April 2020. Wer erinnert sich noch an die verheerenden Buschbrände in Australien? Nur wenige Monate sind seitdem vergangen, und schon sind sie durch die nächste Krise fast in Vergessenheit geraten.
Das Corona-Virus dominiert alle Kanäle, ob medial oder in unseren Köpfen. Wir dürfen aber auf keinen Fall vergessen, dass beide Krisen die Symptome einer Krankheit sind: des rasanten Zusammenbrechens der weltweiten Ökosysteme, das solche Krisen in immer schnellerer Abfolge zum Ergebnis hat.
Natürlich muss in einer Krise schnell und drastisch reagiert werden. Alle Mann an Deck. Bzw. wie bei uns ins Homeoffice. Wir dürfen aber dabei nicht die wesentlich größere Aufgabe vergessen: die langfristige Wiederherstellung der Balance zwischen Menschen und Planeten.
Das Corona Virus ist eine schreckliche Katastrophe für die Menschheit. Unbestritten. Aber sie ist nicht die erste auf der Liste zoonotischer Krankheiten (von Tieren auf Menschen übertragbare Krankheiten).
Pandemien als Folge von Habitatsverlust
Die lange Liste von Zoonosen zeigt in den meisten Fällen das gleiche Muster: den vorangegangenen Konsum von Wildtieren (entweder in Form von Fleisch oder sogenannter traditioneller chinesischer oder asiatischer Medizin). Meist an den zerfransten Übergängen der letzten noch erhaltenen Regenwälder dieser ächzenden Erde. Aber zunehmend auch – aufgrund von steigender Nachfrage bei sinkendem Angebot – aus der Tiefe von bis dato fast unberührten Primärwäldern.
Der Verlust von natürlichen Habitaten und Biodiversität und die gleichzeitige Zunahme von Tier-Mensch-Kontakten ist das perfekte Rezept für ein Desaster, welches uns jetzt schon wie eine der Plagen aus dem alten Testament vorkommt. Gleichzeitig warnt die Wissenschaft seit Jahren und prophezeit noch Schlimmeres. In einem aktuellen Artikel von John Vidal wird davon ausgegangen, dass bei weiterem Zurückdrängen von Habitaten und Biodiversität zoonotische Krankheiten wie Corona weiter zunehmen werden.
Die aufkommenden Epidemien erinnern mich bildlich an Stürme oder Brände. Beides gab es schon, bevor der Mensch anfing sich in die letzten Winkel der Erde zu verbreiten. Durch die menschenverursachte Klimakatastrophe nehmen diese zerstörerischen Ereignisse aber zu. Regionalisiert auf die deutschen „Rekordsommer“ fällt ja immer das Argument, dass es in früheren Jahren mal einen noch heißeren Sommer gab. Das mag stimmen, aber nicht mehrere Sommer in Folge mit entsprechend heißen Temperaturen.
In einem ähnlichen Zusammenhang ist die Zunahme von Krankheiten durch die Zerstörung von Ökosystemen zu betrachten. Durch unser maßloses Eingreifen in intakte Ökosysteme schaffen wir das Ausbreiten meist vermeidbarer Epidemien.
Katastrophen wie Brände oder Epidemien passieren. Ihnen gehört wie im derzeitigen Katastrophenfall die volle Aufmerksamkeit. Aber um sie langfristig zu verringern, führt kein Weg an einer wirklichen Ursachenbekämpfung vorbei.
Globale Probleme brauchen lokale Lösungen
Aber wie? Globale Probleme zu bekämpfen, beginnt immer mit lokalen Lösungen (und nicht internationalen Klimakonferenzen). Was muss sich dringlich bei uns verändern? Antworten können nur systemimmanent gefunden werden.
Wir erleben täglich (Wirtschafts-) Geschichte: Erstmalig gibt es in Deutschland eine epidemiologische Begründung dafür, massenhaft Geld ins System zu pumpen, um den krisengebeutelten globalen Kapitalismus zu stabilisieren. Eigentlich die perfekte Zeit für einen sogenannten „Green New Deal“: den Umbau unseres wachstumsbasierten Wirtschaftssystems auf vorrangig nachhaltige Ziele und den Fokus auf Erhalt der lebenserhaltenden Ökosysteme dieser Erde.
