Wildes Indo­ne­sien

Wildes Indo­ne­sien

Indo­ne­sien ist nicht nur der größte Insel­staat der Welt, der Archipel aus 17.000 Inseln beher­bergt auch eine unver­gleich­liche Arten­viel­falt. Zehn Prozent aller Blüten­pflanzen, zwölf Prozent aller Säuge­tier- und 17 Prozent aller Vogel­arten der Erde sind hier zu Hause — ein bizarrer Mix aus Flora und Fauna.

Durch die Abtren­nung vom asia­ti­schen Fest­land am Ende der letzten Eiszeit vor 12.000 Jahren wurden auf den indo­ne­si­schen Inseln Sumatra, Borneo, Java und Bali jedoch eine Viel­zahl von Tieren wie Nashörner, Elefanten, Affen oder Tiger von ihren Verwandten sepa­riert und mussten sich an die jewei­ligen Bedin­gungen anpassen: „Wildes Indo­ne­sien“ besucht die unter­schied­li­chen Lebens­räume des Insel­rei­ches und taucht ein in dieses Para­dies, wo bizarr anmu­tende Wesen teils außer­ge­wöhn­liche Charak­ter­züge entwi­ckelt haben, um ihr Über­leben zu sichern. Es ist eine span­nende Reise in eine wenig erforschte Welt.

Diese erste Folge „Wildes Indo­ne­sien“ erkundet den einzig­ar­tigen Lebens­raum des Ostens Neugui­neas und porträ­tiert die bizarren Bewohner der vom Feuer der Vulkane geformten unwirt­li­chen Landschaft.

Weitere Folge: “Wildes Indo­ne­sien — Land der Drachen” über die vulka­nisch geformte Land­schaft Javas 

am Mi. 16.1.2019, 13:45 Uhr auf NAT GEO WILD

 

Soziale Gemein­schaften und Frem­den­feind­lich­keit unter weib­li­chen Orang-Utans

Soziale Gemein­schaften und Frem­den­feind­lich­keit unter weib­li­chen Orang-Utans

Im Mawas-Gebiet auf Borneo in der Provinz Zentral­ka­li­mantan lebt mit unge­fähr 3.000 Indi­vi­duen eine der letzten größeren wilden Orang-Utan-Popu­la­tionen. Dort unter­nimmt die indo­ne­si­sche BOS Foun­da­tion neben Rena­tu­rie­rungs­ar­beiten auch Neuan­sied­lungen von Orang-Utans. Letz­tere werden im Rahmen des Tuanan-Oran­gutan-Rese­arch-Projektes der Univer­sität Zürich erforscht.

Für diese große Lang­zeit­auf­gabe erhebt ein inter­na­tio­nales Forscher­team aus verschie­denen Diszi­plinen seit 16 Jahren möglichst viele Daten über altein­ge­ses­sene und neu ange­sie­delte Orang-Utans. Wert­volle Erkennt­nisse zum Schutz der bedrohten Menschen­affen sollen so gewonnen werden. Dr. Maria A. van Noor­dwijk unter­sucht vor allem die Entwick­lung und das Verhalten weib­li­cher Orang-Utans im Schutz­ge­biet. Vor Kurzem refe­rierte sie auf einer Veran­stal­tung über ihre neuesten Forschungsergebnisse.

Weib­liche Orang-Utans sind gesel­liger als Männchen

Gerade in ihrer Forschungs­do­mäne ist es bemer­kens­wert, wenn neues Wissen gene­riert wird. Schließ­lich ist die möglichst lücken­lose Daten­ge­win­nung über die Entwick­lung von Orang-Utans allge­mein eine schwie­rige Aufgabe, da die Menschen­affen nicht selten mehrere Jahr­zehnte leben. Daher sind Lang­zeit­daten beson­ders wichtig, jedoch auch knapp. Van Noor­dwijk berichtet, dass die Orang-Utans in ihren ersten sechs oder sieben Jahren mit der Mutter zusam­men­leben und in dieser Zeit auch gesäugt werden. Mit 15 Jahren sind weib­liche Orang-Utans ausge­wachsen. Im Unter­schied zu den männ­li­chen Artge­nossen, leben weib­liche Orang-Utans in den ersten 15 Jahren sehr eng mit der Mutter zusammen. Viele von ihnen werden über 50 Jahre alt. Während ihres kompletten Lebens haben Mütter und Töchter eine Bezie­hung zuein­ander und leben in der Nähe zuein­ander. Auch Schwes­tern haben weiterhin unter­ein­ander Kontakt. Obwohl sie auch viel Zeit jeweils alleine verbringen, halten sie durch regel­mä­ßige soziale Events ein stabiles gemein­schaft­li­ches Netz­werk aufrecht. Diese Gemein­schaft scheint gerade für weib­liche Orang-Utans sehr wichtig zu sein.

