Temon — die Rettung einer weiteren Orang-Utan-Waise

Temon — die Rettung einer weiteren Orang-Utan-Waise

Erst vor wenigen Tagen haben wir unsere Neuan­kömm­linge Baimah, Rabia, Spanser und Segi vorge­stellt. Nun müssen wir von einer weiteren Baby­ret­tung berichten.
Die zwei­ein­halb­jäh­rige Temon war über mehrere Wochen in einem kleinen Dorf gefangen gehalten worden. Wir vermuten, dass ihre Mutter bei einem Konflikt mit Menschen getötet worden ist. In einer gemein­samen Rettungs­ak­tion mit der indo­ne­si­schen Natur­schutz­be­hörde BKSDA von Zentral-Kali­mantan konnten wir sie aus diesem Marty­rium befreien.

Ein schwer trau­ma­ti­siertes Orang-Utan-Kind

Temon machte es ihren Rettern nicht leicht. Kein Wunder, waren es doch Menschen, von denen sie bisher nichts Gutes erfahren hatte. Sie biss nervös jeden, der auch nur versuchte, sie zu berühren. Unser Tier­arzt Dr. Agus kassierte mehrere Biss­wunden an den Händen, ehe es ihm gelang, sie aus dem Trans­port­fahr­zeug in ihr Quaran­tä­ne­ge­hege zu bringen.

Orang-Utan Temon mit Babysitter
Orang-Utan Temon mit Babysitter


Es dauerte einige Wochen, ehe Temon der Baby­sit­terin vertraute, die sich seit ihrer Ankunft liebe­voll um die Pflege der Kleinen kümmerte. Nach Abschluss ihrer Quaran­tä­ne­zeit durfte sich Temon dann einer kleinen Gruppe gleich­alt­riger Orang-Utans in der Wald­schule von Nyaru Menteng anschließen.

Von der Mutter viel gelernt

Vom ersten Tag an zeigte sich, dass Temon in ihrer viel zu kurzen gemein­samen Zeit trotzdem schon viel von ihrer Mutter gelernt hatte. So kann sie zum Beispiel schon recht gut klet­tern und beweist uns täglich ihre große Unab­hän­gig­keit. In der Wald­schule ist sie uner­müd­lich in den Bäumen unter­wegs und kommt nur dann herunter, wenn die Baby­sit­te­rinnen mit Essen oder Milch locken. Danach flitzt sie direkt wieder auf den nächsten Baum und geht ihren Orang-Utan-Geschäften nach, bis es am Nach­mittag Zeit ist, die Wald­schule zu verlassen. Auch Nester kann Temon schon sehr gut bauen.

Orang-Utan-Temon hängt an einem Baum
Temon in ihrem Element

Wenn es nach­mit­tags zurück ins Baby­haus gehen soll, braucht Temon oft eine Extra­ein­la­dung. Sie ist meist so sehr in die Erkun­dung des Waldes oder den Nestbau vertieft, dass sie die Rufe der Baby­sit­te­rinnen einfach nicht hören mag. Mit ein biss­chen Milch oder Obst kann sie dann aber doch dazu bewegt werden, in ihr Nacht­ge­hege zurückzukehren.

Orang-Utan Temon isst Rambutan
Orang-Utan Temon in der Waldschule

Temons Lieb­lings­speise sind süße, reife Papayas. Andere Orang-Utans essen nur das Frucht­fleisch und lassen die Schale zurück, aber Temon genießt jeden Bissen Papaya, den sie in die Finger bekommt. Sie ist auch schon deut­lich größer geworden, was zum Teil auf ihre Liebe zum Essen aber auch auf ihre Ange­wohn­heit zurück­zu­führen ist, ihren Freunden das Essen wegzuschnappen.

So wie sich Temon in der kurzen Zeit bei uns gezeigt hat, glauben wir fest daran, dass sie die Wald­schule gut meis­tern wird und eines Tages in ihr wahres Zuhause in der Wildnis zurück­kehren kann.

Retten Sie die letzten Orang-Utans Borneos. Mit Ihrer wert­vollen Unter­stüt­zung sichern Sie das Über­leben dieser einzig­ar­tigen Tiere.

