Die lang­erwar­tete Natur­schutz­kon­fe­renz hat (fast) geliefert

Die lang­erwar­tete Natur­schutz­kon­fe­renz hat (fast) geliefert

Mit zwei Jahren Verspä­tung fand sie nun doch endlich statt – die 15. Welt­na­tur­kon­fe­renz. Vom 7. bis 19. Dezember 2022 fanden die Verhand­lungen im kana­di­schen Mont­real statt. Nach schwie­rigen Bera­tungen wurde ein – laut einiger Beob­achter – histo­ri­sches Abkommen zum Thema Arten­schutz beschlossen. Auch wenn dieses Lücken aufweist und – wie immer bei solchen Abkommen – legal nicht bindend ist, macht es doch Hoff­nung, dass endlich etwas beim Thema Arten­schutz passieren wird. Denn die letzten Jahre waren kata­stro­phal – die Ozeane sind mit Plastik über­flutet, wich­tige Schirm­spe­zies wie Orang-Utans, Nashörner oder Elefanten sind akut vom Aussterben bedroht, genauso wie mindes­tens zehn Prozent aller Insekten, und der Verlust der Lebens­räume hört nicht auf. Mit anderen Worten: So geht es nicht weiter! Dazu kommt: Arten­schutz und Klima­schutz gehen Hand in Hand.


22 Ziele wurden konkret beschlossen


Die wich­tigsten davon lauten:
• Die Haupt­ent­schei­dung: Bis 2030 sollen 30 Prozent der Land‑, Süßwasser- und Meeres­öko­sys­teme unter Schutz gestellt werden. Dabei sollen die lokalen Gemeinden und indi­genen Bevöl­ke­rungen viel stärker berück­sich­tigt werden.
• Die Risiken durch Pesti­zide sollen in der Land­wirt­schaft bis 2030 mindes­tens halbiert werden.
• 30 Prozent der degra­dierten Ökosys­teme (Land und Meer) welt­weit sollen bis 2030 wieder­her­ge­stellt werden.
• 500 Milli­arden US-Dollar an umwelt­schäd­li­chen Subven­tionen etwa für die Land­wirt­schaft sollen natur­ver­träg­lich umge­lenkt werden.
Alle diese Beschlüsse sind leider nicht legal bindend. Doch wird das Abkommen umge­setzt, kann wohl ein Groß­teil der heute vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflan­zen­arten gerettet werden.


Arten­schutz ist Klimaschutz

zerstörter Torfmoor


Doch die beschlos­senen Ziele sind nicht nur für den Arten­schutz, sondern auch für den Klima­schutz wichtig. Lebens­räume wie Torf­moor­ge­biete sind zentrale Spei­cher für CO2. Deswegen ist ihr Schutz und ihre Rena­tu­rie­rung von zentraler Bedeu­tung.
Die avisierten Ziele bestä­tigen uns in unserer tägli­chen Arbeit und vor allem in einem unserer Haupt­pro­jekte: Der Rena­tu­rie­rung und der Schutz von Mawas, ein zu einem Drittel zerstörtes Torf­moor­re­gen­wald­ge­biet, das, solange es nicht wieder vernässt ist, täglich CO2 in die Atmo­sphäre abgibt. Die Wieder­vernäs­sung und Rena­tu­rie­rung von Mawas ist eine kost­spie­lige Ange­le­gen­heit, gleich­zeitig aber der einzig zukunfts­träch­tige Weg für den Arten- und Klimaschutz.

