Ein Wieder­sehen mit Bajuri und Casey

Ein Wieder­sehen mit Bajuri und Casey

Wenn unser Post Release Moni­to­ring Team Orang-Utans erst Jahre nach ihrer Auswil­de­rung wieder im Dschungel entdeckt, dann ist das etwas ganz Besonderes.

Der Kehje Sewen Forest ist ein geschütztes Gebiet mit dichtem Regen­wald, durch­zogen von lebens­spen­denden Flüssen. Hier wildern wir reha­bi­li­tierte Orang-Utans aus. Und hier befindet sich auch eins der Camps unseres Post Release Moni­to­ring (PRM) Teams, das die Tiere in ihrem neuen wilden Leben weiter beob­achtet – oder es zumin­dest versucht. Denn der Kehje Sewen ist weit­läufig. Und natür­lich ist es absolut gewollt, dass sich die ausge­wil­derten Orang-Utans von Menschen fern halten.

An einem Tag im Oktober 2022 macht sich eines unserer PRM Teams in einen weit vom Camp entfernten Teil des Waldes auf. Die letzte Patrouille im soge­nannten Yosi Tran­sekt, welcher an den Telen Soh Schutz­wald angrenzt, liegt bereits rund zwei Jahre zurück.

Noch vor Tages­an­bruch verlässt unser Team das Basis­lager Camp Lesik, denn es sind rund fünf Stunden Fußmarsch bis in den Yosi Tran­sekt. Im Schein der Taschen­lampen wandert die Gruppe auf schmalen Pfaden durch den anfangs noch stock­dunklen Dschungel. Bis zur Mittags­zeit wollen sie das Beob­ach­tungs­ge­biet erreicht haben.

Die Ranger laufen jeweils mit einigen Metern Abstand und halten dabei Ausschau nach Spuren, die auf die Anwe­sen­heit von Orang-Utans hinweisen könnten wie zum Beispiel Fraß­spuren oder Schlaf­nester in den Bäumen. Immer Mal wieder ahmt ein Ranger den Ruf eines männ­li­chen Orang-Utans nach, um Artge­nossen anzu­lo­cken, die sich even­tuell in der Nähe befinden.

Plötz­lich antwortet ein Orang-Utan auf den Lockruf

Als das Team sich dem Yosi Tran­sekt nähert, antwortet ein Orang-Utan auf den Ruf. So schnell und zugleich unauf­fällig wie möglich nähern sich die Ranger dem Geräusch und entde­cken ein junges Männ­chen in einem Baum. Er beäugt die Menschen, die in seinen Lebens­raum eindringen, und fühlt sich offen­sicht­lich gestört, denn er beginnt, an den Ästen zu rütteln und unser Team mit Zweigen zu bewerfen.

Schnell holt einer der Ranger seine Kamera heraus und macht Fotos. Auf den ersten Blick erkennt keiner den Orang-Utan. Welcher unserer ehema­ligen Schütz­linge kann es nur sein?

Prächtig entwi­ckelt seit der Auswilderung

Das Männ­chen bewegt sich von Baum zu Baum und zeigt dabei große Geschick­lich­keit. Hin und wieder versteckt er sich im Blät­ter­dach. Dabei entfernt er sich von unserem Team, das versucht, ihm möglichst weiter durch den dichten Regen­wald zu folgen. Schließ­lich bewegt sich der Orang-Utan einen steilen Abhang hinunter. Das Terrain ist für unsere Ranger zu schwierig, so dass sie zurück­bleiben müssen.

Aber es ist ihnen bis dahin gelungen, einige Fotos zu machen. Später, im Camp, iden­ti­fi­ziert Senior Ranger Imam Ghozali, der schon lange für BOS arbeitet, den gesich­teten Orang-Utan: Es handelt sich um Bajuri, den wir 2014 im Kehje Sewen Wald ausge­wil­dert haben und der zuletzt 2015 von unserem Team gesichtet wurde. Seitdem hat er sich offen­sicht­lich prächtig entwi­ckelt und trägt inzwi­schen sogar Backen­wülste – ein sehr gutes Zeichen für ein Orang-Utan-Männchen.

