen Regie­rung an den Vorstoß der Univer­sität bleiben Ölpalmen per Defi­ni­tion land­wirt­schaft­liche Nutz­pflanzen. In einer öffent­li­chen Stel­lung­nahme machte das Umwelt­mi­nis­te­rium deut­lich, dass die unge­bremste und ille­gale Ausdeh­nung von Ölpal­men­plan­tagen in Wald­ge­bieten zu unzäh­ligen ökolo­gi­schen, hydro­lo­gi­schen, recht­li­chen und sozialen Problemen geführt habe. Diese müssten jetzt erst einmal gelöst werden.

Palmölplantagen sind kein Regenwald
Palm­öl­plan­tagen sind kein Regenwald

Zu den Problemen, die mit der Ausdeh­nung der Ölpalmen in die Wälder verbunden sind, gehören der Verlust der biolo­gi­schen Viel­falt, die Verschlech­te­rung der Qualität der Wald­öko­sys­teme und das erhöhte Risiko von Natur­ka­ta­stro­phen wie beispiels­weise Erdrut­schen, Über­schwem­mungen oder Feuern. Die Regie­rung wolle sich jetzt darauf konzen­trieren, diese Probleme zu lösen, anstatt zuzu­lassen, dass mehr Ölpalmen in Wald­ge­bieten ange­pflanzt werden.

Vor der offi­zi­ellen Ableh­nung des Plans hatten Forstexpert:innen und Naturschützer:innen ihre Besorgnis darüber geäu­ßert, dass die Regie­rung ernst­haft in Erwä­gung ziehen könnte, Ölpal­men­plan­tagen als Wälder zu klas­si­fi­zieren. In den letzten Jahren hatte es immer wieder heftige Ausein­an­der­set­zungen über das Thema gegeben; entspre­chende Verord­nungen wurden erlassen und wieder zurück­ge­nommen. Ein zehrendes Hin und Her.

Mangelnde Kontrolle ebnet den Weg für ille­gale Ölpalmenplantagen

Wenn ein Gebiet von der Regie­rung als „Wald­ge­biet“ einge­stuft ist, ist es in der Regel für jede Art von Rodung gesperrt. Mangelnde Über­wa­chung und Rechts­durch­set­zung haben jedoch dazu geführt, dass Unter­nehmen sowie Klein­bäue­rinnen und Klein­bauern klein­bäu­er­liche Betriebe immer wieder Ölpal­men­plan­tagen in Wald­ge­bieten anlegen. Die Regie­rung schätzt, dass derzeit 3,37 Millionen Hektar Ölpal­men­plan­tagen illegal in Wald­ge­bieten betrieben werden.

Der Schaden ist immens
Der Schaden ist immens

Ein Bruch­teil davon, nämlich 700.000 Hektar, fällt auf klein­bäu­er­liche Betriebe, die im Durch­schnitt weniger als 25 Hektar bewirt­schaften. Bei der Mehr­zahl der ille­galen Plan­tagen handelt es sich um Groß­grund­be­sitz, der von Unter­nehmen oder Geschäfts­leuten verwaltet wird.

Soziale Forst­wirt­schaft statt ille­galer Plantagen

Als Lösung für das Problem der ille­galen Plan­tagen wirbt die Regie­rung für ihr Programm der sozialen Forst­wirt­schaft (social forestry), das den Gemeinden Land­rechte gewährt. Das Programm ist eines der größten sozial-ökolo­gi­schen Expe­ri­mente seiner Art und zielt darauf ab, 12,7 Millionen Hektar staat­li­chen Waldes an lokale Gemein­schaften umzu­ver­teilen und ihnen die recht­liche Befugnis zur Bewirt­schaf­tung ihrer Wälder zu geben.
Ein wich­tiger Anreiz für Klein­bauern, sich dem sozialen Forst­wirt­schafts­pro­gramm anzu­schließen, kommt auch aus dem Markt: Immer mehr Palm­öl­mühlen weigern sich, Palm­früchte aus ille­galen Plan­tagen zu verar­beiten, da die Verbraucher:innen die Nach­hal­tig­keit der Palm­öl­in­dus­trie immer genauer unter die Lupe nehmen. Auch das ein wich­tiger Teil­erfolg im Hinblick darauf, was jede:r einzelne durch das persön­liche Kauf­ver­halten bewirken kann.