Und wieder geht es um Geld


Bei den Natur­schutz­kon­fe­renz ging es natür­lich auch intensiv um das Thema Direkt­zah­lungen von Indus­trie­län­dern an Entwick­lungs­länder, um die wirt­schaft­li­chen Verluste, die beim Schutz größerer Natur­ge­biete auftreten, zu kompen­sieren. Im Raum stand eine Forde­rung von 100 Milli­arden US-Dollar. Diese Forde­rung war sehr umstritten. Der gefun­dene Kompro­miss sieht nun vor, die Hilfen bis 2025 auf mindes­tens 20 Milli­arden US-Dollar pro Jahr anzu­heben und bis 2030 auf mindes­tens 30 Milli­arden US-Dollar pro Jahr anwachsen zu lassen. Am Ende waren vor allem die afri­ka­ni­schen Staaten sehr unzu­frieden mit dem Ergebnis, denn die Fonds fließen, so wie sie jetzt defi­niert sind, primär in andere Empfän­ger­länder. Aber am Ende wurde die Abstim­mung schnell von der chine­si­schen Präsi­dent­schaft durch­ge­wunken und damit steht die Entschei­dung nun fest.
Wir von BOS Deutsch­land e.V. hoffen, dass dieses Abkommen kein Papier­tiger bleiben wird und in konkrete Taten umge­wan­delt wird. Denn gerade das Über­leben der Orang-Utans hängt sehr eng vom Haupt­ziel dieses Abkom­mens ab: Den Schutz von 30 Prozent der Landökosysteme.

Lange nicht gesehen: Unser Team trifft Lesan und Ayu!

Lange nicht gesehen: Unser Team trifft Lesan und Ayu!

Das Aufspüren ausge­wil­derter Orang-Utans für die Verhal­tens­be­ob­ach­tung ist harte Arbeit – und oft hat es einfach mit Glück zu tun. Umso mehr freuen wir uns über jedes Wieder­sehen. So wie jetzt mit Lesan und ihrer Tochter Ayu.

Im Jahr 2012 haben wir die damals neun­jäh­rige Lesan im Kehje Sew en ausge­wil­dert. Sie war im Alter von drei Jahren in unsere Rettungs­sta­tion gekommen und entwi­ckelte sich schnell zu einer starken und sehr unab­hän­gigen jungen Orang-Utan-Dame. Nach nur sechs Jahren Reha­bi­li­ta­tion war sie daher bereit für die Auswil­de­rung. Lesan bekam ihre zweite Chance auf ein Leben in Frei­heit, für das sie einst geboren wurde.

Ein großer Moment – der an Glücks­ge­fühlen sogar noch über­troffen wurde, als unser Moni­to­ring-Team sie vier Jahre später mit einem Baby sich­tete. Ayu, so nannten wir sie, war das zweite wild gebo­rene Baby eines ausge­wil­derten Orang-Utans aus unserem Rettungszentrum.

Doch dann tauchten Mutter und Tochter ab in die Tiefen des Regen­waldes und wurde von unserem Team lange Zeit nicht mehr gesehen. Natür­lich entspricht das völlig normalem Orang-Utan-Verhalten und es zeigt uns, dass der Kehje Sewen Wald offenbar ein guter Lebens­raum für unsere ausge­wil­derten Schütz­linge ist

Der Kehje Sewen Wald in Ost-Kali­mantan bietet geschützten Lebens­raum für Orang-Utans

Trotzdem wüssten wir es manchmal gerne genauer, wie es den Orang-Utans geht, denn diese Daten sind wichtig für unsere Arbeit. Aus den Beob­ach­tungen unserer Post Release Moni­to­ring Teams lernen wir ganz viel für unsere künf­tige Arbeit. Und natür­lich liegt uns – und unseren Unter­stüt­zern und Unter­stüt­ze­rinnen! — das Wohl unserer Schütz­linge auch nach der Auswil­de­rung am Herzen.

Heute haben wir deshalb phan­tas­ti­sche Nach­richten: Unser Moni­to­ring-Team ist Lesan und Töch­ter­chen Ayu im September auf einer Patrouille begegnet und konnte die beiden eine ganze Weile beobachten.

Zum Zeit­punkt der Bege­gung befand sich unser Team im Camp Lesik im nörd­li­chen Teil des Kehje Sewen Waldes in Ost-Kali­mantan. Es war ein regne­ri­scher Tag. Plötz­lich war das laute Geräusch knackender Äste und Blät­ter­ra­scheln zu hören. Typisch für Orang-Utan-Bewe­gungen in der Baumkrone.