Dass Bajuri die Nähe von Menschen meidet, macht unseren Rangern die Arbeit zwar etwas schwerer — schließ­lich ist es ihre Aufgabe, Daten über die ausge­wil­derten Tiere zu sammeln – aber genau das wird hoffent­lich künf­tige Mensch-Tier-Konflikte verhin­dern und ihm ein langes Leben bescheren!

Die Ranger treffen Sorgen­kind Casey

Das Erfolgs­er­lebnis im Yosi Tran­sekt hat unser Team beflü­gelt, weitere “alte Bekannte” wieder­zu­sehen. Ein paar Wochen später machte sich ein PRM Team auf zu einer Patrouille im Muara Soh, einem eben­falls weit vom Basis­lager entfernten Teil des Waldes.

Zunächst schien das Glück die Gruppe verlassen zu haben. Kein Orang-Utan weit und breit! Es gab jedoch eindeu­tige Spuren wie Futter­reste und ein verlas­senes Schlaf­nest. Als die Gruppe rastete, spazierte ein Ranger ein kleines Stück in den Wald hinein und kam Minuten später zurück zum Team gesprintet: Er hatte einen Orang-Utan entdeckt!

Schnell und unauf­fällig begab sich das Team zum Fundort und wurde regel­recht eupho­risch, als sie die Orang-Utan-Dame erkannten: Es war Casey, die seit einer kleinen Ewig­keit von niemandem mehr gesichtet wurde.

Die Orang-Utan-Dame klet­tert mit nur zwei Fingern

Bei ihrer Rettung im Alter von vier Jahren war Casey eines unserer Sorgen­kinder, denn sie hatte während ihrer Haltung als ille­gales Haus­tier mehrere Finger verloren. Trotz dieser körper­li­chen Beein­träch­ti­gung entwi­ckelte sie sich jedoch in unserer Wald­schule ganz wunderbar und lernte all die Fertig­keiten, die sie für ein freies Leben im Regen­wald benö­tigen würde.

Casey wurde 2012 ausge­wil­dert und von unserem Post Release Moni­to­ring Team zuletzt 2015 — 2016 beob­achtet. Damals war sie oft in der Nähe von der Orang-Utan-Mutter Lesan zu finden. Bei der Begeg­nung in Muara Soh im November 2022, zehn Jahre nach ihrer Auswil­de­rung, erfreute sie sich augen­schein­lich bester Gesundheit.

Und da auch sie kein Inter­esse an einer Begeg­nung mit Menschen hatte und sich zügig wieder von unserem Team entfernte, sind wir vorsichtig opti­mis­tisch, dass ihr noch ein langes und glück­li­ches Leben in Frei­heit bevorsteht.

Bitte unter­stützen Sie unsere Arbeit — jeder Beitrag hilft! Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans, dem Regen­wald und damit auch unserem Klima.

Medi – ein Orang-Utan-Warrior

Medi – ein Orang-Utan-Warrior

Eine Orga­ni­sa­tion ist immer nur so stark wie die Menschen, die für sie arbeiten. Bei BOS enga­gieren sich täglich viele Mitar­bei­tende leiden­schaft­lich für Orang-Utans und den Regen­wald. Heute möchten wir die Geschichte eines weiteren Orang-Utan-Warriors aus unserem Rettungs­zen­trum Samboja Lestari in Ost-Kali­mantan erzählen. Sie beginnt im Grün­dungs­jahr von BOS, nicht allzu weit vom Rettungs­zen­trum entfernt.