Dabei waren die abstrakten und akademische Debatten der letzten Jahre um eine sozial-ökologische Transformation nicht hilfreich bzw. haben ihrem Dunstkreis nicht entkommen können. Nicht erst im Nachhinein erstaunlich ob dieser fahrlässigen Blindheit unserer Politik- und Wirtschaftseliten.
Doch wir müssen die Zeichen der Zeit richtig deuten. Lässt sich das, was aktuell wirtschaftlich ins Rutschen kommt, mit einem grünen Investitionspaket aufhalten? Der Kapitalismus basiert auf der permanenten Erzeugung von Einkommensströmen. Arbeitnehmer brauchen fortlaufendes Arbeitseinkommen, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Unternehmen brauchen einen permanenten Profitstrom, um am Markt bestehen zu bleiben, Anleihen zu verkaufen und ihre Kredite zu bedienen. Da diese Einkommensströme nun versiegen, tritt zu Tage, was sich über die vergangenen Jahrzehnte aufgebaut hat: ein massiver Schuldenberg, der das Wachstum in der neoliberalen Epoche künstlich am Laufen gehalten hat. Die Nullzinspolitik und gewaltigen Anleihenkäufe der Zentralbanken haben diesem System nach der Finanzkrise 2007/2008 weitere Zeit gekauft. Die bisher verabschiedeten Investitionspakete werden nicht ausreichen, um den nun zu Tage tretenden ökonomischen Schaden zu begrenzen. Und der ökonomische Lock-Down wird nicht nur Monate anhalten – er wird in Zyklen wiederkehren, bis ein Impfstoff verfügbar ist.
Green New Deal als Lösung?
Ein Green New Deal scheint hier zu kurz zu greifen, er erreicht nicht die Beschäftigungs- und Refinanzierungseffekte, die dem historischen New Deal seine traumhaften Wachstumsraten beschert hat. Die Wachstumsressourcen des globalen Kapitalismus – auch im wörtlichen Sinne seiner materiellen Ressourcen – sind nachhaltig erschöpft. Dazu kommen existentielle Bedrohungen wie die Klimakatastrophe sowie globale Pandemien, die eine nachhaltige, planvolle Form des Wirtschaftens erfordern.
Die Debatte um notwendige und vernachlässigbare Produktion, die Umstellung der Produktion etwa von Autozulieferern auf Medizinprodukte und die staatliche Stützung der Unternehmen bieten hier Ansatzpunkte. Neben den naheliegenden sozialpolitischen Forderungen müssen in den kommenden Monaten Ansätze eines neuen wirtschaftspolitischen Paradigmas diskutierbar gemacht werden, das in der Lage wäre, eine ökonomische Alternative zu bilden. Dieses alternative Paradigma sollten neben massiver sozialer Umverteilung und dem ökologischem Umbau der Wirtschaft auch Elemente der Vergesellschaftung und der demokratischen, digital unterstützen Wirtschaftsplanung.
Nicht zuletzt darf die heiße Kartoffel „Bevölkerungswachstum“ nicht den Populisten und Rechten überlassen werden. Stattdessen muss dieser schmerzliche Diskurs in die Mitte einer globalen Lösungsfindung und weit entfernt von Stammtischen alternder Gesellschaften stattfinden.
Eine tiefgreifende Transformation wird stattfinden. Ein „weiter so“ ist keine Option. In welche Richtung sie verläuft – eine sozial-ökologische oder eine autoritäre — ist davon abhängig, wie nun die Weichen gestellt werden.
Die derzeitige Corona-Krise zwingt die meisten Menschen dazu, konsequent zu Hause zu bleiben. Neben Home-Office, Home-Schooling und anderen Pflichten, die erledigt werden wollen, bleibt da so manche freie Stunde, die sinnvoll genutzt werden kann.
Wie wäre es damit, gemeinsam Filme über Orang-Utans zu schauen, Bücher mit Geschichten aus dem fernen Asien zu lesen oder auch mal einem Hörspiel mit Geräuschen aus dem Regenwald zu lauschen? Das bringt der ganzen Familie Spaß, und alle können etwas dabei lernen. Wir wollen an dieser Stelle in loser Reihenfolge Tipps für eine abwechslungsreiche Freizeit während und auch nach der Krise geben.