Lesan und Ayu lassen sich ausgiebig von unserem Team beobachten

Unser Team spähte also ringsum in die Bäume und entdeckte dort nicht nur einen Orang-Utan, sondern zwei: Mama und Kind. Schnell erkannten sie, dass es sich um Lesan handelte und ihre Beglei­terin Ayu sein musste, die inzwi­schen rund fünf Jahre alt ist.

Orang-Utan Mutter LEsan mit ihrem Baby Ayu im Regen
Orang-Utan Mutter Lesan mit ihrem Kind Ayu im Regen

Leider war es bereits spät am Tag und regnete, so dass es bald zu dunkel wurde, um die beiden weiter zu beob­achten. Unser Team war aufgrund seiner Erfah­rung jedoch zuver­sicht­lich, dass die beiden sich nicht weit entfernt ihr Schlaf­nest bauen würden. Und tatsäch­lich, Lesan und Ayu legten sich nahe des Camps schlafen.

Im ersten Morgen­grauen stand unser Moni­to­ring-Team am nächsten Tag auf und war recht­zeitig zur Stelle, als Mama und Kind aus ihrem Schlaf­nest klet­terten und sich auf die Suche nach Früh­stück machten. Fast rech­neten sie damit, dass Lesan versu­chen würde, Futter aus dem Camp zu stehlen, so wie sie es in der Vergan­gen­heit schon getan hatte. Aber nichts derglei­chen passierte – vermut­lich weil der Wald zu diesem Zeit­punkt voll war mit reifen Früchten.

Orang-Utan Baby Ayu isst Obst
Ayu beim Frühstücken

Die Glücks­strähne unseres Teams hielt an: Lesan und Ayu ließen sich an diesem Tag richtig lange beob­achten, während sie munter in den Baum­kronen rings um das Lager Futter suchten und aßen. Lesan ließ Ayu gele­gent­lich selb­ständig auf Erkun­dungs­tour gehen und wir konnten die Kleine dabei beob­achten, wie sie geschickt durch die Bäume hangelte, mit ihrer Mama spielte und sogar ihr eigenes Schlaf­nest baute.

Kern­ge­sunde Orang-Utan-Mama mit Kind in Frei­heit: eine tolle Bestä­ti­gung unserer Arbeit

Ayu wirkte auf unser Team wie ein kern­ge­sundes und recht unab­hän­giges Orang-Utan-Kind, das schon viele Dinge für das Leben im Regen­wald von ihrer Mama gelernt hat. Auch Lesan machte einen sehr guten Eindruck, wirkte gesund und zufrieden. Eine wunder­bare Bestä­ti­gung unserer lang­jäh­rigen Arbeit im Rettungs­zen­trum für die Rehabilitation.

Orang-Utan-Baby Ayu beobachtet von einem Baum
Ayu beob­achtet unser Team

Nach einigen Stunden zogen die beiden dann weiter, tiefer in den Regen­wald hinein, beinahe so als wollten sie uns sagen: „Jetzt habt ihr erfahren, was ihr wissen wolltet, jetzt möchten wir wieder unter uns bleiben.“

Danke Lesan und Ayu, dass ihr uns „Hallo“ gesagt habt. Wir wünschen euch weiterhin ein schönes, freies Leben im Kehje Sewen Wald. Bis zum nächsten Mal!

Retten Sie mit uns die letzten Orang-Utans Borneos. Mit Ihrer wert­vollen Unter­stüt­zung sichern Sie das Über­leben dieser einzig­ar­tigen Tiere.

Zukunfts­pro­jekt Aufforstung

Zukunfts­pro­jekt Aufforstung

Zum Orang-Utan-Schutz gehört untrennbar der Schutz ihres Lebens­raumes, also der Regen­wälder auf Borneo. Neben unserem eigenen Auffors­tungs­pro­jekt in Mawas unter­stützen wir daher auch den Rhino and Forest Fund (RFF) in Sabah, dem malay­si­schen Teil der Insel. Und können hier im Jahres­rück­blick 2022 von erfreu­li­chen Fort­schritten berichten.