Früher Karrie­re­start bei BOS


Medi wurde am 2. Mai 1991 in Samboja geboren. Schon in jungen Jahren begann er seine Karriere als Tier­pfleger in der Rettungs­sta­tion Wana­riset Samboja, dem ersten, 1991 gegrün­deten Standort der BOS Foun­da­tion. Wana­riset blieb bis 2004 der Dreh- und Angel­punkt unserer Akti­vi­täten in Ost-Kali­mantan, als wir mit der Auffors­tung des 1.850 Hektar großen Gebietes Samboja Lestari begannen. Medi war in Wana­riset für die Pflege einiger erwach­sener Orang-Utans verant­wort­lich, die als nicht auswil­derbar einge­stuft wurden.

Orang-Utan-Warrior Medi mit seinen Kollegen
Orang-Utan-Pfleger Medi mit seinen Kollegen


Diese Orang-Utans konnten aus verschie­denen Gründen nicht in die Wildnis zurück­kehren, z. B., weil sie aufgrund langer Gefan­gen­schaft keine natür­li­chen Verhal­tens­weisen entwi­ckeln konnten, wegen chro­ni­scher Infek­ti­ons­krank­heiten wie Tuber­ku­lose und Hepa­titis oder weil körper­liche Behin­de­rungen sie einschränkten.


Enge Bindung zu den Orang-Utans

Medi - ein Orang-UTan-Warrior


Medi erzählt, dass er während seiner Arbeit in der Rettungs­sta­tion Wana­riset viele einzig­ar­tige Erleb­nisse hatte. Einmal gelang es drei Orang-Utans, aus ihrem Gehege auszu­bre­chen und in den alten Bereich von Wana­riset, den „Forschungs­wald“, zu entkommen. Die Orang-Utans klet­terten schnell ziem­lich weit in den Wald hinein, und Medi beschloss, ihnen allein nach­zu­gehen. Nachdem er eine Weile gewan­dert war, fand er sie nicht weit vonein­ander entfernt beim Fressen. Die drei erkannten Medi sofort und waren über­ra­schen­der­weise bereit, ohne großen Protest in ihre Gehege zurück­zu­kehren. Medi ist sich sicher, dass die Orang-Utans ihm leicht folgten, weil er sich täglich um sie geküm­mert und eine enge Bezie­hung zu ihnen aufge­baut hatte.


Heute leitet Medi in Samboja Lestari die Special Care Unit (SCU) – die Spezi­al­pfle­ge­sta­tion, einen riesigen Komplex, der etwa 50 Orang-Utans in sepa­raten Gehegen beher­bergen kann. Die Station ist seit Ende 2015 in Betrieb und dient speziell der Unter­brin­gung von Orang-Utans, die an anste­ckenden und poten­ziell tödli­chen Krank­heiten wie Tuber­ku­lose und der Atem­wegs­er­kran­kung ORDS (Oran­gutan Respi­ra­tory Disease Syndrome) leiden. Der SCU-Komplex liegt recht weit von anderen Einrich­tungen in Samboja Lestari entfernt. Medi erlebt täglich aus erster Hand die vielen Heraus­for­de­rungen des Orang-Utan-Schutzes. Und die trau­rige Realität, dass einige Orang-Utans aufgrund ihres Gesund­heits­zu­stands nie die Chance haben werden, die wahre Frei­heit des Regen­waldes zu genießen.

Orang-Utan- Warrior Medi pflegt einen Orang-Utan
Medi bei seinem Arbeitsalltag


Durch frühere Tätig­keiten als Mitar­beiter in der Wald­schule und im Sozia­li­sie­rungs­kom­plex hat Medi viel darüber gelernt, wie gesunde Orang-Utans mitein­ander umgehen. Dabei hat er auch viele Fach­kennt­nisse erlernt: bei Aufgaben wie der Fütte­rung von Orang-Utans, der Reini­gung von Käfigen bis hin zur Leitung von Teams und medi­zi­ni­schen Tätig­keiten, wie der Inha­la­tion bei Orang-Utans, die an ORDS leiden.
„Meine Erfah­rungen haben mich im Umgang mit Orang-Utans fokus­sierter gemacht“, sagt Medi über seinen lang­jäh­rigen Einsatz bei der BOS Foun­da­tion. „Bei der Arbeit für BOS habe ich erkannt, dass dies nicht nur ein gewöhn­li­cher Job ist, sondern viel­mehr eine Beru­fung, die Natur und all ihre Lebe­wesen mehr zu achten.“