Viele Bäume fallen wegen der mangelnden Kontrolle
Viele Bäume fallen wegen der mangelnden Kontrolle

Wenn diese Pläne der indo­ne­si­schen Regie­rung greifen, könnte das Ökosystem am Ende soweit reha­bi­li­tiert sein, dass es dem natür­li­chen Wald in seinem ursprüng­li­chen Zustand ähnelt, bevor er für Mono­kul­turen gerodet wurde. Zumin­dest dort, wo es greift.

Auch wenn der Plan der Regie­rung das Problem der ille­galen Palm­öl­kon­zes­sionen in Wald­ge­bieten nicht komplett lösen kann, so ist es doch ein wich­tiger Schritt in die rich­tige Rich­tung. Für die ille­galen Palm­öl­plan­tagen, die von Unter­nehmen auf Wald­ge­bieten betrieben werden, fordern Natur­schutz-NGOs in Indo­ne­sien den Entzug der Lizenzen – statt Amnes­tien der Verstöße. Denn wie erst kürz­lich bekannt wurde, erteilte die Regie­rung eine Amnestie für 222 ille­gale Plan­tagen, wodurch Firmen nun 765.000 Hektar Fläche legal bewirt­schaften können. Eine Neube­wer­tung aller Palm­öl­kon­zes­sionen war zum Beispiel auch Ziel des 2021 ausge­lau­fenen Palm­öl­mo­ra­to­riums. Im Januar 2022 entzog die indo­ne­si­sche Regie­rung tatsäch­lich auch einigen Palm­öl­firmen, welche sich nicht an geltende Vorschriften hielten, ihre Plan­ta­gen­rechte, aller­dings waren nicht alle davon illegal.

BOS Deutsch­land unter­stützt das soziale Forst­wirt­schafts­pro­gramm der indo­ne­si­schen Regie­rung, fordert aber gleich­zeitig den Entzug aller kommer­zi­ellen Palm­öl­kon­zes­si­ons­rechte auf Wald­ge­bieten, die Rück­gabe von Land­rechten an lokale und indi­gene Gemeinden, sowie die konse­quente, parti­zi­pa­tive Reha­bi­li­tie­rung der Waldflächen.

Quellen: Mongabay Et al.

 

Auffors­tungs­pro­jekte von BOS

BOS forstet Regenwald auf
BOS forstet Regen­wald auf

Mit unseren Auffors­tungs- und Rena­tu­rie­rungs­pro­jekten in Mawas oder der Umwand­lung von Ölpal­men­plan­tagen in Sabah hin zu einem Wild­tier­kor­ridor leistet BOS einen wich­tigen Beitrag im Kampf gegen den Klima­wandel. Machen Sie mit!

 

Über­leben im Wald: Was Menschen von Orang-Utans lernen

Über­leben im Wald: Was Menschen von Orang-Utans lernen

Die DNA von Orang-Utans und uns Menschen stimmt zu 97 Prozent überein. Tatsäch­lich sind uns diese intel­li­genten Tiere in ihrem Verhalten und ihren Bedürf­nissen sehr ähnlich. Nur deswegen ist es über­haupt möglich, dass unsere „Ersatz­mütter“ den kleinen Orang-Utan-Waisen in der Wald­schule alles das beibringen, was sie sonst von ihren Müttern gelernt hätten. Wieviel wir Menschen umge­kehrt von den Orang-Utans lernen können, erleben unsere Moni­to­ring-Teams immer wieder. Zum Beispiel, wie man im Wald überlebt.

Unsere Post-Release-Moni­to­ring-Teams arbeiten tief im Regen­wald, weitab von jegli­cher Zivi­li­sa­tion. Immer wieder müssen Versor­gungs­trupps neben dem benö­tigten Equip­ment auch Nahrungs­mittel in die Camps liefern. In Schlecht­wetter-Zeiten kann es auch mal länger dauern, bis Nach­schub kommt. Frisch gefan­gener Fisch aus den nahe­ge­le­genen Flüssen ergänzt dann den Speiseplan.

Doch der Regen­wald bietet noch so viel mehr an Nahrung – wenn man weiß, was essbar und was giftig ist. Es gibt unzäh­lige Pflanzen und Früchte, die wir Menschen völlig unbe­denk­lich essen können. Wer sich jedoch nicht auskennt, kann nur schwer unter­scheiden, was gut schmeckt und wovon wir besser die Finger lassen. Orang-Utans kennen den Unter­schied sehr genau. Was liegt da näher, als diese Experten bei ihrer Nahrungs­be­schaf­fung zu beob­achten – und von ihnen zu lernen?