Übrigens, wer in den Online-Shops, die wir an manchen Stellen als Einkaufshilfe angeben, bestellt, kann damit sogar noch unsere Arbeit für die Orang-Utans unterstützen. Ein Teil des Verkaufserlöses wird dann nämlich direkt an BOS weitergeleitet. Und es kostet keinen Cent mehr! Wie es funktioniert, erklären wir HIER.
Bücher über Orang-Utans
Unsere rothaarigen Artverwandten haben schon immer die Phantasie vieler Schriftsteller angeregt. Und manche durften den Menschenaffen sogar selbst schon gegenüberstehen. Um sie alle und die einzigartigen Begegnungen geht es in unseren Buchtipps.
Kleiner Dodo — Was spielst du?
Dodo, der kleine Orang-Utan, entdeckt mitten im Urwald ein sonderbares Ding. Schnell findet er heraus, wie er diesem Ding die tollsten Töne entlocken kann. Doch dann fällt sein Spielzeug in den Fluss — und mit dem Musizieren ist es vorerst vorbei. Zum Glück findet Dodo in Onkel Darwins Höhle einen Ersatz und noch viele weitere Instrumente für seine Freunde. Jetzt wird es laut im Urwald.
(u.a. bei buecher.de)
Der Malayische Archipel — Die Heimat von Orang-Utan und Paradiesvogel
Seit jeher steht der Autor Alfred Russel Wallace zu Unrecht im Schatten Charles Darwins und dessen Evolutionstheorie. Denn bereits 1858, ein Jahr vor Erscheinen „Über die Entstehung der Arten“ Darwins, fertigt Wallace sein Ternate-Manuskript zu den Mechanismen der Evolution an – die Ähnlichkeiten zu Darwins Überlegungen sind verblüffend. Dem Naturforscher ist darüber hinaus eine beeindruckende Sammeltätigkeit diverser Tier- und Pflanzenarten zuzuschreiben, die er während seiner Reisen zum Amazonas (1848–1852) und in den Malayischen Archipel (1854–1862) pflegt. Eines der bedeutendsten Bücher über die indonesischen Inseln.
(u.a. bei thalia.de)
Das Dschungelbuch 1&2
Bisher kannten wir nur das halbe Dschungelbuch … Mogli, Balu und Baghira, die kennen wir. Aber was ist mit Rikki-Tikki-Tavi, dem nimmersatt neugierigen Mungo, der gerettet wird, um schließlich selbst zum Retter zu werden? Was mit Vixen, dem Hund, der ein ganzes Militärlager um den Schlaf bringt? Und was ist mit dem unglaublichen Sumpfkrokodil, das noch das letzte Weißgesicht aus dem Dschungel vertreibt? Alle lieben wir das Dschungelbuch, aber bislang konnten nur wenige die ganze beeindruckende Welt Kiplings entdecken. Aber Vorsicht: Diese Wildnis ist kein Kinderparadies! Und zugegeben, hier geht es nur in Teilen um Orang-Utans, dennoch: Für Regenwald-Freunde ist dieser Klassiker ein Muss!
(u.a. bei hugendubel.de)
Jacky — Ein Orang-Utan sucht den Dschungel
Das kleine Orang-Utan-Kind Jacky muss viel lernen… Alles was es für ein freies und selbstbestimmtes Leben im Dschungel braucht. Doch seine Lehrer sind nicht andere Menschenaffen, sondern Menschen. Die wahre Geschichte des kleinen Orang-Utan Kindes Jacky, das wegen Brandrodungen auf Borneo seine Eltern und seinen Lebensraum verliert, aber nicht den Mut. Jacky wird von Menschen aufgezogen und kann als “Jugendliche” in den Dschungel zurückkehren… Kunstbuch mit wunderschönen Malereien.
(u.a. bei ebay.de)
Henry rettet den Regenwald
Eine Bewegung muss in Gang kommen …Henry, ein kleiner Orang-Utan, lebt glücklich und zufrieden mit seiner Mutter in den Regenwäldern der Insel Borneo. Doch schnell muss er lernen, dass seine Heimat und seine Artgenossen durch die Abholzung und Brandrodung der Menschen bedroht sind. Um Verbündete zu finden und seinen Lebensraum zu schützen, macht sich Henry auf die weite Reise rund um den Globus. Aber ob diese ihm helfen kann, seinen geliebten Regenwald zu retten?