Medi, ein Orang-Utan-Warrior vor den Orang-Utan-Käfigen
Medi — ein Orang-Utan-Warrior


Medi hat hohe Erwar­tungen an BOS und hofft, dass die Orga­ni­sa­tion weiterhin daran arbeitet, ihre Vision zu verwirk­li­chen. Er hofft, dass die BOS-Mitar­beiter sich weiter verbes­sern und als starkes Team zusam­men­halten.
„Ich hoffe, die Arbeit, die meine Freunde und ich bei der BOS Foun­da­tion leisten, den Orang-Utans, für die wir uns einsetzen, die besten Ergeb­nisse bringt. Ich bin über­zeugt, dass wir alle für ein besseres Leben der Orang-Utans sorgen können. Also lasst es uns gemeinsam tun!“, sagt Orang-Utan-Warrior Medi und blickt opti­mis­tisch in die Zukunft des Orang-Utan-Schutzes.
Sie wollen noch mehr über unsere Orang-Utan-Warrior wissen? Lernen Sie auch Rahmadi, Hanni, Imam Ghozali, Bang Uji, Mas Surip, Indar und Mang Usup kennen.

Oder werden Sie selbst zum Orang-Utan-Warrior und helfen Sie uns, die Orang-Utans vor dem Aussterben zu bewahren.

Wilde Begeg­nungen im Regenwald

Wilde Begeg­nungen im Regenwald

Wer möchte noch einmal behaupten, dass man mitten im Wald keine Action finden kann?

Unser Post-Release-Moni­to­ring (PRM)-Team aus dem Camp Nles Mamse im BOS-Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen erlebt bei seiner Arbeit etliche nerven­auf­rei­bende Situa­tionen. Ein paar davon möchten wir an dieser Stelle mit Ihnen teilen!

Aussicht auf ein Transekt im Wald von Keje Sewen
Aussicht auf ein Beob­ach­tungs­tran­sekt im Wald von Keje Sewen

Wenn Sie Teil eines Moni­to­ring-Teams sind, können Sie sich sicher sein, dass es Ihnen nie mehr an beein­dru­ckenden Geschichten mangeln wird, die Ihre Freunde aus der Stadt niemals erleben können. Als wir zum Beispiel kürz­lich mit unserem Truck auf dem Weg zu einer Patrouille waren, schnitt uns ein ausge­wach­sener Nebel­parder, der langsam über die Straße lief, den Weg ab.

Ein heftiger Adrenalinschub

Die leopar­den­ähn­liche Raub­katze blieb mitten auf der unbe­fes­tigten Straße stehen und versuchte nicht einmal, uns auszu­wei­chen. Selbst der Lärm unseres Motors schreckte sie nicht ab. Offenbar hatte sie keine Angst vor uns. Wir nahmen an, dass der Parder auf Beute­jagd war und sich deshalb nicht von uns vertreiben lassen wollte. Tatsäch­lich waren wir dieje­nigen, die einge­schüch­tert waren, als er langsam auf unser Fahr­zeug zulief. Denn wir wussten, dass die fens­ter­losen Türen unseres Fahr­zeugs uns keinen ausrei­chenden Schutz boten! Doch wir konnten aufatmen, als sich der Nebel­parder schließ­lich doch umdrehte und davonschlich.

Krallen, so scharf wie Rasiermesser

An einem anderen Tag begeg­neten einige von uns einem Malai­en­bären, der ener­gisch an einem Baum­stamm kratzte auf der Suche nach Termiten. Der Anblick seiner langen, scharfen Krallen machte uns Angst, aber beein­druckte uns auch. Wir versuchten, ein Foto zu schießen, aber er drehte sich plötz­lich weg, so dass wir keine gute Aufnahme machen konnten.