Während wir in Mawas komplett zerstörte, große Flächen Torf­moor­re­gen­wald rena­tu­rieren und aufforsten, verfolgt der RFF im Nord­westen Borneos ein anderes Ziel: Dort gibt es einige Gebiete nahezu unbe­rührten Regen­waldes, in denen eine beacht­liche Wild­tier­po­pu­la­tion lebt, darunter neben Orang-Utans auch Bantengs und Zwerg­ele­fanten, welche eben­falls akut vom Aussterben bedroht sind. Diese Biotope sind jedoch umgeben von Flächen, die abge­holzt und in Plan­tagen umge­wan­delt wurden und segmen­tiert sind durch Straßen und Sied­lungen. Für die Tiere, die in den Regen­wald­ge­bieten leben, ist nur unter Lebens­ge­fahr, wenn über­haupt, möglich, von einem Gebiet in ein anderes zu wechseln.

Der RFF verfolgt daher das Ziel, die einzelnen Regen­wald­ge­biete – das große Tabin Wild­life Reserve und klei­nere wie Bukit Piton, Sila­bukan, Kulamba, Kina­ba­tangan und Sepilok – durch Schutz­kor­ri­dore mitein­ander zu verbinden. Wenn dies gelingt, könnten sich die Wild­tiere über ein enormes, weit­läu­figes Gebiet im ganzen Nord­westen Borneos frei und geschützt bewegen. Dadurch käme es zum Austausch der aktuell isoliert lebenden Popu­la­tionen – ein wich­tiger Schritt, um Borneos Biodi­ver­sität zu schützen.

Seit 2011 konnte der Rhino and Forest Fund in Sabah bereits 2.300 Hektar Korri­dor­ge­biete sichern

Karte mit Projekte von RFF in Sabah
Karte mit allen Projekten von RFF

Bemer­kens­wert ist die inno­va­tive Auffors­tungs-Methode, mit der der RFF sein Ziel zu errei­chen sucht: Die Orga­ni­sa­tion erwirbt Ölpal­men­plan­tagen, die auf dem geplanten Korridor liegen, und nutzt die dort noch befind­li­chen Palmen zuerst als Schat­ten­schirme für die kleinen und empfind­li­chen Setz­linge. Um etwa jede vierte Palme wird dabei ein Ring aus fünf Setz­lingen gepflanzt. Erst wenn diese nach zwei bis drei Jahren groß und stark genug geworden sind, werden die Ölpalmen in ihrer Mitte entfernt.

Aus ehema­ligen Ölpal­men­plan­tagen wird Regenwald

Für die Auffors­tung hat der RFF im Jahr 2020 eine Baum­schule im Schutz­ge­biet gegründet, in der Menschen aus den benach­barten Dörfern beschäf­tigt sind. Diese sammeln Samen und Wild­linge im angren­zenden Wald und ziehen daraus Setz­linge. Über 50 verschie­dene Arten wachsen auf diese Weise in den Baum­schulen heran, die auf den Auffors­tungs­flä­chen ausge­pflanzt werden und sich dort über die Jahre und Jahr­zehnte zu einem resi­li­enten und viel­fäl­tigen Regen­wald verwachsen.

Baumschule mit Setzlingen in Sabah
Setz­linge in Vorbe­rei­tung für die Aufforstung

Ein Jahres­rück­blick auf die Akti­vi­täten des Rhino Forest Fund

Im Juni 2021 wurde mit der Auffors­tung im Sila­bukan Schutz­ge­biet begonnen. Durch das Projekt ist es seitdem gelungen, ille­gale Baum­fäl­lungen in diesem Gebiet zu stoppen. Auch ein Wilderer Camp wurde entdeckt und konnte still­ge­legt werden. Der Schutz­wald wurde seit Beginn der Akti­vität um ein ganzes Stück erwei­tert: 63 Hektar Land konnten mit Hilfe von BOS Deutsch­land e.V. mit rund 12.000 Setz­lingen aufge­forstet werden. Poten­ziell könnte auch da einen Wild­tier­kor­ridor zum Tabin Natur­schutz­ge­biet entstehen.