Der lange Weg bis zur Auswilderung

Der lange Weg bis zur Auswilderung

Wir werden oft gefragt, was denn das High­light unserer Arbeit hier bei BOS ist. In welchen Momenten spüren wir ganz beson­ders deut­lich, dass wir etwas bewirken? Darauf gibt es eine ganz klare Antwort: Die Auswil­de­rung eines reha­bi­li­tierten Orang-Utans in die freie Natur!

Grund zu feiern: Die 500. Auswil­de­rung steht kurz bevor

Wenn wir nach vielen Jahren der Reha­bi­li­ta­tion einen Orang-Utan in seinen natür­li­chen Lebens­raum entlassen können, dann kochen bei unserem Team in Indo­ne­sien jedes Mal die Emotionen hoch und es kullern bei unseren Tier­ärzten und Pfle­gern sogar Tränen. Für sie, die die Orang-Utans jahre­lang begleiten und miter­leben, wie sie wachsen und dazu lernen, ist eine Auswil­de­rung ein biss­chen wie das Gefühl wenn Eltern ihre Kinder zur Abschluss­feier an der Schule begleiten. Wir sind wahn­sinnig stolz und glück­lich über das Erreichte – und auch ein wenig wehmütig, denn es ist natür­lich ein Moment des Abschieds.
Gerade läuft der Count­down für eine ganz beson­dere Auswil­de­rung: Bald können wir den 500. Orang-Utan in sein Leben in Frei­heit entlassen! Es wird die bereits 40. Auswil­de­rung von BOSF seit 2012 sein.

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Mehr Infor­ma­tionen

Wann ist ein Orang-Utan bereit für ein Leben in Freiheit?

Die Reha­bi­li­ta­tion eines geret­teten Orang-Utans im BOSF-Schutz­zen­trum ist ein lang­wie­riger Prozess: Zuerst lernen die Tiere alles, was sie für ihr Leben in Frei­heit brau­chen, in unserer Wald­schule im BOSF Rettungs­zen­trum. Dann können sie die erlernten Fähig­keiten auf den soge­nannten Voraus­wil­de­rungs­in­seln erproben. Dort werden sie von den BOSF Teams weiterhin ganz genau beob­achtet. Um zu entscheiden, ob ein Orang-Utan für die Frei­las­sung bereit ist, prüfen die BOSF Teams sein Verhal­tens­profil auf den Voraus­wil­de­rungs­in­seln und stellen dadurch sicher„ dass die Orang-Utans die Krite­rien der BOS-Stif­tung erfüllen. Unter anderem wird über­prüft, . dass die Orang-Utans die selb­stän­dige Futter­suche beherr­schen und nicht mehr auf die vom BOSF Team ange­bo­tene Nahrung auf den Fütte­rungs­platt­formen ange­wiesen sind.

Orang-Utan-Käfig beim Hubschraubertransport
Vorbe­rei­tung eines Orang-Utan-Transports

Gründ­li­cher Gesund­heits­check und Quaran­täne vor der Auswilderung

Hat ein Orang-Utan bewiesen, dass er über das Wissen und all die benö­tigten Fähig­keiten verfügt, um in freier Wild­bahn zu über­leben, dann folgt ein gründ­li­cher Gesund­heits-Check: Die Tiere müssen ein gesundes Körper­ge­wicht haben und natür­lich kern­ge­sund sein, um die strengen Krite­rien der BOSF zu erfüllen. Gerade Infek­ti­ons­krank­heiten sind ein abso­lutes Tabu. Bevor die Orang-Utans in einen der Schutz­wälder ausge­wil­dert werden können, durch­laufen sie daher eine Quaran­täne. Dazu werden sie von der Voraus­wil­de­rungs­insel abge­holt. Während der Quaran­täne im Schutz­zen­trum haben wir Zeit, den körper­li­chen Zustand jedes einzelnen Tieres genau zu über­prüfen und es auf eine Reihe von Krank­heiten zu testen.