Orang-Utans wissen sehr genau, was essbar ist

Kimi ist ein wildes Orang-Utan-Weibchen
Kimi ist ein wildes Orang-Utan-Weibchen

Vor einiger Zeit entdeckte unser Team auf der Insel Juq Kehje Swen Desi und Kimi. Desi lebt seit Sommer 2019 auf der Voraus­wil­de­rungs­insel. Schon kurz nach ihrer Ankunft hatte sie eine neue Freundin gefunden: Kimi, ein wildes Orang-Utan-Weib­chen, das schon länger auf der Insel lebt. Desi, die viele Jahre im Samboja Lestari Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum auf ein Leben in Frei­heit vorbe­reitet wurde, hat ganz andere Gewohn­heiten und Stra­te­gien zur Futter­suche als die wilde Kimi. Diese ist eindeutig vertrauter mit einer größeren Auswahl an natür­li­chen Nahrungs­quellen im Wald. Indem Desi ihre Freundin sehr genau beob­achtet, lernt sie jeden Tag immer mehr Früchte und Pflanzen kennen, die essbar sind. Und auch unsere Teams lernen, denn sie beob­achten und doku­men­tieren die Akti­vi­täten der beiden Menschen­affen sehr genau.

Die gelbe Loa-Frucht (ficus racemose) schmeckt auch Menschen
Die gelbe Loa-Frucht (ficus race­mose) schmeckt auch Menschen

Das Vertrauen in das Wissen der Orang-Utans geht sogar so weit, dass das Team einige der Lieb­lings­früchte der beiden selbst probiert hat: Zum Beispiel Lunuk, oder auch wilde Feige (Ficus sp.), und Loa (Ficus race­mose), die beide auf der Insel Juq Kehje Swen häufig vorkommen. Und tatsäch­lich – die Früchte schme­cken richtig gut! Anderes Obst ist zwar nicht so lecker, aber dennoch gut bekömm­lich. Zum Beispiel die Früchte von Drewak (Microcos sp.) und Lempaung (Bacca­urea lanceo­late). Sie hinter­lassen einen sauren Geschmack auf der Zunge, sind aber essbar. Auch einige Blätter und Kräuter, wie die würzigen Zingi­be­r­aceae-Röhren, sind bei Orang-Utans sehr beliebt und schme­cken auch den Menschen.

Um eine andere Frucht, die als mondo­kaki oder bongang (Taber­naemon­tana macro­carpa) bekannt ist, haben die beiden Orang-Utan-Weib­chen einen weiten Bogen gemacht. Unser Team nahm das als deut­li­chen Hinweis und hat diese roten Früchte nicht einmal ange­fasst. Und tatsäch­lich: Offenbar wird diese Pflanze in einigen Formen als Medizin verwendet aber dient in anderer Form als Pfeil­gift. Also Hände weg!

Achtung gifitg! Die Tabernaemontana macrocarpa
Achtung giftig! Die Taber­naemon­tana macrocarpa

Wir können viel von Orang-Utans lernen

Der tropi­sche Regen­wald, mit seiner unvor­stell­baren Viel­falt an Pflanzen, bietet noch sehr viel mehr. Wussten Sie, dass mehr als die Hälfte aller Wirk­stoffe aus der modernen Medizin von tropi­schen Pflanzen stammen? Der Regen­wald ist eine wahre Apotheke – wenn man weiß, welche Pflanzen heilen und welche giftig sind. Beide Sorten sind reich­lich vorhanden. So gibt es beispiels­weise Blätter gegen Fieber (Durian), Verstop­fung (Papaya) oder Entzün­dungen (Dracaena cant­leyi). Die Orang-Utans machen sich diese Heil­kraft der Pflanzen zunutze. So wurden sie dabei beob­achtet, wie sie die Blätter der Dracaena cant­leyi zerkauten und sich anschlie­ßend den entzün­dungs­hem­menden Spei­chel-Pflanzen-Mix auf ihre Glied­maßen schmierten.

Durch die Beob­ach­tung der Orang-Utans lernen unsere Teams, wie sie im Fall der Fälle im Regen­wald über­leben können. 