Lebens­wich­tiger Korridor für die Orang-Utan-Popu­la­tion in Bukit Piton

In Bukit Piton leben auf einem isolierten Gebiet von rund 11.000 Hektar etwa 400 Orang-Utans. Das entspricht bereits jetzt der vier­fa­chen natür­li­chen Dichte einer normalen Orang-Utan-Popu­la­tion im Regen­wald – und die Popu­la­tion scheint nach aktu­ellen Beob­ach­tungen weiter zu wachsen. Eigent­lich ein Grund zum Jubeln! Doch die Primaten benö­tigen drin­gend mehr Lebens­raum, sonst besteht die Gefahr, dass Tiere verhun­gern oder es zu Konflikten mit den umlie­genden Gemeinden und auf benach­barten Plan­tagen kommt, weil die Orang-Utans dort auf Nahrungs­suche gehen.

Seit November 2021 enga­giert sich BOS daher stark in Bukit Piton und unter­stützt die Auffors­tungs­ak­ti­vi­täten des RFF. Mit einem Korridor, der Bukit Piton mit dem großen Tabin Wild­life Reserve vernetzt, würde der Lebens­raum erheb­lich vergrö­ßert und der Bevöl­ke­rungs­druck aus dem bislang isolierten Gebiet genommen. Derzeit gibt es inner­halb des Reser­vats noch immer etliche Plan­tagen, was zu Störungen der Wild­tiere durch perma­nenten Verkehr und Umwelt­ver­schmut­zung führt und Konflikte mit Wild­tieren und Wilderei zur Folge hat.

Am Tabin River entsteht eine Wildtier-Oase

Im Juni 2022 hat der Rhino and Forest Fund begonnen, am Tabin River einen See anzu­legen, um dieses Gebiet noch attrak­tiver für Wild­tiere zu machen. Auf einer Fläche von rund 20 Hektar sollen so Wild­tier-Oasen für Elefanten, Bantengs und Wasser­vögel entstehen.

Teich im Tabin Schutzgebiet

Bis 2023 soll in diesem Gebiet außerdem eine weitere Fläche von 1000 Hektar befreit werden, das heißt: ehema­lige Plan­tagen werden aufge­forstet und in geschützte Gebiete für Orang-Utans und andere Wild­tiere umgewandelt.

Eben­falls 2023 soll die Halb­insel am Segama gekauft werden, die Finan­zie­rung dafür steht bereits. Die Halb­insel stellt ein weiteres, wich­tiges Puzzle­stück für den geplanten Wild­tier-Korridor dar. Aktuell ist diese Region ein Nadelöhr für die Tiere: Es gibt nur zwei geschützte und sehr enge Verbin­dungs­stücke von gerade Mal 200 Metern Breite, die sich zudem auf teils sump­figem Terrain befinden. Auch auf der Halb­insel leben Orang-Utans, das RFF-Team hat dort unter anderem Fraß­spuren an Palmen entdeckt.

Segama Halbinsel in Sabah, Luiftaufnahme
Luft­auf­nahme von Segama Halbinsel

Es sind dicke Bretter, die der Rhino and Forest Fund bohrt, um sein visio­näres Ziel zu errei­chen. Und wir sind stolz darauf, wie viel schon jetzt in einer Taktik der vielen kleinen Schritte erreicht werden konnte – unter anderem mit der Unter­stüt­zung von BOS Deutschland.

Wir wandeln Plan­tagen wieder in Regen­wald um!

Die Heimat des Orang-Utans stirbt und mit ihm auch diese einzig­ar­tigen Tiere. Täglich werden riesige Flächen an Regen­wald für den Anbau von Ölpalmen zerstört. In Sabah auf Borneo setzen wir nun einen Gegen­trend. Wir kaufen Palm­öl­plan­tagen auf und wandeln diese wieder in atmenden Regen­wald um. Helfen Sie mit!