Alles ist vorbe­reitet – und trotzdem verschiebt sich die Auswilderung

Trotz sorg­fäl­tigster Planung kann es immer passieren, dass externe Faktoren eine Frei­las­sung unter­bre­chen und wir den Zeit­punkt verschieben müssen. Extreme Witte­rungs­be­din­gungen wie etwa Hoch­wasser oder wenn eine Straße durch Erdrut­sche beschä­digt wird, lassen uns zum Beispiel keine andere Wahl als die Auswil­de­rung umzu­planen. Auch der Ausbruch der Corona-Pandemie hat all unsere Pläne umge­worfen und einige unserer Orang-Utans mussten viel länger als erwartet auf ihre Auswil­de­rung warten.

Wenn jedoch alles wie geplant läuft, dann steht unserem großen Jubi­läum nichts im Wege. Dann brechen bald drei neue Wilde auf zu ihrer großen Reise in den Regen­wald. Dann werden wir 500 Orang-Utans erfolg­reich ausge­wil­dert haben. Was für eine magi­sche Zahl!

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Vier Neuan­kömm­linge – vier Mal Hoff­nung auf ein Leben in Freiheit

Vier Neuan­kömm­linge – vier Mal Hoff­nung auf ein Leben in Freiheit

Dieser Moment, wenn in unserem Rettungs­zen­trum das Telefon klin­gelt und wir einen Hinweis auf einen Orang-Utan bekommen, der Hilfe braucht – er ist jedes Mal wieder emotional und jagt unseren Adre­na­lin­spiegel in die Höhe. Natür­lich ist unser Team einge­spielt und weiß genau, was zu tun ist. Übli­cher­weise besteht die Rettungs­mann­schaft aus einem Tier­arzt, einem Baby­sitter, einem Mitar­beiter der örtli­chen Natur­schutz­be­hörde und jemandem aus unserem Kommu­ni­ka­ti­ons­team. Doch ganz gleich wie oft wir schon losge­fahren sind, um einen verletzt aufge­fun­denen oder illegal als Haus­tier gehal­tenen Orang-Utan zu retten: Die Aufre­gung bleibt, denn wir wissen nie genau, was uns vor Ort erwartet.

Wir wissen nur eines sicher: Das ist es, wofür wir bei BOS kämpfen

Mit jedem geret­teten Orang-Utan haben wir eine weitere Chance, ein Tier zu reha­bi­li­tieren, in ein Leben in Frei­heit zu entlassen und damit die Art vor dem Verschwinden zu bewahren. In den letzten Wochen haben wir gleich vier solcher Chancen bekommen: Unser Team ist vier Mal zur Hilfe gerufen worden. Wie sich die Rettungs­ak­tionen unter­scheiden, möchten wir euch hier erzählen. Und euch natür­lich unsere vier Neuzu­gänge vorstellen.

Baimah: über­ge­wichtig und in Babykleidung

Den Hinweis auf Baimah haben wir von der Polizei erhalten, die das etwa zwei Jahre alte Orang-Utan-Mädchen in Baby­klei­dung bei einem Ehepaar entdeckte. Bestimmt haben die beiden es gut gemeint, als sie Baimah regel­mäßig gebadet, mit Milch, Obst und Reis gefüt­tert und wie ein Menschen­baby behan­delt haben. Als unser Team Baimah abholen wollte, fiel es dem Ehepaar sehr schwer, sich von der Kleinen zu trennen, die sie 18 Monate lang bei sich hatten.
Aber natür­lich ist es nicht nur illegal, was sie getan haben, es hat Baimah auch geschadet: Mit 15 kg ist die Zwei­jäh­rige so über­ge­wichtig, dass sie Schwie­rig­keiten hat durch die Nase zu atmen. Außerdem war sie verängs­tigt und klam­merte sich an einem Pfosten fest, als unsere Baby­sit­terin und unser Tier­arzt sich ihr vorsichtig näherten. Nicht einmal Milch wollte sie von uns annehmen. Es stellte sich später heraus, dass sie nur Milch mit Erdbeer­ge­schmack mag.

Orang-Utan Baimah
Orang-Utan Baimah


Baimah ist inzwi­schen gut in unserem Rettungs­zen­trum ange­kommen, sie ist nicht mehr so ängst­lich und gewöhnt sich an die neue Umge­bung. Es geht ihr gesund­heit­lich gut, aller­dings werden wir in den nächsten Wochen damit beschäf­tigt sein, ihre Ernäh­rung wieder auf eine artge­rechte Dschungel-Kost umzu­stellen und ihr Gewicht zu redu­zieren. Sobald sie die Quaran­täne hinter sich hat, darf sie auch mit den anderen Orang-Utan-Kindern spielen. Wir freuen uns schon darauf, sie dabei begleiten und beob­achten zu dürfen.