(u.a. bei amazon.de)
Wer durch unsere Freizeittipps auf den Geschmack gekommen ist, kein Problem. Jeder kann Orang-Utan-Unterstützer werden! Mit einer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regenwald und damit auch unserem Klima. Jeder Beitrag hilft.
Kalimantan ist der indonesische Name für die Insel Borneo, der drittgrößten der Welt nach Grönland und Neuguinea. Kalimantan ist auch die Heimat der Borneo-Orang-Utans, die sie sich mit unzähligen anderen Tierarten teilen. Viele von ihnen sind nicht minder bedroht als unsere rothaarigen Vettern. Wir stellen hier in loser Reihenfolge immer wieder einige dieser faszinierenden Geschöpfe vor.
Das Sunda-Pangolin (Manis javanica)
Pangoline oder Schuppentiere erinnern irgendwie an wandelnde Tannenzapfen und gehören vom äußeren Erscheinungsbild her wohl zu den seltsamsten Säugetieren. In acht Arten bilden sie in Afrika und Asien einen Bestandteil der einheimischen Fauna, wo sie je nach Spezies in Steppen, Savannen und Wäldern leben. Ihnen allen gemeinsam ist, dass sie sich nahezu ausschließlich von Termiten und Ameisen ernähren und an diese Lebensweise hochgradig angepasst sind. Und natürlich tragen sie alle das namensgebende Schuppenkleid, dass sie so auffällig unter den Säugern macht.
Ihre Schuppen sind nicht etwa Überbleibsel der reptilischen Vergangenheit aller Säugetiere, sondern eine evolutionäre Neuerscheinung. Sie haben sich aus — sozusagen — zusammengeklebten Haaren entwickelt und bilden zusammen mit der Fähigkeit der Pangoline, sich bei Bedrohung eng zusammenzurollen, einen wirksamen Schutz gegen Prädatoren (Fressfeinde). Selbst Großkatzen finden keine rechte Möglichkeit eine solche Kugel aufzubrechen, zumal sie sich an den scharfen Schuppenkanten verletzen können.
Parallel-Evolution
Pangoline haben auffallende Ähnlichkeiten mit den südamerikanischen Ameisenbären und dem afrikanischen Erdferkel. Erstere Tiergruppen besitzen keine Zähne mehr (die Erdferkel nur noch rudimentär), aber dafür extrem lange, klebrige Zungen, mit denen sie engste Gänge erreichen und ihre Insektennahrung aufnehmen können. Alle tragen an den Vorderfüßen große, kräftige Krallen, mit denen sie auch harte Termitennester aufbrechen. Bis in die 80er Jahre fasste man sie zu den sogenannten Zahnarmen zusammen, bis sich durch molekulargenetische Untersuchungen diese angenommene Verwandtschaft als irrig erwies. Alle drei Gruppen gehören ganz verschiedenen Säugetierordnungen an; ihre gemeinsamen Merkmale haben sich jeweils unabhängig entwickelt. Ähnliche Lebensbedingungen bringen bei Tieren und Pflanzen oft sehr ähnliche Anpassungen und Lebensweisen hervor, auch wenn die jeweiligen Spezies nicht weiter miteinander verwandt sind. Man nennt dies konvergente oder auch Parallel-Evolution.
Heimliche Lebensweise
Das 75 bis 120 cm große (wobei etwa die Hälfte auf den Schwanz entfällt) und bis zu 10 kg schwere Sunda-Pangolin gehört zu den vier asiatischen Vertretern der Pangoline und bewohnt außer Borneo und den anderen Großen Sundainseln auch noch die Malaiische Halbinsel und benachbarte Festlandgebiete. Sein eigentliches Habitat sind primäre Regenwälder, es kommt aber auch in Sekundär- und degradierten Wäldern, Gärten und sogar Plantagen vor. Vielleicht mit bedingt durch seine nächtliche Lebensweise ist über sein Verhalten im Einzelnen jedoch nur sehr wenig bekannt. Den Tag verbringt es in vorgefundenen oder selbst gegrabenen Höhlen, während die Nacht der Suche nach Ameisen- und Termitenbauten gewidmet ist. Dabei bewegt es sich nicht nur am Boden, sondern auch geschickt in den Bäumen, wobei ihm sein langer Greifschwanz gute Dienste leistet. Sein hervorragender Geruchssinn ist bei der Nahrungssuche das wichtigste Sinnesorgan.