2022 = 500-Mal Freiheit

2022 = 500-Mal Freiheit

Wir blicken zurück auf ein Jahr, das uns trotz aller welt­weiten Krisen vor allem als das Jahr in Erin­ne­rung bleiben wird, in dem wir einen echten Meilen­stein errei­chen konnten: Wir haben dem 500. von uns reha­bi­li­tierten Orang-Utan die Frei­heit geschenkt.
Nach Dius, Sebangau, Jazzboy und Itang, die wir im Mai 2022 im Natio­nal­park Bukit Baka Bukit Raya ausge­wil­dert haben, leben seit November 2022 auch Lima, Gonzales und – die Nummer 500 – Ben wild und frei im Regenwald.

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Mehr Infor­ma­tionen
So sehr wir uns über das Errei­chen dieses Meilen­steins freuen, wissen wir doch auch, dass damit unsere Arbeit noch lange nicht zu Ende ist. Nicht nur, weil noch immer 408 Orang-Utans in unseren Rettungs­zen­tren von uns betreut werden müssen. Noch immer müssen wir verwaiste und heimatlos gewor­dene Orang-Utans retten.

16 Rettungen im letzten Jahr

2022 waren es 16 Wald­men­schen, die unsere drin­gende Hilfe benö­tigten – das ist die höchste Anzahl von Orang-Utan-Rettungen seit Beginn der Corona-Pandemie.

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Mehr Infor­ma­tionen

Darunter zum Beispiel die zwei­jäh­rige Baimah, die 18 Monate lang von einem Ehepaar als Haus­tier gehalten worden war: In Baby­klei­dung gesteckt und aufgrund einer Ernäh­rung mit gezu­ckerter Erdbeer­milch völlig über­ge­wichtig, haben wir sie übernommen.

Geretteter Orang-Utan Baimah
Orang-Utan Baimah in Quaran­täne im BOS Foun­da­tion Rettungszentrum

Oder die zwei­ein­halb­jäh­rige Temon, die über mehrere Wochen in einem Dorf gefangen gehalten worden ist. Sie muss so Schlimmes erlebt haben, dass sie sich zu Beginn kaum von einem Menschen anfassen lassen wollte, ohne sich mit Bissen zu wehren.

27 wilde Babys

Unsere größte Heraus­for­de­rung für die Zukunft bleibt es, weitere sichere und geeig­nete Auswil­de­rungs­wälder für unsere Schütz­linge zu finden. Denn in unseren drei Auswil­de­rungs­wäl­dern wird es langsam eng. Immerhin leben hier nicht nur die 500 von uns ausge­wil­derten Orang-Utans. Zu unserer größten Freude haben unsere “Neuen Wilden” auch schon für einigen Nach­wuchs gesorgt. 27 wild gebo­rene Babys haben wir bisher entde­cken können. Tatsäch­lich können wir bei der zurück­ge­zo­genen Lebens­weise der Orang-Utans nicht sicher sein, ob es nicht viel­leicht schon ein paar mehr sind…

Orang-Utan Mutter mit Baby
Ausge­wil­derter Orang-Utan Ajeng mit wild­ge­bo­renem Baby

2022 konnten wir in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen unter anderem Ajeng und Bungan, die beide 2015 ausge­wil­dert wurden, mit ihrem ersten Nach­wuchs entdecken.

