Eine Erde — viele Welten

Eine Erde — viele Welten

Kein Lebens­raum an Land beher­bergt größeren Arten­reichtum als tropi­sche Regen­wälder. Hier liefern sich die Bewohner inten­sivste Konkur­renz­kämpfe. Die großen Wälder sind Orte voller drama­ti­scher Geschichten und über­ra­schender Ereignisse.

Jaguare fangen Kaimane, Delfine schwimmen durch Baum­kronen, und Frösche vertei­digen in Ninja-Manier ihren Nachwuchs.

Terra X: Faszi­na­tion Erde — mit Dirk Steffens

Terra X: Faszi­na­tion Erde — mit Dirk Steffens

Dirk Stef­fens folgt den Spuren von Alfred Russel Wallace durch die sagen­hafte Insel­welt Indo­ne­siens und Malay­sias. Er begegnet „Wald­men­schen“, erklimmt Urwald­riesen und harrt für seine Beob­ach­tungen aus auf einer wack­ligen Platt­form inmitten einer riesigen Höhle.

Er erkundet Orte, die wirken, als seien sie Spiel­plätze der Evolu­tion: mit flie­genden Fröschen, riesigen Echsen und Kängurus in Bäumen. Noch heute ein Aben­teuer, waren die Reisen zu Zeiten von Wallace lebens­ge­fähr­lich. Das Studium unge­wöhn­li­cher Insekten, die sich zum Teil sehr ähnlich sind, ließ in ihm die Über­zeu­gung reifen: Da muss es Über­gänge geben, irgend­etwas, das eine Entwick­lung von einer zur anderen Insek­tenart trig­gert. Und der Blick in die Gesichter der „Wald­men­schen“, der Orang-Utans, ließ ihn womög­lich ahnen: Auch der Mensch gehört in eine solche Entwicklungsreihe.

Aus der Reihe „Terra X: Faszi­na­tion Erde — mit Dirk Stef­fens“ (Deutsch­land, 2018)

BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes: “Orang-Utan-Schutz im Ausnahmezustand”

BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes: “Orang-Utan-Schutz im Ausnahmezustand”

BOS-Geschäfts­führer Daniel Merdes: “Orang-Utan-Schutz im Ausnahmezustand”

Unsere Orang-Utan-Schutz­zen­tren befinden sich aktuell im abso­luten Lock­down. Denn unser vorran­giges Ziel in der aktu­ellen Situa­tion ist es, unsere Schutz­be­foh­lenen mit allen Mitteln vor einer Über­tra­gung des COVID-19-Virus zu schützen.

Dies gilt nicht nur für die Rettungs­zen­tren, sondern auch für unsere Auswil­de­rungs­ge­biete. Alle Volon­tär­pro­gramme wurden daher bis auf weiteres einge­stellt, die Samboja Lodge geschlossen. Aber auch Mitar­beiter, die für den laufenden Betrieb der Schutz­zen­tren nicht rele­vant sind, haben jetzt keinen Zutritt mehr. Tier­pfleger, Baby­sitter, Tier­ärzte, Liefe­ranten und Sicher­heits­per­sonal müssen strengste Hygie­ne­re­geln einhalten – noch stren­gere als sonst.

Orang-Utans mit Vorer­kran­kungen jetzt beson­ders schützen

Durch diese Maßnahmen wollen wir nicht nur uns, sondern vor allem unsere Orang-Utans schützen. Denn aufgrund der nahen Verwandt­schaft zu uns Menschen könnten auch sie beson­ders gefährdet sein, sich mit Corona zu infi­zieren. Zwar wurde bis jetzt noch keine Über­tra­gung des Virus auf einen Menschen­affen doku­men­tiert, aber die Forschung ist noch lange nicht abge­schlossen und wir können keine Even­tua­li­täten ausschließen. Immerhin können sich Orang-Utans bei uns Menschen u.a. mit Hepa­titis, Tuber­ku­lose und anderen Infek­ti­ons­krank­heiten anste­cken. Vor allem weil sich viele unserer Tiere gerade erst von Atem­wegs­in­fek­tionen infolge der Brände von 2019 erholt haben, manche aber immer noch geschwächt sind, sind wir sehr besorgt.

Die Situa­tion vor Ort

Aktuell sind wir mehr denn je auf unver­zicht­bare Arbeits­mittel wie Masken, Hand­schuhe oder Desin­fek­ti­ons­mittel ange­wiesen. In einem durch­schnitt­li­chen Jahr liegt unser Verbrauch bereits bei etwa 75.000 Atem­schutz­masken. Panik­käufe haben nun aber auch in Indo­ne­sien zu gestie­genen Preisen für medi­zi­ni­sche Ausrüs­tung geführt. Gleich­zeitig treffen uns fehlende Einnahmen z.B. durch die geschlos­sene Samboja Lodge empfind­lich. Wir wollen aber auch weiterhin soziale Verant­wor­tung über­nehmen und unser Mitar­beiter auf Borneo unter­stützen. Sie sind unsere Helden vor Ort und benö­tigen gerade jetzt unsere Soli­da­rität. Die Orang-Utans wiederum sind das letzte Glied in der Kette einer inter­na­tio­nalen Krise, verur­sacht vermut­lich durch unver­ant­wort­li­ches Handeln wie Wild­tier­handel, Verzehr von soge­nanntem Bush­meat und unge­bremste Eingriffe in die Natur.