Segi: ohne Mutter aufgefunden

Es ist eine Geschichte, die wir bei Rettungen immer wieder erzählt bekommen: dass das Orang-Utan-Baby mutter­see­len­al­leine in einem Feld oder am Wald­rand gefunden worden sei. Fakt ist, dass Orang-Utan-Mütter ihren Nach­wuchs niemals frei­willig alleine lassen. Bis zu acht Jahre lang sind Mutter und Kind unzer­trenn­lich. In dieser unglaub­lich wich­tigen Zeit lernt das Kleine alles, was es für sein Leben im Regen­wald wissen und können muss. Dass Segi also von Feld­ar­bei­tern ganz alleine entdeckt wurde, kann nur einen Grund haben: Ihrer Mutter ist etwas zuge­stoßen. Glück­li­cher­weise ging es dem 18 Monate alten Orang-Utan-Mädchen gut, als unser Team eintraf, sie hatte nur leichte Schürf­wunden auf dem Kopf, Rücken und an der linken Hand. Und glück­li­cher­weise wurden wir direkt, nachdem sie gefunden wurde, zur Hilfe gerufen.

Orang-Utan-Segi
Orang-Utan Segi


Segi hat die Quaran­täne bereits hinter sich und sich gut in unserem Wald­kin­der­garten einge­lebt. Sie ist ein cleveres kleines Mädchen, unglaub­lich geschickt im Klet­tern und bereits sehr unab­hängig für ihr Alter. Trotzdem spielt sie auch gerne mit Gleich­alt­rigen, am liebsten mit Kinan, Avo und Kala­naman. Und sie genießt die Aufmerk­sam­keit ihrer Ersatz-Mamas.

Rabia: zwei Jahre in einem Käfig

Schick­sale wie die von Rabia bestä­tigen uns darin, dass nicht nur unsere Rettungs­mis­sionen wichtig sind, sondern auch unsere Arbeit mit den Commu­ni­ties, zu der auch Bildung und Aufklä­rung rund um den Arten­schutz gehören. Nur so können wir hoffent­lich in Zukunft verhin­dern, dass wir ein Lebe­wesen des Waldes, das sich norma­ler­weise täglich unzäh­lige Kilo­meter durch die Baum­wipfel bewegt, alleine oder an seine Mama geku­schelt, das klet­tert, hangelt und auch Mal Purzel­bäume schlägt, aus einem Käfig befreien müssen. Rabias Rettungs­mis­sion gehört zu jenen, die sich ganz beson­ders in die Erin­ne­rung unseres Teams einbrennen: Zwei­ein­halb Jahre ist der Orang-Utan-Junge zum Zeit­punkt seiner Rettung alt und zwei seiner Lebens­jahre hat er in einem kleinen Käfig verbringen müssen. Als Rabia sein Gefängnis verlassen darf, kann er kaum auf eigenen Beinen stehen. Die Muskeln an seinem ganzen Körper sind unter­ent­wi­ckelt. Abge­sehen davon ist er jedoch körper­lich gesund und auch sein Haar ist dicht und sauber.

Orang-Utan Rabia
Orang-Utan Rabia


Brav lässt sich Rabia von unserer Tier­ärztin unter­su­chen und von unserem Baby­sitter auf den Arm nehmen und ins Rettungs­zen­trum bringen. Er ist ganz offen­sicht­lich an Menschen gewöhnt – an den Umgang mit Artge­nossen hingegen gar nicht. Inzwi­schen ist er bereits seit einigen Wochen in unserer Wald­schule und hat erstaun­liche Fort­schritte gemacht. Zu unserer großen Freude übt er fleißig das Klet­tern und freundet sich langsam mit den anderen Orang-Utan-Kindern an. Nur an der Essens­um­stel­lung müssen wir noch arbeiten, denn Reis und Kondens­milch mit Scho­ko­ge­schmack bekommt er bei uns natür­lich nicht mehr. Gerne futtert Rabia frisches Obst, das ihm seine Ersatz-Mamas anbieten, und hat sich auch schon an junge Pflan­zen­sprosse heran gewagt.

