Mit zwei Jahren Verspätung fand sie nun doch endlich statt – die 15. Weltnaturkonferenz. Vom 7. bis 19. Dezember 2022 fanden die Verhandlungen im kanadischen Montreal statt. Nach schwierigen Beratungen wurde ein – laut einiger Beobachter – historisches Abkommen zum Thema Artenschutz beschlossen. Auch wenn dieses Lücken aufweist und – wie immer bei solchen Abkommen – legal nicht bindend ist, macht es doch Hoffnung, dass endlich etwas beim Thema Artenschutz passieren wird. Denn die letzten Jahre waren katastrophal – die Ozeane sind mit Plastik überflutet, wichtige Schirmspezies wie Orang-Utans, Nashörner oder Elefanten sind akut vom Aussterben bedroht, genauso wie mindestens zehn Prozent aller Insekten, und der Verlust der Lebensräume hört nicht auf. Mit anderen Worten: So geht es nicht weiter! Dazu kommt: Artenschutz und Klimaschutz gehen Hand in Hand.
22 Ziele wurden konkret beschlossen
Die wichtigsten davon lauten: • Die Hauptentscheidung: Bis 2030 sollen 30 Prozent der Land‑, Süßwasser- und Meeresökosysteme unter Schutz gestellt werden. Dabei sollen die lokalen Gemeinden und indigenen Bevölkerungen viel stärker berücksichtigt werden. • Die Risiken durch Pestizide sollen in der Landwirtschaft bis 2030 mindestens halbiert werden. • 30 Prozent der degradierten Ökosysteme (Land und Meer) weltweit sollen bis 2030 wiederhergestellt werden. • 500 Milliarden US-Dollar an umweltschädlichen Subventionen etwa für die Landwirtschaft sollen naturverträglich umgelenkt werden. Alle diese Beschlüsse sind leider nicht legal bindend. Doch wird das Abkommen umgesetzt, kann wohl ein Großteil der heute vom Aussterben bedrohten Tier- und Pflanzenarten gerettet werden.
Artenschutz ist Klimaschutz
Doch die beschlossenen Ziele sind nicht nur für den Artenschutz, sondern auch für den Klimaschutz wichtig. Lebensräume wie Torfmoorgebiete sind zentrale Speicher für CO2. Deswegen ist ihr Schutz und ihre Renaturierung von zentraler Bedeutung. Die avisierten Ziele bestätigen uns in unserer täglichen Arbeit und vor allem in einem unserer Hauptprojekte: Der Renaturierung und der Schutz von Mawas, ein zu einem Drittel zerstörtes Torfmoorregenwaldgebiet, das, solange es nicht wieder vernässt ist, täglich CO2 in die Atmosphäre abgibt. Die Wiedervernässung und Renaturierung von Mawas ist eine kostspielige Angelegenheit, gleichzeitig aber der einzig zukunftsträchtige Weg für den Arten- und Klimaschutz.
Und wieder geht es um Geld
Bei den Naturschutzkonferenz ging es natürlich auch intensiv um das Thema Direktzahlungen von Industrieländern an Entwicklungsländer, um die wirtschaftlichen Verluste, die beim Schutz größerer Naturgebiete auftreten, zu kompensieren. Im Raum stand eine Forderung von 100 Milliarden US-Dollar. Diese Forderung war sehr umstritten. Der gefundene Kompromiss sieht nun vor, die Hilfen bis 2025 auf mindestens 20 Milliarden US-Dollar pro Jahr anzuheben und bis 2030 auf mindestens 30 Milliarden US-Dollar pro Jahr anwachsen zu lassen. Am Ende waren vor allem die afrikanischen Staaten sehr unzufrieden mit dem Ergebnis, denn die Fonds fließen, so wie sie jetzt definiert sind, primär in andere Empfängerländer. Aber am Ende wurde die Abstimmung schnell von der chinesischen Präsidentschaft durchgewunken und damit steht die Entscheidung nun fest. Wir von BOS Deutschland e.V. hoffen, dass dieses Abkommen kein Papiertiger bleiben wird und in konkrete Taten umgewandelt wird. Denn gerade das Überleben der Orang-Utans hängt sehr eng vom Hauptziel dieses Abkommens ab: Den Schutz von 30 Prozent der Landökosysteme.
Das Aufspüren ausgewilderter Orang-Utans für die Verhaltensbeobachtung ist harte Arbeit – und oft hat es einfach mit Glück zu tun. Umso mehr freuen wir uns über jedes Wiedersehen. So wie jetzt mit Lesan und ihrer Tochter Ayu.