Baby Malaienbär
Begeg­nung mit einem Malaienbären

Um den hung­rigen Bären nicht zu verär­gern, beschlossen wir, zügig aus seinem Gebiet zu verschwinden. Wir schli­chen uns schnell und leise davon, während der Malai­enbär weiter seine Termiten futterte.

Stress unter Männern

Wer nun meint, dass Begeg­nungen mit Orang-Utans dafür ja immer entspannt ablaufen würden, dem können wir von einem Zusam­men­treffen mit Agus, einem männ­li­chen Orang-Utan, den wir 2013 ausge­wil­dert haben, berichten. Agus, einer der ersten Bewohner von Kehje Sewen, wurde von uns bei einem Kampf mit einem Orang-Utan ange­troffen, den wir nicht iden­ti­fi­zieren konnten. Der Grund für die Ausein­an­der­set­zung zwischen den beiden Männ­chen war uns nicht bekannt. Kämpften die beiden um ihr Terri­to­rium, um Nahrung oder viel­leicht um Paarungs­mög­lich­keiten? Zwei ausge­wach­sene Big Males in freier Wild­bahn kämpfen zu sehen, ist jeden­falls ein echt erschre­ckender Anblick!

Orang-Utan Agus hängt am Baum
Orang-Utan Agus hängt am Baum

Diese aufre­genden Erleb­nisse im Wald sind unver­gleich­lich, und wir wissen, dass wir uns an diese Geschichten für den Rest unseres Lebens erin­nern und sie teilen werden.

Wir hoffen, dass Kehje Sewen auch in ferner Zukunft so wild und unbe­rührt bleiben wird – ein echtes Zuhause für die erstaun­li­chen Tiere, die eine so wich­tige Rolle in unserem Ökosystem spielen.

Helfen auch Sie, diesen faszi­nie­renden Lebens­raum und seine gewal­tige Arten­viel­falt zu erhalten und zu schützen. Jeder Beitrag hilft.

Ein Rätsel für unsere Phänologen

Ein Rätsel für unsere Phänologen

Neben der Beob­ach­tung ausge­wil­derter Orang-Utans, gehört es zu den Aufgaben der Post-Release-Moni­to­ring-Teams (PRM), Daten zur Phäno­logie der Pflan­zen­arten im Orang-Utan-Lebens­raum zu sammeln. Die Phäno­logie ist eine Methode der Biologie, bei der peri­odisch wieder­keh­rende Erschei­nungen der Natur unter­sucht werden. Bei dieser wich­tigen Forschungs­ar­beit treffen unsere PRM-Teams gele­gent­lich auch auf Orang-Utans. Und manchmal kann so eine Begeg­nung recht rätsel­haft verlaufen. So auch vor einiger Zeit in unserem Auswil­de­rungs­wald Kehje Sewen in Ost-Kalimantan.

Phänologie Pflanzen im Regenwald

Forschungs­ar­beit im Auswilderungswald

Etwa zwei Stunden Fußmarsch vom Camp Nles Mamse entfernt, in einem Gebiet, in dem viele natür­liche Nahrungs­quellen für Orang-Utans zu finden sind, führte eines der Teams phäno­lo­gi­sche Unter­su­chungen durch. Dabei entdeckte das Team schon auf dem Weg Spuren von Suli, auch bekannt als Etlin­gera sp. oder wildem Ingwer, die von einem kürz­lich zurück­lie­genden Orang-Utan-Mahl zeugten.

Am Ziel des für diesen Tag geplanten Unter­su­chungs­ge­biets ange­kommen, machten sich die Kolle­ginnen und Kollegen an ihr Werk. Nach einer Stunde inten­siver Forschungs­ar­beit, hörten sie ein Rascheln im Geäst. Zunächst dachten sie, das Geräusch käme von einem kleinen Affen oder einem Gibbon. Doch kurze Zeit später tauchte ein Orang-Utan aus dem Regen­wald auf und kam immer näher. Das Orang-Utan-Weib­chen klet­terte von der Spitze eines Baumes Ast für Ast hinunter, während unser Team sie aufmerksam beob­ach­tete, um sie zu identifizieren.