Im Gegen­satz zu Orang-Utan-Weib­chen halten sich männ­liche Vertreter dieser Menschen­affen nur kurze Zeit (ein paar Monate oder wenige Jahre) im Forschungs­ge­biet auf, kehren jedoch manchmal auch wieder zurück. Einige Orang-Utan-Männ­chen konnte van Noor­dwijk nach einigen Jahren Abwe­sen­heit wieder beob­achten. Dies spricht dafür, dass männ­liche Orang-Utans ein größeres Gebiet benö­tigen, in dem sie sich bewegen. Ein abschlie­ßendes Urteil könne sie sich auf dem Stand der heutigen Daten leider noch nicht erlauben. Nach van Noor­dwijk wäre es aber für den Schutz der Orang-Utans sehr wichtig, gerade auch Fragen des Wander- und Revier­ver­hal­tens klären zu können.
 

Frem­den­feind­lich­keit unter Orang-Utans?

Da die Anzahl der Orang-Utans im Forschungs­ge­biet während der letzten Jahre stark zuge­nommen hat, stellte sich für die Forscherin eine neue inter­es­sante Frage: Was passiert mit Orang-Utans, die neu in das Gebiet kommen? Werden sie freudig aufge­nommen oder stoßen sie auf Ableh­nung? Die Ergeb­nisse sind eindeutig. Wenn neue weib­liche Orang-Utans in das Forschungs­ge­biet kommen, beob­achtet Dr. Maria A. van Noor­dwijk, dass die altein­ge­ses­senen Weib­chen die Neuan­kömm­linge regel­recht jagen und atta­ckieren. Aber auch Indi­vi­duen inner­halb der altein­ge­ses­senen Popu­la­tion zeigen sich dann unter­ein­ander vermehrt aggressiv. Die Neuan­sied­lung weib­li­cher Orang-Utans ist also mit enormen Problemen verbunden. Beide Seiten, die Neuan­kömm­linge wie die Altein­ge­ses­senen, stehen offenbar unter beson­derem Stress. Die Neuen erleiden Atta­cken durch Indi­vi­duen der bestehenden Popu­la­tion, bei letz­teren wird das soziale Netz­werk durch­ein­ander gebracht.

Inter­es­sant wäre es, für die Zukunft Paral­lelen zum Menschen zu ziehen. Schließ­lich ist eine Ableh­nung oder Angst vor fremden Vertre­tern der eigenen Art, die neu in das eigene Gebiet kommen, nichts Unbe­kanntes beim Menschen. Im Fach­jargon wird so ein Phänomen „Xeno­phobie“, also Frem­den­feind­lich­keit, genannt. Viel­leicht gewähren uns Dr. Maria van Noor­dwijks Ergeb­nisse einen evolu­tionär-psycho­lo­gi­schen Einblick in die Ursa­chen von Xeno­phobie. Bei unseren Verwandten scheint Stress durch die Belas­tung bestehender sozialer Struk­turen, Aggres­sionen gegen Fremde enorm zu fördern. Weitere Lang­zeit­daten könnten auch Infor­ma­tionen darüber liefern, wie einige der altein­ge­ses­senen Orang-Utan-Popu­la­tionen diese Heraus­for­de­rung durchaus meis­tern und es schaffen, neuan­ge­sie­delte Artge­nossen zu inte­grieren. Auch aus diesem Wissen könnten wir als Menschen viel­leicht wert­volle Tipps für unsere sozialen Gruppen und Gemein­schaften ableiten. Aller­dings sind Schlüsse aus tieri­schem Verhalten, selbst wenn es um die uns so nah verwandten Primaten geht, immer mit großer Vorsicht zu ziehen. Mensch­liche Gesell­schaften sind dann doch deut­lich komplexer als Menschenaffenpopulationen.

