Hamzah, der Gourmet

Hamzah, der Gourmet

Unsere Artver­wandten im Regen­wald Borneos leben erfah­rungs­gemäß sehr gesund. Auf ihrem Spei­se­plan stehen vor allem Obst, Pflan­zen­triebe oder klei­nere Insekten. Wer aber denkt, dass Orang-Utans dies­be­züg­lich alles vertilgen, liegt falsch.

Manche der rothaa­rigen Menschen­affen sind wähle­risch oder regel­recht mäklig, wenn es um die Qualität ihrer Mahl­zeiten geht. Ein perfektes Beispiel dafür ist Hamzah. Das 2012 ausge­wil­derte Orang-Utan-Männ­chen wurde kürz­lich – wie soll es auch anders sein – auf einem Mango­baum gesichtet. 

Dazu muss man wissen: Mangos sind Hamzahs abso­lute Lieb­lings­speise! Bekommt er nur den Duft der reifen Früchte in die Nase, hat er an nichts anderem mehr Inter­esse. So auch während der Beob­ach­tung durch unser Team. Der statt­liche Orang-Utan pflückte die saftigen Mangos, schälte sie und warf die Schale weg. Deren Reste helfen, wie andere Reste aus der Nahrung der Orang-Utans auch, die Qualität des Wald­bo­dens zu erhalten und das Wachstum der Bäume und Pflanzen zu fördern. 

Alle Früchte werden auf ihre Qualität untersucht
Alle Früchte werden auf ihre Qualität untersucht

Bei seiner Ernte legt Hamzah im Übrigen großen Wert auf Qualität. Zunächst pflückt er zwar alle Mangos, die er bekommen kann. Dann unter­zieht er diese aber einer strengen Kontrolle: Nur die besten, saftigsten haben das Privileg von ihm verzehrt zu werden. Ein echter Gourmet eben.

Für uns ist es immer wieder schön zu sehen, wie unsere ehema­ligen Schütz­linge in der Wildnis gedeihen und ihr unab­hän­giges Leben genießen. Das bestä­tigt uns bei BOS in unserer Arbeit für die rothaa­rigen Waldmenschen.

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Garu, die Wächterin

Garu, die Wächterin

Wilde Orang-Utans haben eine natür­liche Scheu vor Menschen. In unseren Schutz­zen­tren betreute Tiere müssen diese erst Schritt für Schritt erlernen. Umso erfreu­li­cher ist es für unsere Mitar­beiter, wenn sie bei ihren Beob­ach­tungen im Regen­wald von ehema­ligen Schütz­lingen mit Schreien verjagt oder mit Ästen beworfen werden. Dann haben sie in ihrer jahre­langen Arbeit alles richtig gemacht!

Wie bei unseren drei Ausge­wil­derten Gadi und deren Töch­tern Garu (10 Jahre) und Galaxy (1). Das Damen-Trio wurde im Jahr 2012 in den Bukit Batikap-Schutz­wald frei­ge­lassen. Bei einer der letzten Obser­va­tionen stieß unser Team auf die drei Orang-Utans. Die zehn­jäh­rige Garu bemerkte ziem­lich schnell die Anwe­sen­heit unserer Mitar­beiter. Ihre Unzu­frie­den­heit äußerte sie nicht nur durch schrille Laute, den soge­nannten Kiss-Squeak, sondern auch durch das Werfen von Ästen in Rich­tung der Eindringlinge.

Das Team wusste, hier war ein Rückzug ange­sagt. Dennoch war es wichtig, die Familie weiterhin zu beob­achten. Denn alle drei waren zuvor für längere Zeit nicht gesichtet worden, Garu letzt­malig im November 2018, die anderen zwei im Februar 2019. Die Entschei­dung des Teams: Alle drei sollten mit äußerster Umsicht zwei Tage lang obser­viert werden.

Gadi und Galaxy in den Wipfeln eines BaumesGadi und Galaxy in den Wipfeln eines Baumes
 

Garu avan­ciert zur Beschützerin 

Am ersten Tag der Obser­va­tion wurde das Trio haupt­säch­lich beim Verspeisen von Lecke­reien aus dem Regen­wald beob­achtet. Auf dem Spei­se­plan standen Sang­kuang-Früchte, junge Blatt­triebe und Ameisen. Einmal verschwand Garu in den Weiten des Regen­waldes, kam aber schon bald mit einer großen Varia­tion an Früchten für die ganze Familie zurück.