Zukunfts­pro­jekt Aufforstung

Umso wich­tiger ist darum unser Auffors­tungs­pro­jekt Mawas. Doch bis wir in unseren jetzigen Auffors­tungs­ge­bieten auch Orang-Utans eine neue Heimat schenken können, ist es noch ein weiter Weg. Doch wir gehen ihn Schritt für Schritt und lassen uns auch durch Rück­schläge, wie die im zurück­lie­genden Jahr vermehrt aufge­tre­tenen Fälle von ille­galem Holz­ein­schlag im Regen­wald von Mawas, nicht den Mut nehmen. Im Gegen­teil. Neben unseren Auffors­tungs- und Rena­tu­rie­rungs­ar­beiten im Torf­moor, haben wir auch unsere Patrouillen auf 255 erhöht, um den ille­galen Akti­vi­täten einen Riegel vorzu­schieben.
Etwas schneller kommen wir in unserem Projekt in Sabah (Malaysia) gemeinsam mit dem Rhino and Forest Fund (RFF) voran. Denn hier müssen wir nicht große zerstörte Flächen rena­tu­rieren und aufforsten, sondern können durch klei­nere Flächen große Gebiete mitein­ander vernetzen und so enormen Nutzen für die Wild­tier­po­pu­la­tionen errei­chen. Seit Ende 2021 arbeiten wir hier vor allem in Bukit Piton. Hier leben auf einem isolierten Gebiet von 11.000 Hektar etwa 400 Orang-Utans – viermal so viele Tiere, wie auf dieser Fläche eigent­lich natür­lich wären. Wird den Tieren nicht geholfen, droht bald der Kollaps. So unter­stützen wir den RFF bei der Errich­tung eines Korri­dors zu angren­zenden Schutz­ge­bieten.
Außerdem wurde der Kauf einer Ölpal­men­plan­tage am Segama Fluss finan­ziert. Auch hier gibt es wild­le­bende Orang-Utans.

High­lights in Deutschland

YouTopia 2022 Werbebild mit allen Influencern
Youtopia Crea­tors für die Orang-Utans

Eines unserer High­lights hier in Deutsch­land war im Herbst 2022 die Teil­nahme am Online-Spen­den­event Youtopia, bei dem reich­wei­ten­starke Influen­ce­rinnen und Influencer über 150.000 Euro Spenden für BOS und die Orang-Utans sammeln konnten.


Vielen Dank, dass Sie uns und den Orang-Utans auch in diesen schwie­rigen Zeiten die Treue halten. Nur durch Ihre verläss­liche Unter­stüt­zung ist unsere Arbeit möglich.
Mit dem gesamten BOS-Team in Deutsch­land und auf Borneo wünschen wir Ihnen eine glück­liche und fried­volle Advents­zeit, frohe Weih­nachten und ein gesundes neues Jahr 2023!

Ein gesundes Lunch-Date im Dschungel

Ein gesundes Lunch-Date im Dschungel

Nur Versuch macht klug, dachte sich unser Moni­to­ring-Team, als es kürz­lich die beiden Orang-Utans China und Ibut beim gemein­samen Essen entdeckte – und, neugierig geworden, selbst ein paar Regen­wald-Feigen probierte.

Wer unsere Arbeit schon länger verfolgt, kennt bereits unsere Moni­to­ring-Teams und ihre Aufgaben: Als Wald­läufer durch­streifen sie den Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park, um „unsere“ ausge­wil­derten Orang-Utans weiterhin zu beob­achten. Wie geht es ihnen? Wie entwi­ckeln sie sich in Frei­heit? Was können wir daraus für unsere künf­tige Arbeit im Rettungs­zen­trum lernen?

Obwohl Orang-Utans mit ihrem charak­te­ris­ti­schen oran­ge­roten Haar­kleid recht auffällig sind, ist es nicht ganz einfach, sie im weit­läu­figen Regen­wald aufzu­spüren. Zumal sich die Tiere sehr viel schneller durch die Baum­kronen bewegen als wir zu Fuß durch das dichte Unter­holz des tropi­schen Waldes. Die beste Gele­gen­heit bietet sich, wenn die Tiere längere Zeit an einem Ort bleiben – entweder am frühen Morgen, wenn sie aus ihren Schlaf­nes­tern klet­tern, oder wenn sie einen beson­deren Lecker­bissen entdeckt haben und sich satt futtern.

Ibut im Regenwald

An diesem Tag, von dem wir euch erzählen möchten, hat unser Team Camp Lewun Kahio (was in der lokalen Sprache „Orang-Utan-Heim” bedeutet) früh am Morgen verlassen und war bereits einige Stunden durch den Wald gewan­dert. Bislang ohne oran­ge­rotes Haar zu sichten.