Die Orang-Utans und der Regen­wald brau­chen uns aktuell mehr denn je. Gemeinsam müssen wir verhin­dern, dass diese menschen­ge­mache Krise auf unsere nächsten Artver­wandten über­tragen wird.

Vielen Dank für Ihre Hilfe in dieser Ausnahmesituation.

Daniel Merdes, Geschäfts­führer von BOS Deutsch­land e.V.

Eine Botschaft aus Borneo

Eine Botschaft aus Borneo

Von der aktu­ellen Lage in Indo­ne­sien berichtet Dr. Jamartin Sihite in der ersten Ausgabe des Podcasts #OUCast. Hören Sie, wie es den Orang-Utans und unseren Mitar­bei­tern in den BOS-Schutz­zen­tren jetzt geht, mit welchen beson­deren Heraus­for­de­rungen BOS nun umgehen muss und was er sich für die Zeit nach der COVID-Pandemie vor allem wünscht. 

Hier geht es zum #OUCast

 

 

Die Dayak Wehea-Kultur

Die Dayak Wehea-Kultur

Vor Kurzem hatte unser Commu­nity-Entwick­lungs­team von PT. RHOI die Möglich­keit eine Reihe von Inter­views mit einigen der in unserem Arbeits­be­reich in Muara Wahau lebenden Dayak Wehea durch­zu­führen. Wir hofften, dadurch weitere Einblicke in Kultur und Tradi­tionen der Dayaks zu erhalten.

Iden­ti­täts­un­ter­schei­dung von anderen subeth­ni­schen Dayak-Gruppen

Die meisten Einhei­mi­schen, mit denen wir spra­chen, erzählten, dass ihre Tradi­tionen sich von denen anderer subeth­ni­scher Dayak-Gruppen unter­scheiden. Das offen­sicht­lichste Beispiel ist ihre Sprache. Im tägli­chen Wort­schatz bezeichnen die Dayak Wehea den Morgen als “Guang Mas”, den Mittag als “Mae Dea”, den Nach­mittag als “Lanhop / Nehop” und den Abend als “Maedem / Mlam”. Zum Vergleich: Die glei­chen Wörter in Dayak Kayan — einer anderen subeth­ni­schen Gruppe in einem nahe gele­genen Gebiet — sind “jimaq”, “ngedau”, “leviq dau” und “malam”.

Dorfatmosphäre
Dorfatmosphäre

Im indo­ne­si­schen Borneo gibt es bis zu 405 subeth­ni­sche Dayak-Bevöl­ke­rungs­gruppen (Quelle: Pesona Indo­nesia). Das Volk der Dayak Wehea wurde jedoch bislang nicht offi­ziell als unab­hän­gige subeth­ni­sche Gruppe aner­kannt. Solch eine Aner­ken­nung ist jedoch bedeutsam, da sie es den Menschen in Dayak Wehea ermög­li­chen würde, ihre Tradi­tionen und Kultur offi­ziell zu schützen und zu bewahren. Vor allem in Bezug auf Sprache, Weis­heit, Kunst, Etikette und Gewohn­heits­ge­setze wäre dies bedeutsam.

Ein Gewohn­heits­ge­setz der Dayak Wehea ist das Tuhing, das es Außen­ste­henden verbietet, in bestimmten Zeit­räumen ohne entspre­chende Erlaubnis ein Dorf zu betreten. Wenn dieses Gewohn­heits­recht verletzt wird, wird die betref­fende Person mit einer bestimmten Geld­buße oder der Entrich­tung einer bestimmten Vieh­menge an Schweinen oder Hühnern bestraft.

Anders bei den Dayak Kayan: Dort werden dieje­nigen, die das Gesetz verletzen, an die Behörden über­geben und dann gezwungen, eine Buße in Form von Geld oder Wert­sa­chen zu zahlen, typi­scher­weise eine wert­volle Machete in Familienbesitz.

Pak Ledjie Be säubert die Statuen seiner Vorfahren
Pak Ledjie Be säubert die Statuen seiner Vorfahren

„Die Dayak Wehea-Tradi­tion ist eine Lebens­weise, die wir niemals hinter uns lassen können, selbst wenn wir jemanden aus einer anderen Dayak-Gruppe mit anderen Tradi­tionen heiraten. Die Zeiten mögen sich ändern, aber wir werden unsere Tradi­tionen beibe­halten und an unsere Kinder weiter­geben “, erklärte eine Mutter aus dem Dorf Dea Beq.