Eine wahre Fami­li­en­idylle! Zumin­dest bis Garu unser Team entdeckte. Das war für die fürsorg­liche junge Dame der Start­schuss zur Vertei­di­gung ihrer Verwandten. Bäume schüt­telnd und laut quiet­schend versuchte sie aber­mals das Team zu vertreiben. Offen­sicht­lich hatte sie es sich zur Aufgabe gemacht, die Beschüt­zerin ihrer Mutter und Schwester zu sein. Später dann, als es dämmerte, begann sie ihr Nacht­lager zu bauen, etwa 40 Meter vom Nest ihrer Mutter Gadi entfernt.

Die Mutter hat ihr Kleines stets sicher bei sichDie Mutter hat ihr Kleines stets sicher bei sich
 

Die Familie geht über alles!

Am nächsten Tag erreichte das Team die Schlaf­stätte der drei Damen schon morgens um 5:30 Uhr. Recht­zeitig, denn kurz nach Ankunft der Mitar­beiter begannen schon die Bäume über ihren Köpfen zu zittern, ein untrüg­li­ches Zeichen dafür, dass jemand am Aufwa­chen war. Als erste zeigte sich Garu. Doch sie tauchte in einem Schlaf­nest auf, das viel näher an dem ihrer Mutter war, als das, welches unser Team am Tag zuvor noch gesehen hatte. Wahr­schein­lich hatte sie sich nochmal ument­schieden und sich zur Nacht näher an ihrer Familie positioniert.

Kurz darauf erhoben sich Gadis und Galaxy aus ihrem Nest, und die drei aßen zusammen Früh­stück. Jetzt war Garu aller­dings noch wach­samer als am Tag zuvor. Sie stellte sich hinter Gadis und Galaxy und behielt die mensch­li­chen Eindring­linge konse­quent im Auge. Gele­gent­lich warnte sie mit Kuss­schmatzen in Rich­tung Beob­ach­tungs­team und warf Zweige. Mutter Gadis schätzte offen­sicht­lich die Situa­tion ähnlich ein. Indem sie sich vor Baby Galaxy posi­tio­nierte und dem Team damit den Blick auf das jüngste Fami­li­en­mit­glied versperrte, zeigte sie ganz deut­lich: Bleibt fern von uns, wir vertei­digen unsere Verwandten! Was für eine tolle Familie!

Für unser Team war diese Beob­ach­tung der größte Lohn für die Arbeit: Garu hatte, wie schon ihre Mutter Gadi, exzel­lentes instink­tives und schüt­zendes Verhalten gezeigt. Sie bewies, dass sie alles tun würde, um ihre Familie ange­sichts einer wahr­ge­nom­menen Bedro­hung zu vertei­digen. Wünschen wir der kleinen Familie weiterhin ein wildes freies Leben, auf dass sie helfen, den Orang-Utan als eine der Schlüs­sel­fi­guren für den Regen­wald zu erhalten.

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Ein langes Leben für die Orang-Utans Ein Nachruf

Ein langes Leben für die Orang-Utans Ein Nachruf

Ulrike Frei­frau von Mengden, genannt Ibu Ulla, „Mutter der Orang-Utans“ im Zoo von Jakarta, starb am 23. Januar 2020, drei Monate vor ihrem 100. Geburtstag.

1920 geboren als Tochter eines preu­ßi­schen Offi­ziers, machte sie eine Ausbil­dung zur Medi­zi­nisch-Tech­ni­schen Assis­tentin an der Univer­sität Bonn, wo sie ihren zukünf­tigen Mann kennen­lernte. Sie erlebte die Kriegs­jahre als Kran­ken­schwester in Laza­retten an der Front. Mit ihrem Mann, der sehr früh starb, kam sie 1952 nach Indo­ne­sien, wo ihre große Liebe zu Tieren sie in den Cikini-Zoo führte. Dort begann sie, verwaiste Orang-Utans aufzu­nehmen. Der mitten in der Innen­stadt von Jakarta gele­gene Zoo wurde später umge­sie­delt in den jetzigen Ragunan-Zoo. 

Aufgrund ihrer tatkräf­tigen Mitar­beit ließ der dama­lige Zoodi­rektor und Freund Gals­taun sie im Zoo in einem für die Öffent­lich­keit nicht zugäng­li­chen Bereich ein Haus bauen, umgeben von den Käfigen der geret­teten Orang-Utans verschie­dener Alters­stufen. Seitdem arbei­tete sie offi­ziell und ohne Gehalt als Kurator. Sie bestand anfangs auch darauf, auf eigene Kosten für den Unter­halt und die Pflege der Orang-Utans in ihrer Obhut zu sorgen.

