Die spezielle Lage der tropischen Insel Borneo sorgt für einen unvergleichlichen natürlichen Reichtum und eine Vielzahl biologischer Kuriositäten. Hier leben Orang-Utans und die kleinsten Bären der Welt, tödliche Pflanzen und Quallen, die Algen züchten.
In unseren Schutzgebieten im Regenwald Borneos gleicht kein Tag dem anderen. Selbst langjährige Mitarbeiter werden immer wieder überrascht, wie dieser Bericht unseres Post-Monitoring-Teams aus dem Bukit Batikap-Schutzwald zeigt.
An einem Dienstagnachmittag relaxte unser Team im Camp Totat Jalu und genoss die kühle Brise, die durch die Räume zog. Die Ruhe wurde jäh durch ein verdächtiges Knacken unweit des Camps unterbrochen. „Ada orangutan!“, rief eine der Mitarbeiterinnen. Das ist indonesisch für „Da ist ein Orang-Utan!“ Und tatsächlich bewegte sich ein rothaariger Menschenaffe durch die Bäume.
Solch eine Sichtung ist für unsere Teams das Signal zum schnellen Aufbruch, schließlich wollen wir bei BOS so viel wie möglich über das Leben unserer ausgewilderten Schützlinge wissen. Mithilfe von Peilsendern versuchte das Team herauszufinden, welcher Orang-Utan in der Nähe war. Die Verblüffung war groß, denn der Menschenaffe, den unsere Mitarbeiter zu Gesicht bekamen, war ihnen vollkommen unbekannt. Und er war nicht allein: Ihm folgte eine Mutter mit ihrem Kind!
Während das unbekannte Orang-Utan-Kind mit Riwut und dem ersten, unbekannten Orang-Utan spielte, entspann sich zwischen den zwei Müttern ein Streit. Auf Kuss-Schmatz-Geräusche, die abschreckend wirken sollen, folgte eine handfeste Rangelei zwischen den Damen, aus der Cindy zwar als Verliererin, aber ohne Verletzungen, hervorging.
Sie trollte sich mit ihrem Nachwuchs in die Tiefen des Waldes, während unser Team weiterhin versuchte, so viele Fotos wie möglich zu schießen. Schließlich galt es immer noch herauszufinden, wer das unbekannte Trio war. Als der Abend nahte, wurden die Positionen der Schlafnester notiert mit der Hoffnung, die Menschenaffen am nächsten Tag weiter beobachten zu können.
Nach starken Regenfällen am anderen Morgen ging es zurück in den Wald. Die drei Orang-Utans waren noch am selben Ort. Aber wer waren sie?
Fortsetzung folgt! Die Auflösung lesen Sie in unserem nächsten Bericht!
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Jeder Orang-Utan ist einzigartig, genau wie sein Schicksal. An dieser Stelle möchten wir Sie auf diejenigen unserer Schützlinge aufmerksam machen, die uns derzeit ganz besonders bewegen.
Orang-Utan des Monats Mai: Greta
Sie ist eine Kämpferin. Das war den Mitarbeitern des BOS-Rettungsteams sofort klar, als sie die kleine Greta Mitte Februar allein umher irrend in Zentralkalimantan aufgriffen. Völlig erschöpft und geschwächt machte das mutterlose Orang-Utan-Mädchen trotz seines schlechten Gesundheitszustands nicht den Eindruck aufgeben zu wollen. Im Gegenteil: Die Kleine wollte um jeden Preis leben. Kein Wunder daher, dass Menschen weltweit ihr bei einem Namenswettbewerb den Namen Greta (in Anlehnung an die schwedische Umweltaktivistin) gaben.
Heute ist Greta bereits seit über zwei Monaten im Rettungszentrum in Nyaru Menteng. Ein diagnostizierter früherer Armbruch macht ihr bei ihren ersten Kletter- und Hangelübungen nicht zu schaffen. Im Gegenteil: Sie kann sich dank der Lehrstunden bei ihren Babysittern schon richtig gut an Ästen festhalten. Und sie hat die Vorzüge frischer Blätter, Beeren und leckerer Babymilch entdeckt. Kleine Greta, mach weiter so!
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Wie wirkt sich der Klimawandel auf Pflanzen in Indonesiens Regenwäldern aus? Und was bedeutet das für die Orang-Utans? Die Weltnaturschutzunion, kurz IUCN, hat mit Unterstützung der Indianapolis Zoological Society im Kutai-Nationalpark (Ostkalimantan) geforscht.
Orang-Utans ernähren sich ganz überwiegend pflanzlich. Doch auch an ihrer Nahrungsgrundlage macht sich der Klimawandel bemerkbar. Vor allem junge Bäume werden in den voraussichtlich nächsten hundert Jahren erheblichen Klimaveränderungen ausgesetzt sein. Wenn wir heute aufforsten, müssen wir beachten, dass die Bäume dem zukünftig veränderten Klima standhalten können. Die Studie analysiert entsprechende Eigenschaften von rund 250 Pflanzenarten. Sie müssen Brände und Dürren überstehen sowie steigenden Temperaturen gegenüber resistent sein. Das besondere Augenmerk der Forscher galt Pflanzen, die für Orang-Utans als Nahrung oder als Lebensraum besonders wichtig sind.