Bedrohung
Im Jahr 2014 setzte die IUCN das Sunda-Pangolin auf die höchste Bedrohungsstufe, das heißt, es ist unmittelbar vom Aussterben bedroht! Den übrigen sieben Pangolinarten geht es entweder nicht besser, oder sie sind zumindest ebenfalls bedroht. Die Gründe dafür liegen auf der Hand:
Da ist zum einen, wie so oft, der Verlust an Lebensraum durch Waldvernichtung. Zwar lebt das Sunda-Pangolin auch in vom Menschen beeinflussten Habitaten, aber um sich hinreichend fortzupflanzen, braucht es dann doch ursprünglichere Waldgebiete, die genügend Versteck- und Nahrungsmöglichkeiten bieten. Zum anderen aber ist das Sunda-Pangolin wie kaum ein anderes Tier durch fortgesetzte Wilderei bedroht.
Ein illegales Wirtschaftsgut
Seit dem Jahr 2000 ist durch das Washingtoner Artenabkommen (CITES) der Handel mit lebenden Pangolinen sowie ihren Körperteilen verboten. Dennoch sinkt seitdem der Bestand stetig und dramatisch, so dass Sunda-Pangoline in weiten Teilen ihres eigentlichen Verbreitungsgebietes ausgerottet sind. Sie werden als Haustiere gehalten, als Delikatesse verzehrt und ihre Schuppen gelten in der sogenannten traditionellen chinesischen Medizin als Heilmittel für alles Mögliche von Potenzschwierigkeiten bis Geldsorgen. Ein Kilo Schuppen soll auf dem Schwarzmarkt mehrere tausend Dollar wert sein. Pangolinschuppen bestehen wie die ebenfalls hoch gehandelten Nashorn-Hörner aus Keratin. Ihr Konsum, in welcher Form auch immer, ist somit so wenig heilkräftig wie das Kauen von Fingernägeln. Trotzdem floriert dieser illegale Handel global, und Pangoline werden bejagt wie heutzutage wahrscheinlich keine zweite Tierart.
Corona und das Sunda-Pangolin
Allerdings hat das Angebot an Pangolinschuppen und ‑fleisch offenbar auch für den Menschen harte Konsequenzen. Einschlägige Studien lassen es immer wahrscheinlicher werden, dass gerade das Sunda-Pangolin ein entscheidender Zwischenwirt für einen Virus war, das heute als SARS-CoV‑2 die Welt beschäftigt. Covid-19 ist eine Zoonose, eine ursprünglich durch Tiere auf Menschen übertragene Krankheit. Aufgrund molekulargenetischer Analysen geht man mittlerweile davon aus, dass das Virus beziehungsweise eine Vorform von ihm über Federmäuse auf Sunda-Pangoline übertragen wurde und von dort aus auf Menschen überging. Die Pangoline mögen zum Beispiel bei der Nahrungssuche unbeabsichtigt Fledermauskot aufgenommen haben. Vielleicht war es sogar nur ein einziges unseliges Tier, das dann mit seinem unsichtbaren Gast lebend auf einem der wet markets, der Tiermärkte in der Stadt Wuhan landete. Den genauen Verlauf wird man vermutlich nie rekonstruieren können, aber dass die rücksichtslose Ausbeutung der Tierwelt die ganze Menschheit beeinträchtigt, ist mittlerweile hoffentlich unstrittig. In Erweiterung des bekannten BOS-Mottos kann man sagen: Nicht nur Orang-Utan‑, auch Pangolin-Schutz ist Menschenschutz.
Drei Wochen ist es mittlerweile her, seit die BOS Foundation sämtliche Einrichtungen für die Öffentlichkeit geschlossen hat. Nur die engsten und wirklich absolut notwendigen Mitarbeiter dürfen noch in die Nähe unserer Orang-Utans kommen. Wie beispielsweise unsere Post-Release-Monitoring-Teams.
Sie patrouillieren regelmäßig in unseren Schutzgebieten und erfüllen damit gleich zwei wichtige Aufgaben: Sie behalten das Wohlergehen der rothaarigen Menschenaffen im Auge und stellen gleichzeitig sicher, dass in diesen Krisenzeiten keine Unbefugten das Gelände betreten.