Im Jahr 2012 haben wir die damals neunjährige Lesan im Kehje Sew en ausgewildert. Sie war im Alter von drei Jahren in unsere Rettungsstation gekommen und entwickelte sich schnell zu einer starken und sehr unabhängigen jungen Orang-Utan-Dame. Nach nur sechs Jahren Rehabilitation war sie daher bereit für die Auswilderung. Lesan bekam ihre zweite Chance auf ein Leben in Freiheit, für das sie einst geboren wurde.
Ein großer Moment – der an Glücksgefühlen sogar noch übertroffen wurde, als unser Monitoring-Team sie vier Jahre später mit einem Baby sichtete. Ayu, so nannten wir sie, war das zweite wild geborene Baby eines ausgewilderten Orang-Utans aus unserem Rettungszentrum.
Doch dann tauchten Mutter und Tochter ab in die Tiefen des Regenwaldes und wurde von unserem Team lange Zeit nicht mehr gesehen. Natürlich entspricht das völlig normalem Orang-Utan-Verhalten und es zeigt uns, dass der Kehje Sewen Wald offenbar ein guter Lebensraum für unsere ausgewilderten Schützlinge ist
Der Kehje Sewen Wald in Ost-Kalimantan bietet geschützten Lebensraum für Orang-Utans
Trotzdem wüssten wir es manchmal gerne genauer, wie es den Orang-Utans geht, denn diese Daten sind wichtig für unsere Arbeit. Aus den Beobachtungen unserer Post Release Monitoring Teams lernen wir ganz viel für unsere künftige Arbeit. Und natürlich liegt uns – und unseren Unterstützern und Unterstützerinnen! — das Wohl unserer Schützlinge auch nach der Auswilderung am Herzen.
Heute haben wir deshalb phantastische Nachrichten: Unser Monitoring-Team ist Lesan und Töchterchen Ayu im September auf einer Patrouille begegnet und konnte die beiden eine ganze Weile beobachten.
Zum Zeitpunkt der Begegung befand sich unser Team im Camp Lesik im nördlichen Teil des Kehje Sewen Waldes in Ost-Kalimantan. Es war ein regnerischer Tag. Plötzlich war das laute Geräusch knackender Äste und Blätterrascheln zu hören. Typisch für Orang-Utan-Bewegungen in der Baumkrone.
Lesan und Ayu lassen sich ausgiebig von unserem Team beobachten
Unser Team spähte also ringsum in die Bäume und entdeckte dort nicht nur einen Orang-Utan, sondern zwei: Mama und Kind. Schnell erkannten sie, dass es sich um Lesan handelte und ihre Begleiterin Ayu sein musste, die inzwischen rund fünf Jahre alt ist.
Leider war es bereits spät am Tag und regnete, so dass es bald zu dunkel wurde, um die beiden weiter zu beobachten. Unser Team war aufgrund seiner Erfahrung jedoch zuversichtlich, dass die beiden sich nicht weit entfernt ihr Schlafnest bauen würden. Und tatsächlich, Lesan und Ayu legten sich nahe des Camps schlafen.
Im ersten Morgengrauen stand unser Monitoring-Team am nächsten Tag auf und war rechtzeitig zur Stelle, als Mama und Kind aus ihrem Schlafnest kletterten und sich auf die Suche nach Frühstück machten. Fast rechneten sie damit, dass Lesan versuchen würde, Futter aus dem Camp zu stehlen, so wie sie es in der Vergangenheit schon getan hatte. Aber nichts dergleichen passierte – vermutlich weil der Wald zu diesem Zeitpunkt voll war mit reifen Früchten.
Die Glückssträhne unseres Teams hielt an: Lesan und Ayu ließen sich an diesem Tag richtig lange beobachten, während sie munter in den Baumkronen rings um das Lager Futter suchten und aßen. Lesan ließ Ayu gelegentlich selbständig auf Erkundungstour gehen und wir konnten die Kleine dabei beobachten, wie sie geschickt durch die Bäume hangelte, mit ihrer Mama spielte und sogar ihr eigenes Schlafnest baute.