Spanser: anhäng­lich und schüchtern

Zwei Monate lang hat ein Mann den zwei­jäh­rigen Orang-Utan-Jungen bei sich behalten, nachdem er ihn seinen eigenen Angaben zufolge hinter seinem Haus im Wald gefunden hatte. In dieser Zeit wurde Spanser mit zuck­riger Kondens­milch, Baby­nah­rung und Bananen gefüt­tert und brachte prop­pere 6,8 kg auf die Waage, als unser Rettungs­team ihn befreite. Abge­sehen davon war er glück­li­cher­weise gesund und hatte lange, gepflegte Haare ohne jegliche Abschürfungen.

Baby-Orang-Utan Spanser
Orang-Utan Spanser


Auch Spanser hat die Quaran­täne bereits hinter sich und besucht die Wald­schule in Nyaru Menteng. Er tut sich noch ein wenig schwer im Umgang mit den anderen Orang-Utan-Kindern, die dem eher schüch­ternen Jungen gerne Mal das leckerste Obst vor der Nase wegschnappen. Unsere Baby­sitter halten sich aus diesen Kabbe­leien heraus, denn nur wenn Spanser lernt, für sich selbst zu sorgen und sich auch gegen andere durch­zu­setzen, wird er später alleine im Dschungel zurecht kommen. Und tatsäch­lich spielt der Kleine inzwi­schen ab und zu mit Alex und Jeni, wagt sich weiter von seinen Ersatz-Mamas weg und bewegt sich zuneh­mend mutig in der Waldschule.

Unser Team ist sich sicher: Alle vier Orang-Utan-Kinder haben gute Chancen auf ein Leben in Frei­heit. Sie haben bereits nach kurzer Zeit wich­tige Fähig­keiten in unserer Wald­schule gelernt und entwi­ckeln sich prächtig. In unseren Rettungs­zen­tren, in der Commu­nity-Arbeit und durch die Auffors­tung von Wald­ge­bieten arbeiten wir uner­müd­lich daran, dass Spanser, Rabia, Segi und Baimah eines Tages das Leben in den Regen­wäl­dern von Borneo führen können, für das sie geboren wurden.

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Welche Zukunft haben die Orang-Utans auf Borneo?

Welche Zukunft haben die Orang-Utans auf Borneo?

Eine Studie von 33 Wissen­schaft­lern aus der ganzen Welt hat vier Szena­rien für die Entwick­lung in den nächsten zehn Jahre model­liert. Ihr Fazit: Es gibt gute Voraus­set­zungen, aber wir müssen noch konse­quenter Handeln.


Werden unsere Enkel­kinder noch Orang-Utans in freier Wild­bahn kennen oder droht dieser majes­tä­ti­schen Art, die uns Menschen so unglaub­lich ähnlich ist, bald die erneute Herauf­stu­fung auf der Roten Liste der bedrohten Arten? Dieser Frage sind 33 Orang-Utan-Experten rund um den Globus nach­ge­gangen: In ihrer soeben veröf­fent­lichten Studie haben sie verschie­dene Szena­rien model­liert und unter­sucht, wie sich die Popu­la­tion des Borneo-Orang-Utans in den nächsten zehn Jahren unter den verschie­denen Annahmen entwi­ckelt.
Die gute Nach­richt vorab: Es besteht eine reelle Chance, dass sich die Orang-Utan-Popu­la­tionen erholt und bis 2122 auf 148 % ihres momen­tanen Bestandes wächst. Dafür müssen jedoch zwei ganz entschei­dende Voraus­set­zungen erfüllt sein: Die Wilderei und Zerstö­rung des Lebens­raumes der Wald­men­schen müssen aufhören!