Unsere Auswilderungs- und Schutzgebiete sind größtenteils von den Bevölkerungszentren abgeschnitten, in denen sich COVID-19 derzeit ausbreitet. Dennoch haben wir die Standorte weiter isoliert, indem nur noch solche Aktivitäten stattfinden, die überlebenswichtig sind, z.B. der Transport von Lebensmitteln, Vorräten und Gehältern. Es finden also nur noch Fahrten ausgewählter Mitarbeiter statt, wenn dies unbedingt erforderlich ist.
Für die Transporte versuchen wir, wann immer möglich, auf private Fahrzeuge zurückzugreifen, um den Kontakt mit der Öffentlichkeit zu vermeiden. Ist dies nicht umsetzbar, werden die Mitarbeiter nach Erreichen unserer Standorte für zwei Wochen unter Quarantäne gestellt. Wir sind uns jedoch bewusst, dass diese Maßnahmen nicht ausfallsicher sind. Daher wird die Temperatur der Mitarbeiter in den Lagern jeden Morgen überprüft. Sie werden isoliert, wenn sie krank werden sollten. Außerdem werden die Lager regelmäßig desinfiziert und mindestens zehn Meter Abstand zu allen Orang-Utans gehalten.
Durch diese Vorsichtsmaßnahmen können unsere PRM-Teams ihre wichtige Arbeit fortsetzen. Jeden Morgen verlassen die Teammitglieder frühzeitig das Lager und wandern entlang der Gebiete, wo sie zuvor freigelassene Orang-Utans antreffen können. Diese Aktivität dauert bis zum späten Nachmittag, wenn das Team wieder ins Camp zurückkehren muss. Die Daten zu Orang-Utan-Aktivitäten und ‑Verhalten, die im Laufe des Tages gesammelt wurden, werden dann während eines nächtlichen Meetings unter den Teammitgliedern besprochen.
Das PRM-Team führt außerdem regelmäßig phänologische Untersuchungen durch, um Daten zur im Wald gedeihenden Flora zu sammeln. Phänologische Daten zeigen die Standorte und saisonalen Fruchtzyklen der Pflanzen an, von denen sich Orang-Utans ernähren. Mit diesem Wissen kann unser Team den besten Standort für zukünftige Auswilderungen bestimmen, da neu freigelassene Menschenaffen sofort Futter suchen müssen, um im Wald zu überleben.
Teammitglieder, die nicht an der Durchführung der beiden oben beschriebenen Aktivitäten beteiligt sind, haben in der Regel die Aufgabe, überwachsene Gebiete in Stand zu halten, Niederschlags- und Feuchtigkeitsniveaus zu überprüfen, Biodiversitätserhebungen durchzuführen oder den Freisetzungsbereich zu überwachen. Obwohl wir weit entfernt vom nächsten Dorf und von menschlichen Siedlungen arbeiten, setzen wir uns dafür ein, dass der Wald frei von menschlichen Eingriffen bleibt.
Die ganze BOS Foundation dankt Ihnen, dass Sie in dieser schweren Zeit um soziale Distanz bemüht sind. Aber bitte denken Sie auch weiterhin an unsere außergewöhnlichen, vom Aussterben bedrohten Tiere. Die Orang-Utans und der Regenwald brauchen uns. Gerade jetzt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.
Laut eines neuen Reports müssen strengere Maßnahmen getroffen werden, damit Primär-Regenwälder / qualitativ hochwertige Wälder intakt bleiben können.
- Damit keine weitere Artenisolation stattfindet, ist es essenziell, bestimmte Regenwaldgebiete verbunden zu halten und bedrohten Arten Überlebenschancen zu bieten.
- Um das Problem zu lösen, müsste nach Meinung der Forscher auch die milliardenschwere Palmölindustrie involviert werden, gerade in den palmölexportierenden und regenwaldreichen Ländern wie Indonesien.
Forscher in Großbritannien verlangen nach härteren wirtschaftlich-politischen Maßnahmen, um das Überleben bestimmter Wälder mit einer hohen Biodiversität zu sichern. Vor allem, wenn in diesen Palmölplantagen liegen.
Die Bedeutung der Waldkorridore
Die Lösung sei, eine geografische Verbundenheit der Wälder zu erhalten und somit keine evolutionäre Isolation zu fördern, was bereits bedrohte Arten noch ernsthafter gefährden würde.