Orang-Utan-Dame Erina
Orang-Utan-Dame Erina

Als sie sich näherte, bemerkte unser Team, dass sie ziem­lich groß war, gesund aussah und dichtes Haar hatte, aber ihr Gesicht war nicht gleich zu erkennen.

Wer wagt sich da in mein Gebiet?

Mit lauten Kuss-Geräu­schen machte sie dem Team deut­lich, dass sie die mensch­liche Gegen­wart gar nicht mochte. Während sie auf einem Ast saß und darauf wartete, dass die mensch­li­chen Eindring­linge wieder gingen, machten unsere Team­mit­glieder aus verschie­denen Blick­win­keln Fotos von ihrem Gesicht, um sie später im Camp zu identifizieren.

Orang-Utan-Dame Erina

Dann setzte das PRM-Team die phäno­lo­gi­sche Unter­su­chung wie ursprüng­lich geplant fort. Doch der Orang-Utan beschat­tete sie. Auch als das Team seine Route in Rich­tung Fluss­ufer änderte, blieb der Orang-Utan an ihnen dran. Das Weib­chen schien entschlossen zu sein, die Menschen im Auge zu behalten, die sich unbe­fugt in seinem Teil des Waldes aufhielten.

Doch das Team musste noch eine ganze Zeit lang in dem Gebiet weiter­ar­beiten. So langsam kam die Sorge auf, dass sich der Orang-Utan zu sehr an die Menschen gewöhnen könnte. Darum beschlossen sie, das uniden­ti­fi­zierte Weib­chen mit lauten Geräu­schen und Schlägen auf den Stamm des Baumes, auf dem sie saß, zu vertreiben. Damit hatten sie schließ­lich Erfolg. Der neugie­rige Wald­mensch zog sich endlich in die hohen Baum­kronen zurück.

Orang-Utan-Dame Erina

Nachdem das Team sein Tage­werk schließ­lich abge­schlossen hatten, eilten sie zurück ins Camp, um zu versu­chen, den myste­riösen Orang-Utan zu iden­ti­fi­zieren. Durch Vergleiche mit anderen Fotos fanden sie bald heraus, dass es sich bei dem Orang-Utan-Weib­chen um Erina handelte, die 2018 ausge­wil­dert worden war. Unseren Aufzeich­nungen zufolge war Erina zuvor als neugie­riges und verspieltes Tier bekannt.
Unser Team war hoch­er­freut, Erina in so guter Verfas­sung anzu­treffen, nachdem es sie zuletzt im September 2021 gesehen hatte!

Mit Ihrer Spende helfen Sie den Orang-Utans und ihrem Lebens­raum. Jeder Beitrag hilft.

Der Zauber der Sepanquelle

Der Zauber der Sepanquelle

Heute möchten wir Ihnen einen Lieb­lingsort unseres Post Release Moni­to­ring Teams vorstellen, unweit unseres Basis­la­gers im Kehje Sewen Regenwald.


Es ist schon ein ganz beson­derer Arbeits­platz, den unser Post-Release-Moni­to­ring (PRM)-Team hat: Camp Lesik ist umgeben von der wunder­schönen, ursprüng­li­chen und wilden Land­schaft des Kehje Sewen Waldes in Ost-Kali­mantan.


Dass dieses Stück Regen­wald in Ost-Kali­mantan aus nahezu unbe­rührtem Primar­wald besteht, in den sich kaum eine Holz­fäl­leraxt verirrt, verdankt er seiner Topo­grafie: Das Terrain ist heraus­for­dernd für Menschen, es ist bergig, rutschig, von Wasser­läufen durch­zogen und natür­lich wild wuchernder Urwald. Für Orang-Utans hingegen ist es der perfekte Lebens­raum. Im Jahr 2010 hat die BOS-Wald­schutz­firma RHOI die Konzes­sion zur Wieder­her­stel­lung des Ökosys­tems für den Kehje Sewen erhalten, seit 2012 wildern wir hier unsere Schütz­linge aus.