Kerngesunde Orang-Utan-Mama mit Kind in Freiheit: eine tolle Bestätigung unserer Arbeit
Ayu wirkte auf unser Team wie ein kerngesundes und recht unabhängiges Orang-Utan-Kind, das schon viele Dinge für das Leben im Regenwald von ihrer Mama gelernt hat. Auch Lesan machte einen sehr guten Eindruck, wirkte gesund und zufrieden. Eine wunderbare Bestätigung unserer langjährigen Arbeit im Rettungszentrum für die Rehabilitation.
Nach einigen Stunden zogen die beiden dann weiter, tiefer in den Regenwald hinein, beinahe so als wollten sie uns sagen: „Jetzt habt ihr erfahren, was ihr wissen wolltet, jetzt möchten wir wieder unter uns bleiben.“
Danke Lesan und Ayu, dass ihr uns „Hallo“ gesagt habt. Wir wünschen euch weiterhin ein schönes, freies Leben im Kehje Sewen Wald. Bis zum nächsten Mal!
Zum Orang-Utan-Schutz gehört untrennbar der Schutz ihres Lebensraumes, also der Regenwälder auf Borneo. Neben unserem eigenen Aufforstungsprojekt in Mawas unterstützen wir daher auch den Rhino and Forest Fund (RFF) in Sabah, dem malaysischen Teil der Insel. Und können hier im Jahresrückblick 2022 von erfreulichen Fortschritten berichten.
Während wir in Mawas komplett zerstörte, große Flächen Torfmoorregenwald renaturieren und aufforsten, verfolgt der RFF im Nordwesten Borneos ein anderes Ziel: Dort gibt es einige Gebiete nahezu unberührten Regenwaldes, in denen eine beachtliche Wildtierpopulation lebt, darunter neben Orang-Utans auch Bantengs und Zwergelefanten, welche ebenfalls akut vom Aussterben bedroht sind. Diese Biotope sind jedoch umgeben von Flächen, die abgeholzt und in Plantagen umgewandelt wurden und segmentiert sind durch Straßen und Siedlungen. Für die Tiere, die in den Regenwaldgebieten leben, ist nur unter Lebensgefahr, wenn überhaupt, möglich, von einem Gebiet in ein anderes zu wechseln.
Der RFF verfolgt daher das Ziel, die einzelnen Regenwaldgebiete – das große Tabin Wildlife Reserve und kleinere wie Bukit Piton, Silabukan, Kulamba, Kinabatangan und Sepilok – durch Schutzkorridore miteinander zu verbinden. Wenn dies gelingt, könnten sich die Wildtiere über ein enormes, weitläufiges Gebiet im ganzen Nordwesten Borneos frei und geschützt bewegen. Dadurch käme es zum Austausch der aktuell isoliert lebenden Populationen – ein wichtiger Schritt, um Borneos Biodiversität zu schützen.
Seit 2011 konnte der Rhino and Forest Fund in Sabah bereits 2.300 Hektar Korridorgebiete sichern
Bemerkenswert ist die innovative Aufforstungs-Methode, mit der der RFF sein Ziel zu erreichen sucht: Die Organisation erwirbt Ölpalmenplantagen, die auf dem geplanten Korridor liegen, und nutzt die dort noch befindlichen Palmen zuerst als Schattenschirme für die kleinen und empfindlichen Setzlinge. Um etwa jede vierte Palme wird dabei ein Ring aus fünf Setzlingen gepflanzt. Erst wenn diese nach zwei bis drei Jahren groß und stark genug geworden sind, werden die Ölpalmen in ihrer Mitte entfernt.
Aus ehemaligen Ölpalmenplantagen wird Regenwald
Für die Aufforstung hat der RFF im Jahr 2020 eine Baumschule im Schutzgebiet gegründet, in der Menschen aus den benachbarten Dörfern beschäftigt sind. Diese sammeln Samen und Wildlinge im angrenzenden Wald und ziehen daraus Setzlinge. Über 50 verschiedene Arten wachsen auf diese Weise in den Baumschulen heran, die auf den Aufforstungsflächen ausgepflanzt werden und sich dort über die Jahre und Jahrzehnte zu einem resilienten und vielfältigen Regenwald verwachsen.
Ein Jahresrückblick auf die Aktivitäten des Rhino Forest Fund
Im Juni 2021 wurde mit der Aufforstung im Silabukan Schutzgebiet begonnen. Durch das Projekt ist es seitdem gelungen, illegale Baumfällungen in diesem Gebiet zu stoppen. Auch ein Wilderer Camp wurde entdeckt und konnte stillgelegt werden. Der Schutzwald wurde seit Beginn der Aktivität um ein ganzes Stück erweitert: 63 Hektar Land konnten mit Hilfe von BOS Deutschland e.V. mit rund 12.000 Setzlingen aufgeforstet werden. Potenziell könnte auch da einen Wildtierkorridor zum Tabin Naturschutzgebiet entstehen.