Jagd und Abhol­zung ließen Orang-Utans an vielen Orten für immer verschwinden


Seit der moderne Mensch vor etwa 80 000 Jahren in das Verbrei­tungs­ge­biet der Orang-Utans auf dem asia­ti­schen Fest­land einge­drungen ist, wurde die Art verfolgt. Zunächst mit Pfeil und Bogen, dann mit Blas­rohren und schließ­lich mit Schuss­waffen haben die Menschen Orang-Utans gejagt. Die unkon­trol­lierte Jagd spielte eine wich­tige Rolle beim Aussterben des Orang-Utans in Südchina, Thai­land, Vietnam, Kambo­dscha, auf der Malai­ischen Halb­insel, der Insel Java und in verschie­denen Teilen Borneos und Suma­tras: Dort kommt die Art bereits heute nicht mehr vor.
Die Menschen begannen außerdem, Wälder in land­wirt­schaft­liche Flächen und Plan­tagen umzu­wan­deln. Neben der Wilderei ist diese Zerstö­rung des Lebens­raums der Orang-Utans Haupt­grund für das Verschwinden der Art.


Hier gibt es jedoch bereits eine gute Nach­richt zu vermelden: Die Abhol­zun­grate in Indo­ne­sien und Malaysia, wo die letzten Orang-Utans leben, ist gesunken! Laut einem Bericht der Orga­ni­sa­tion Chain Reac­tion Rese­arch wurden im Jahr 2020 “nur” 38.000 Hektar gerodet im Vergleich zu 90.000 Hektar in 2019. Die Gründe für diese Entwick­lung sind viel­fältig und werden von Exper­tinnen und Experten noch disku­tiert. Großen Einfluss scheint jedoch die Nach­hal­tig­keits­stra­tegie “No Peat, No Explo­ita­tion” zu haben, nach der viele inter­na­tio­nale Unter­nehmen ausschließ­lich Zulie­ferer auswählen, welche sich dem verant­wor­tungs­vollen Anbau von Palmöl verpflichten.

Gesicht vom Orang-Utan-Männchen


Über­leben oder Aussterben? Vier Szena­rien für die Orang-Utan-Popu­la­tion
Wie kann es nun mit dem Orang-Utan-Schutz weiter­gehen? Welches sind die besten Stra­te­gien? Auch für unsere Arbeit in den Schutz­zen­tren auf Borneo sind die Modelle und Ergeb­nisse der Forsche­rinnen und Forscher höchst aufschluss­reich. Im Folgenden werden die Szena­rien und ihre Auswir­kungen kurz vorgestellt.

Über­leben oder Aussterben? Vier Szena­rien für die Orang-Utan-Population


Wie kann es nun mit dem Orang-Utan-Schutz weiter­gehen? Welches sind die besten Stra­te­gien? Auch für unsere Arbeit in den Schutz­zen­tren auf Borneo sind die Modelle und Ergeb­nisse der Forsche­rinnen und Forscher höchst aufschluss­reich. Im Folgenden werden die Szena­rien und ihre Auswir­kungen kurz vorgestellt.


Szenario 1: Weiter­ma­chen wie bisher


Als erstes betrachtet die Studie die bishe­rige Entwick­lung und kommt zu einem nieder­schmet­ternden Ergebnis: Wenn sich nichts an der aktu­ellen Situa­tion ändert, könnte die Orang-Utan-Popu­la­tion in den nächsten zehn Jahren um 27 % schrumpfen. Wenn man bedenkt, dass im Zeit­raum 1999 bis 2015 bereits rund 100.000 Orang-Utans alleine auf Borneo verschwunden sind, ist das eine entsetz­liche Vorstellung.

Szenario 2: Half Earth – die Hälfte der Erdober­fläche wird zum Naturschutzgebiet