Plötz­lich entdeckten sie am Ufer des Sebindang Flusses zwei Orang-Utans, die gerade genüss­lich einen Baum voller Früchte abern­teten und sich rote, offenbar saftige Kugeln in die Mäuler steckten.

Am Fluss­ufer entdeckt das Team zwei ausge­wil­derten Orang-Utans

Der Sebindang ist ein Neben­fluss des Bemban-Flusses, welcher eine wich­tige Lebens­ader in dieser Region darstellt und von unseren Teams auch mit kleinen moto­ri­sierten Booten als Wasser­straße genutzt wird, um sich schneller im Wald fort­zu­be­wegen. Seine Fluss­ufer sind typi­sche Stand­orte für einen Baum namens Ficus race­mosa. Die soge­nannte Fluss­feige, auch Rote Trau­ben­feige genannt, trägt büschel­weise Blüten, die erst gras­grün, später knallrot sind und über­großen Wein­trauben an Rebstö­cken ähneln.

Diese Früchte schienen den Orang-Utans bestens zu schme­cken und so blieb unserem Team genü­gend Zeit, die beiden als Ibut und China zu iden­ti­fi­zieren und eine ganze Weile zu beobachten.

Ibut ist ein Männ­chen, das wir im Oktober 2016 ausge­wil­dert hatten, und China ein Weib­chen, das seit Juli 2018 im Bukit Baka Bukit Raya Natio­nal­park in die Frei­heit entlassen wurde. Beide schienen in guter körper­li­cher Verfas­sung zu sein – und sie hatten eindeutig einen gesunden Appetit!

Ibut und China blieben bis zur Dämme­rung und bauten sich dann an Ort und Stelle ihre nächt­li­chen Nester, um sich schlafen zu legen. Offen­sicht­lich wollten sie die entdeckte Futter­quelle nicht so schnell aufgeben. Ficus ist für Orang-Utans eine Alles­könner-Pflanze, denn neben den Früchten sind auch Blätter und Rinden zum Verzehr geeignet.

Ficus-Feigen: nur für Orang-Utans lecker, und außerdem gesund

Ficus Racemosa
Ficus Race­mosa Früchte

Inspi­riert von den beiden Orang-Utans und nach einem langen Tag im Wald selbst hungrig, beschloss unser Wald­läufer-Team, ein kleines Expe­ri­ment zu wagen: Sie pflückten selbst ein paar Ficus-Früchte und probierten sie. Ihr Kommentar: „Schmeckt eher lang­weilig.“ In manchen anderen Ländern der Welt werden Ficus-Feigen als natür­liche Medizin genutzt, denn man sagt ihnen nach, dass sie gegen Durch­fall und bei der Wund­hei­lung helfen. Aller­dings werden die Früchte übli­cher­weise vor dem Verzehr mit Gewürzen einge­legt. Für Orang-Utans hingegen scheint die Ficus-Feige frisch vom Baum ein echter Lecker­bissen zu sein. 

An diesem Tag hat unser Team die beiden Orang-Utans das vorerst letzte Mal zusammen beob­achtet. China ist bislang noch gar nicht wieder auf unseren Patrouillen gesichtet worden. Aber Ibut entdeckte unser Team einige Monate später erneut, diesmal in Gesell­schaft von Orang-Utan-Dame Paduran, welche im Jahr 2020 ausge­wil­dert wurde.

Nun drücken wir fest die Daumen, dass Ibut China oder Paduran zur Mama gemacht hat – oder sogar beide. Unsere Moni­to­ring-Teams halten die Augen offen und haben Ficus-Bäume als Lieb­lings­orte der Orang-Utans in ihre festen Patrouil­len­runden aufgenommen.

Retten Sie mit uns die letzten Orang-Utans Borneos. Mit Ihrer wert­vollen Unter­stüt­zung sichern Sie das Über­leben dieser einzig­ar­tigen Tiere.