Manche Früchte wachsen hoch im Baum
Manche Früchte wachsen hoch im Baum

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Lektion gelernt – Beni musste richtig einstecken

Lektion gelernt – Beni musste richtig einstecken

Char­meur und Bana­nen­lieb­haber Beni hat eine schmerz­hafte, aber wich­tige Lektion gelernt. Im Kampf mit einem anderen Männ­chen zog er eindeutig den Kürzeren und handelte sich ein paar tiefe Wunden im Gesicht ein. Die Verlet­zungen mussten genäht und mehrere Wochen versorgt werden! Mitt­ler­weile ist der TV-Lieb­ling (Oran­gutan Jungle School) wieder gesund und munter zurück auf seiner Insel. Nur ein paar Narben erin­nern noch an den Zwischen­fall. Aber der Reihe nach…

Der Schock war groß

An einem Tag im Dezember kam unser Team wie üblich zur Futter­stelle auf der Voraus­wil­de­rungs­insel Badak Besar im Salat Island Cluster, um Obst und andere Lecke­reien abzu­legen. Nach und nach erschienen viele der Insel­be­wohner, als sie das Geräusch des ankom­menden Boots­mo­tors hörten. Cinta, Meryl und die anderen versam­melten sich an der Platt­form — und dann tauchte auch Beni auf. Er tat so, als sei nichts passiert und wartete geduldig auf sein Essen. Dann sah das Team die Verlet­zungen in seinem Gesicht!

Offenbar war das junge Männ­chen in einen Kampf verwi­ckelt gewesen – und den hatte es eindeutig verloren! Beni hatte kleine Schürf­wunden, eine tiefe Wunde über dem Stirn­kamm und seine Ober­lippe war aufge­rissen. Bei näherer Betrach­tung stellte sich heraus, dass es Biss­wunden waren. Offenbar hatte Beni eine hand­feste Ausein­an­der­set­zung gehabt, aus der er eindeutig als Verlierer hervor­ge­gangen ist. Ein Verdäch­tiger war bald benannt: Petruk.

Wenn aus Freunden Rivalen werden

Das elfjäh­rige Männ­chen Petruk war ein halbes Jahr vor Beni auf die Voraus­wil­de­rungs­insel umge­zogen und lebt jetzt auf der anderen Seite. Die Insel­hälften sind durch einen tiefen Wasser­graben getrennt, so dass es keine Über­schnei­dung der Terri­to­rien gibt. Doch ange­schwemmter Schlamm hatte dafür gesorgt, dass der Graben nicht mehr genug Wasser führte, und auch von einem wasser­scheuen Orang-Utan über­quert werden konnte. 
 
Offen­kundig war Beni in das Revier von Petruk einge­drungen; viel­leicht auf der Suche nach Futter. Die beiden Tiere kannten sich noch aus der Wald­schule, doch da war Petruk noch kein ausge­wach­senes Männ­chen. Und Beni noch kein ernst­zu­neh­mender Rivale. In der Zwischen­zeit hatte Petruk die typi­schen Backen­wülste ausge­bildet und ist somit sichtbar rang­höher als der acht­jäh­rige Beni. Das Versor­gungs­team vermu­tete, dass die beiden Männ­chen sich dann in der Ausein­an­der­set­zung um Futter mächtig in die Haare bekommen haben.

Zu lernen, wie man sich in der sozialen Hier­ar­chie zurecht­findet, ist eine wich­tige Lektion für jeden jungen Orang-Utan. In diesem Fall traf Beni die falsche Entscheidung.

In der Wald­uni­ver­sität sind die Tiere auf sich allein gestellt

Beni im Banenenparadies
Beni im Banenenparadies

Als Beni noch im Reha­bi­li­ta­ti­ons­zen­trum lebte, fiel er vor allem durch seinen großen Appetit auf. Bananen haben es ihm angetan; am liebsten ganz viele davon. Doch nach fünf Jahren Wald­schule war es für Beni dann an der Zeit, die Annehm­lich­keiten und die Full-Service-Betreuung des Zentrums hinter sich zu lassen. Mitte November wurden er und sieben weitere Orang-Utans auf die Voraus­wil­de­rungs­insel im Salat Island Cluster in Zentral-Kali­mantan gebracht.