Schlüs­sel­pro­blem: Der Verlust an Lebensraum

Neben diesen Aspekten drängt sich noch eine weitere Frage auf: Warum gab es ausge­rechnet in den vergan­genen Jahren einen rasanten Anstieg der Zahl weib­li­cher Orang-Utans im Tuanan-Areal? Dies hängt, so die Wissen­schaft­lerin, mit den starken Wald­bränden von 2015 zusammen, wodurch es zu einem großen Verlust an Lebens­raum für die Menschen­affen auf Borneo gekommen ist. Weniger Habi­tate und mehr Aggres­sionen und Stress scheinen so einen fatalen Teufels­kreis zu bilden.

 

Aus den Forschungs­er­geb­nissen könne man folgendes ableiten: Der Lebens­raum der Orang-Utans müsse verstärkt geschützt werden. Der Habi­tats­ver­lust ist die Wurzel des Problems. Ohne ihn würde keine Unruhe in die bestehenden Popu­la­tionen kommen. Männ­chen scheinen deut­lich größere Habi­tate zu benö­tigen. Dies und auch die bestehenden sozialen Struk­turen sollten in der Zukunft bei der Neuan­sied­lung verstärkt berück­sich­tigt werden. Gleich­zeitig wären weitere Lang­zeit­daten über das Sozi­al­leben gerade weib­li­cher Orang-Utans sehr bedeu­tend, um ein größeres Verständnis von Aggres­sionen, Stress und „Frem­den­feind­lich­keit“ unserer gene­ti­schen Verwandten und damit mögli­cher­weise auch bei uns zu bekommen. Die nächsten Jahre werden also wahr­schein­lich weitere inter­es­sante und vor allem wissen­schaft­lich fundierte Neuig­keiten aus dem Tuanan-Oran­gutan-Forschungs-Projekt hervorbringen.

Gast­bei­trag: Jan Mücher

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Nano

Nano

Das 3sat Wissen­schafts­ma­gazin “nano” berichtet in ihrer heutigen Sendung unter anderem über die Auswil­de­rung unseres Albino-Orang-Utans Alba. Für alle, die es nicht schauen können: Der Beitrag ist danach in der Media­thek abrufbar.

Albino-Orang-Utan Alba ist Zuhause

Albino-Orang-Utan Alba ist Zuhause

Albino-Orang-Utan Alba ist ausge­wil­dert worden. Am Vormittag des 19. Dezember ging ihre Trans­portbox tief im Regen­wald des Bukit Baka Bukit Raja (BBBR) Natio­nal­parks auf. Die rund 20-stün­dige Anreise im Jeep auf schlam­migen Urwald­straßen und auf Motor­booten über den Fluss, hat das sechs­jäh­rige Weib­chen gut überstanden. 

Der lange Weg in die Freiheit

Vom Boot aus wurden Albas und Kikas (das sieben­jäh­rige Orang-Utan-Weib­chen, mit dem Alba ausge­wil­dert wurde) Trans­port­boxen wie Sänften in den Regen­wald getragen. Kaum an der Auswil­de­rungs­stelle ange­kommen durften die Tiere endlich in die Freiheit.