Während ihrer 55 Jahre im Zoo wurde Ulla für Verdienste im Tier­schutz das Bundes­ver­dienst­kreuz erster Klasse verliehen. Zweimal erhielt sie einen Umwelt­preis der Frank­furter Schu­bert-Stif­tung. Aber sie betonte immer, dass allein der Dank ihrer Tiere sie glück­lich mache.

Aufmerksame Gesprächspartnerin, immer ein Herz für die Orang-Utans
Aufmerk­same Gesprächs­part­nerin, immer ein Herz für die Orang-Utans

Ein Leben im Zoo von Jakarta

Ihr Haus mitten im Zoo hatte eine ganz beson­dere Atmo­sphäre und wurde deshalb für Tier­freunde aus vielen Ländern zu einem gern besuchten Treff­punkt bei Reisen nach Indo­ne­sien. Auf ihrer Terrasse wurden Gäste von ihren 2 Hunden begrüßt. Die riesigen Bäume rund­herum und die ohren­be­täu­bende Konver­sa­tion von Siamangs in benach­barten Käfigen erzeugten eine Stim­mung wie im Dschungel. Es gab Zeiten, in denen ihre Gäste auf dem Spiel­platz mit jungen Orang-Utans Kontakt haben konnten. Jedoch als die Tiere älter wurden, durften sie die Käfige nicht mehr verlassen. 

Diese bewun­derns­werte zier­liche Frau, sie nannte sich selbst eine unbeug­same zähe Preußin, konnte ziem­lich unge­halten werden, wenn etwas mit der Versor­gung der Tiere nicht in Ordnung war. Sie kümmerte sich auch um die Orang-Utans, die in verschie­denen Gehegen im Zoo unter­ge­bracht waren. Selbst mit inzwi­schen 90 Jahren fuhr sie mit ihrem Auto zweimal täglich zum Füttern der Menschen­affen durch den Zoo. Manchmal auch mit einem kleinen LKW, um abge­schnit­tene Blätter und Zweige zu trans­por­tieren, die zur Berei­che­rung für die Tiere dienen sollten.

Bis ins hohe Alter kümmert sich Ibu Ulla um ihre Schützlinge
Bis ins hohe Alter kümmert sich Ibu Ulla um ihre Schützlinge

Inter­na­tional weit vernetzt

Ulla freute sich immer riesig, wenn sie Gäste hatte und sich unter­halten konnte, am liebsten in ihrer Heimat­sprache. Aber sie sprach auch hollän­disch, englisch, indo­ne­sisch – manchmal auch alles durch­ein­ander. Mit Begeis­te­rung zeigte sie ihren Besu­chern die Viel­falt der Tiere im riesigen Zoo. Ihre treuen Freunde, wie z.B. Willie Smits, besuchten sie regel­mäßig und unter­stützten, wenn nötig. 

Bis ins hohe Alter war Ulla sehr inter­es­siert am Tages­ge­schehen aus aller Welt. Sie konnte stun­den­lang aus ihrem Leben erzählen, bis tief in die Nacht. Doch jeden Morgen um 6 Uhr war die Nacht vorbei, und sie ließ sich auch von zuneh­menden Alters­be­schwerden oder diversen Knochen­brü­chen nicht abhalten, ihren Dienst schnellst­mög­lich wieder zu versehen. Mit dem Roll­stuhl zum Auto, von Fahrer und Ange­stellten hinein­heben lassen und los fahren. Ulla war eine sehr willens­starke Frau, getrieben von Verant­wor­tungs­ge­fühl und der Über­zeu­gung, sie müsse arbeiten, so lange sie lebt. Zuletzt aber schwanden die Kräfte. Ulla konnte ihren Orang-Utans nicht mehr helfen, sondern musste selbst liebe­voll umsorgt werden.

Ein Leben für die Orang-Utans, ein Kampf, furchtlos gegen die Gleich­gül­tig­keit und Igno­ranz der Menschen gegen­über ihren Mitge­schöpfen. Das war nicht leicht, erst recht nicht für sie als Christin und weiße Frau in einem musli­mi­schen Land. Ihr Enga­ge­ment hat sicher viele Tier­freunde inspi­riert und ermu­tigt, für die Erhal­tung der Orang-Utans und ihrer Lebens­räume zu kämpfen. 

Ihre Freunde und Wegge­fährten werden Ulrike von Mengden, genannt Ulla, für immer in Erin­ne­rung behalten.

Foto: BOS Deutsch­land e.V.

