14. Oktober 2024
Furchenhornvogel

Schön und äußerst selten: Furchen­horn­vögel im Kehje Sewen

Wisst Ihr, was das Wunder­bare daran ist, als BOS-Ranger tief im Regen­wald zu arbeiten? Jeder Tag bringt neue Über­ra­schungen! Die Sich­tung und Beob­ach­tung von Orang-Utans steht für unser Post-Release Moni­to­ring Team im Camp Nles Mamse dabei natür­lich an erster Stelle. Aber auch Begeg­nungen mit anderen, oftmals vom Aussterben bedrohten Tier­arten oder die Entde­ckung seltener Pflan­zen­arten machen den Reiz des „Arbeits­platzes“ im geschützten Kehje Sewen Wald aus.


An diesem Nach­mittag, von dem wir Euch erzählen möchten, hatte das Team bereits Feier­abend und spielte eine Partie Badminton auf der Lich­tung am Camp. Plötz­lich vernahmen sie den Ruf eines Furchen­horn­vo­gels (Rhyti­ceros undu­latus). Die Männer legten die Schläger beiseite und näherten sich leise und unauf­fällig jender Stelle, von der der Ruf kam. Auf einem Shorea-Baum entdeckten sie nicht nur einen Furchen­horn­vogel, sondern ein Pärchen. Ranger Welem hatte geis­tes­ge­gen­wärtig seine Kamera gegriffen und es gelang ihm, einige Fotos von den auffäl­ligen Vögeln zu machen.

Furchenhornvögel
Bei den Furchen­horn­vö­geln unter­scheiden sich Männ­chen und Weib­chen optisch sehr deutlich

Furchen­horn­vögel sind eine sexuell dimorphe Spezies. Das bedeutet: Männ­chen und Weib­chen unter­scheiden sich in ihrem äußeren Erschei­nungs­bild sehr deut­lich. Während die Männ­chen ein elfen­bein­weißes Gesicht und einen ziegel­stein­roten Nacken haben, ist das Gesicht der Weib­chen ebenso wie ihr Nacken schwarz. Das Männ­chen besitzt außerdem einen leuch­tend­gelben Haut­sack am Hals, den es aufblasen kann, um Weib­chen zu beein­dru­cken oder um sein Terri­to­rium gegen­über Konkur­renten zu vertei­digen. Das Weib­chen trägt eben­falls einen Haut­sack am Hals, dieser ist jedoch blau und kann nicht vergrö­ßert werden. Beide können bis zu 90 Zenti­meter groß werden, wobei die Männ­chen mit bis zu 3,6 Kilo­gramm Gewicht deut­lich massiver wirken als die bis zu 2,7 Kilo­gramm schweren Weibchen.


Furchen­horn­vögel bleiben ein Leben lang als Paar zusammen


Während ihrer Lebens­zeit wählen Furchen­horn­vögel ein einziges Mal einen Partner, mit dem sie monogam zusam­men­bleiben. Dabei ist die Aufga­ben­ver­tei­lung streng gere­gelt: Während der Brut­zeit ist ausschließ­lich das Männ­chen für die Futter­be­schaf­fung zuständig. Auf dem Spei­se­plan der Vögel stehen Früchte, vor allem Feigen, aber auch Insekten und kleine Repti­lien. Das Weib­chen brütet die Eier aus und verlässt erst dann das Nest, das übli­cher­weise in einem hohlen Baum­stamm gebaut wird, wenn die Jungen flügge geworden sind. Dafür sorgt das Männ­chen, indem es den Eingang des Nestes mit Schlamm und Kot verschließt, bis nur noch ein kleines Loch übrig bleibt, durch das er mit der Schna­bel­spitze das Futter herein reicht.


Vom Aussterben bedroht: im Kehje Sewen gibt es noch Furchenhornvögel


Die Inter­na­tio­nale Union zur Bewah­rung der Natur (IUCN) führt Furchen­horn­vögel leider auf ihrer Liste der vom Aussterben bedrohten Tier­arten. Dass unsere PRM-Team ein Paar der Tiere gesichtet hat, ist daher eine beson­ders schöne Über­ra­schung. Und es zeigt uns wieder einmal, was für ein Biodi­ver­si­täts-Hotspot der Kehje Sewen Wald ist: Neben Orang-Utans ist er das Zuhause zahl­rei­cher, teils seltener Arten.

Furchenhornvögel auf Borneo

Bis zum Sonnen­un­ter­gang konnten unsere Ranger das Vogel­paar beob­achten, die sich von der behut­samen Anwe­sen­heit der Menschen nicht stören ließen. Was für ein Geschenk, diese selten gewor­denen Tiere in all ihrer Schön­heit doch sind – für Natur­freunde, Orni­tho­logen und natür­lich für den Wald selbst und sein noch intaktes Ökosystem.


Bitte helfen Sie uns, den Kehje Sewen Wald als Lebens­raum für Orang-Utans und andere bedrohte Tier­arten zu bewahren! Jede Spende, ganz gleich in welcher Höhe, unter­stützt unsere Arbeit und kommt direkt dort an, wo sie gebraucht wird.