Alba in ihrem Transportbox / Bildrechte BOSF
Alba in ihrer Trans­portbox / Bild­rechte BOSF

Die Ehre Albas Trans­portbox zu öffnen, wurde dem CEO der BOS Foun­da­tion, Dr. Jamartin Sihite, zuteil. Es ist jedes Mal span­nend zu sehen, wie die Orang-Utans ihre ersten Schritte im Regen­wald unter­nehmen. Manche kommen nicht schnell genug auf den nächsten Baum, andere verweilen noch ein paar Momente in der Box, ehe sie ihr Leben in Frei­heit angehen. Alba war sehr ruhig und bedächtig, ging aber ziel­strebig tiefer in den Wald, hinauf auf einen Hügel. Als sie den für sie passenden Baum gefunden hatte, klet­terte sie sicher nach oben. Das Beob­ach­tungs­team, das ihr auch die kommenden Wochen von früh bis spät folgen wird, konnte berichten, dass sie Nahrung gefunden und ihre erste Nacht weit oben in einem Baum verbracht hat. Am nächsten Morgen hat sie ihren Streifzug fortgesetzt.

Albas erste Momente in der Freiheit / Bildrechte BOSF
Albas erste Momente in der Frei­heit / Bild­rechte BOSF

 

Dr. Jamartin Sihite ist sehr zufrieden mit dem Verlauf der Auswil­de­rung: „Alles verlief nach Plan“, berichtet er. „Vor allem möchte ich mich bei allen Unter­stüt­zern von BOS bedanken. Ohne deren Hilfe könnten wir weder Alba noch all die anderen Orang-Utans retten und in sichere Regen­wald­ge­biete auswildern.“ 

Am 29. April 2017 hatte die BOS Foun­da­tion Alba aus der Gefan­gen­schaft in einem Dorf in Zentral-Kali­mantan befreit. Seither lebt sie im BOS-Schutz­zen­trum Nyaru Menteng, wo sich Experten um das außer­ge­wöhn­liche Tier geküm­mert haben. Lange war nicht klar, ob Albas körper­liche Verfas­sung eine Rück­kehr in die Frei­heit des Regen­waldes zulassen würde. 
 

Das Beob­ach­tungs­team hat sich sofort auf die Arbeit gemacht

 

Das Beob­ach­tungs­team wird Alba mit der soge­nannten Nest-zu-Nest-Methode intensiv im Auge behalten. Das heißt, man folgt ihr, bis sie sich in ihrem Schlaf­nest zur Ruhe begibt und startet am nächsten Morgen mit ihr, wenn sie sich im Regen­wald auf Futter­suche begibt. Die Kunst für die erfah­renen Beob­achter besteht darin, Alba im unweg­samen Gelände auf der Spur zu bleiben, ohne sie durch die mensch­liche Präsenz aufzu­regen oder – schlimmer noch – sie daran zu gewöhnen. Denn nur, wenn sie sich von Menschen fern­hält, hat sie eine sichere Zukunft im Regenwald.

Albas erste Momente in der Freiheit / Bildrechte BOSF
Albas erste Momente in der Frei­heit / Bild­rechte BOSF

Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land e.V.: „Wir von BOS Deutsch­land freuen uns für Alba, die nun die Chance erhält, ihr weiteres Leben in ihrem natür­li­chen Habitat zu verbringen. Sie ist somit nicht nur ein Symbol für die Über­le­bens­fä­hig­keit ihrer Art geworden, sondern auch das schönste Weih­nachts­ge­schenk für alle, denen das Schicksal der Wald­men­schen am Herzen liegt.“ 

Vielen Dank an alle Partner und Unter­stützer, die das möglich gemacht haben. 

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Die letzten Paradiese

Die letzten Paradiese

Inmitten des Indo­pa­zifik liegt Borneo, die dritt­größte Insel der Welt. Fast zu glei­chen Teilen gehört Borneo zu Indo­ne­sien und Malaysia. Der nörd­liche, malay­si­sche Teil Borneos ist Sabah. 

Sabah ist mit tiefen Regen­wald über­zogen, nur große Flüsse wie der Kina­ba­tangan ermög­li­chen einen Zugang in das grüne Herz. Einzig­ar­tige Tiere und Pflanzen blieben lange unent­deckt, wie zum Beispiel die skur­rilen Nasen­affen oder wunder­schöne Orchi­deen. Der Orang Utan, der „Mensch des Waldes“, kommt nur hier und auf Sumatra vor, genau wie das massiv vom Aussterben bedrohte Sumatra Nashorn. Sie alle teilen sich den Urwald mit den Einge­bo­renen, wie denen aus dem Stamm der Murut.