 

 

Regio­nal­gruppe Hannover-Braun­schweig lädt zum ersten Treffen des neuen Jahres

Regio­nal­gruppe Hannover-Braun­schweig lädt zum ersten Treffen des neuen Jahres

Vorträge, Ausstel­lungen, Mara­thon­läufe, Malwork­shops, Schul­ko­ope­ra­tionen — die BOS-Regio­nal­gruppe Hannover-Braun­schweig hat schon einiges auf die Beine gestellt für die Orang-Utans und den Regen­wald. Am 13. Februar treffen sich die ehren­amt­li­chen Orang-Utan-Schützer zu ihrem ersten Ideen- und Planungs­treffen im Jahr 2020.

Ab 18 Uhr sind auch inter­es­sierte Neuzu­gänge in Hannover im Ecco Fein­kost List in der Seumestr. 1a herz­lich willkommen.

13.2.2020, 18:00 — 20:00 Uhr
Ecco Fein­kost List
Seumestr. 1a, 1. OG
Direkt U‑Bahn Station Sedanstr.
30161 Hannover
 

 

Monas Rück­kehr

Monas Rück­kehr

Orang-Utan-Schutz – darunter verstehen wir bei BOS nicht nur die Rettung, Reha­bi­li­ta­tion und Auswil­de­rung der Menschen­affen. Durch effek­tiven Regen­wald­schutz schaffen wir nach­haltig Lebens­raum. Und nach einer Auswil­de­rung kümmern wir uns weiterhin um ein sicheres Leben unserer ehema­ligen Schützlinge.

Die größte Rolle spielen dabei unsere Post-Release-Moni­to­ring (PRM)-Teams. Sie beob­achten und doku­men­tieren das Verhalten der ausge­wil­derten Orang-Utans und ihre weitere Entwick­lung in der Wildnis. Bei ihren Obser­va­tionen erleben sie täglich Neues, manchmal Unglaubliches.

Oft werden unsere Mitar­beiter vor Heraus­for­de­rungen gestellt, wenn es um die Iden­ti­fi­ka­tion der ausge­wil­derten Tiere geht. Wie zum Beispiel erst kürz­lich im Schutz­wald von Kehje Sewen. Ein dicht behaarter Orang-Utan näherte sich aus sicherer Entfer­nung unserem Team. Da jedes ausge­wil­derte Tier einen Ortungs­chip implan­tiert bekommt, ist eine Iden­ti­fi­ka­tion norma­ler­weise sehr einfach. Die Auswil­de­rung dieses einen Orang-Utans lag aller­dings bereits mehrere Jahre zurück, weswegen die Batterie des Trans­mit­ters ganz einfach leer war. 

Versteckt sich gern vor Menschen
Versteckt sich gern vor Menschen

Mithilfe eines Bilder­al­bums konnte jedoch Orang-Utan Dame Mona iden­ti­fi­ziert werden. Sie wurde schon im Oktober 2013 ausge­wil­dert. In der Vergan­gen­heit war unser Team schon oft auf Mona getroffen, ohne dass sie sofort in die Tiefen des Regen­waldes geflüchtet wäre. Sie tendiert einfach dazu, den Menschen in ihrer Umge­bung keine große Beach­tung zu schenken. So ergab sich häufig die Möglich­keit, Artikel und Fotos von Mona zu veröffentlichen.

Nach dem letzten Kontakt wurde Mona aller­dings eine ganze Weile nicht gesehen.  Unser Team befürch­tete schon das Schlimmste. Doch während der Suche nach einem anderen Orang-Utan tauchte das Weib­chen dann endlich doch wieder auf. Aller­dings wurde schnell klar, dass Mona nach Jahren in der Wildnis Menschen in ihrer näheren Umge­bung nicht mehr akzeptierte.

Drei Jahre lang war Mona verschwunden
Drei Jahre lang war Mona verschwunden

Die Menschen­affen haben eine ganz eigene Weise ihrer Umge­bung mitzu­teilen wie sie sich fühlen oder wonach ihr Begehr steht. Wenn sie zum Beispiel verär­gert sind oder ihnen die Situa­tion nicht geheuer ist, fangen sie an Äste abzu­reißen oder hohe Quiet­sch­laute von sich zu geben. Nach einer Stunde der Beob­ach­tung hatte Mona genug von unserem Team und zog sich wieder in den Wald zurück.

Egal wie kurz oder lang die Begeg­nung war, unseren Mitar­bei­tern war wichtig, Mona in guter Verfas­sung, gesund und munter im Regen­wald von Kehje Sewen zu wissen.

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