Gerade erst konnten wir einen ersten Erfolg im Kampf gegen Palmöl in Kraftstoffen erzielen, schon folgen aus Brüssel sehr beunruhigende Nachrichten: Am 22. Januar 2018 zog der Europäische Rat sechs Einsprüche gegen Importzölle von Biodieselrohstoffen aus Argentinien und Indonesien beim Europäischen Gerichtshof zurück. Somit werden die Antidumpingzölle praktisch abgeschafft.
Noch jetzt wandert knapp die Hälfte des nach Deutschland importierten Palmöls in Biosprit. Eine traurige Bilanz. Die Aufhebung der Antidumpingzölle wird ihren Beitrag dazu leisten, diese Zahl weiter zu steigern, da der Preis des Rohstoffs dadurch noch günstiger wird.
“BOS Deutschland kritisiert diese Entscheidung des Europäischen Rats scharf”, sagt Daniel Merdes, Geschäftsführer von BOS Deutschland. “Wir sehen in der Aufhebung dieser Zölle ein reales Risiko, den EU-Biodieselmarkt mit noch billigerem Palmöl aus Indonesien zu überfluten. Diese Entscheidung steht überhaupt nicht im Einklang mit dem Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments, ab 2021 kein Palmöl mehr als Biokraftstoffbeimischung zu verwenden.”
Kurz vor der Morgendämmerung startete unser Monitoring-Team mit der Nest-zu-Nest-Beobachtung von Tiny, einem jungen Orang-Utan-Mann, den wir gerade erst im Dezember 2017 in die Freiheit entlassen hatten. Unser Team empfing das Signal von Tinys Radio-Tracker, folgte diesem und traf dabei auf Ajeng, einer vor zwei Jahren ausgewilderten Orang-Utan-Dame.
Ajeng verfolgte fasziniert, wie unsere Mitarbeiter Daten über Tiny sammelten und folgte ihnen zu einem sogenannten Transekt, einer Linie von festgelegten Punkten im Gelände, zum besseren Auffinden der Orang-Utans und entdeckte dort Tiny. Ajeng bewegte sich sehr schnell auf das Orang-Utan-Männchen zu, obwohl die beiden, unseres Wissens nach, hier das erste Mal aufeinander trafen.
In trauter Zweisamkeit und nah beieinander sitzend teilten sie Waldfrüchte, Termiten und einige Triebe. Tiny wirkte fit und gesund. Er hatte sich offensichtlich gut an das Waldleben angepasst. Zu unserer Überraschung paarten sich die Turteltäubchen nach der gemeinsamen Mahlzeit. Erste Begegnung und dann gleich so nah, dass hatten wir nicht erwartet …!
Zu beschäftigt damit einander zu genießen, achteten sie nicht auf das was um sie herum geschah. Da die Frischverliebten nur Augen für einander hatten, konnte unser Team in aller Ruhe das Verhalten der Beiden dokumentieren. Als sich der Tag dem Ende zuneigte, folgte Tiny Ajeng und es schien als wäre er damit sehr zufrieden dem Orang-Utan-Weibchen zu folgen, wohin sie auch gehen würde.
Tinys großes Nest
Auch am nächsten Tag fand unser Team das Paar wieder in harmonischer Zweisamkeit vor. Selbst die Bewegungen der Beiden wirkten wie aufeinander abgestimmt: Immer wenn Ajeng sich rührte, folgte Tiny seiner Herzensdame auf dem Fuß.
Am Abend trafen Ajeng und Tiny auf Heli und Hanung und die vier verbrachten einige Zeit miteinander. Tiny, der jüngste Neuling im Kehje Sewen Forest, interagierte gut mit den anderen drei, schon etwas älteren, Menschenaffen.
Als die Sonne unterging wurde es Zeit für die Orang-Utans ihre Nester für die Nacht zu bauen.
Tiny entfernte sich langsam, stieg höher im Baum empor und bald hörten wir von oben ein deutliches Knirschen. Tiny hatte mit dem Nestbau begonnen aber was er da herrichtete, war ziemlich groß für einen Orang-Utan. Der 11-jährige Tiny hatte ein Nest für zwei gebaut und seine Mühen wurden belohnt: Ajeng teilte das Nachtlager mit ihm.