Werte des Lebens in einer Gemeinschaft

Laut Fajaria (auch bekannt als Ria), einer Kran­ken­schwester in einer kleinen öffent­li­chen Klinik im Dorf Diaq Lay, können die Tradi­tionen von Dayak Wehea Einfluss darauf haben, wie verschie­dene Mitglieder der Gemeinde inter­agieren. Die ältere Gene­ra­tion ist den Werten und Tradi­tionen immer noch treu, während viele der jüngeren Menschen beginnen, dieje­nigen zu über­sehen, die sie als zu streng oder unver­nünftig ansehen.

Interview mit Einwohnern
Inter­view mit Einwohnern

Eine alte Tradi­tion der Dayak Wehea ist es auch, dass sie während einer Reise gezwungen sein könnten anzu­halten oder sogar umzu­kehren, wenn sie einer bestimmten Schlange begegnen oder den Ruf eines spezi­ellen Vogels hören. Sie glauben, dass diese Ereig­nisse Pech bedeuten oder zumin­dest höchste zusätz­liche Vorsicht erfor­dern. Diese Art von Weis­heit wird von der jüngeren Gene­ra­tion als über­holt und veraltet angesehen.

Ledjie Be, der Sekretär von Lembaga Adat Besar Dayak Wehea (das große Haus der Dayak Wehea), versucht nun im Unter­be­zirk Muara Wahau, der die sechs Dörfer umfasst, eine Zoll­schule für Dayak Wehea einzu­richten. Er möchte, dass die Kunst und die tradi­tio­nellen Werte der Dayak Wehea formal gelehrt werden, damit das Wissen an jüngere Gene­ra­tionen weiter­ge­geben werden kann.

Die Tradi­tionen der Dayak Wehea legen großen Wert auf Team­ar­beit und gegen­sei­tige Unter­stüt­zung bei der Durch­füh­rung tägli­cher Akti­vi­täten. Dies zeigt sich im Ritual der Rodung, des Reis­pflan­zens und der Ernte­feste, die als Mbob Jengea bekannt sind. An dieser Tradi­tion sind alle Mitglieder der Dayak Wehea, sowohl junge als auch alte, als eine kollek­tive Einheit beteiligt. 

Kunst und Kultur

Zwar besteht die Sorge, dass Mitglieder der jüngeren Gene­ra­tion sich von den tradi­tio­nellen Werten von Dayak Wehea abwenden, doch scheinen einige immer noch aktiv an den Werten fest­zu­halten. Nehmen wir zum Beispiel Febby, ein Mädchen aus dem Dorf Diaq Lay, das häufig an Kunst­auf­füh­rungen und tradi­tio­nellen Veran­stal­tungen in allen sechs Dörfern der Dayak Wehea teil­nimmt. Sie liebt es, tradi­tio­nelle Tänze aufzu­führen und erhält zusammen mit ihren Freunden regel­mäßig Einla­dungen zu lokalen Festi­vals und Veran­stal­tungen. Außerdem unter­richtet sie tradi­tio­nellen Tanz in der außer­schu­li­schen Klasse ihrer Schule.

„Ich würde viel lieber den tradi­tio­nellen Dayak Wehea-Tanz tanzen als die modernen, auslän­di­schen Tänze, die meine Kollegen norma­ler­weise mögen. Es ist in Ordnung, sich für fremde Kultur zu inter­es­sieren, aber wir dürfen unsere eigene nicht vergessen “, betont Febby.

Dann gibt es noch Henri, einen jungen Mann aus dem Dorf Nehas Liah Bing, der einst ein Petkuq Mehuey war, eine lokale Bezeich­nung für einen Wächter des Wehea Protec­tion Forest, wo Orang-Utans wild und frei leben. Er trat zurück, um eine Ausbil­dung in Sama­rinda zu absol­vieren, kehrte aber später in seine Heimat­stadt zurück, um als Kartie­rungs­spe­zia­list im Dorf­büro zu arbeiten. Er enga­giert sich intensiv für die Erhal­tung und den Schutz der Kultur und der Wälder der Dayak Wehea.

Henrikus
Henrikus

Es ist wichtig, dass Tradi­tionen, Kulturen und alte Weis­heiten über Gene­ra­tionen weiter­ge­geben werden, um zu über­leben. Da wir jedoch wissen, dass es Menschen gibt, die sich für die Bewah­rung der Tradi­tionen und Bräuche der Dayak Wehea einsetzen, sind wir über­zeugt, dass diese lokale Bevöl­ke­rungs­gruppe noch viele Gene­ra­tionen über­leben wird. Henrikus, ein tradi­tio­neller Führer im Dorf Nehas Liah Bing, hofft sicher­lich, dass dies der Fall ist: „Unser Weg hat aus einem bestimmten Grund Hunderte von Jahren über­lebt. Er ist unsere Iden­tität und unser Über­le­bens­mittel. Wir können es uns einfach nicht leisten, ihn jetzt verschwinden zu lassen. “

Werden auch Sie zum BOS-Unter­stützer! Die Orang-Utans und der Regen­wald brau­chen uns. Gerade jetzt. Vielen Dank für Ihre Unterstützung.