Die Befunde der Forscher wurden in einer Studie der University of York in Großbritannien vom August 2019 zusammengefasst und im Journal of Applied Ecology veröffentlicht. Nachhaltigere Wege für die Industrie wären demnach möglich, wenn die Konzerne die geografischen Berührungspunkte wertvoller Waldgebiete nicht zerstören würden.
Die Palmölindustrie konnte besonders durch ihre Arbeit in Ländern wie Malaysia und Indonesien zu einer milliardenschweren Branche heranwachsen. Das wirtschaftliche Wachstum führt allerdings gleichzeitig auch zu katastrophalen Folgen für den Regenwald und seine Artenvielfalt und somit letztendlich zum Kollaps des ohnehin verwundbaren Ökosystems. Daher fordern vor allem Aktivisten den Boykott bzw. das Verbot indonesischen Palmöls.
Durch Luftaufnahmen und die Kartierung des indonesischen Regenwaldes konnte sehr gut erkannt werden, dass bestimmte Regenwaldstücke nicht verbunden sind, was im Endeffekt logischerweise zu einer Artenisolation führt.
Mangelhafter Standard seitens RSPO
Die Organisation „Roundtable on Sustainable Palm Oil“, kurz: RSPO, setzt sich besonders dafür ein, dass der internationale Palmölhandel an Nachhaltigkeit gewinnt. Allerdings ist die Gestaltung der Waldkorridore und ihre Erhaltung ein sehr wichtiger Punkt im Aspekt der Ökologie. So hat RSPO auch die Aufgabe, das Kriterium zur Verbundenheit der Waldflächen in seine Standards aufzunehmen.
Laut einer weiteren Studie der University of York sind diverse Arten heutzutage durch die ansteigende Abholzung des Regenwaldes und somit durch ihren schrumpfenden Lebensraum sowie den fehlenden Erhalt der naturbelassenen Lebensräume besonders bedroht. Dass diese Arten die Korridore zwischen den Regenwaldarealen brauchen, um aus eigener Initiative umziehen zu können und um alternative Lebensräume zu finden, liegt mittlerweile klar auf der Hand.
Sarah Scriven ist eine der Co-Autorinnen der Studie, und auch sie betont, dass die Palmöl-Plantagen so auszurichten wären, dass sie nicht die freie Bewegung der in den Regenwäldern lebenden Tieren blockieren. Denn wenn solche „Regenwald-Inseln“ geschaffen werden, isoliere das automatisch viele Arten, was zu einem einseitigem Vermischen des Genpools und somit zum letztendlichen Aussterben bestimmter Arten führe.
Weiterhin hofft Scriven, dass die Verschärfung der RSPO-Kriterien vom November 2018 eine Richtline für die Schaffung von Korridoren und der besseren Verbundenheit des Waldes bieten wird.
Sehr wichtig wäre laut Scriven allerdings der Dialog mit den Konzernen und besonders mit der RSPO, um die Ideen und Lösungsansätze umzusetzen. Denn schlussendlich ist das Ökosystem auf den Artenerhalt angewiesen, und besonders Regenwaldbewohner in unmittelbarer Nähe von Palmölplantagen wie Orang-Utans, Vögel, Insekten und Fledermäuse haben schon längst einen kritischen Bestand erreicht.
Ein Pilotprojekt in Malaysia vom Rhino und Forest Fund könnte schon eine erste Erfolgsgeschichte bieten. Wissenschaftler aus dem Leibnitz-IZW wollen gemeinsam mit Borneos Forstbehörden in der Provinz von Sabah Ölpalmenplantagen in Regenwald umwandeln. Aus 33,5 Hektar Monokultur soll dort zeitnah ein lebendiger Regenwald entstehen. Dadurch sollen das Tabin-Wildtierreservat mit etwa 123 000 Hektar Fläche und das Kulamba-Wildtierreservat, der Teil eines anderen, knapp 80 000 Hektar großen Naturschutzgebiets, verbunden werden.
Werden auch Sie zum Regenwald-Retter. Mit Ihrer Spende helfen Sie uns, weitere Flächen zu sichern und diese in Regenwald umzuwandeln. Für die Orang-Utans, die Artenvielfalt und das Klima. Jeder Beitrag hilft.
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