Regel­mäßig patrouil­lieren unsere Ranger den Schutz­wald, wandern auf schmalen Pfad durch die dichte Vege­ta­tion, halten Ausschau nach Orang-Utans und doku­men­tieren die unglaub­liche Biodi­ver­sität des Kehje Sewen.


Die Sepan-Quelle: Lieb­lingsort unserer Ranger und Biodiversitäts-Hotspot


Nicht weit vom Camp entfernt befindet sich eine natür­liche Quelle, die Sepan Spring, zu der regel­mäßig ganz unter­schied­liche Wald­be­wohner zum Trinken kommen. Unsere Ranger lieben diesen Ort ruhiger Schön­heit, an dem die Zeit stehen­ge­blieben zu sein scheint, bevor wir Menschen uns des Regen­waldes auf Borneo bemäch­tigten.
Um vom Camp Lesik zur Sepan-Quelle zu gelangen, sind es etwa drei Stunden Fußmarsch. Unter­wegs muss man mehr­mals den Fluss über­queren, wobei die Wasser­tiefe von waden- bis bauch­tief reicht. Für ihren wunder­schönen Arbeits­platz im Kehje Sewen müssen die BOS-Ranger auch einiges an körper­li­cher und mentaler Stärke mitbringen…

Flußufer im Dschungel (Wald von Keje Sewen)
Sepan Quelle


Der Fluss ist jedoch nicht nur ein Hindernis, er ist vor allem auch Lebens­ader für alle Wald­be­wohner – unser Team einge­schlossen. Auf dem Weg zur Sepan-Quelle machen die Ranger gerne Rast an seinem Ufer, fangen einen Fisch oder zwei und grillen ihn zum Mittagessen.


Weites, offenes Gras­land ermög­licht Tierbeobachtungen


Die Nach­mit­tags­stunden sind am besten für Beob­ach­tungen an der Quelle geeignet. Wir vermuten, dass die Tiere zu dieser Tages­zeit mit der Nahrungs­suche fertig sind und nach einem anstren­genden Tag Flüs­sig­keit zu sich nehmen müssen. An manchen Tagen hatten wir das Glück, Wild­tiere wie Hirsche, Munt­jacs und Wild­schweine zu sehen, die alle gleich­zeitig aus der Quelle tranken.

Fluß im Dschungel (Wald von Keje Sewen)
Sepan Quelle — ein Juwe­lier im Wald von Keje Sewen


Und es gibt noch einen Grund, warum unser Team diesen Ort so liebt: Die Quelle liegt umgeben von offenem Gras­land. Anders als im dichten Regen­wald, hat man hier einen gewissen Ausblick auf die Natur ringsum. Wenn der Wind durch das hohe Gras weht, ist das ein nahezu medi­ta­tiver Anblick. Unsere Ranger verhalten sich ganz ruhig, um die Tiere nicht zu stören, die dieses Gebiet besu­chen. Oft sind es ganz unter­schied­liche Arten, die sich der Quelle nähern. Es ist eine unbe­schreib­liche, fast märchen­hafte Atmo­sphäre, die man nie vergessen wird, wenn man sie einmal erlebt hat.


Das Wunder der Sepan-Quelle und des Regen­waldes bewahren


In magi­schen Momenten wie diesen wird unserem Team beson­ders deut­lich, wofür wir bei BOS kämpfen: Unser Schutz der Orang-Utans und ihres Lebens­raumes trägt dazu bei, zeitlos schöne und unbe­rührte Orte wie die Sepan-Quelle zu bewahren. Denn Orang-Utan-Schutz ist Regen­wald­schutz ist Klimaschutz.


Bitte unter­stützen Sie uns dabei, den Kehje Sewen Wald mit seinen Wundern der Flora und Fauna zu schützen und damit ein Stück Lebens­raum der letzten Orang-Utans zu retten! Jede Spende zählt.