Die besten Kandidaten finden
„Dürren, Brände und der allgemeine Temperaturanstieg sind die größten Bedrohungen für artenreiche Gebiete wie dem Kutai-Nationalpark“, warnt Alan Lee, Hauptautor der Studie, „Um den Wald und die Orang-Utans besser schützen zu können, sind klimaresistente Baumbestände besonders hilfreich und nötig.“
Als klimaresistent gelten hierbei Baumarten, welche wenig empfindlich auf Veränderungen reagieren bzw. entsprechend anpassungsfähig sind. Eine der Arten, die diese Bedingungen erfüllen, ist der Borassodendron. Dies ist eine unter anderem auf Borneo heimische Palmenart, deren Früchte und junge Blätter gerne von Orang-Utans verzehrt werden. Wahrscheinlich tragen Orang-Utans, wie auch bei anderen Pflanzen, zur Ausbreitung dieser Art bei.
Eine weitere wichtige Baumart ist der Ulin-Baum (Eusideroxylon zwageri). Beide Arten sollten laut der Forscher besonders in Pufferzonen gepflanzt werden.
Der ganze Planet braucht seine Wälder
Eine immerhin gute Nachricht für die Orang-Utans ist, dass mindestens sieben Pflanzenarten ihres Speiseplans wohl klimabeständig sind. Sie sollen neben Bäumen und Lianen wachsen, welche den Menschenaffen zum Klettern dienen. Wir Menschen sind direkt und indirekt die größte Bedrohung für Orang-Utans. Aber auch wir brauchen intakte Wälder, denn die Verschlechterung der aktuellen Situation hat weltklimatische Auswirkungen. Die Biodiversität des Regenwaldes wird durch Bevölkerungswachstum im Schutzgebiet, Jagd, Rodung, Feuer, Kohlebergbau und dem globalen Klimawandel stark gefährdet.
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Der sogenannte Long Call ist der weithin schallende, charakteristische Territorial-Ruf eines dominanten Orang-Utan-Männchens. Das sind die mit den dicken Backenwülsten. Männliche Orang-Utans können nämlich zwei Entwicklungsphasen durchlaufen: Zunächst werden sie ganz normal geschlechtsreif und unterscheiden sich äußerlich nur wenig von den Weibchen. Manche bleiben ihr ganzes restliches Leben in diesem Stadium, manche aber erfahren eine Art zweiten Schub.
Dann wachsen sie noch einmal ein gutes Stück und entwickeln die charakteristischen Backenwülste. Nur solche Männchen besitzen ein eigenes Revier mit eigenen Weibchen, und wehe, ein konkurrierendes Männchen sieht das anders.
Um die Verhältnisse aus seiner Sicht klarzustellen und seine Damen zu beeindrucken, lässt ein Orang-Utan-Mann eben den Long Call ertönen. Für die Frauen sind nur solche Männer richtige Kerle.
Manchmal bringen die Orang-Utan-Männchen mit ihrem Ruf auch Unmut gegenüber menschlicher Anwesenheit zum Ausdruck. Ertönt der Long Call, kann das für unser Post-Release-Monitoring-Team aus dem Süden des Kehje Sewen-Waldes nur eines heißen: Rafli, der König des Waldes, ist in der Nähe!
Rafli, der König des Waldes, ist zurück
Zuletzt konnte man Rafli im Sommer 2018 beobachten. Er ist für seine Größe und Dominanz bekannt. In Kehje-Sewen lebt Rafli seit Oktober 2016. Das damals 24 Jährige Männchen wog 75 Kilogramm und hatte bereits ausgeprägte Backenwülste. Niemand käme auf die Idee, sich mit ihm anzulegen. Wenn Rafli kommt, ziehen sich andere Männchen lieber zurück, bevor sie einen ungleichen Kampf provozieren.
Vor einigen Tagen ertönte während einer Mittagspause im Camp ein vertrauter Long Call. „Er ist zurück!“, vermutete ein Teammitglied. Nachdem die Gruppe so schnell wie möglich alles Nötige zusammengepackt hatte, versuchte sie herauszufinden, aus welcher Richtung der Ruf kam. Rund 500 Meter weiter bestätigte sich, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lagen. Rafli saß hinter einigen Büschen auf dem Boden und aß saftige Triebe. In dem Bewusstsein, dass Rafli ein aufmerksamer Beobachter ist, bewegte sich unser Team von nun an stets vorsichtig und leise. Sie folgten Rafli und machten sich Notizen. Er saß stundenlang in den Baumkronen und aß Früchte, Lianen und Blätter.
Der große Orang-Utan-Mann machte einen gesunden Eindruck und verschwand am Nachmittag wieder in den Weiten von Kehje Sewen.
Rafli ist ein echter wilder Orang-Utan geworden, der sich in seinem neuen Zuhause wunderbar eingelebt hat. Er ist nicht nur ein guter Futtersammler, sondern kann auch wirksam sein Territorium verteidigen. Bei den Orang-Utan-Frauen steht er hoch im Kurs. Rafli ist sozusagen der König von Kehje Sewen!
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