Lebenswichtiger Korridor für die Orang-Utan-Population in Bukit Piton
In Bukit Piton leben auf einem isolierten Gebiet von rund 11.000 Hektar etwa 400 Orang-Utans. Das entspricht bereits jetzt der vierfachen natürlichen Dichte einer normalen Orang-Utan-Population im Regenwald – und die Population scheint nach aktuellen Beobachtungen weiter zu wachsen. Eigentlich ein Grund zum Jubeln! Doch die Primaten benötigen dringend mehr Lebensraum, sonst besteht die Gefahr, dass Tiere verhungern oder es zu Konflikten mit den umliegenden Gemeinden und auf benachbarten Plantagen kommt, weil die Orang-Utans dort auf Nahrungssuche gehen.
Seit November 2021 engagiert sich BOS daher stark in Bukit Piton und unterstützt die Aufforstungsaktivitäten des RFF. Mit einem Korridor, der Bukit Piton mit dem großen Tabin Wildlife Reserve vernetzt, würde der Lebensraum erheblich vergrößert und der Bevölkerungsdruck aus dem bislang isolierten Gebiet genommen. Derzeit gibt es innerhalb des Reservats noch immer etliche Plantagen, was zu Störungen der Wildtiere durch permanenten Verkehr und Umweltverschmutzung führt und Konflikte mit Wildtieren und Wilderei zur Folge hat.
Am Tabin River entsteht eine Wildtier-Oase
Im Juni 2022 hat der Rhino and Forest Fund begonnen, am Tabin River einen See anzulegen, um dieses Gebiet noch attraktiver für Wildtiere zu machen. Auf einer Fläche von rund 20 Hektar sollen so Wildtier-Oasen für Elefanten, Bantengs und Wasservögel entstehen.
Bis 2023 soll in diesem Gebiet außerdem eine weitere Fläche von 1000 Hektar befreit werden, das heißt: ehemalige Plantagen werden aufgeforstet und in geschützte Gebiete für Orang-Utans und andere Wildtiere umgewandelt.
Ebenfalls 2023 soll die Halbinsel am Segama gekauft werden, die Finanzierung dafür steht bereits. Die Halbinsel stellt ein weiteres, wichtiges Puzzlestück für den geplanten Wildtier-Korridor dar. Aktuell ist diese Region ein Nadelöhr für die Tiere: Es gibt nur zwei geschützte und sehr enge Verbindungsstücke von gerade Mal 200 Metern Breite, die sich zudem auf teils sumpfigem Terrain befinden. Auch auf der Halbinsel leben Orang-Utans, das RFF-Team hat dort unter anderem Fraßspuren an Palmen entdeckt.
Es sind dicke Bretter, die der Rhino and Forest Fund bohrt, um sein visionäres Ziel zu erreichen. Und wir sind stolz darauf, wie viel schon jetzt in einer Taktik der vielen kleinen Schritte erreicht werden konnte – unter anderem mit der Unterstützung von BOS Deutschland.
Die Heimat des Orang-Utans stirbt und mit ihm auch diese einzigartigen Tiere. Täglich werden riesige Flächen an Regenwald für den Anbau von Ölpalmen zerstört. In Sabah auf Borneo setzen wir nun einen Gegentrend. Wir kaufen Palmölplantagen auf und wandeln diese wieder in atmenden Regenwald um. Helfen Sie mit!
Wir blicken zurück auf ein Jahr, das uns trotz aller weltweiten Krisen vor allem als das Jahr in Erinnerung bleiben wird, in dem wir einen echten Meilenstein erreichen konnten: Wir haben dem 500. von uns rehabilitierten Orang-Utan die Freiheit geschenkt. Nach Dius, Sebangau, Jazzboy und Itang, die wir im Mai 2022 im Nationalpark Bukit Baka Bukit Raya ausgewildert haben, leben seit November 2022 auch Lima, Gonzales und – die Nummer 500 – Ben wild und frei im Regenwald.
16 Rettungen im letzten Jahr
2022 waren es 16 Waldmenschen, die unsere dringende Hilfe benötigten – das ist die höchste Anzahl von Orang-Utan-Rettungen seit Beginn der Corona-Pandemie.