Der US Biologe E.O. Wilson hat diesen Ansatz entwi­ckelt. Wenn die Mensch­heit verhin­dern möchte, dass die biolo­gi­sche Viel­falt unseres Planeten weiterhin verloren geht, so seine Modell­an­nahme, dann müsse sie dessen Ober­fläche zur Hälfte unter Natur­schutz stellen. Nur wenn es uns gelingt, die unbe­rührte Natur zu erhalten, können wir den weiteren Verlust der Biodi­ver­sität verhin­dern.
Dieses Modell legten die Forsche­rinnen und Forscher der vorlie­genden Studie nun für die Wälder Borneos im indo­ne­si­schen Kali­mantan und im malay­ischen Sabah zugrunde und unter­suchten ihre Auswir­kungen auf die Orang-Utan-Popu­la­tion.
Das Ergebnis ihrer Berech­nungen: Nach dem Half Earth-Modell könnte, im Vergleich zur aktu­ellen Situa­tion, der Verlust der Orang-Utan-Popu­la­tion bis 2032 um mindes­tens die Hälfte redu­ziert werden.
Und es gibt noch eine gute Nach­richt: Sabah hat bereits 65% seiner bewal­deten Fläche unter Schutz gestellt und Kali­mantan, wo sich die BOS-Rettungs­zen­tren befinden, besteht sogar zu 67,1 % aus staat­li­chem Wald. Auf Borneo wurden die “Half Earth”-Ziele also bereits über­troffen! Leider bislang nur theo­re­tisch, denn noch immer werden in den offi­ziell geschützten Gebieten illegal Bäume gefällt. Wilderei ist eben­falls weiterhin ein Problem.

Orang-Utan im Regenwald
Orang-Utan-Weib­chen im Regenwald


Szenario 3: Whole Earth – ein umfas­sender Ansatz für Artenschutz


Die Forsche­rinnen und Forscher der vorlie­genden Studie unter­suchten als nächstes einen noch weiter­ge­henden Ansatz: Dieser setzt nicht nur den Schutz der Wälder wie im Half Earth-Szenario voraus, sondern eine grund­le­gende Verän­de­rung der momen­tanen poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Systeme. Ein Schlüs­sel­ele­ment ist hier die Einfüh­rung von Gemein­schafts­rechten für die Bewirt­schaf­tung der Wälder. Ein revo­lu­tio­närer Ansatz, der jedoch einige Risiken birgt. Denn die grund­le­genden Verän­de­rungen, die für das Whole Earth-Modell nötig wären, benö­tigen Zeit für die Umset­zung. In dieser Zeit könnte ein Macht- und Kontroll­va­kuum entstehen mit fatalen Folgen für die Orang-Utan-Popu­la­tion.
Für den betrach­teten Zeit­raum der nächsten zehn Jahre geht die Studie daher davon aus, dass das Whole Earth-Szenario die höchsten Verluste in der Orang-Utan-Popu­la­tion zur Folge hätte: Bis zu 56 % Verlust seien inner­halb von zehn Jahren vorstellbar.

Szenario 4: Eine Kombi­na­tion aus Half Earth und Whole Earth


Die Lösung liegt wie so oft in der Mitte. Zunächst empfiehlt die vorlie­gende Studie den Half Earth-Ansatz. Hierfür sind bereits sehr gute Voraus­set­zungen gegeben: Über die Hälfte der Wälder stehen schon heute unter Natur­schutz, die Akzep­tanz in der lokalen Bevöl­ke­rung ist entspre­chend groß. Entschei­dend ist jedoch, dass der Schutz der Wälder auch tatsäch­lich gewähr­leistet und die ille­gale Abhol­zung verhin­dert wird.

Orang-Utan am Fluß


Eine weitere Voraus­set­zung ist die enge Zusam­men­ar­beit mit den lokalen Gemeinden auf Borneo. Hier sind Empower­ment-Elemente des Whole-Earth-Ansatzes hilf­reich. Die Autorinnen und Autoren der Studie sind sich weit­ge­hend einig, dass ein sensi­blerer und gerech­terer Umgang mit den Commu­ni­ties zu den wich­tigsten Voraus­set­zungen für eine fried­liche Koexis­tenz zwischen Menschen und Orang-Utans gehört.


Damit bestärkt uns die Studie darin, dass die BOS Foun­da­tion mit ihrer Arbeit bereits den rich­tigen Weg einge­schlagen hat: Wir retten nicht nur Orang-Utans und bereiten sie in unseren Schutz­zen­tren auf ihr künf­tiges Leben in Frei­heit vor, wir beziehen auch die lokalen Gemeinden in unsere Arbeit ein, nicht zuletzt in den Auffors­tungs­pro­jekten von Lebens­wald in Mawas.