Wir sind total begeistert, dass Tiny und Ajeng sich begegnet sind und den jeweils Anderen so sehr zu mögen scheinen! Wir hoffen, dass dieses neue Paar ein weiteres wildgeborenes Baby hervorbringt und zur Schaffung einer neuen Orang-Utan-Population im Kehje-Sewen-Wald beiträgt!
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Sicher erinnern Sie sich noch an unsere letzte News kurz vor dem Jahreswechsel: Beiden vor Weihnachten geretteten Orang-Utan-Babys ging es jeden Tag besser. Die neuesten Mitglieder der Nyaru Menteng Nursery Group, Alejandra und Rachel, wurden in unserer Klinik gründlich untersucht. Derzeit leben sie zwar immer noch auf der Quarantäne-Station des Baby-Hauses, machen aber täglich neue Fortschritte.
In dieser neuen Umgebung haben Alejandra und Rachel Raum zum Erkunden, Bäume zum Klettern und eine Vielfalt an bereicherndem Spielzeug, mit dem sie sich beschäftigen können. Hier können sie spielen und aktiv sein, was besonders für Rachel, die ältere der beiden, von Vorteil ist.
Rachel ist für ihr Alter erstaunlich gut darin, zu klettern und freut sich, mehrere Meter über dem Boden hinauf zu klettern. Sie scheint sich jedoch unwohl zu fühlen, wenn ihre Babysitterin nicht mehr an ihrer Seite ist. Wenn eine Babysitterin woanders hinsieht oder sich bewegt, um etwas zu holen, folgt Rachel ihr auf dem Fuß. Das ist normal, denn in der Wildnis wird sich ein Orang-Utan in Rachels Alter nicht zu weit von ihrer Mutter entfernen.
In der Zwischenzeit hat die kleine Alejandra begonnen, selbständig zu sitzen. Sie ist nicht einmal zwölf Monate alt und damit sehr viel jünger als Rachel. Zu unserer großen Erleichterung scheint sich Alejandra in ihrer neuen Umgebung wohl zu fühlen. Sie ist sehr freundlich zu den Tierärzten und Babysittern und beschäftigt sich auch gut allein.
Der anhaltende Strom von Baby-Orang-Utans, die in unsere Rehabilitationszentren kommen, zeigt, dass die Gesetze zum Schutz der natürlichen Ressourcen und zum Verbot des Wildtierbesitzes und der Wildtierhaltung in Indonesien schlecht durchgesetzt werden. Wenn wir die Entwaldung jetzt nicht stoppen, werden diese großartigen Geschöpfe vor unseren Augen verschwinden. Orang-Utans spielen eine wichtige Rolle bei der Erhaltung der Qualität der Wälder, in denen sie leben: Wir alle brauchen die Wälder, um uns mit sauberer Luft und sauberem Wasser zu versorgen. Und um das Klima zu regulieren, müssen wir alles tun, um die Orang-Utans zu schützen!
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Michèle Rivasi von der Fraktion der Grünen im EU-Parlament war nur halb zufrieden, da die Parlamentarier lediglich Palmöl als Agrokraftstoff eine Absage erteilt hatten. Doch dies stellt allein schon einen großen Erfolg dar.
Am 17.01.2018 stimmte das EU-Parlament dem Entwurf des EU-Fachausschusses für Industrie, Forschung und Energie zu. Das Ergebnis ist ein Vorschlag für eine Richtlinie des Europäischen Parlaments und des Rates zur Förderung der Nutzung von Energie aus erneuerbaren Quellen. Danach darf unter anderem ab 2021 kein Palmöl mehr als Biokraftstoffbeimischung verwendet werden. Ein großer Erfolg, nicht zuletzt auch unserer Petition “Kein Palmöl in den Tank!”und eine wichtige Voraussetzung, um die Ziele des Klimaabkommens aus Paris zu erreichen. Damit hatte sich das EU-Parlament ein viel ehrgeizigeres Ziel gesetzt, als es der ursprüngliche Entwurf der EU-Kommission vorsah und muss dieses jetzt in den Verhandlungen mit dem Europäischen Rat durchsetzen.
“Wir von BOS Deutschland e.V. begrüßen den gestrigen Beschluss und warten auf die nächsten konkreten Schritte, damit diese Richtlinie schnellstmöglich durch die Verhandlungen mit den Mitgliedsstaaten kommt und schließlich Realität wird. Gleichzeitig aber monieren wir das Zeitfenster bis 2021 und den daraus folgenden massiven Anstieg des Imports unzertifizierten Palmöls.”, so Daniel Merdes, Geschäftsführer von BOS Deutschland.