Das Moni­to­ring-Team kommt regel­mäßig vorbei, um Futter zu bringen und die Wald­stu­denten zu beob­achten. Die Tiere lebten sich in ihrem neuen Zuhause schnell ein und setzten alles, was sie in der Wald­schule gelernt hatten, in die Tat um. So soll es sein. Doch das Leben auf den Inseln stellt die Orang-Utans auch vor neue Heraus­for­de­rungen: In der Wald­schule werden Gefah­ren­si­tua­tionen gezielt insze­niert, damit die kleinen Orang-Utans lernen, ohne dass sie dabei zu Schaden kommen. Dabei passen die Baby­sit­te­rinnen und Pfleger genau auf und schlichten auch ernst­hafte Konflikte zwischen den Gleich­alt­rigen. So verhin­dern sie Schlimmeres.

Orang-Utans müssen lernen, Konflikte auszutragen

Auf den Voraus­wil­de­rungs­in­seln geht niemand mehr dazwi­schen, wenn es zu einer hand­festen Ausein­an­der­set­zung kommt. Hier lernen die Tiere die harten Lektionen, bevor sie in die unbarm­her­zigen, wilden Wälder Borneos entlassen werden. Manche Lektionen können sehr schmerz­haft sein. So wie jetzt bei Beni. Aber dafür ist die Zeit an der Wald­uni­ver­sität ja da, damit die Orang-Utans weiter lernen und unsere Teams ihnen wieder auf die Beine helfen können, wenn es wirk­lich hart auf hart kommt. So wie an diesem Tag im Dezember, als Beni verletzt an der Futter­sta­tion aufge­taucht war.

Benis Wunden mussten behan­delt werden

Obwohl sich Beni nichts anmerken ließ, entschied das Team, ihn medi­zi­nisch unter­su­chen zu lassen. Unter­stützt von Dr. Greggy Harry Poetra, einem Tier­arzt aus Nyaru Menteng, brachten sie Beni in einen provi­so­ri­schen Behand­lungs­kom­plex in der Nähe der Inseln. Die Haut über der linken Augen­braue war aufge­platzt und die Ober­lippe einge­rissen. Obwohl der Riss sehr lang und breit war, blieb das Muskel­ge­webe glück­li­cher­weise unver­letzt. Auch die Blut­ge­fäße waren unver­sehrt, so dass der Tier­arzt ausschließen konnte, dass Benis Leben in Gefahr war. Doch die Wunde musste unbe­dingt behan­delt werden, um eine Infek­tion zu verhindern.

Beni wurde betäubt, um die Wunden zu nähen
Beni wurde betäubt, um die Wunden zu nähen

Und so wurden die Verlet­zungen genäht, Salbe aufge­tragen und Beni bekam eine Woche lang entzün­dungs­hem­mende Medi­ka­mente und Anti­bio­tika. Obwohl er jung und gesund ist, waren diese zusätz­li­chen Maßnahmen notwendig. Der verspielte und neugie­rige Beni konnte dem Drang nicht wider­stehen, an seinen Nähten zu kratzen und zu picken. Das Tier­ärz­te­team musste ihn sogar ein zweites Mal nähen, als er die Nähte erfolg­reich wieder geöffnet hatte!

Während seiner Gene­sung blieb Beni im Käfig und bekam eine eiweiß- und vitamin­reiche Ernäh­rung: Tempeh, Milch, Eier, Obst und natür­lich Bananen. Da Beni die ganze Zeit in dem provi­so­ri­schen Käfig blieb, konnte er sich nicht ausrei­chend bewegen. Das führte dazu, dass er mal wieder etwas an Gewicht zulegte. Doch Tier­arzt Greggy blieb ganz entspannt: “Für diese Situa­tion ist das völlig normal. Sobald er wieder in den Bäumen unter­wegs ist, regu­liert sich sein Gewicht von ganz allein.“

Jetzt lässt Beni es sich wieder schmecken
Jetzt lässt Beni es sich wieder schmecken

Nach etwa drei Wochen waren Benis Wunden voll­ständig verheilt. Nur ein paar Narben erin­nern jetzt noch an die für ihn wich­tige Lektion. Ende Januar brachte unser Team ihn dann zurück auf seine Insel.  Wir sind froh, dass Beni so tapfer lernt und es ihm wieder gut geht.

Danke, dass Sie unsere Arbeit für Tiere wie Beni unter­stützen. Jeder Beitrag hilft.