Refe­renzen:
Meijaard, E., Sheil, D., Sherman, J., Chua, L., Ni’ma­tullah, S., Wilson, K., Ancrenaz, M., Liswanto D., Wich, S., Goos­sens, B., Kühl, H.,Voigt, M., Kurniawan, Trianto, A., Priatna, D., Banes, G., Massingham, E., Y., Rayadin, Y., Payne, J., Marshall, A. (2022). Resto­ring the oran­gutan in a Whole- or Half-Earth context. Oryx, 1–12. doi:10.1017/S003060532200093X

The Chain: Defo­re­sta­tion Driven by Oil Palm Falls to a Four-Year Low, Chain Reac­tion Rese­arch, [https://chainreactionresearch.com/the-chain-deforestation-driven-by-oil-palm-falls-to-a-four-year-low/], zuletzt aufge­rufen am 26.10.22

Die Lieb­lings­speisen der Orang-Utans im Wald

Die Lieb­lings­speisen der Orang-Utans im Wald

Orang-Utans werden gemeinhin als Frugi­voren bezeichnet, die sich haupt­säch­lich von Früchten ernähren. Aber man hat fest­ge­stellt, dass sie im Regen­wald 2.000 verschie­dene Arten von Nahrungs­mit­teln zu sich nehmen. Ein ganz schön langer Spei­se­plan. Da aber nicht immer alles und überall im Wald vorrätig, ist diese Viel­falt mehr als über­le­bens­wichtig. Neben Früchten fressen Orang-Utans so auch Gräser, Blätter, Rinde, Blumen, Pilze, das Mark von Ästen, Insekten, Honig und manchmal auch Eier.

Heute stellen wir einige der Speisen vor, die unsere Kolle­ginnen und Kollegen im Regen­wald bei der Beob­ach­tung von Orang-Utans auf Nahrungs­suche am häufigsten iden­ti­fi­zieren konnten.

Verschie­dene Arten von Mahang oder Maca­ranga wachsen das ganze Jahr über im Wald. Orang-Utans fressen nicht nur die Früchte dieser Bäume, sondern auch andere Teile, darunter die jungen Blätter und die Rinde.
Eine inter­es­sante Tatsache über die Maca­ranga-Pflanze ist, dass die meisten ihrer Teile medi­zi­ni­sche Eigen­schaften haben: Die Rinde zum Beispiel hilft bei Durch­fall. Der aus dem Stängel gewon­nene Saft kann zur Behand­lung von Wunden im Mund- und Rachen­raum verwendet werden. Diese Pflanze enthält auch Tannine, einen Wirk­stoff, dem verschie­dene medi­zi­ni­sche Wirkungen zuge­schrieben werden: Er wirkt adstrin­gie­rend, durch­fall­hem­mend, anti­bak­te­riell und antioxidativ.

Die Mango-Frucht (Mangi­fera sp.) kennen sicher­lich die meisten, obwohl die wilde Sorte in der Regel saurer ist als die, die wir verzehren. Mangos enthalten viel Vitamin C, das gut für den Aufbau von Anti­kör­pern und einem starken Immun­system ist. Orang-Utans essen die sauren Mangos im Wald sehr gerne, so dass Mango­bäume, die reife Früchte tragen, ein beliebter Treff­punkt der Wald­men­schen sind.

Mango
Mango

Wald-Ingwer (Etlin­gera sp.) steht auf dem Spei­se­plan von Orang-Utans sehr weit oben und kommt in Wäldern in ganz Indo­ne­sien vor. Im Kehje-Sewen-Wald gibt es ihn in Hülle und Fülle. Entde­cken unsere patrouil­lie­renden Beob­ach­tungs­teams zerklei­nerten Wald-Ingwer auf dem Boden, ist es für sie ein sicherer Hinweis für die Anwe­sen­heit von Orang-Utans. Diese Pflanze ist aller­dings nicht nur bei Orang-Utans beliebt, sondern wird auch von Wild­schweinen bevorzugt.

Wald-Ingwer
Wald-Ingwer

Orang-Utans lieben Obst. Ob Mangos, Bananen oder Melonen, für die Menschen­affen macht die tägliche Ration Obst einen wich­tigen Bestand­teil ihrer Ernäh­rung aus. Wie wäre es mit einem ausge­fal­lenen Weih­nachts­ge­schenk für Ihre Liebsten? Hier können Sie eine Wochen­ra­tion Obst schenken!