Letztes Jahr sind in Deutschland etwa 50 Prozent des importierten Palmöls in sogenanntem Biosprit gelandet. Deswegen fordern wir von verantwortungsvollen Konzernen und Energieanbieterneinen freiwilligen Verzicht auf Palmöl noch in diesem Jahr.
Besser kann ein neues Jahr wohl kaum beginnen. Gemeinsam mit der Behörde BKSDA konnten wir direkt zu Jahresbeginn eine Auswilderung von vier Orang-Utans in den Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark, in Zentral-Kalimantan durchführen. Die vier Glückspilze haben einen langen Rehabilitationsprozess durchlaufen und sind nun bereit in ihr neues, wildes Leben zu starten.
Eine holprige Straße in die Freiheit
Vor der Freiheit stand zunächst noch eine Ruhepause für unsere Schützlinge an: Am 10. Januar wurden Pong, Rutan, Agis und Jaka mit einem Beruhigungsmittel versorgt und dann nochmals genau von unserem Ärzteteam in Nyaru Menteng untersucht. Nach dem Gesundheitscheck wurden die vier vorsichtig in separate Transportboxen schlafen gelegt. Auf Fahrzeugen verladen ging es dann nach Tumbang Tundu, das Dorf, welches noch als letztes mit dem Auto erreichbar ist. Alle zwei Stunden machte unser Team eine kurze Pause um nach den Orang-Utans zu sehen.
Anfangs verlief die Fahrt gut. Bei der ersten Auswilderung 2018 wollte jedoch einer nicht so ganz mitspielen: das Wetter. Ein sintflutartiger Regen erschwerte und verlangsamte die Fahrt extrem. Nach vierstündiger Autofahrt über nasse, rutschige Straßen, erreichte das BOS-Team schließlich die Fährstation in Tumbang Manggu. Mit einem neuen Hindernis: Hier war der Fluss durch den starken Regen unpassierbar. Ganze Baumstämme waren von den Wassermassen mitgezogen worden. Das Team entschied, über Nacht im Dorf zu bleiben und erst am nächsten Morgen den Fluss zu überqueren.
Der nächste Morgen: Die Straße, die nach der Flussüberquerung genommen werden musste, war zum Teil immer noch überflutet, sodass nur ein sehr langsames Vorankommen möglich war.
Erst gegen Nachmittag erreichten unsere Mitarbeiter Tumbang Tundu. Nachdem die Transportboxen schnell auf die genannten Boote verladen wurden, folgte ein fünf-stündiger Trip zu einem Flussuferabschnitt, der dem vorher ausgewählten Auswilderungspunkt am nächsten lag. Dort angekommen, ging es zu Fuß weiter, wobei immer vier Mann die schweren Transportboxen auf den Schultern tragen.
Dann endlich, am Donnerstagabend, konnten unsere vier Schützlinge aus den Boxen in die Freiheit entlassen werden! Pongs Käfigtür öffnete sich zuerst. Gefolgt von den beiden hübschen Damen Rutan und Agis. Der Jüngste, Jaka, war als letztes an der Reihe. Alle vier erkunden nun ihre neue Heimat, den Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark.
Kurz, nachdem die Käfige geöffnet wurden, begann schon die Arbeit des Nachauswilderung-Beobachtungs-Teams. Dabei folgen je zwei Teammitglieder einem Orang-Utan für die nächsten 30 Tage, und zwar von morgens bis abends. Dokumentiert wird alles, was die Tiere in dieser Zeit tun. Diese Daten liefern wertvolle Informationen darüber, wie gut sich die Orang-Utans an ihre neue Umgebung anpassen.
Mit diesen vier Schützlingen konnten wir seit 2016 genau 75 Orang-Utans in den Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark auswildern. Seit 2012 konnte die BOS Foundation insgesamt 330 Orang-Utans aus den Rehabilitationszentren Nyaru Menteng und Samboja Lestari in die Freiheit entlassen.
An dieser Stelle wollen wir all unseren Spendern herzlich für Ihre Unterstützung danken. Mit Ihrer Hilfe können wir den Arten- und Regenwaldschutz in Indonesien weiter vorantreiben.
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