Darunter zum Beispiel die zweijährige Baimah, die 18 Monate lang von einem Ehepaar als Haustier gehalten worden war: In Babykleidung gesteckt und aufgrund einer Ernährung mit gezuckerter Erdbeermilch völlig übergewichtig, haben wir sie übernommen.
Oder die zweieinhalbjährige Temon, die über mehrere Wochen in einem Dorf gefangen gehalten worden ist. Sie muss so Schlimmes erlebt haben, dass sie sich zu Beginn kaum von einem Menschen anfassen lassen wollte, ohne sich mit Bissen zu wehren.
27 wilde Babys
Unsere größte Herausforderung für die Zukunft bleibt es, weitere sichere und geeignete Auswilderungswälder für unsere Schützlinge zu finden. Denn in unseren drei Auswilderungswäldern wird es langsam eng. Immerhin leben hier nicht nur die 500 von uns ausgewilderten Orang-Utans. Zu unserer größten Freude haben unsere “Neuen Wilden” auch schon für einigen Nachwuchs gesorgt. 27 wild geborene Babys haben wir bisher entdecken können. Tatsächlich können wir bei der zurückgezogenen Lebensweise der Orang-Utans nicht sicher sein, ob es nicht vielleicht schon ein paar mehr sind…
2022 konnten wir in unserem Auswilderungswald Kehje Sewen unter anderem Ajeng und Bungan, die beide 2015 ausgewildert wurden, mit ihrem ersten Nachwuchs entdecken.
Zukunftsprojekt Aufforstung
Umso wichtiger ist darum unser Aufforstungsprojekt Mawas. Doch bis wir in unseren jetzigen Aufforstungsgebieten auch Orang-Utans eine neue Heimat schenken können, ist es noch ein weiter Weg. Doch wir gehen ihn Schritt für Schritt und lassen uns auch durch Rückschläge, wie die im zurückliegenden Jahr vermehrt aufgetretenen Fälle von illegalem Holzeinschlag im Regenwald von Mawas, nicht den Mut nehmen. Im Gegenteil. Neben unseren Aufforstungs- und Renaturierungsarbeiten im Torfmoor, haben wir auch unsere Patrouillen auf 255 erhöht, um den illegalen Aktivitäten einen Riegel vorzuschieben. Etwas schneller kommen wir in unserem Projekt in Sabah (Malaysia) gemeinsam mit dem Rhino and Forest Fund (RFF) voran. Denn hier müssen wir nicht große zerstörte Flächen renaturieren und aufforsten, sondern können durch kleinere Flächen große Gebiete miteinander vernetzen und so enormen Nutzen für die Wildtierpopulationen erreichen. Seit Ende 2021 arbeiten wir hier vor allem in Bukit Piton. Hier leben auf einem isolierten Gebiet von 11.000 Hektar etwa 400 Orang-Utans – viermal so viele Tiere, wie auf dieser Fläche eigentlich natürlich wären. Wird den Tieren nicht geholfen, droht bald der Kollaps. So unterstützen wir den RFF bei der Errichtung eines Korridors zu angrenzenden Schutzgebieten. Außerdem wurde der Kauf einer Ölpalmenplantage am Segama Fluss finanziert. Auch hier gibt es wildlebende Orang-Utans.
Highlights in Deutschland
Eines unserer Highlights hier in Deutschland war im Herbst 2022 die Teilnahme am Online-Spendenevent Youtopia, bei dem reichweitenstarke Influencerinnen und Influencer über 150.000 Euro Spenden für BOS und die Orang-Utans sammeln konnten.
Vielen Dank, dass Sie uns und den Orang-Utans auch in diesen schwierigen Zeiten die Treue halten. Nur durch Ihre verlässliche Unterstützung ist unsere Arbeit möglich. Mit dem gesamten BOS-Team in Deutschland und auf Borneo wünschen wir Ihnen eine glückliche und friedvolle Adventszeit, frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr 2023!
Nur Versuch macht klug, dachte sich unser Monitoring-Team, als es kürzlich die beiden Orang-Utans China und Ibut beim gemeinsamen Essen entdeckte – und, neugierig geworden, selbst ein paar Regenwald-Feigen probierte.
Wer unsere Arbeit schon länger verfolgt, kennt bereits unsere Monitoring-Teams und ihre Aufgaben: Als Waldläufer durchstreifen sie den Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark, um „unsere“ ausgewilderten Orang-Utans weiterhin zu beobachten. Wie geht es ihnen? Wie entwickeln sie sich in Freiheit? Was können wir daraus für unsere künftige Arbeit im Rettungszentrum lernen?
Obwohl Orang-Utans mit ihrem charakteristischen orangeroten Haarkleid recht auffällig sind, ist es nicht ganz einfach, sie im weitläufigen Regenwald aufzuspüren. Zumal sich die Tiere sehr viel schneller durch die Baumkronen bewegen als wir zu Fuß durch das dichte Unterholz des tropischen Waldes. Die beste Gelegenheit bietet sich, wenn die Tiere längere Zeit an einem Ort bleiben – entweder am frühen Morgen, wenn sie aus ihren Schlafnestern klettern, oder wenn sie einen besonderen Leckerbissen entdeckt haben und sich satt futtern.
An diesem Tag, von dem wir euch erzählen möchten, hat unser Team Camp Lewun Kahio (was in der lokalen Sprache „Orang-Utan-Heim” bedeutet) früh am Morgen verlassen und war bereits einige Stunden durch den Wald gewandert. Bislang ohne orangerotes Haar zu sichten.
Plötzlich entdeckten sie am Ufer des Sebindang Flusses zwei Orang-Utans, die gerade genüsslich einen Baum voller Früchte abernteten und sich rote, offenbar saftige Kugeln in die Mäuler steckten.
Am Flussufer entdeckt das Team zwei ausgewilderten Orang-Utans
Der Sebindang ist ein Nebenfluss des Bemban-Flusses, welcher eine wichtige Lebensader in dieser Region darstellt und von unseren Teams auch mit kleinen motorisierten Booten als Wasserstraße genutzt wird, um sich schneller im Wald fortzubewegen. Seine Flussufer sind typische Standorte für einen Baum namens Ficus racemosa. Die sogenannte Flussfeige, auch Rote Traubenfeige genannt, trägt büschelweise Blüten, die erst grasgrün, später knallrot sind und übergroßen Weintrauben an Rebstöcken ähneln.
Diese Früchte schienen den Orang-Utans bestens zu schmecken und so blieb unserem Team genügend Zeit, die beiden als Ibut und China zu identifizieren und eine ganze Weile zu beobachten.
Ibut ist ein Männchen, das wir im Oktober 2016 ausgewildert hatten, und China ein Weibchen, das seit Juli 2018 im Bukit Baka Bukit Raya Nationalpark in die Freiheit entlassen wurde. Beide schienen in guter körperlicher Verfassung zu sein – und sie hatten eindeutig einen gesunden Appetit!
Ibut und China blieben bis zur Dämmerung und bauten sich dann an Ort und Stelle ihre nächtlichen Nester, um sich schlafen zu legen. Offensichtlich wollten sie die entdeckte Futterquelle nicht so schnell aufgeben. Ficus ist für Orang-Utans eine Alleskönner-Pflanze, denn neben den Früchten sind auch Blätter und Rinden zum Verzehr geeignet.
Ficus-Feigen: nur für Orang-Utans lecker, und außerdem gesund
Inspiriert von den beiden Orang-Utans und nach einem langen Tag im Wald selbst hungrig, beschloss unser Waldläufer-Team, ein kleines Experiment zu wagen: Sie pflückten selbst ein paar Ficus-Früchte und probierten sie. Ihr Kommentar: „Schmeckt eher langweilig.“ In manchen anderen Ländern der Welt werden Ficus-Feigen als natürliche Medizin genutzt, denn man sagt ihnen nach, dass sie gegen Durchfall und bei der Wundheilung helfen. Allerdings werden die Früchte üblicherweise vor dem Verzehr mit Gewürzen eingelegt. Für Orang-Utans hingegen scheint die Ficus-Feige frisch vom Baum ein echter Leckerbissen zu sein.
An diesem Tag hat unser Team die beiden Orang-Utans das vorerst letzte Mal zusammen beobachtet. China ist bislang noch gar nicht wieder auf unseren Patrouillen gesichtet worden. Aber Ibut entdeckte unser Team einige Monate später erneut, diesmal in Gesellschaft von Orang-Utan-Dame Paduran, welche im Jahr 2020 ausgewildert wurde.
Nun drücken wir fest die Daumen, dass Ibut China oder Paduran zur Mama gemacht hat – oder sogar beide. Unsere Monitoring-Teams halten die Augen offen und haben Ficus-Bäume als Lieblingsorte der Orang-Utans in ihre festen Patrouillenrunden aufgenommen.
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